Die Automobilbranche – sie ist eine Welt der Superlative. Kein Wunder also, dass auch in diesem Jahr die Produktneuheiten auf der 66. Internationalen Automobilausstellung (IAA) wieder Rekorde gebrochen, Grenzen überschritten haben. Ein Zeitalter der Mobilität, die Menschen nicht nur bewegt, sondern auch freier macht, hat begonnen. Wir waren vor Ort und haben die Produkt- und Event-Highlights der Messe in Text und Bild festgehalten. Von Kathrin Link
„Donne e motori, gioie e dolori“ – „Frauen und Motoren, Freude und Schmerz“, diese Wendung prägte einst Rennfahrer-Legende Tazio Nuvalari. Auf der IAA 2015 lag genau das eng beieinander. Wie in der Automobilbranche Tradition, präsentierten unter dem Motto „Mobilität verbindet“ schöne Frauen nicht minder aufregende Autos: ausgestattet mit leistungsstarker, teils revolutionärer Technik, formschön, durchgestylt, komfortabel wie nie. Die öffentliche Freude und die Bewunderung angesichts einer solchen Innovationskraft – sie wurde wenige Tage nach Eröffnung der IAA durch die Abgasaffäre bei VW erschüttert. Einen aufsehenerregenden Zwischenfall gab es mit dem Kreislaufkollaps von BMW-CEO Harald Krüger bereits am ersten Tag der Messe.
Doch auch, wenn just zu dem Zeitpunkt, an dem die Branche sich in vollem Glanz zu zeigen gedachte, ein Schatten auf die heile Automobilwelt fiel, die herausragenden Leistungen der Autobauer vermag die Enthüllung am Ende nicht zu schmälern. Das sahen auch die Besucher so: Mit über 930.000 Menschen zog die IAA so viele Interessenten wie zuletzt vor acht Jahren in ihren Bann.
Trends der vergangenen Jahre wurden dabei fortgeführt. Insbesondere das automatisierte und das elektrische Fahren standen im Fokus. Nicht neu, aber ungebrochen nachgefragt daneben Supersportler. Auch die Beliebtheit von SUVs nimmt immer weiter zu. Ein Rückblick auf die spannendsten Entwicklungen und Events.
Fahrerlos glücklich
Wenngleich Angela Merkel ihre Bemerkung, sie hoffe, „dass sich die elektronischen Helfer im Auto nicht gegen den Fahrer verbünden würden“, als Scherz verstanden wissen wollte, berührte die Bundeskanzlerin damit auf der IAA-Auftakt-Pressekonferenz einen der Haupteinwände, der sich gegen das selbstfahrende Auto vorbringen lassen könnte: das Misstrauen von Mensch gegenüber Maschine. Für viele ist die Abgabe des Steuers ein befremdlicher oder gar beängstigender Gedanke.
„Systeme kennen keine Schrecksekunde.“ – Matthias Wissmann
Doch die Ingenieure haben ein wichtiges Gegenargument auf ihrer Seite: „Kollisionen lassen sich durch das selbstfahrende Auto vermeiden“, führte Matthias Wissmann, Chef des Verbands der Automobilindustrie – dem IAA-Veranstalter – auf der Auftakt-Pressekonferenz aus. „90 Prozent aller Unfälle gründen auf menschliches Versagen. Systeme kennen keine Schrecksekunde.“ Studien stützen diese Aussage. Und wie aus Umfragen bekannt ist, steht die Sicherheit der Passagiere als Priorität beim Großteil der Autofahrer ganz weit oben. Kein Wunder also, dass in die Entwicklung dieser nach Wissmann „neuen Qualität der Mobilität“ schon seit Jahren Milliardensummen gesteckt werden.
