Prof. Dr. Birgitta Wolff ist seit fünf Jahren Präsidentin der Frankfurter Goethe-Universität, Prof. Dr. Frank Dievernich leitet nur wenige Monate länger die Frankfurt University of Applied Sciences. Bei einem Kochabend mit Top Magazin Frankfurt bewiesen die beiden Chefs, dass sie nicht nur gemeinsam für ihre Hochschulen kämpfen, sondern auch am Herd ein gutes Team abgeben. Von Sabine Börchers und Michael Hohmann (Fotos)
Wenn mehrere Köche eine Suppe abschmecken, kann das bekanntermaßen schiefgehen. Prof. Birgitta Wolff und Prof. Frank Dievernich hatten diese Sorge offenbar nicht, als sie sich entschieden, gemeinsam Pho, eine typische vietnamesische Nudelsuppe, zuzubereiten.
Am Herd zeigte sich dann schnell, dass die beiden Chefs ihrer jeweiligen Universität nicht ihr eigenes Süppchen kochen. Nachdem der Fonds mit dem Rindfleisch ausreichend gebrodelt hatte, gab Frank Dievernich die Sojasauce hinein, fügte Fischsauce hinzu, sorgte intuitiv mit etwas Honig für Süße und mit Pfeffer für die richtige Schärfe. Seine Kollegin rundete das ganze mit Salz ab, wobei sie die Körner professionell zunächst auf einen Löffel rieseln ließ, bevor sie sie in die Suppe gab.
„Ich schaue für die Grundlagen ins Rezept, der Rest ist Intuition.“ – Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich
„Meine Mutter hatte eine Hauswirtschaftsmeister-Ausbildung“, erzählte Wolff dabei. Es habe zu Hause im Münsterland zum Essen immer Vorspeise, Hauptgericht und Nachspeise gegeben und die Mutter habe wert darauf gelegt, dass auch ihre Kinder sich in der Küche auskennen.
Noch heute kocht Wolff deshalb sehr gerne, auch wenn sie zu Braten, Rehrücken oder Wildkeule mit Beilagen und Saucen längst nicht mehr kommt. Als Präsidentin der Goethe-Universität Frankfurt, der drittgrößten Universität Deutschlands, bleibt ihr nur wenig Freizeit. „Ich habe aber festgestellt, dass meine Küche der Ort ist, an dem ich privat die meiste wache Zeit verbringe.“ Kochen entspanne sie.
„Ich habe festgestellt, dass meine Küche der Ort ist, an dem ich privat die meiste wache Zeit verbringe.“ Prof. Dr. Birgitta Wolff
Frank Dievernich nickt zustimmend. Der Präsident der Frankfurter Fachhochschule, die mittlerweile University of Applied Sciences heißt und auf Platz sechs der größten Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Deutschland liegt, steht gerne am Wochenende am Herd und kocht mit Freunden oder für sie. „Ich arbeite häufig sonntags noch, das Kochen schließt dann für mich das Wochenende ab.“
Fokus auf Asien
Die asiatische Küche mag er besonders, wie auch die Länder Südostasiens, die er heute beruflich häufig bereist, erzählt er, während Birgitta Wolff beginnt, Thai-Basilikum, Minze und Koriander zu zerkleinern. Thailand entdeckte der gebürtige Frankfurter schon als junger Rucksackreisender. Heute passt seine private Vorliebe zur Ausrichtung der Hochschule. „Der Fokus auf Asien ist mir für die Universität sehr wichtig“, sagt er.
Internationale Kooperationen gebe es mittlerweile mit Taiwan, Korea, Malaysia und Thailand. Hinzu kommt die Vietnamese-German-University, für die das Land Hessen mit seinen Universitäten die Federführung innehat.
