Ganze drei Jahre liegt es zurück, dass das italienische Restaurant Biancalani unter der Führung von Tom Bock seine Pforten schloss, um sich neu zu erfinden. Nach einem umfassenden architektonischen Facelift und mit einem originellen kulinarischen Konzept wird heute im Florentinischen Viertel seine Renaissance gefeiert. Wir haben uns vorab umgesehen.
Wer das Biancalani betritt, der kommt nach Hause. So wünscht es sich Tom Bock, Frankfurter Architekt, Gastronom und Projektentwickler, der mit der baulichen Entwicklung des Florentinischen Viertels ein Stück italienische Stadtlandschaft in die Mainmetropole brachte. Auch am Walther-von-Cronberg-Platz 9 hat er das Herz der Toskana mit dem Biancalani erfolgreich wiederbelebt, nachdem sich sein italienisches Restaurant drei Jahre lang im Umbau befand. Terrakottafarbene Fliesen, raues Eichenholz, rote Backsteine und kunstvoll gefertigte Keramik-Kacheln in Aquamarin- und Grüntönen wurden mit viel Feingefühl ausgewählt und zeugen schon auf den ersten Blick vom ästhetischen Fingerspitzengefühl des Machers.
Auf 300 Quadratmetern erstreckt sich eine architektonische Fusion aus Restaurant und Galerie, die das neue Ambiente des Biancalani so bemerkenswert macht. Der Gast kann sich zwischen drei Bereichen entscheiden: der Wohnküche, dem Restaurant und dem Club Azzurro. Ob an der Wein-Bar, mitten in der Küche, an der langen Tafel oder im kleinen Garten unter alten Platanen – alles muss beweglich, lebendig, lichtdurchflutet sein.
„Die unterschiedlichen Sektionen können durch flexible textile Wände im Handumdrehen verbunden oder abgetrennt werden“, erklärt Bock, der selbst aus der Toskana stammt und dort nicht nur seinen zweiten Wohnsitz hat, sondern auch fünf Weingüter und einige Olivenhaine besitzt. „Dadurch, dass sich die offene Küche im Herzen des Restaurants befindet und der Gast quasi direkt auf der Anrichte essen kann, wird eine besonders wohnliche Atmosphäre geschaffen“, so der Unternehmer.
Gewöhnlich – das will auch das Team rund um Küchenchef Christoph Kubenz nicht sein. Es herrscht eine einheitliche Preisstruktur und so kosten alle Gerichte, die losgelöst von Kategorien wie Vor-, Haupt-, oder Nachspeise sind, 15 Euro. Werden aber mehr als 5 Gänge bestellt, so sind die Speisen schon ab 10 Euro pro Teller zu haben. Den Gast erwarten Kreationen wie Zanderbäckchen an Rhabarber, Krustentiernage und gebackenem Brokkoli oder zart gekochter Pulpo mit Salat von roten Linsen, Bohnencreme und Apfelessig – „Italian Classic Avantgarde“, wie Christoph Kubenz seine kulinarische Linie bezeichnet.
„Die Gerichte können gerne mit kleinen Pausen dazwischen bestellt werden. Es geht um entspannten Genuss, nicht darum, möglichst schnell satt zu werden“, erklärt der Küchenchef, der sein Können am Herd bereits bei Juan Amador in Langen oder Institutionen wie dem schauMahl in Offenbach unter Beweis gestellt hat. Zur Hand geht Kubenz, der zuvor im benachbarten, ebenfalls unter der Regie von Bock stehenden A Casa di Tomilaia tätig war, der Souschef Tomas Schön.
Auch die Weinkarte spiegelt den Feingeist der Macher wider – hier findet sich eine Bandbreite erlesener Tropfen aus Deutschland, Frankreich und Italien, die unter den neckischen Überbegriffen „Leidenschaft“, „Vernunft“ und „Toleranz“ laufen. Es darf gerätselt werden, welche Bezeichnung wohl zu welchem Land passt. Auch werden Weine angeboten, die von Bocks eigenen toskanischen Gütern stammen.
„Außerdem verfügt unsere gut bestückte Bar über eine Vielfalt an Wermut-Sorten, die mit Tonic gemischt ganz hervorragend schmecken. Ein echter italienischer Klassiker“, erklärt Restaurantleiter Max Schnell, der bereits im Hotel Bareiss, Hotel Königshof und dem Falkenstein Grand Kempinski arbeitete.
Mit dem Biancalani und der ebenfalls neugestalteten, benachbarten Demarchi-Bar setzt Tom Bock ein Stück gastronomische Stadtgeschichte fort. Wir sind gespannt, wie das außergewöhnliche Konzept ankommen wird.