Schlösser und Burgen üben eine ungeheure Faszination aus: mächtige Zeitzeugen historischer Ereignisse und Dramen, in denen hinter jeder Ecke, jeder Tür ein Geheimnis zu lauern scheint. Bis zu 1.000 Jahre alt, beherbergen die ehrwürdigen Gemäuer heute Museen, Stiftungen, Universitäten, Restaurants und Hotels oder sind von Privatbesitzern bewohnt. Die magische Ausstrahlung dieser Prachtbauten zieht Touristen aus aller Welt nach Deutschland. Lassen Sie sich von den schönsten Schlössern und Burgen Deutschlands verzaubern.
Inhalt
Das Gesamt-Kunstwerk: Burg Eltz im Elztal

Zehn Stockwerke mit pittoresken Türmen, Giebeln und Erkern inmitten dicht bewaldeter Hügel auf einer steilen Felskuppe, verwunschen und märchenhaft: Die Burg Eltz in Rheinland-Pfalz ist umgeben vom Elzbach, der sie wie ein natürlicher Burggraben von drei Seiten umschließt. Sie befindet sich in der 33. Generation im Besitz der Adelsfamilie Eltz, die sie von Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1157 geschenkt bekam. Eine der wenigen Festungen, die nie erobert wurde und dadurch fast vollständig erhalten ist – eine Trutzburg wie aus dem Bilderbuch.
Die Löwenburg in Kassel

Im traumhaften Bergpark Wilhelmshöhe entstanden Ende des 18. Jahrhunderts die Löwenburg und Schloss Wilhelmshöhe, die Landgraf Wilhelm IX als barockes Lustschloss errichtete. Das prachtvolle Schloss beeindruckt mit herrlichem Anwesen, die pseudo-mittelalterliche Burgruine Löwenburg wirkt mit ihren kleinen Türmchen, Erkern und Nischen wie aus dem Märchen. Der Bergpark mit dem Herkules-Monument und der Wasserkaskadenanlage ist ein einzigartiges Gesamtkunstwerk und als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt.
Buch-Tipp
Die Versteckte Schönheit: Schloss Mespelbrunn im Spessart

Versteckt in einem abgelegenen Spessart-Seitental hat Wasserschloss Mespelbrunn alle Kriege unbeschadet überstanden. Der Sohn des kurfürstlichen Forstmeisters Hamann Echter hatte 1427 aus dem Weiherhaus seines Vaters ein Gebäude mit Mauern, Türmen und Wassergraben errichtet, um sich im wilden Wald vor Plünderungen zu schützen. Die nachfolgenden Generationen der Familie verwandelten das abweisende Gemäuer in ein Renaissanceschloss von malerischer Harmonie, das sich traumhaft im Wasser spiegelt. Seit dem Film „Das Wirtshaus im Spessart“ mit Liselotte Pulver von 1958 gilt als Sinnbild der Spessartromantik.
Das Lebendige: Schloss Braunfels im Lahntal

Von weitem sichtbar thront Schloss Braunfels mit seiner einmalig schönen Silhouette auf einer bewaldeten Basaltkuppe über der Altstadt von Braunfels. Seit dem 13. Jahrhundert ist es der Stammsitz der Grafen zu Solms-Braunfels, die es heute noch erhalten und bewohnen. In den 800 Jahren in Familienbesitz entwickelte sich die einstige Burg durch Um- und Ausbauten zu einem imposanten Märchenschloss mit romantischen Zinntürmchen und blaugrauen Dachschiefern. Kulturelle Veranstaltungen lassen das Mittelalter an diesem magischen Ort wieder lebendig werden.
Das Üppige: Schloss Nordkirchen im Münsterland

Die imposante Schlossanlage mit ihrem 170 Hektar großen Landschaftspark wird wegen ihrer baulichen Ausmaße und der barocken Pracht auch das „Westfälische Versailles“ genannt. Die kunstvolle Gartenanlage fasziniert mit wunderschönen Alleen, akkurat getrimmten Formgehölzen und barocken Skulpturen in perfekter Harmonie. Im Schloss zieren kostbare Stuckarbeiten, Deckengemälde und feine Holzschnitzereien die prächtigen Säle. Das beeindruckende Ensemble aus dem 18. Jahrhundert wurde von der Unesco als „Gesamtkunstwerk von internationalem Rang“ für schutzwürdig erklärt.
Buch-Tipp
- Ross, David(Autor)
Das Prunkvolle: Schloss Schwerin

