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Edelsteine stehen für Luxus und Schönheit zugleich. Diamanten sind begehrt. Doch wertvolle Farbedelsteine wie Rubine, Saphire oder Smaragde werden immer beliebter – und vielfältiger.
Inhalt
Sie sind ein jahrtausendealtes Kulturgut. Sie spiegeln Emotionen wider, stehen für besondere Ereignisse im Leben der Trägerin oder des Trägers. Edelsteine haben ihren besonderen Reiz. Und wer jetzt dabei nur an Diamanten denkt, weit gefehlt.
Farbedelsteine können ein ebenso beeindruckendes Feuer und dazu noch eine besondere Farbbrillanz entwickeln. Wer einmal das Funkeln eines achtkarätigen pinkfarbenen Saphirs gesehen hat, wie ihn der Frankfurter Juwelier Georg Rentmeister im Portfolio hat, dürfte dem beipflichten. „Farbedelsteine liegen im Trend“, bestätigt er. Vor 40 bis 50 Jahren habe es in den Köpfen der Schmuckliebhaber nur Diamanten, Saphire, Rubine und Smaragde gegeben, alle anderen Steine hätten als sogenannte Halbedelsteine keine so große Bedeutung gehabt.

Das hat sich verändert. Auch dank namhafter Juweliere wie etwa Tiffany, der in den 1960er-Jahren den neuentdeckten blauen Tansanit bekannt machte.
„Farbedelsteine müssen sich vor Diamanten keineswegs verstecken. Man muss nur die richtigen herausgreifen“, stellt auch Jörg Lindemann, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Edelstein- und Diamantindustrie mit Sitz in Idar-Oberstein, fest. Und nennt als Beispiel den Rubin, einen der seltensten Edelsteine. Aber auch Tsavorit und roter Spinell, Namen, die nur Edelsteinkennern auf Anhieb etwas sagen, die aber für außergewöhnlich brillante und intensive Grün- und Rottöne stehen, sind etwas Besonderes. Oder der Paraiba-Turmalin aus Brasilien, einer der teuersten Edelsteine überhaupt, der wie in Stein gefasstes Meerwasser aussieht und schon mal so viel kosten kann wie ein Einfamilienhaus.
Kein Wunder, dass solche Steine in früheren Zeiten Fürsten, Königen und Kirchenmännern vorbehalten waren, die damit ihre Macht und Würde zur Schau stellten. Ein Blick in den Londoner Tower, in dem die Kronjuwelen der Queen von England liegen, genügt, um das nachzuvollziehen. Aber spätestens, seit Prinz William seiner Herzogin Kate den von seiner Mutter Lady Diana geerbten zwölfkarätigen blauen Saphir mit Diamantkranz als Verlobungsring an den Finger gesteckt hat, tragen auch jüngere Leute immer häufiger farbige Steine.

Bis heute stehen Schmuckstücke mit Edelsteinen aber für Luxus und Individualität. Denn jeder Edelstein ist ein Unikat und ein Produkt der Natur. Das macht auch seine Magie aus. Nicht wenige Besitzer von Edelsteinen glauben an ihre feinstoffliche Wirkung auf Körper und Seele.
Selten und vielfältig
Edelsteine kommen selten vor. Sie müssen transparent sein und besonders hart. Das sind die drei wichtigsten Kriterien. Sie entstehen unter hohem Druck, bei hohen Temperaturen und in großer Tiefe. „Edelsteine sind Minerale, die sich durch besondere Eigenschaften wie Farbe, Härte, Reinheit und Seltenheit von anderen Mineralen unterscheiden“, erklärt Georg Rentmeister. Der Juwelier hat sich gemeinsam mit seiner Frau Britta, die Goldschmiedin ist, in seinem Geschäft in der Braubachstraße 27, am Eingang zur neuen Altstadt, auf Farbedelsteine spezialisiert. „Ein feiner Edelstein ist in zweierlei Hinsicht eine Seltenheit: Erstens erreichen Mineralien nur auf wenigen Vorkommen Edelsteincharakter, zweitens sind dann nur wenige Steine von ausgesuchter Qualität“, erläutert Rentmeister weiter und hat auch gleich ein Beispiel parat. Man finde Rubine in derber Ausbildung sogar in alpinem Strahlsteinschiefer in der Schweiz. „Tiefrote durchsichtige Rubine kommen dagegen fast nur aus Birma und Thailand.“