Mit wachsender Autonomie eines Autos steigt der Grad seiner Vernetzung. Um in jeder Situation richtig reagieren zu können, müssen Autos ihre Umgebung visuell, akustisch und temperatursensitiv erfassen, ihre eigene Position bestimmen, Abstände messen, exakt navigieren und mit anderen Autos kommunizieren können – ein schier überwältigender Datenstrom. Unternehmensriesen der digitalen Welt wie Google oder Apple spielen bei der Entwicklung dieser hochtechnisierten Kraftfahrzeuge an vorderster Front mit. Doch die Automobilbranche arbeitet fieberhaft an eigenen Entwicklungen. Auf der IAA wurden sie der Öffentlichkeit präsentiert.
High Tech auf Rädern
Seine Weltpremiere feierte etwa der Mercedes F015, das Concept IAA. Das Forschungsauto besitzt nicht nur ein futuristisches Design, sondern mit Stereokameras, Radarsensoren, Gestik- und Blicksteuerung auch eine zukunftsweisende Technik. Es verfügt über die sogenannte Car-to-X-Technologie, was bedeutet, dass es mit anderen Fahrzeugen oder anderen Informationsquellen kommunizieren kann. Für die Unfallvermeidung spielt dieser Aspekt eine große Rolle: Das Auto erfasst so Hindernisse, die noch unsichtbar sind.
Ein teilautonomer Luxusliner kommt von BMW: Bei dem neuen Flaggschiff, dem 7er, kann das Fahren im Stop-and-Go-Verkehr dem Wagen überlassen werden. Nach Einschalten des Lenkassistenten beschleunigt, bremst und lenkt er selbstständig. Zu den Technik-Gimmicks zählt eine automatische Geschwindigkeitsanpassung, die das Auto anhand von Verkehrsschildern vornimmt. Zudem weicht das System Gefahren aus, etwa bei einem Spurwechsel auf der Autobahn. Besonders komfortabel: Der 7er kann ferngesteuert ein- und ausparken.
Wenngleich der neue VW-Chef Matthias Müller jüngst einen unangemessenen „Hype“ um das autonome Fahren beanstandete, so forscht man auch bei der VW-Konzernschwester Audi schon seit vielen Jahren auf diesem Gebiet. Ein autonom fahrender A7 wurde in diesem Jahr vorgestellt. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt wagte während der IAA eine Testfahrt. 2017 soll der A8 auf den Markt kommen, mit dem pilotiertes Fahren in bestimmten Verkehrssituationen, wie beispielsweise im Stau, möglich sein wird.
Bis der Fahrer sich jedoch nach Eingabe des Ziels die gesamte Fahrt zurücklehnen kann, wird es nach Einschätzung von Experten noch dauern. Immerhin, Autobahnstrecken sollen viele Autos in den kommenden fünf Jahren bereits autonom bewältigen können, nicht hingegen den Stadtverkehr mit seinen spontan auftretenden Hindernissen.
Auch die Politik wird noch Initiative zeigen müssen. Da wäre etwa die Haftungsfrage im Fall von Unfällen zu klären. Zudem muss das selbstfahrende Auto nicht nur mit anderen Autos, sondern auch mit der Infrastruktur kommunizieren. Das wiederum erfordert exorbitante Investitionen in den Straßenbau. Auch die Zulassungsbestimmungen und Höchstgeschwindigkeiten müssen neu definiert werden. Seitens der Bundesregierung ist bereits die Zusage erfolgt, sich dieser Punkte anzunehmen. Teststrecke für die autonom fahrenden Wagen soll, Plänen Alexander Dobrindts folgend, die A9 in Bayern werden.
Die Autobranche selbst ist es, die sich einer weiteren Herausforderung stellen muss: dem Kampf gegen Hackerangriffe. Wie eine McKinsey-Studie feststellte, arbeitet nur rund ein Drittel der Autohersteller bisher mit „White Hat Hackern“ zusammen, die in Kooperation mit den Unternehmen Schwachstellen überprüfen. Der US-Limousinendienst Uber stellte hier einmal mehr seine Pfiffigkeit unter Beweis und engagierte Charlie Miller und Chris Valasek, die im Sommer mit der digitalen Übernahme eines Jeep Cherokee international Schlagzeilen machten, als Sicherheitsexperten. Hersteller wie BMW, Audi und Daimler wollen sich dadurch absichern, dass sie ihre hochautomatisierten Funktionen unabhängig vom Internet konzipieren. Ihren Fahrzeugen genügen die Daten der Sensoren in Verbindung mit den Navigationsdaten.
