Wer glaubt, ein Fußballgott ernährt sich nur von Licht, Luft und Flanken, der täuscht sich. Die Eintracht-Stürmerlegende Alex Meier isst gern und mag eigentlich alles. Doch mit dem Kochen hielt er sich lange zurück. Inzwischen ist der sympathische Ex-Profi nicht nur Teilhaber der Isoletta PMP East an der Hanauer Landstraße. Auch am Herd lässt er nichts mehr anbrennen.
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Im Eschborner Küchen Atelier Grohs will er Burrata mit Bresaola und einem Chili-Mango-Dressing zaubern. Danach soll es Paccheri mit Rinderstreifen geben – „mein Lieblingsgericht“. Wir dürfen ihm über die Schulter schauen. Von Lampenfieber ist wenig zu bemerken, auch wenn er seine Kochkünste für ausbaufähig hält. Er nimmt sich Zeit und plaudert auch über die eigene Karriere und seine Pläne. Kochen als Entspannung – so soll es sein.
Match-Strategie
Lauchzwiebeln, Peperoncini, Mangos und Tomaten liegen – übersichtlich geordnet – für die beiden Gänge bereit. Auch für die Kräuter ist gesorgt. Es ist wie vor einem Match. Ohne geordnete Strategie und gründliche Vorbereitung läuft nichts. „Ich war immer sehr auf Fußball fokussiert“, bemerkt er beim Sortieren der Zutaten. Bis heute trinkt Alex Meier keinen Tropfen Alkohol. „Ich mag Cola. Oder Energydrinks. Übrigens nicht wegen des Kicks. Es schmeckt mir einfach.“
„Die Kombination aus Scharfem, Süßem und mild Salzigem passt genau. Außerdem kriegt das fast jeder hin.“ – Alex Meier
Mit Lust und Laune macht sich der ehemalige Goalgetter nun frisch ans Werk. Für die pikant-leckere Vorspeise halbiert er souverän zwei große Mangos und entfernt die Schale. Dann portioniert er das goldgelbe Fruchtfleisch in appetitliche Stückchen. Der Rest kommt in einem Mixer für das fruchtige Dressing. Damit werden die cremigen Burrata-Kugeln übergossen und noch etwas Chili hinzugefügt. Eingerahmt wird das Ensemble von hauchzarten Bresaola-Scheiben – gepökeltes und luftgetrocknetes feines Muskelfleisch aus der Rinderkeule. „Schon sehr lecker“, findet Alex Meier. Er ist mit sich zufrieden. „Die Kombination aus Scharfem, Süßem und mild Salzigem passt genau. Außerdem kriegt das fast jeder hin.“ Er lacht.