Birgitta Wolff fliegt demnächst auf Einladung der Wissenschaftsministerin Angela Dorn dorthin, wie sie erzählt. Auch die Goethe-Universität pflegt viele Kontakte in die Region. Eine Reise mit dem Hessischen Ministerpräsidenten nach Singapur und Malaysia sei ebenfalls geplant – mit hoffentlich konkreten Ergebnissen. Dank der Kontakte eines ihrer Frankfurter Professoren werde über eine Stiftungsgastprofessur Malay Studies in Frankfurt verhandelt, erzählt Wolff. Der Kollege fliege ebenfalls mit. „In hierarchisch organisierten Ländern wie denen in Asien ist es aber wichtig, dass die Chefs als Türöffner vor Ort sind.“
Auch Dievernich war zu beiden Reisen eingeladen. „Ich habe diesmal meinen Vizepräsidenten gebeten, hinzufliegen, damit er unter anderem die Hochschule in Vietnam kennenlernt“, erläutert er, während er die blanchierten Edamamebohnen für die Vorspeise schält.
Mehr als Forschung und Lehre
Seine Kollegin kommt ihm mit den Bohnen zuhilfe. Die beiden Wirtschaftswissenschaftler sind sich einig darin, die Internationalität ihrer beiden Hochschulen zu stärken. Ebenso wichtig ist ihnen die Verbindung zur Stadt Frankfurt und ihren Menschen, auch, um private Gelder zu generieren. „Für die Hochschulen für angewandte Wissenschaften ist eine solche Förderung ein neuer Weg, in der Gesellschaft sichtbarer zu werden“, findet Dievernich. Und dann werfen sich beide die Stichworte nur so zu, wie bedeutend es sei, Bürgersinn zu entwickeln, in die Gesellschaft hineinzuwirken, mehr zu sein als Forschung und Lehre.
Wolff erzählt von einem ihrer Vizepräsidenten, den sie für diese „3. Mission“ eingesetzt habe und davon, dass die Universität kürzlich das erste Mal einen Arzneimittelwirkstoff lizenziert hat und damit sogar Gelder aus der Vermarktung in die Forschung zurückfließen, was für Universitäten sonst nicht üblich sei. Dievernich berichtet von der Forschung zur Zukunft des Alterns, die an seiner Hochschule fächerübergreifend betrieben wird. „Künftig auch gemeinsam mit unseren Medizinern“, ergänzt Wolff.
Es ist toll, eine Kollegin zu haben, die das gleiche denkt.“ – Prof. Frank Dievernich
Wer erlebt, wie sich die beiden Führungskräfte verbal die Bälle zuspielen und am Herd abwechselnd den Thunfisch für die Vorspeise in Sesam wälzen, könnte meinen, sie kennen sich schon ihr halbes Leben. Viel hätte dazu nicht gefehlt. Beide haben in Witten/Herdecke studiert, allerdings nicht zur selben Zeit. „Ich bin vor meiner Promotion dorthin gegangen, er zur Promotion“, sagt Wolff. Mehr noch, sie wechselten sich ab.
Während sie an der Universität im Ruhrgebiet in den 1990er-Jahren Wirtschaftswissenschaft studierte und anschließend in München und Harvard ihren Doktor machte, studierte er bis 1996 in München Betriebswirtschaftslehre und Soziologie und schloss seinen Doktor in Wirtschaftswissenschaften in Witten an.
Das erste Mal getroffen haben sie sich schließlich 2014 in Berlin, in dem Bewusstsein, dass sie sich bald in Frankfurt regelmäßig sehen würden. Dafür gibt es heute viele Gelegenheiten, nicht nur ein gemeinsames Kochen im Küchen Atelier Grohs in Eschborn. Um sich fachlich auszutauschen, kommen sie einmal im Semester sogar zu einer gemeinsamen Präsidiumssitzung zusammen.
Persönlichkeitsbildung
Um die restlichen Zutaten für die Suppe zu zerkleinern, teilen sich beide am Ende sogar das Holzbrett. Sie schneidet die Lauchzwiebeln, er die Chilischote. Sie sind Teamarbeit gewohnt. Etwa, wenn sie gemeinsam am Masterplan für Mobilität in Frankfurt mitwirken oder verstärkt mehrsprachige Abgänger ihrer Universitäten und entsprechende internationale Firmen zusammenbringen möchten. „Wir entwickeln gerade eine Plattform, die ein aktives Kompetenztraining für solche Abgänger anbieten soll“, sagt Wolff. „Das war ein Thema, das ich schon bei meinem ersten Gespräch mit dem Oberbürgermeister angesprochen habe“, zeigt sich Dievernich begeistert und fragt gleich nach den entsprechenden Kontakten.