Es ist also noch ein langer Weg, bis der Mensch seine Hände beim Fahren beruhigt in den Schoß legen kann. Doch beschritten ist er bereits.
Batterie statt Benzin
Eine andere, innovative Technik gewinnt ebenfalls zunehmend an Bedeutung. Befeuert hat diese Entwicklung wesentlich ein Unternehmen: Mit seiner Maxime, Elektroautos für eine breite Kundenklientel herzustellen, versetzte Tesla 2003 die etablierte Branche in Aufruhr. Seinen größten Coup konnte der US-Konzern zehn Jahre später landen: mit der Luxus-Familienlimousine, dem Model S, das als einziges Langstreckenauto über eine Reichweite von 500 Kilometern verfügte.
„Welche Konkurrenz?“ – Nico Decurtins, Tesla
Auf der IAA stellte Tesla das mit Neuerungen ausgestattete Model S vor, das Model S P90D. Hier sorgt eine 90 kWh-Batterie für eine um sechs Prozent vergrößerte Reichweite von 528 Kilometern. Mit dem „Ludicrous Speed“ beschleunigt das Auto von 0 auf 100 in drei Sekunden und ist damit so schnell wie ein Sportwagen der Oberklasse. Kein Wunder also, dass man sich auf dem Tesla-Stand ungebrochen selbstsicher gab. Auf die Frage nach aufkommender Konkurrenz antwortete der Associate Marketing Manager Nico Decurtins mit einer Gegenfrage: „Welche Konkurrenz?“, um gleich danach hinzuzufügen: „Unsere Mitbewerber kündigen so einiges an, was aber erst 2017 oder 2018 realisiert werden kann.“
Doch die spannenden Neuentwicklungen stehen zumindest in den Startlöchern. Stolz präsentierte man bei Audi den SUV e-tron Quattro. „Der e-tron Quattro ist bestens vernetzt und verfügt über die maximale Reichweite“, erklärte uns Audi-Chef Rupert Stadler. In der Tat zieht hier der SUV mit 500 Kilometern mit dem Tesla-Modell gleich. 2018 wird der e-tron Quattro unter dem Namen Q6 in den Handel kommen. Dann wird er in direkter Konkurrenz zum Tesla SUV, dem Tesla X, stehen, welcher nicht, wie geplant, auf der IAA, sondern erst im Nachgang zu dieser vorgestellt wurde.
Als „Tesla-Killer“ wird der Elektrosportwagen „Porsche Mission E“ von einigen Experten bezeichnet, weist er doch ebenfalls eine Reichweite von 500 Kilometern auf, von 0 auf 100 ist er in schnellen 3,5 Sekunden. In puncto Ladezeit kann er das Model S sogar leicht übertrumpfen. Doch auch hier greift der Zeitvorteil, denn der Porsche Mission E soll ebenfalls frühestens 2018 in Serienproduktion gehen. Da vergleichsweise umweltfreundlich, wird die Entwicklung von Autos mit Elektromotor von staatlicher Seite befürwortet. Ihr Hauptvorteil: Mit einem geringeren CO2-Ausstoß belasten sie die Atmosphäre weniger als Benziner. Damit würden sie einen wichtigen Beitrag zur Klimapolitik leisten, betonte Angela Merkel auf der IAA-Auftakt-Pressekonferenz. Ihre Prognose: „Die Autos mit den geringsten Emissionen werden am erfolgreichsten sein.“
Dafür setzt sich auch die Politik ein. Der Bundesratsinitiative des Landes Hessen folgend soll der Bund mittels einer Sonderabschreibung Kaufanreize für Elektroautos setzen. Alexander Dobrindt kündigte an, E-Fahrzeuge von der KFZ-Steuer befreien zu wollen. Zudem sollen nach Beschlüssen des Bundeskabinetts mittels eines neuen Kennzeichens die Fahrer von Elektroautos gratis parken und Busspuren benutzen dürfen. Darüber hinaus ist ein flächendeckendes Netz von Schnellladesäulen an Autobahnraststätten in Planung.
