Es gibt kein „Dreierlei von der grünen Beerenfrucht“ und auch das gefiederte Nationalsymbol Neuseelands wandert nicht in den Kochtopf. Das würde die beliebte Moderatorin Andrea Kiewel, die unter dem Spitznamen „Kiwi“ bekannt ist, als bekennende Vegetarierin sowieso nicht zulassen. Ihr Menü ist unkompliziert, gesund, abwechslungsreich und international – und spiegelt damit genau ihren Lebensstil wider.Â
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„Mit dem Kiwi, einer Art Schnepfe, habe ich auch eine wichtige Gemeinsamkeit: wir sind beide nachtaktiv“, erzählt Andrea Kiewel lachend, als wir sie im Küchenstudio begrüßen. Und gleich legt sie los und packt ihre mitgebrachten Utensilien aus. Von sorgsam vorbereiteten Zutaten bis hin zu edlen, gusseisernen Töpfen in bunten Farben hat sie alles dabei.
Die Auswahl des Menüs fiel ihr leicht: „Da ich mich selbst nicht als herausragende Köchin sehe, habe ich mich einfach für Gerichte entschieden, deren Rezepte ich schon tausendmal probiert habe.“ Im schicken, farbenfrohen Koch-Outfit, mit flachen Slippern und hochgesteckten Haaren, bereitet Kiwi als Erstes den Frankfurter Zwetschgen-Streusel zu, damit er rechtzeitig in den Ofen kommt.
Während sie die Form vorbereitet, klären wir erstmal den Unterschied zwischen Pflaumen und Zwetschgen. Für Kuchen verwendet man besser Zwetschgen, die eine Unterart der Pflaumen sind, da sie sich leichter entsteinen lassen und festeres Fruchtfleisch haben, das auch nach dem Erhitzen seine Form behält. Als Kiwi den Kuchen in den Ofen schiebt, zieht sie sich ihre Handschuhe an: „Die stammen noch von meiner Mama. Ich mag Dinge mit Geschichte. Sie sind für mich ein Symbol für gelebtes Leben.“
Wild entschlossen zum Erfolg
Kiewel wuchs in Ost-Berlin auf, wo ihre Jugend stark durch das DDR-System geprägt war. „Ich war Leistungsschwimmerin im Nationalteam. Da war enorme Disziplin gefragt, aber ich kann sagen, ich profitiere noch heute davon!“ Während sie die Kürbissuppe zubereitet und die Kokosmilch zur Gemüsebrühe gibt, erzählt sie schmunzelnd: „Irgendwie war das lustig: Ausgerechnet ich, die gern und viel redet, habe mir eine ruhige Einzelsportart ausgesucht. Oft bin ich über 20 Kilometer am Tag still geschwommen!“
„Ich liebe Kinder, deshalb wurde ich Lehrerin.“
Doch noch vor dem Abitur gab Kiwi den Schwimmsport auf und studierte anschließend Deutsch und Sport. „Eigentlich wollte ich Journalistin werden, aber in der DDR wurden nur SED-Mitglieder zum Studium zugelassen. Ich liebe Kinder, deshalb wurde ich dann Lehrerin.“ Aber um ihrem ursprünglichen Wunsch doch noch näher zu kommen, ging sie nebenbei zu Castings und erreichte schließlich ihr Ziel. Sie arbeitete erst beim Deutschen Fernsehfunk und nach der Wende beim SAT1-Frühstücksfernsehen.
Eine originelle Zwischenstation war die Esoterik-Talkshow „Talk X“, zu der Kiwi sagt: „Grundsätzlich bin ich sehr aufgeschlossen gegenüber solchen Themen. Ich glaube an Karma. Das heißt, dass man alles zurückbekommt, was man Gutes oder Schlechtes getan hat. Mit dieser Einstellung bin ich bisher sehr gut gefahren.“
Fernsehgarten: Kochen in der Waschmaschine
Kiwis Kokos-Kürbissuppe ist eine bunte Kreation mit griechischen und asiatischen Einflüssen. Die Halloumiwürfel bilden ein interessantes Topping und die fein dosierte Schärfe der Chili macht die Suppe zu einer exotischen Überraschung. Andrea Kiewel arbeitet beruflich oft mit Fernsehköchen zusammen: „Ich brutzel gern mit Christian Rach, Johann Lafer, Sybille Schönberger – und natürlich mit Armin Roßmeier, der auch im Fernsehgarten kocht.“
Seit 2000 sorgt Kiwi durch ihre fröhliche, positive und sprudelnde Art bei den Zuschauern und Teilnehmern des ZDF-Fernsehgarten für gute Laune. Die Sendung ist untrennbar mit ihr verbunden. Gelegentlich werden hier auch kulinarische Experimente unternommen. Als besonders originell in Erinnerung sind ihr die Versuche, auf einer heißen Auto-Motorhaube ein Spiegelei zu braten und in Folie eingeschweißte Speisen „sous vide“ in einer Waschmaschine zu kochen. Beides gelang sogar!