Durchbruch in Frankfurt
Alex Meier stammt aus der Nordheide, rund 30 Kilometer südlich von Hamburg. Was er macht, will der gebürtige Niedersachse möglichst gut machen. Schon mit sieben Jahren wechselte er vom TSV Buchholz 08 zum großen Hamburger SV. Sein Talent und die Bereitschaft, sich stetig zu verbessern, wurden frühzeitig erkannt. Beim HSV konnte er sich nach einer Verletzung nicht durchsetzen. „Da bin ich mit 18 Jahren zum Lokalrivalen FC St. Pauli gegangen“, berichtet er in der Kochpause. „Mit 19 Jahren machte ich dort mein erstes Bundesligaspiel – ausgerechnet im Stadtderby gegen den HSV.“ Das ging 0:4 verloren.
Den Durchbruch erlebte er erst in Frankfurt. Als er 2004 zur Eintracht kam, stiegen die Hessen sofort wieder in die Bundesliga auf. Die Platzierungen schwankten stark wie ein volatiler Börsenkurs. Oft musste um den Klassenerhalt gekämpft werden. 2010/11 stieg man völlig unerwartet wieder ab. Nun begann Meiers beste Zeit. Er schoss 2011/12 die meisten Tore der zweiten Liga und führte die Mannschaft sofort wieder ins Oberhaus.
„Mein Kopfballspiel war trotz meiner Größe nicht überragend, aber ich habe aussichtsreiche Situationen oft frühzeitig erkannt.“ – Alex Meier
„Damals riefen die ersten Fans Alex Meier Fußballgott“, grinst er. Der Name wurde zum Markenzeichen. Dabei war er nie ein Ballartist. Doch sehr effektiv. Sein Gespür für freie Räume auf dem Platz ist noch heute legendär. Doch er blieb immer selbstkritisch. Sein Kopfballspiel sei trotz seiner Größe nicht überragend gewesen, räumt er ein. Und andere seien auch schneller gewesen. „Aber ich habe aussichtsreiche Situationen oft frühzeitig erkannt.“ 2014/2015 wurde er Torschützenkönig der ersten Bundesliga – 19-mal hatte er getroffen. „Zwischen 28 und 32 Jahren ist ein Fußballer ja oft am besten“, erklärt er. „Du kennst dann genau deinen Körper und bringst die nötige Erfahrung mit.“
Feingefühl – wie im Fußball
Nun ist er für den Hauptgang motiviert. Entschlossen zerhackt er Petersilie, Zwiebeln und Knoblauch – auch wenn ihm der Respekt vor dem scharfen Küchenmesser anzumerken ist. Die Haut der Tomaten entfernt er mit Feingefühl. „Zweimal stand ich im Pokalfinale, aber wir verloren“, erinnert er sich. „Als wir gegen Bayern München 2018 Pokalsieger wurden, saß ich leider nicht einmal mehr auf der Bank.“ Da neigte sich seine Laufbahn nämlich schon dem Ende zu und sein Vertrag bei der Eintracht lief aus.