Der Elektroantrieb, so scheint es, ebnet den Weg für eine Mobilität der Moderne, die dem geänderten Umweltbewusstsein der Gesellschaft Rechnung trägt. Ob und wie die Masse der Autoliebhaber bei dieser Entwicklung mitzieht, muss sich noch zeigen.
Faster, harder, stronger
Der Trend zu Modellen mit maximaler Power hingegen ist schon alt. Ausgereizt ist er noch lange nicht. Supersportler gab es auf der IAA etliche.
Ein besonderes Highlight kam dabei aus Frankfurt: der Falcarto der Firma Halcón, vorerst limitiert auf nur 15 Exemplare. Die Karbonkarosserie des edlen Zweisitzers mit dem gigantischen Kühlergrill basiert auf einem Nissan 370Z, an den allerdings nicht mehr viel erinnert. Halcón-Chef Rick Damm, in Frankfurt weithin als Gründer des Flugsimulations-Unternehmens „Happy Landings“ bekannt, ist neu in der Autobranche. Mit dem Falcarto habe er etwas fern des Kommerzes schaffen wollen. „Wir wollten nach rechts und links schauen und nicht nur geradeaus.“ Auch Falcarto-Designer Christopher Kranz ist Quereinsteiger. Der studierte Grafikdesigner war lange Zeit als Musikproduzent und Komponist tätig, arbeitete unter anderem mit Helene Fischer und Culture Beats. „Ich setze mich aber auch sehr gerne mit Formen und Oberflächen auseinander.“
Endlich das fertige Produkt vor sich zu sehen, sei sehr bewegend: „Wir haben es die ganze Zeit nur am Computer vor Augen gehabt. Wenn dann die eigene Schöpfung vor einem steht, kommen die Emotionen hoch.“ Es ist zu vermuten, dass das auch bei den Käufern der Fall sein wird, lässt doch das Gefährt keine Wünsche an die Performance offen: Der japanische V6-Motor des Nissan wurde im Falcarto um zwei Turboloader ergänzt. Das ergibt in der stärksten Motorversion satte 640 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von 320 Stundenkilometern. In der Grundvariante sind es immerhin noch beachtliche 420 PS.
Ferrari bewies einmal mehr, dass es nicht umsonst ein wildes Pferd im Emblem trägt. CEO Amadeo Felisa präsentierte stolz den neuen Achtzylinder 488 GTB als offene Version: den 488 GTB Spider mit faltbarem Hardtop. Was für Anhänger dieses Modells am wichtigsten ist, erklärte uns der Leiter des Produkt Marketings, Nicola Bari. „Für viele unserer Kunden ist der Motoren-Sound ausschlaggebend für einen Kauf.“ Die Anpassung des Soundtracks an die Umdrehungen, eine ausgewiesene Spezialität der Italiener, wurde im 488 GTB zur Vollendung gebracht. „Er klingt anfangs wie ein Bariton“, erläutert Bari, „aber je höher die Drehzahl, desto mehr verändert er sich, wird zunehmend klarer, lauter.“ Bei der PS-Zahl bricht Ferrari einen eigenen Rekord: Mit 670 PS bietet der 488 GTB Spider Leistung wie bisher kein anderes straßenzugelassenes Ferrari-Modell.
Auch bei Lamborghini setzt man auf einen markigen Supersportler mit offenem Verdeck. Der Huracán Spyder folgt auf einen echten Topseller der italienischen Traditionsmarke, den Gallardo Spyder. Das Verdeck öffnet bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h in 17 Sekunden vollelektrisch. Und wie beim GTB Spider spielt beim Huracán Spyder der satte Sound eine zentrale Rolle – um ihn ungefiltert zu genießen, kann der Fahrer das Heckfenster versenken. Anders als Ferrari setzt Lamborghini allerdings wie eh und je auf Saugmotoren statt Turboaufladung. In der Leistung steht der Huracán seinem Konkurrenten von Ferrari in nichts nach: Beide schaffen es in ungefähr drei Sekunden von 0 auf 100.