Kiwi ist bei den Zuschauern so beliebt, dass sie 2007 mit der „Goldenen Henne“ ausgezeichnet wurde. „Ich würde lügen, wenn ich nicht zugäbe, dass mich solche Auszeichnungen sehr freuen – schließlich war ich ja mal Leistungssportlerin. Man kann zwar nicht immer und überall die Beste sein, aber mein Ehrgeiz richtet sich vor allem darauf, immer mein Bestes zu geben.“
Mit dieser lobenswerten Einstellung geht es jetzt auch engagiert an den Hauptgang. Die Besonderheit bei ihren fleischlosen Auberginen Parmigiana ist die Mozzarella-Semmelbrösel-Haube. Am liebsten kauft sie Bio-Lebensmittel auf dem Wochenmarkt oder direkt vom Bauern. Kiwi nimmt sich Zeit zum Kochen, da sie es nicht als tägliche Notwendigkeit, sondern eher als Mittel zur Entspannung sieht und gern klassische Musik dabei hört.
Andrea Kiewels Lieblingsorte in Frankfurt
Momentan lebt Andrea Kiewel noch in Mainz, doch in Kürze wird sie nach Frankfurt umziehen, weil sie besonders die kulturelle Vielfalt der Stadt schätzt. „Frankfurt ist aus meiner Sicht die weltoffenste Stadt in Deutschland nach Berlin. Es gibt eine tolle Restaurantszene. Mein Lieblingslokal ist das ‚Stanley Diamond‘ im trendigen Bahnhofsviertel – dort habe ich auch meinen Geburtstag gefeiert.“
Besonders schön findet sie das Westend mit dem Palmengarten, dem Grüneburgpark und den prächtigen alten Villen, die sie an ihre Heimatstadt Berlin erinnern. „Ich könnte mir durchaus vorstellen, eines Tages ein ‚Westend Girl‘ zu sein“, sagt sie schmunzelnd in Anspielung auf den Hit der Pet Shop Boys. Andrea Kiewel findet auch wunderbar anschauliche Beschreibungen für die Städte, in denen sie lebte oder bald leben wird: „Berlin ist wie ein leidenschaftlicher Liebhaber, jung und ungestüm, aber auch etwas unaufgeräumt. Mainz ist der treusorgende Ehemann. Und Frankfurt ist „Mr. Big“: der große Player im Maßanzug, stilvoll und zurückhaltend, aber nicht unnahbar.“
Nachdem Kiwi noch einige frische Kräuter über das Hauptgericht gestreut hat, ist alles fertig. Ein guter Wein rundet das Menü ab. Beim Essen erzählt sie uns, dass sie im Urlaub gern mit der ganzen Familie und Freunden auf Mallorca ist. „Dort gehen wir nicht in Touristenrestaurants, sondern lieber in die Lokale, in denen Einheimische essen.“
Manchmal leihen wir uns auch ein kleines Boot. Ich kaufe dann Baguette, belege es lecker und wir machen Picknick auf dem Meer.“ Man sieht ganz deutlich: Es braucht gar nicht viel, um genießen zu können. Liebevolle Zubereitung und ein Kreis netter Menschen – das ist wichtiger als teure Zutaten und prätentiöse Präsentation.
Rezepte
Kürbis-Kokossuppe mit Halloumiwürfeln
400 g Hokkaido-Kürbiswürfel
80 g angeschwitzte Zwiebelwürfel
700 ml Gemüsebrühe
120 ml Kokosmilch
3 Msp. gemahlener Zimt
1/4 TL Kreuzkümmelpulver
250 g Halloumiwürfel
3 EL Olivenöl
1 EL gehobelten Ingwer
2 Chilischoten (ohne Kerne)
1 gehäufter EL Mandelplättchen
Salz, schwarzer und weißer Pfeffer
Kürbiswürfel mit angeschwitzten Zwiebeln in Olivenöl angehen lassen, mit Gemüsebrühe aufgießen, aufkochen und köcheln lassen, bis der Kürbis weich ist. Mit dem Mixstab fein pürieren, mit Kokosmilch auffüllen, erneut durchkochen lassen, mit Salz, weißem Pfeffer, Zimt und Kreuzkümmel würzen und noch mal kurz mit dem Mixstab pürieren, damit sich die Gewürze gut auflösen. Topf vom Herd nehmen und zugedeckt stehen lassen. Halloumiwürfel in Olivenöl goldgelb anbraten, Ringe von Chilischoten ohne Kerne zugeben, mit angehen lassen, mit Salz und Pfeffer würzen. Gehobelten Ingwer und Mandelplättchen zufügen, kurz mit anschwenken.Suppe in tiefen Tellern anrichten und vorsichtig mit Halloumiwürfeln und den anderen Zutaten bestreuen.
