Das Thema Nachhaltigkeit hat für die Finanzbranche in den vergangenen Jahren eine immer größere Bedeutung gewonnen. „Das ist auch notwendig“, sagen Finanzexpertin Melanie Kühlborn-Ebach, Geschäftsführerin der LMM Investment Controlling GmbH, und Andreas Heinrich, der Leiter des Portfoliomanagements beim bankenunabhängigen Vermögensverwalter Hansen & Heinrich AG. Beide haben institutionelle Anleger, Stiftungen und die Finanzverwaltungen wohlhabender Familien (Family Offices) im Blick. Aber auch private Anleger, die ihr Vermögen durch positive ethische Investments zukunftsfest machen wollen.
„Die Europäische Union hat sehr deutlich gemacht, dass sie verstärkt Kapital in Richtung Nachhaltigkeit lenken will“, führt Heinrich aus. Die am 10. März 2021 in Kraft getretene Verordnung der EU über Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor ist nach seiner Ansicht ein Meilenstein.
EU setzt einen Meilenstein
„Es muss nach Artikel 8 nachgewiesen werden, ob die Finanzprodukte bei den Investments eine ökologische Transformation der Wirtschaft und eine sozial gerechte Gesellschaft begünstigen“, erläutert der 48-Jährige, der 2001 den Finanzdienstleister mit gegründet hat. „Artikel 9 stelle noch strengere Anforderungen, in dem Nachhaltigkeitsziele konkret als Hauptziel verfolgt werden müssen.“
„Für Unsicherheit sorgt allerdings, dass sich Fonds selbst klassifizieren können“, erläutert Kühlborn-Ebach. Immer wieder tauche der Vorwurf des „Green Washings“ auf, also die Vortäuschung eines umweltfreundlichen und verantwortungsvollen Engagements. Eine solche Kritik sei für Anleger, die ethisch investieren wollten, äußerst unangenehm und führe oft zu einer Umstrukturierung des Portfolios. „Auch sehr große Häuser sollen ihre Produkte zum Teil grüner dargestellt haben als sie in Wirklichkeit sind“, meint die studierte Betriebswirtin. „Solche Meldungen unterhöhlen das Vertrauen.“
Melanie Kühlborn-Ebach empfiehlt an Nachhaltigkeit interessierten Stakeholdern, einen neutralen Investment Controller zu beauftragen, um die Einhaltung wesentlicher Kriterien sorgfältig zu überprüfen. Die Unternehmensstrukturen und die Lieferketten seien in den vergangenen Jahren immer komplexer geworden. Ein auf sehr breiter Datenbasis erfolgtes unabhängiges ESG-Reporting verschaffe den Kunden einen tiefgehenden und faktengestützten Einblick in das eigene Portfolio. „Auf diese Weise kann man Reputationsschäden vorbeugen.“
„Unser unabhängiges ESG-Reporting verschafft Kunden faktenbasierte Einblicke in ihr Portfolio und kann so Reputationsschäden, Stichwort Green Washing, vorbeugen“ – Melanie Kühlborn-Ebach, LMM Investment Controlling
Green Washing vermeiden
Andreas Heinrich weist darauf hin, dass mit der Jahreswende der Artikel 7 der Offenlegungsverordnung zur Anwendung komme, mit dem Brüssel die Auskunftspflichten für Fonds noch einmal verschärfe. Anbieter müssten erklären, welche Erkenntnisse zu nachteiligen Auswirkungen von Produkten zur Verfügung stünden. Denn selbst offenkundig Nachhaltiges habe manchmal negative Folgen. Der Vermögensverwalter macht dies an einem Beispiel klar: „Auch wenn eine Windkraftanlage zum Klimaschutz beiträgt, kann sie den Arten- und Landschaftsschutz dennoch beeinträchtigen. Zudem werden zum Bau einer solchen Anlage auch Rohstoffe wie Kupfer in großen Mengen benötigt. Hier musse man genau hinschauen, wie und unter welchen Bedingungen der Abbau erfolgt.“
Hier hälfen ausreichende Informationen und eine eingehende Analyse, konstatiert Melanie Kühlborn-Ebach. Das Team von LMM mit Hauptsitz im liechtensteinischen Vaduz bereite die Daten übersichtlich auf, die auf Knopfdruck abgerufen werden könnten. „Wir kooperieren mit den großen internationalen Finanzdienstleistern MSCI, Lipper und Thomson Reuters. Allein MSCI ESG Research bewertet mehr als 8.500 Firmen und über 680.000 Aktien und festverzinsliche Wertpapiere“, berichtet sie. „Dadurch erhalten unsere Kunden, zu denen auch Hansen & Heinrich gehören, einen detaillierten und aussagekräftigen Überblick.“
Maßgeblich zur Klassifikation von Nachhaltigkeit sind weltweit die ESG-Kriterien. Sie stehen für Umwelt (E=Environmental), für Soziales (S=Social) und für verantwortungsvolle Unternehmensführung (G=Governance). „Die Wirtschaft wird sich der darauf begründeten Taxonomie zu stellen haben“, konstatiert Andreas Heinrich, auch wenn noch im Einzelnen über die Definitionen gestritten werde.