„Wir haben viele Ideen, die gut zu Frankfurt passen. Wir sind hier verwurzelt. Bei aller Internationalität ist das eine nicht zu unterschätzende Kraft.“ – Prof. Dr. Birgitta Wolff
Nur einmal schießt Dievernich an dem Abend buchstäblich quer. Während Birgitta Wolff das Rindfleisch für die Suppe in feine längliche Streifen schneidet, möchte er das Stück lieber quer anschneiden. „Du kannst nicht gegen die Faser schneiden“, erklärt sie ihm ruhig. Und er lässt sich überzeugen. Beruflich hat Frank Dievernich dagegen seiner Kollegin etwas Wichtiges voraus. Er ist bereits für die nächsten sechs Jahre als Präsident wiedergewählt.
Bei Birgitta Wolff steht die Wahl im Juli an. „Ich habe mich noch nicht beworben“, erzählt sie, macht aber deutlich, dass sie noch eine Amtszeit dranhängen würde. Konkrete Pläne, was sie dann noch umsetzen würde, hat sie auch bereits. „Ich würde gerne das Studium befreien“, sagt sie. Das System sei sehr rigide, sie würde den Studenten gerne ermöglichen, ein Semester nach ihren Wünschen zu gestalten. „Ich kenne das von meinen früheren Universitäten, die Studenten gehen damit sehr verantwortungsbewusst um.“
Auch Frank Dievernich hat Pläne für seine zweite Amtszeit. Ihm schwebt ein Zentrum für Persönlichkeitsbildung vor, in dem fächerübergreifend Angebote zur Allgemeinbildung gemacht werden. „Wir wollen die Studierenden mit Kultur in Berührung bringen. Ich habe damals als Student Bölls ,Ansichten eines Clowns‘ dreimal gelesen, weil es mich so bewegt hat“, erzählt er.
Wer sich beruflich so häufig über den Weg läuft wie die beiden, muss nicht unbedingt auch privat Kontakt haben. „Doch, wir wollen schon länger mal miteinander kochen“, sagt Dievernich. Die Zeit reiche dafür aber nicht. Ohnehin würden sie bei solch einer Gelegenheit nur weitere Pläne für ihre Universitäten schmieden. „Wir haben viele Ideen, die gut zu Frankfurt passen. Wir sind hier verwurzelt. Bei aller Internationalität ist das eine nicht zu unterschätzende Kraft“, sagt Wolff.
Ihr neustes gemeinsames Baby ist der Europasommer, der Europa mit allen aktuellen Themen in den Fokus nehmen will. „Die wollen wir in die Stadt hineintragen“, sagt Birgitta Wolff. Frank Dievernich nickt zustimmend und ergänzt für beide: „Wir wollen die Stadt gestalten.“ Das will Birgitta Wolff dann doch nicht unkommentiert stehenlassen. „Mitgestalten“, verbessert sie.
REZEPTE
Thunfisch-Tataki mit Edamame und Ingwer-Sojareduktion
Zutaten
800 g Thunfisch
80 g Sesamsamen
2 EL Sesamöl
1 EL Rapsöl
100 g Edamame
Etwas Frühlingszwiebeln
250 ml Soja Soße
100 ml Mirin
1 EL geriebener Ingwer
1 EL Balsamico Essig
2 EL Honig
2 EL Sesamöl
Zubereitung
Für die Soße Mirin, geschälten und fein geriebenen Ingwer, Essig, Honig und Sesamöl in kleinen Topf geben, aufkochen und zu einem nicht zu dickflüssigen Sirup runter reduzieren lassen. Soße durch Sieb passieren und abkühlen lassen. Thunfisch in 4 cm breite Streifen schneiden, Sesam in großen, tiefen Teller geben und Thunfisch darin wälzen. Edamame schälen, 2-3 Minuten blanchieren und in Eiswasser abschrecken.
Lauchzwiebeln in schmale Streifen schneiden, Öl in Pfanne erhitzen und Thunfisch auf allen Seiten scharf anbraten. Solange bis er schön, goldbraun glänzt. Der Thunfisch muss innen aber immer noch roh sein. Dann Thunfisch, Edamame und Lauchzwiebeln auf Teller anrichten. Und zum Abschluss einige Kleckse Ingwer Soja Reduktion zum Thunfisch-Tataki.