Farbedelsteine werden nicht nur in Südostasien gefunden, in Afrika gibt es große Vorkommen an Rubinen, Saphiren und Granatsteinen. Der seltene Tansanit ist nach seinem Fundort Tansania benannt. Südamerika ist vor allem berühmt für Smaragde, Aquamarine, Topase und Saphire. Andere Rohlinge kommen aus Indien und Pakistan, aber auch aus Australien, Mittel- und Nordamerika. Es gibt die Steine in vielfältiger Ausprägung und in vielen Farben. Erst die Bearbeitung, also der Schliff, bringt ihren Glanz und die Farben voll zur Geltung.

Granate beispielsweise kennen viele vermutlich als roten Stein aus dem Schmuck der Großmutter. Es gibt ihn aber als Tsavorit auch in Grün und als Purple-Granat in Violett. Als Mandarin-Granat sei er in Orange derzeit sehr begehrt, berichtet Rentmeister. „Da kostet ein Stein auch schon mal 8.000 Euro, je nach Farbintensität.“ Die Lichtbrechung entscheide mit über den Wert eines Steines. „Der Diamant hat die höchste Lichtbrechung aller Minerale, deshalb funkelt er so.“ Es gibt sogar Edelsteine, die bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen ihre Farbe ändern, etwa der Alexandrit aus dem Ural. Bei langwelligem Licht erscheint er grün, bei kurzwelligem Licht, also am Abend oder bei Kerzenschein, rot.
Die Preise steigen
Farbige Edelsteine liegen nicht nur im Trend. Sie werden auch immer teurer. „In den vergangenen zehn Jahren sind die Preise explodiert“, sagt Georg Rentmeister. Im Schnitt hätten sie sich wenigstens verdoppelt, bei besonderen Qualitäten sogar verfünffacht. Er erklärt sich das neben der Verknappung der Mengen unter anderem damit, dass die Nachfrage in Ländern wie China und Indien enorm gestiegen sei, weil sich immer mehr Menschen dort den Luxus in Form von Schmuck und Edelsteinen leisten können. Auch Jörg Lindemann bestätigt, dass die Preise deutlich gestiegen sind. Grund dafür sei auch, dass einige Rohsteinvorkommen erschöpft oder weniger ergiebig seien. Darüber hinaus seien die Förderkosten immens gestiegen, sodass sogar manche Minen aufgeben würden. Dem Geschäft der Juweliere stehen die gestiegenen Preise aber nicht entgegen. „Ein hoher Preis erhöht auch die Attraktivität eines Steins. Die Menschen sehen im hochpreisigen Luxusgut den Wert“, sagt Georg Rentmeister.
„Ein hoher Preis erhöht auch die Attraktivität eines Steins. Die Menschen sehen im hochpreisigen Luxusgut den Wert.“ – Juwelier Georg Rentmeister
Die hochwertigen Farbedelsteine, die heute verkauft werden, sind in der Regel alle im Hunsrück geschliffen. „Nach wie vor ist Idar-Oberstein das europäische Zentrum für Edelsteine“, bestätigt Jörg Lindemann. Es habe eine gewisse Schrumpfung erlebt, etwa, weil Steine aus den unteren Preisklassen, bei denen auf Masse gesetzt wird, heute aufgrund geringerer Lohnkosten beispielsweise in Thailand bearbeitet würden. Er schätzt aber, dass heute noch 350 bis 400 Betriebe mit 1.500 Beschäftigten vor Ort in der Branche tätig sind. Gerade in den Top-Preislagen sei Idar-Oberstein immer noch stark und blicke auf eine 500 Jahre andauernde Tradition zurück. Damals wurden Bergkristalle und Achate vor Ort gefunden und bearbeitet. Als Mitte des 18. Jahrhunderts die Vorkommen erschöpft waren, brachten Auswanderer Steine aus Brasilien mit und die Industrie rund um die Edelsteine lebte wieder auf und wurde international.