Majestätisch erhebt sich das Schweriner Schloss auf einer Insel im See, durch eine Brücke mit der Altstadt verbunden. Das ehemalige Residenzschloss im Stil der Neorenaissance ist eines der bedeutendsten Bauten des Historismus in Deutschlands. 965 als Wallanlage errichtet, wurde das Gebäude im Laufe der Jahrhunderte ständig verändert und weitergebaut. Seine heutige Form mit Türmchen und Ziergiebeln erhielt es 1857 auf Wunsch von Großherzog Friedrich Franz II. nach Vorbild der französischen Renaissance-Schlösser. Das prunkvolle Bauwerk mit sage und schreibe 653 Zimmern beherbergt ein Museum und den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern.
Das Berauschende: Schloss Linderhof in Ettal

Wer in den opulenten Fantasiewelten von Ludwig II. schwelgen möchte, dem sei Schloss und Park Linderhof empfohlen, eines der vielfältigsten und kunstvollsten Ensembles des 19. Jahrhunderts. Das kleinste seiner drei Märchenschlösser war das Lieblingsschloss des Märchenkönigs, in dem er scheinbar alles, was ihn begeisterte, zu einem Gesamtkunstwerk vereinte: ob antike Götterwelten, orientalische Mystik, Barock- und Rokoko-Elemente, maurische Tempel oder Bühnenbilder aus Wagner-Opern. Eine wahre Orgie aus romantischen Skulpturen, Ornamenten, Kunst und Stilen.
Das Atemberaubende: Schloss Neuschwanstein bei Füssen

Ein Schloss, ein Mythos: Walt Disney war von seinem Anblick derart überwältigt, dass er Schloss Neuschwanstein in seinem Logo, in Filmen sowie in Disneyland nachbilden ließ, als „Dornröschen-Schloss“. Der menschenscheue bayerische König Ludwig II. ließ sich das unglaubliche Monument 1869 bis 1886 als privaten Rückzugsort bauen, mit prachtvollen Schnitzereien und Gemälden von Mythen, Heldensagen und Wagner-Opern im Inneren. Deutschlands Touristen-Attraktion Nummer 1 und eines der meistbesuchten Schlösser Europas blieb unvollendet: Von 200 Räumen wurden nur 14 fertig, bevor Ludwig II. am 9. Juni 1886 entmündigt und anderntags tot im See gefunden wurde.
Das Ritterliche: Schloss Berlepsch im Werratal

Auf einem Bergsporn bei Witzenhausen reckt sich Schloss Berlepsch dramatisch gen Himmel. Die dreiflügelige Burganlage wurde im 14. Jahrhundert erbaut, mehrfach zerstört und wiederaufgebaut. Schlossherr und Familienoberhaupt Sittich Graf von Berlepsch hält das Schloss in der 19. Generation. Wer sich selbst einmal als Schlossherr fühlen möchte, genießt ein Candlelight Dinner im holzgetäfelten Rittersaal und bettet sein Haupt in ein urig-historisches Himmelbett.
Das Wappen der Adelsfamilie von Berlepsch

Die Bedeutung des Wappens
7 Hahnenfedern: Zeichen für Wachsamkeit und Mut. (7 Tage pro Woche)
Schneebälle: Zeichen für Wetterfestigkeit
Küraßprügel (Reiterlanze): Zeichen für Kampfgeist
Offenes Visier: Zeichen für Ehrlichkeit
Halsbandsittiche: Zeichen für Gottesverehrung und christliches Verhalten (5 Tugenden)
Heroldshörner: Zeichen für Heerführer und Gesandte.
Medallion am Hals: Zeichen für Erbkämmerer
3 geknickte Sparren: Zeichen für Haus (Burg), auf einem Berg; in einer Flußbiegung (seßhaft)
Zum Sittichwappen erzählt man sich in der Familie folgende Legende:
„Als Kaiser Barbarossa († 1130) einen Ritter von Berlepsch mit gezähmten Vögeln angetroffen und ihn wegen dieses einem Ritter nicht ziemenden Spiels gerügt habe, soll der Berlepsch erwidert haben, dass er seine ritterliche Gefolgschaft niemals dem Reiche versagt und er diese Vögel von seiner Fahrt in das ,Heilige Land‘ mitgebracht habe, worauf ihm der Kaiser geboten habe, fortan diese Vögel im Wappen zu führen.“
Alle heute lebenden Berlepsch sind Sittich-Nachkommen und viele tragen als Zusatzvornamen den Namen Sittich oder Sitta.
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