Als Weinbegleitung empfehlen wir: Barth – Sekt Riesling brut. Ein frischer Riesling-Sekt mit feinen Fruchtaromen, veredelt durch die traditionelle Flaschengärung.
Pho-Nudelsuppe mit Rindfleisch
Zutaten
1,5 kg Knochen und Fleisch
2-3 Sternanise
1-2 Zimtstangen
1 große Zwiebel
Etwas frischer Ingwer
500g Reisbandnudeln
300g Rinderfilet
1 Bund Lauchzwiebeln
je 4-5 Stängel Thai-Basilikum, Minze und Koriander
Etwas Mung-Sprossen
1 kleine Chilischote
1-2 Limetten
1-6 EL Fischsoße
Salz, Pfeffer
Zubereitung
Das gewaschene Fleisch in 2-3 Liter Wasser aufkochen. Ingwer und Zwiebel schälen, ohne Fett in Pfanne anrösten und alles der Brühe hinzugeben. 2 Stunden bei mittlerer Hitze köcheln lassen. Mit Sternanis, Zimtstangen, Salz und Pfeffer würzen, 1 weitere Stunde köcheln lassen. Nach 3-4 Stunden Fleisch, Knochen und Gemüse getrennt herausnehmen. Brühe abschmecken und ggf. mit Salz, Pfeffer, Fischsauce würzen.
Rinderfilet mir scharfem Messer in feine Streifen schneiden und beiseitestellen. Reisnudeln in Salzwasser abkochen (siehe Packung). Minze, Koriander und Thai-Basilikum waschen und klein hacken. Lauchzwiebel und Chilischote in kleine Ringe schneiden, Limette achteln, Sprossen waschen. Reisbandnudeln, Sprossen und Suppenfleisch in tiefen Teller/Schüssel geben, Kräuter und Frühlingszwiebeln darauf verteilen. Das rohe Rinderfilet dazugeben, alles mit der heißen Brühe übergießen. Mit Limettenstücken und Chili-Ringen garnieren.
Als Weinbegleitung empfehlen wir: Barth – Rüdesheim Riesling 2018 feinherb, VDP Ortswein. Ein harmonisch, fruchtig-saftiger Riesling aus hochwertigen Rüdesheimer Lagen, der hervorragend den würzig-pikanten Geschmack der Suppe ergänzt.
Mango-Limetten-Shortcake mit Thai-Basilikum
Zutaten
1 reife Mango
1 Limette
½ Bund Thai-Basilikum
10 Butterkekse
200 g Frischkäse
50 g brauner Zucker
1 Becher Schlagsahne
3 TL Butter
Zubereitung
Butter in Topf zum Schmelzen bringen, Butterkekse fein zerbröseln, mit geschmolzener Butter vermengen, dann gleichmäßig in 4 Dessertgläschen füllen. Mango schälen, Kern entfernen, Fruchtfleisch in 0,5 cm-Würfel schneiden. Blätter vom Thai-Basilikum zupfen, in Streifen schneiden, mit Mango vermengen, dann zur Seite stellen.
Limette heiß waschen, etwas Schale abreiben und Saft auspressen. Frischkäse, Limettensaft und Zucker mischen. Sahne mit einer Prise Zucker steifschlagen und unter Frischkäse heben. Alles auf vier Gläschen verteilen. Mit Mango-Basilikum-Salat garnieren.
Als Weinbegleitung empfehlen wir: Barth – Lenchen Riesling. Eine feine, klassische Spätlese aus der bekannten Lage Oestricher Lenchen, die exzellent mit asiatischen Gerichten und süßen Desserts harmoniert. Auch dieser Wein stammt, wie alle anderen Empfehlungen, aus einem rein biologischen Anbau und ist somit von bester Qualität.
Ein Dankeschön für die Unterstützung geht an:
– Küchen Atelier Grohs für die Location.
– Scheck-In Center für die Zutaten.
– Wein- und Sektgut Barth für die Weinauswahl.
– Kontrast für Dekoration und Porzellan.
– Priewe Event-Design für die Blumen-Dekoration.