Top-Juweliere kaufen in Idar-Oberstein
Bis heute werden gute Verbindungen in die Rohstoffländer dieser Welt, besonders nach Afrika, aber auch nach Asien oder Südamerika gehalten. „Aufgrund der langen Tradition ist jeder Edelstein, den es auf der Welt gibt, in Idar-Oberstein zu bekommen. Zudem gibt es hochspezialisierte Handwerker rund um die Industrie, auch Wappengraveure, plastische Graveure oder Firmen, die Zifferblätter für Uhren schleifen.“

Verkauft werden die geschliffenen Preziosen nicht nur nach Europa. Vor allem die USA, Asien und Russland seien ein wichtiger Markt, berichtet Lindemann. „Es gibt keinen Top-Juwelier in der Welt, der nicht Edelsteine aus Idar-Oberstein in seinem Sortiment hat.“ Dazu zählten auch große Häuser wie Van Cleef & Arpels, Tiffany oder Pomellato. Doch der Kunde erfährt meist nichts von der Hunsrück-Vergangenheit seines Tiffany-Rings. Die Branche sei verschwiegen und Idar-Oberstein nun mal keine Marke, wie etwa Schweizer Uhrwerke.

„Es gibt keinen Top-Juwelier in der Welt, der nicht Edelsteine aus Idar-Oberstein in seinem Sortiment hat.“ – Jörg Lindemann, Geschäftsführer des BundesVerbandes der Edelstein-und Diamantindustrie
Lindemann berichtet aber auch, dass Corona für die exportorientierte Branche gravierende negative Folgen gehabt habe. Vorher seien viele afrikanische Händler direkt nach Idar-Oberstein gekommen, um ihre Rohware anzubieten. Die Verkäufer aus Idar-Oberstein seien regelmäßig in alle Welt geflogen. Aktuell sieht er etwas Licht am Horizont. „Ich höre von den Herstellern, dass sie volle Auftragsbücher haben. Wir hoffen, dass wir wieder dorthin kommen, wo wir vor Corona waren.“

Steine mit Gütesiegel
Wer einen teuren Edelstein erwirbt, der macht sich heute durchaus auch Gedanken darüber, wo genau dieser herstammt. Gerade ethische Gesichtspunkte werden für die Käufer immer wichtiger. Das bestätigt Lindemann ebenfalls. Die Steine sollen aus sauberen Quellen stammen, nicht aus Ländern, die mit dem Erlös Kriege finanzieren, und ohne Kinderarbeit oder nachhaltig abgebaut sein. „Top-Juweliere verlangen entsprechende Zertifikate von den Händlern.“

Wichtig ist aber auch, ob der Stein naturbelassen ist oder behandelt wird. So werden manche Edelsteine erhitzt, um ihre Farbe zu intensivieren. „Das ist ein gängiges Verfahren und gilt als legitim, weil der Stein auch in seiner natürlichen Entwicklung einer hohen Temperatur hätte ausgesetzt sein können. Der Tansanit ist zum Beispiel mausgrau und erhält erst durch das Erhitzen die blaue Farbe“, erläutert Georg Rentmeister. Ein Großteil der Rubine seien ebenfalls erhitzt. Allerdings muss eine solche Behandlung beim Verkauf des Steins ausgewiesen sein. Bei teuren Steinen ist es daher üblich, ein Gutachten erstellen zu lassen. Auch dafür sind die Gemmologen in Idar-Oberstein die ersten Ansprechpartner. „Sie untersuchen die Steine mit wissenschaftlichen Methoden und erstellen dann so etwas wie eine TÜV-Plakette“, sagt Lindemann, der jedem Edelsteinkäufer im Bereich von mehr als 1.000 Euro rät, sich abzusichern. Es gebe Rubine mit Rissen und Vertiefungen, die mit Bleiglas gefüllt und dann geschliffen werden. „Das sieht man nicht, das kann nur der Gutachter feststellen.“

Erhält der Stein sein Gütesiegel, dann ist er nicht nur schöner Schmuck, sondern auch ein wertbeständiges Konsumgut. Als Geldanlage würden Jörg Lindemann und auch Georg Rentmeister Farbedelsteine nicht empfehlen, selbst wenn sie, wie der pinkfarbene Saphir-Achtkaräter in seiner Auslage, knapp 50.000 Euro kosten. Viel lieber sollen seine Kundinnen und Kunden die schönen Stücke tragen. Anders als Diamanten wirken die bunten Steine schließlich noch individueller, da sie den Teint der Trägerin unterstreichen. „Es ist am Ende immer die Schönheit, die den Wert ausmacht“, sagt der Juwelier. Und vielleicht auch, dass die Trägerin sich ein bisschen so fühlen kann wie Herzogin Kate oder die Queen.
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