Es folgte noch einmal der FC St. Pauli und als letzte Station von 2019 bis 2020 die Western Sydney Wanderers. „Sydney war als Stadt Weltklasse. Die Australier sind nett, die Lage am Meer ist toll. Aber ich habe die Sache zu ernst genommen. Das war ein Fehler.“ Er füllt nun einen großen Topf mit Wasser, gibt etwas Meersalz hinzu und lässt die Paccheri Rigati hineinpurzeln. Sie sind typisch für die Region Kampanien um Neapel.
Alex Meiers Abenteuer Down Under
Statt das Engagement auch ein bisschen als Urlaub zu genießen, habe er sich Trainingseinheiten noch vor dem eigentlichen Training verordnet. „Aber mit Ende Dreißig lässt die Leistung einfach nach.“ Alles in allem sei der Trip nach Down Under für ihn ein wertvolles Stück Lebenserfahrung gewesen. Er greift sich ein großes Stück Rinderfilet und schneidet mehrere Scheiben ab. Seine Messerklinge macht daraus schmale Streifen. Trotzdem sehnte er sich in Sydney nach ein paar Monaten nach Hause. „Mir haben auch die Fans gefehlt.“ Bei den Heimspielen hätten die Wanderers immerhin rund 12.000 Zuschauer gehabt. „Aber auswärts verloren sich in riesigen Rugbystadien nur zwei- bis viertausend Leute.“
„Es macht mir Spaß, mit dem Nachwuchs zu arbeiten, auch wenn es manchmal etwas anstrengend ist. Die Jungens ticken anders als wir früher.“ – Alex Meier
Der 41-Jährige, der als Spieler mit der Eintracht so viele Erfolge gefeiert hat, ist nun längst wieder für die Eintracht tätig. Zurzeit trainiert er die U16-Mannschaft. „Es macht mir Spaß, mit dem Nachwuchs zu arbeiten, auch wenn es manchmal etwas anstrengend ist. Die Jungens ticken anders als wir früher“, stellt das bodenständig gebliebene Eintracht-Idol fest. „Das ist aber nicht ihre Schuld. Die Ablenkungen sind heute größer. Für uns gab es eben nur Fußball.“ Bislang besitzt Alex Meier eine B-Plus-Lizenz. Ob es für eine Trainerkarriere reicht, weiß er noch nicht. Für die A-Lizenz hat er sich angemeldet. Um im Spitzenfußball als Chef-Coach zu arbeiten, braucht er eine Pro-Lizenz. „Das ist mein Ziel.“
Italienisches Lieblingsrestaurant
Manchmal besteht ja das Leben aus Zufällen und Gelegenheiten. Michael Schramm, Gründer der Isoletta-Holding, und der ehemalige Bayern-Profi und Bayern-Sportdirektor Hassan Salihamidžić hätten ihn vor rund eineinhalb Jahren in einem Videocall überzeugt, als Investor bei der Isoletta PMP East einzusteigen.
Inzwischen ist das Lokal sein zweites Zuhause. „Es liegt genau auf dem Weg zum Eintracht-Sportgelände am Riederwald.“ Die Küche gefalle ihm. Vier- oder fünfmal die Woche kehrt er dort ein, hier bespricht er Geschäftliches und Privates. Und guckt hin und wieder den italienischen Köchen über die Schulter, um seine Küchenkenntnisse zu erweitern. Seine neu gewonnenen Kochkünste gibt’s jetzt als Event: „Alex kocht“ findet einmal monatlich in der Isoletta PMP East statt: Meier kocht für Gäste und Fans und plaudert dabei locker aus dem Nähkästchen.
Weißwein nur im Essen
Er greift jetzt selbst zur Pfanne und gießt mit leichtem Schwung etwas Olivenöl hinein. Die zurechtgeschnittenen Tomaten, Lauchzwiebeln, Knoblauchzehen und Kräuter werden aufgekocht. Allmählich entwickelt sich ein kräftiger Sud. Grundsätzlich sei er nicht auf italienische Speisen festgelegt, fährt er fort. „Alle Geschmacksrichtungen sind ja in Frankfurt vertreten.
Es gibt sehr viele gute Lokale“, findet er. Die müssen für ihn nicht unbedingt teuer sein. Auch für Hausmannskost kann sich Alex Meier erwärmen. „Zum Beispiel für Leberkäs‘ mit Spiegelei und Bratkartoffeln.“ In einer zweiten Pfanne brät Alex Meier die Rinderfiletstreifen an und legt zwei Rosmarinzweige hinzu. Es geht voran. Er gibt das Fleisch nun in die andere Pfanne und fügt ein paar Löffel Tomatensaft hinzu. Dann kommt auch noch ein Schuss Weißwein hinein. Die gekochten Paccheri rührt er unter. Dann lässt er alles noch ein paar Minuten köcheln.

Joggen? Langweilig!
Auf seine Figur achtet der ehemalige Profisportler noch immer. Der 1,96 Meter große Norddeutsche ist auch nach dem Ende seiner Profikarriere schlank und rank geblieben. „Fitnesstraining habe ich in letzter Zeit leider etwas vernachlässigt“, räumt er ein. „Und Jogging finde ich langweilig. Das mache ich höchstens mal zusammen mit meinem Hund Alf.“ Er spiele dafür regelmäßig Paddle Tennis. „Am liebsten Einzel.“