Weinempfehlung Aperitif: Crémant de Bourgogne, Blanc de Noirs brut 2012, Bailly Lapierre
Auberginen-Parmigiana
3 große Auberginen
Olivenöl
1 Zwiebel, gewürfelt
1/2 Knoblauchzehe, gewürfelt
1 gehäufter TL getrockneter Oregano
800 g geschälte Tomaten aus der Dose
5-7 EL Semmelbrösel
150 g Büffelmozzarella
Salz, Pfeffer Essig
jede Menge frische Basilikumblätter
jede Menge frisch gehobelten Parmesan
etwas frischen Oregano
Auberginen vom Strunk befreien, der Länge nach halbieren und anschließend in dünne (0,5 cm) Scheiben schneiden. Backblech mit Backpapier belegen und Auberginen portionsweise im Backofen grillen. Erst passiert gar nichts, dann werden die Auberginenscheiben schnell schwarz, also aufpassen. Alle gegrillten Auberginenscheiben in einer Schüssel beiseitestellen. In einen großen Topf 3 – 5 EL Olivenöl füllen, bei mittlerer Temperatur erhitzen, Knoblauch, Zwiebelwürfel und den getrockneten Oregano 10 Minuten darin dünsten bis alles wie eine Paste aussieht und etwas angebräunt ist. Dosentomaten einfüllen, diese grob zerkleinern, alles miteinander verrühren, Deckel auf den Topf und 20 Minuten sanft köcheln lassen. Wenn die Soße etwas eingedickt ist und duftet, das frische Basilikum und bei Bedarf einen kleinen Spritzer hochwertigen Essig (Balsamico oder Pflaumenessig) einrühren und pürieren oder kräftig durchrühren. Behutsam salzen und pfeffern. Wenn die Soße zu sauer ist, eine Prise Zucker dazugeben!
Backofen Umluft auf 190 Grad vorheizen. In eine ungefettete Gratinform etwas Tomatensoße verteilen, darauf Parmesan hobeln (gern üppig), dann eine Lage Auberginen und dann wieder Tomatensoße und so weiter und so fort. Eine dünne Schicht Soße und darauf üppig Parmesan bilden den Abschluss. Pfanne auf den Herd, höchste Stufe, etwas Olivenöl einfüllen und die Semmelbrösel dazugeben, immerzu umrühren, es brennt wahnsinnig schnell an. Gut rühren und bei mittlerer Bräunung die Pfanne vom Herd nehmen. Mozzarella zerpflücken, auf dem Auflauf verteilen und dann die angebräunten Semmelbrösel darüber geben. Auflauf in den vorgeheizten Ofen schieben, Temperatur auf ca. 170 Grad reduzieren und den Auflauf ca. 30 Minuten backen lassen, bis die Soße blubbert und sich alle Zutaten miteinander anfreunden.
Über den heißen Auflauf nach Lust und Laune etwas frischen Oregano oder einige Basilikumblätter streuen.
Weinempfehlung Hauptspeise: „Summa“ Rioja Reserva DOC, Spanien 2010, Bodegas Olarra
Frankfurter Zwetschgen-Streusel mit Apfeleis
750 g Zwetschgen
2-3 EL Puderzucker
1 Msp. Zimtpulver
120 g Mehl
2 EL Zucker
1 Päckchen Vanillezucker
2 EL Kokosraspeln
2 EL Haferflocken
80 g eiskalte Butter und Butter zum Fetten der Auflaufform
Einige Kugeln Apfeleis
Zwetschgen waschen, abtupfen, halbieren, entkernen und in eine Schüssel geben. Puderzucker mit Zimt vermischen und unter die Zwetschgen mischen. Zugedeckt marinieren.
Backofen auf 180 Grad vorheizen (Umluft).
Mehl in eine Schüssel sieben, Zucker, Vanillezucker, Kokosraspeln und Haferflocken untermischen. Die eiskalte Butter auf der Rohkostreibe in die Mehlmischung reiben und alles mit den Händen verkneten, bis tolle Streusel entstehen.
Auflaufform fetten, Zwetschgen mit dem entstandenen Saft einfüllen und die Streusel darüber verteilen. Zwetschgen-Streusel-Auflauf im heißem Ofen (mittlere Schiene, auf 160 Grad reduzieren) in ca. 25 Minuten goldgelb backen. Wenn nötig, in den letzten fünf Minuten die Oberhitze dazuschalten. Warm oder kalt mit Apfeleis servieren.
Weinempfehlung Dessert: Aichenberg Trockenbeerenauslese, Müller-Thurgau, Burgenland 2007
Wir bedanken uns für die freundliche Unterstützung!
Location: Küchenhaus Süd
Auswahl und Bereitstellung der Weine: Bottle Shock/WineBank Frankfurt
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