Bei Bugatti stand mit dem Vision GT Gran Turismo eine spektakuläre Studie im Mittelpunkt. Sie soll einen Ausblick auf den Supersportwagen Chiron geben, das Nachfolgemodell des Veyron. Sein progressives Design lehnt unverkennbar an die große Rennsporttradition bei Bugatti an. „Reichlich Beauty und mehr Biest“, erläuterte Bugatti-CEO Wolfgang Dürheimer die neue Formensprache. Darüber hinaus hat das knallblaue Modell eine außergewöhnliche Entstehungsgeschichte. Es wurde in Kooperation mit Polyphony Digital, den Spieleentwicklern der Racing-Videospielereihe „Gran Turismo“, kreiert.
Über jeden Zweifel erhaben
Während der Need for Speed häufig dem männlichen Autoliebhaber zugeschrieben wird, gilt das SUV gemeinhin als ein bei Frauen beliebtes Modell. Die Größe und die erhöhte Fahrersitzposition scheinen dabei die entscheidenden Aspekte zu sein. Beides vermittelt Sicherheit. SUVs sind das derzeit am stärksten wachsende Segment. Und so kann es auch nicht verwundern, dass nahezu alle großen Marken bereits ein SUV im Angebot haben oder es auf der IAA als Neuentwicklung vorstellten.
Die spektakulärste Darbietung kam von Jaguar. Als Höhepunkt seiner Weltpremiere durchfuhr der Jaguar F-Pace mit über 19 Metern den höchsten Auto-Looping der Welt. Ein aufsehenerregender Show-Act auf der Rennbahn in Niederrad, der buchstäblich nicht mehr überboten werden konnte. Eindruck vermag das geländegängige Edel-Modell auch in Sachen Design und Technik zu machen. Für Jaguar typisch: skulpturierte Motorhaube, Grill-Design und höhere Scheinwerfer. Ein Radstand von 2,874 Millimetern sorgt für Geräumigkeit. Zum Großteil aus Leichtmetall gefertigt, kommt der F-Pace auf ein für ein SUV relativ geringes Gewicht. Ein praktisches neues Gimmick ist der „Jaguar Activity Key“: ein wasserdichtes und stoßfestes Fitness-Armband mit Transponder zum Ver- und Entriegeln des Wagens.
Auch ein anderes britisches Unternehmen präsentierte einen SUV – ein Modell der absoluten Luxusklasse. Mit dem Bentayga brachte Bentley das derzeit stärkste und schnellste Serien-SUV an den Start. Der 12-Zylinder bietet mit satten 608 PS genug Power zum Knacken der 300-Stundenkilometer-Marke, dazu die Bentley-typische luxuriöse Innenausstattung mit gestepptem Leder und glänzendem Wurzelholz. Der Annahme, es handle sich beim Bentayga um ein überwiegend für Frauen interessantes Auto, widerspricht Bentley-Europachef Philipp Noack. „Es gibt eine große Resonanz bei allen Zielgruppen“, berichtet er uns auf der Bentley White Party am Westhafen Pier, „insbesondere bei Paaren. Am SUV gefällt den meisten der Zugewinn an Platz und der damit einhergehende gesteigerte Komfort.“ Das schlage sich auch in der Vielzahl von Vorbestellungen für den Bentayga nieder. „Unsere Sonderserie des Bentayga, die First Edition, war sehr schnell ausverkauft.“
Eines ist jetzt schon klar: Der SUV-Boom geht auch nach der IAA weiter und wer noch keinen hat, der baut einen. Auch die italienische Luxusmarke Maserati will Anfang 2016 mit einem SUV-Modell nachziehen. Der Maserati Levante soll seine Premiere auf dem Genfer Autosalon im März 2016 feiern. Rolls Royce, so ist bereits angekündigt, plant ebenfalls ein Luxus-SUV, den Cullinan – allerdings erst für 2018.