Der einstige Fußballheld schmeckt noch einmal ab und hebt den Daumen. Wir setzen uns gemeinsam an einen großen Tisch. Und sparen nicht mit Lob. Die Pasta ist al Dente. Die Filetstreifen butterzart. Und der Tomatensud kräftig mit einer leisen Schärfe. Der Ex-Kicker wiegelt bescheiden ab. „Bislang traue ich mich erst an wenige Gerichte heran.“ Bis zum Küchengott sei es noch ein Stückchen.
Selbstdisziplin und Ambitionen
Dass er den Job am Herd heute gemeistert hat, ist schon mal beachtlich. Erleichtert erzählt Alex Meier noch ein bisschen von seiner Arbeit mit den Jugendlichen der U16. Fußball bleibt wohl doch seine Hauptpassion. Es seien aber nur ganz wenige, die später vom Fußball leben könnten. Deshalb rät er den Eltern, darauf zu achten, dass ihre Kinder einen vernünftigen Schulabschluss hinlegten und sich auch beruflich orientierten. „Ich selbst habe meine mittlere Reife gemacht und eine Lehre als Bürokaufmann begonnen.“ Die Ambitionen seien heute andere. Es gehöre schon viel Selbstdisziplin dazu, wenn man Profi werden wolle, meint er. „Gerade in der Pubertät, wenn die äußeren Einflüsse zunehmen, muss trotzdem der Fußball im Mittelpunkt bleiben.“

Manchmal wundert sich Alex Meier, wie aufgeregt das Fußballgeschäft geworden ist. Die Eintracht-Anhänger würden momentan schon unruhig, wenn die Mannschaft mit einem ziemlich neuen Kader und einem jungen Trainer nicht ganz in der Spitze mitspiele. „Der Erwartungsdruck ist sehr groß. Früher hätten wir davon geträumt, einen Platz im oberen Drittel zu erreichen“, gibt der Fußballgott zu bedenken. „Aber wenn das mittlerweile die Ansprüche sind, haben wir im Verein in den vergangenen Jahren wohl vieles richtig gemacht.“

Rezepte
Burrata mit Bresaola & Mango

Zutaten für 4 Personen
4 Burrata
2 Mangos
1 Chili
200 Gramm Bresaola
400 Gramm Rucola
Für das Dressing
1 EL weißer Aceto di Balsamico
1 EL Olivenöl
1 TL Honig
Salz und Pfeffer
Zubereitung
Zuerst Mangos schälen und halbieren. Dann die Frucht in mundgerechte Stücke schneiden. Für das Dressing steckt man die Mango zusammen mit etwas Olivenöl, einem Esslöffel weißem Aceto di Balsamico sowie Salz und Pfeffer in den Mixer und mixt bis zur gewünschten Konsistenz. Mit etwas Honig und Chili abschmecken. Wenn das Dressing zu dick wird, mit einem kleinen Schluck Wasser verdünnen.
Die Burrata und die Mangostückchen auf einem Rucola-Bett platzieren und großzügig mit dem fruchtig-scharfen Mango-Dressing übergießen. Zum Schluss mit drei bis vier Scheiben hauchzartem Bresaola und etwas Chili anrichten.
Paccheri mit Rinderfiletstreifen

Zutaten für 4 Personen
500 Gramm Paccheri
2 Lauchzwiebeln,
2 Knoblauch
6 Frische Cherry-Tomaten
0,1 l Weißwein
2 Rosmarinzweige
250 ml passierte Tomaten
Basilikum
Petersilie
2 EL Olivenöl
Zubereitung
Cherry-Tomaten klein schneiden, Petersilie, Lauchzwiebeln und Knoblauch hacken. Danach Nudelwasser aufsetzen. Wenn es kocht, die Paccheri hinzugeben und die vorgegebene Kochzeit beachten. In einer Pfanne die Lauchzwiebeln, Knoblauch und Kräuter in Olivenöl anschwitzen. Das Rinderfilet in feine Streifen schneiden und mit Rosmarin in einer anderen Pfanne anbraten. Zum Schluss das Fleisch in die andere Pfanne geben, Pasta dazu und mit Weißwein und den passierten Tomaten ablöschen, alles vermengen und köcheln lassen. Mit Basilikum sowie Cherry-Tomaten garnieren und servieren.
Danke an:
Sabine und Gerhard Grohs für die Location und Gastfreundschaft
Isoletta für deren hausgemachte Burrata, die handgemachten Paccheri, das eigene Ölivenöl und den Isoletta-Lugana
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