Ethisch und profitabel
Er ist überzeugt, dass nachhaltige Fonds langfristig profitabler sind als andere. „Sie performen und widerlegen das alte Vorurteil, dass verantwortliches Handeln vom Markt nicht belohnt werde. Beim Stiftungsfonds von Hansen & Heinrich überprüft LMM die Einhaltung der Nachhaltigkeitsziele.“ Beim Scoring habe er inzwischen 9 von 10 Punkten erreicht und liege damit fast zwei Indexpunkte über der Benchmark. Es gebe beim H&H-Stiftungsfonds Ausschlüsse (beispielsweise Tabak- oder Rüstungsindustrie) und Grenzen für kritische Beteiligungen. Alkohol, Nuklearenergie und Glücksspiel dürften maximal fünf Prozent zum Umsatz eines Unternehmens beitragen.
„Nicht nur die hervorragende Ausschüttungshistorie von jährlich mehr als drei Prozent, sondern auch die Tatsache, dass die Anleger gut schlafen können, haben unseren Hansen & Heinrich Stiftungsfonds zu einer echten Erfolgsstory werden lassen“ – Andreas Heinrich, Hansen & Heinrich AG
Der Stiftungsfonds ist 2018 ursprünglich nach den Vorgaben bzw. Prämissen von Stiftungen aus der Mandantschaft von Hansen & Heinrich aufgelegt worden. Die wesentlichen Parameter für die Vermögensanlage von Stiftungen, auch in Zeiten niedriger Zinsen, sind Kapitalerhalt und regelmäßige ausschüttbare Erträge. Weiterhin zeichnet diese Anlegergruppe ein hohes Maß an Integrität und Verantwortungsbewusstsein aus – sie hat also ein großes Interesse daran, dass ebendiese Erträge aus ethisch einwandfreien Investments kommen. „Um uns und unseren Anlegern diese Sicherheit zu geben, haben wir kurz nach Auflegung des Fonds LMM beauftragt, um auch von außerhalb und somit unabhängig die Bestätigung zu haben: Wir machen das Richtige“, so Andreas Heinrich.
„Dass wir bald unser fünfjähriges Fondsjubiläum gleich doppelt feiern können, freut uns sehr. Denn zum einen erreichen wir ein AAA-Rating, was die Erfüllung von ESG-Kriterien angeht. Zum anderen haben wir zwei neue Anteilsklassen aufgelegt – das bedeutet im Klartext nichts anderes, als dass nun jeder Investor – ob Firma, Stiftung oder Privatperson – den Hansen & Heinrich Stiftungsfonds für sein Depot kaufen kann.“ Denn nicht nur die hervorragende Ausschüttungshistorie von jährlich mehr als drei Prozent, sondern auch die Tatsache, dass die Anleger gut schlafen können, haben den Stiftungsfonds zu einer echten Erfolgsstory werden lassen.
Melanie Kühlborn-Ebach glaubt an das Potenzial nachhaltiger Geldanlagen. „Es ist ja kein Nischenthema mehr. Allein die global steigenden Temperaturen führen uns täglich die Dringlichkeit von Verbesserungen im Umweltsektor vor Augen.“ Nach einer Studie des Bundesverbands der Deutschen Industrie benötige Deutschland 860 Milliarden Euro für einen klimagerechten Umbau der Wirtschaft, die Europäische Union insgesamt 2,6 Billionen.
Die Stiftungen, die sich in Deutschland in nur 15 Jahren nahezu verdoppelten, hätten die ESG-Kriterien besonders früh aufgegriffen, beschreibt Andreas Heinrich die Entwicklung. Ein Gutteil mache mittlerweile einen Bogen um finanzielle Engagements, wenn Unternehmen an der Produktion von Waffen, Alkohol, Tabak, Glücksspiel oder Pornografie beteiligt seien.
Langfristig stabil
Inzwischen sähen Stiftungen, institutionelle Anleger und viele Family Offices auch die Konzerne kritisch, die für die Gewinnung oder Vermarktung fossiler Energie oder Atomenergie verantwortlich seien, fügt Melanie Kühlborn-Ebach hinzu. „Mit ihrer Marktmacht können sie Druck auf Unternehmen ausüben. Hinter den Kulissen tut sich inzwischen eine Menge.“
Die Mandanten von LMM und Hansen & Heinrich – beide haben in Frankfurt eine Niederlassung – seien auf die anstehenden Veränderungen im Finanzsektor gut vorbereitet, resümieren die Geschäftspartner. Melanie Kühlborn-Ebach und Andreas Heinrich rechnen damit, dass sich die EU in den nächsten Jahren auf Standards einigt, um klare Maßstäbe für die Beurteilung von Nachhaltigkeit zu setzen. „Ein EU-Label wird kommen. Davon sind wir überzeugt. Und wir sind darauf vorbereitet.“
Weitere Informationen unter:
► www.lmm-ic.com
► www.hansen-heinrich.de