Fest der Emotionen
Abseits der IAA wurden die neuen Errungenschaften ausgiebig gefeiert. Hier präsentierte man nicht nur die aufregenden Neuheiten, sondern eben auch sich selbst – mit mitreißenden Showacts und reichlich Prominenz.
Bei Jaguar etwa inszenierte man sich passend zum neuen James Bond-Film „Spectre“, in dem Bond-Widersacher „Mr. Hinx“ Agent 007 in einem orangefarbenen Jaguar C-X75 durch die Straßen jagt. Dessen Darsteller, Profi-Wrestler Dave Bautista, und „Miss Moneypenny“ Naomie Harris erschienen im Palais nebst Pop-Durchstarter John Newman und Schauspielgrößen wie Hannah Herzsprung, Alexandra Maria Lara und Jürgen Vogel. Er sei Jaguar bereits als Jugendlicher verfallen, erzählte uns dieser. „Ich wusste schon immer, wenn ich erwachsen bin, kaufe ich mir einen Jaguar.“ Bond und Jaguar passe einfach ideal zusammen, erklärte Jaguar-Deutschlandchef Peter Modelhart. „Wie James Bond, so hat sich auch Jaguar stets modernisiert und ist immer komplexer geworden. Und noch etwas verbindet unsere Marke mit der ‚Marke‘ 007: Ein kleines bisschen Bösewicht ist auch dabei.“
Auch auf dem VW-Konzernabend war die Promidichte hoch. Hier machte sich Ex-Nationalspieler und Bundesliga-Moderator Günter Netzer Gedanken zum autonomen Fahren, wie er uns in einem Gespräch verriet: „Ich frage mich, wer da eigentlich bei Unfällen haftet.“
Mercedes-Benz feierte ebenfalls im großen Stil, mit über 1.000 Gästen in der Festhalle und Hot Chocolate als musikalischem Live-Act. Einige Luxusautohersteller suchten die Kooperation mit renommierten Designern. So Aston Martin, der beim englischen Herrenausstatter Hackett in der Goethestraße ein Kunden-Event veranstaltete. Die hier gezeigte „Aston Martin Racing“-Kollektion in royalem Blau und Schwarz soll dem Wesen und Geschmack des typischen Aston Martin-Liebhabers entsprechen.
Gegenüber feierte Tage zuvor Maserati seine exklusive Capsule-Collection mit Zegna, mit den Chefs beider Marken höchst selbst: Ermenegildo Zegna-CEO Gildo Zegna und Maserati-Chef Harald Wester. „Die beiden Marken passen perfekt zusammen“, erklärte uns der Europa-Geschäftsführer von Maserati, Giulio Pastore, „sie bestechen beide durch Exklusivität und Ästhetik.“
Dass die IAA emotional selbst Nicht-Autofahrer mitzureißen vermochte, zeigte ein Zusammentreffen mit DJ-Shootingstar Robin Schulz, der nach einem Messeauftritt bei Toyota noch im neu eröffneten Karlson-Club vorbeischaute. „Ich habe noch gar keinen Führerschein“, verriet uns der 28-Jährige. „Und jetzt ist es immer schwierig, die Zeit dafür zu finden. Aber das ist ein Projekt, das ich auf jeden Fall demnächst in Angriff nehmen werde – der IAA-Besuch hat mich in dieser Absicht noch bestärkt!“
Aufregende, teils revolutionäre Neuheiten, bekannte Gesichter, spektakuläre Shows und ein großer Skandal: Die IAA in diesem Jahr hielt sowohl Erwartbares wie Überraschendes bereit. Die weltweit wichtigste Messe der Automobilbranche versetzt einmal mehr Menschen in Bewegung, und das nicht nur physisch, sondern auch mental. Allem voran hat sie die Neugier geweckt: auf die moderne, innovative Art der Fortbewegung, auf die Mobilität der Zukunft.
Ihre Vielfalt, soviel ist schon jetzt klar, wird gigantisch sein.