Ob in „Rosamunde Pilcher“, „Tatort“ oder „Die Rosenheim-Cops“ – Schauspielerin Daniela Ziegler hat sich mit ihren Charakterrollen längst in die Herzen eines Millionenpublikums gespielt. Dass die gebürtige Offenbacherin aber nicht nur vor der Kamera, sondern auch hinter den Kochplatten eine gute Figur macht, demonstrierte unsere „Prominente am Herd“ während eines zauberhaft-provenzalischen Kochnachmittags im Eschborner Küchen Atelier Grohs. Text: Annika John, Fotos: Michael Hohmann
Französische Haute Cuisine mit Schäumchen, Krüstchen und allerhand Chichi? Fehlanzeige bei Madame Ziegler! „Ich mag pure, echte Küche“, stellt die Schauspielerin, die für uns von ihrem aktuellen Drehort Leipzig über ihre alte Heimat Offenbach nach Eschborn gereist ist, klar.
Symphonie der Düfte
Heute auf der Tageskarte: Gedämpfte Artischocken mit einer Kräuter-Vinaigrette und Baguette zur Vorspeise, gefüllte Doraden und ein buntes Ratatouille zum Hauptgang. „Los geht’s“, ruft unsere prominente Köchin, die sich schnell als großer Frankreich-Fan zu erkennen gibt, während sie die Artischocken genauer unter die Lupe nimmt. „Während der letzten 16 Jahre habe ich viel Zeit bei Freunden in Saint Tropez verbracht“, erinnert sie sich zurück. „So hat sich auch meine Affinität zur südfranzösischen Küche entwickelt.“
„Kochen? Am liebsten für eine gesellige Runde und mit einem guten Gläschen Wein!“
Hinter uns liegt kein Bummel über den Markt auf dem Place des Lices in Saint Tropez und auch die Zutaten wurden nicht auf ihrer Vespa in einem prall gefüllten Bastkorb, sondern mit dem Auto an den Herd transportiert. Dennoch umgibt uns inmitten von frischem Thymian, duftenden Fenchelknollen und gedünstetem Knoblauch bald eine Symphonie der Düfte, wie sie nur in der Provence-Alpes-Cote d’Azur zu finden ist.
„Kochen ist für mich eine Form der Meditation“, befindet Daniela Ziegler, während sie die Artischocken mit flinken Handgriffen stutzt und in das kochende Wasser gleiten lässt. Auch privat nehme sie sich häufig die Zeit, etwas Leckeres auf den Teller zu zaubern, „am liebsten für eine gesellige Runde und mit einem guten Gläschen Wein“, gesteht sie lachend.
Wildes New York, knorriges Berlin
Olivenöl, gehackte Kräuter, Pfeffer, Meersalz, Knoblauch, Essig und fein gewürfelte Schalotten finden ihren Weg in die Schüssel. Mit geübter Hand zaubert unsere Küchenchefin eine Vinaigrette, die später zu den Artischocken gereicht werden soll. Auch wenn hinter ihr eine lange Woche am Set und eine Zugfahrt durch die Republik liegt, strotzt die Mimin, die auch regelmäßig auf der Theaterbühne zu sehen ist, nur so vor Energie.
Das dunkelbraune Haar straff zurückgebunden und in einem aquamarinfarbenen Pullover, der ihre schlanke Statur unterstreicht, wirkt sie wie ein wandelnder Jungbrunnen. „Sport mache ich zwar eher selten. Eigentlich nur, wenn ich für ein Musical auf der Bühne stehe“, berichtet sie, während wir das bunte Gemüse würfeln.
„Ich halte mich aber geistig fit, bin neugierig auf alles, was ich noch nicht kenne. So bleibt man lebendig“, beschreibt die passionierte Sängerin ihre Lebenseinstellung. Schon früh zeigte sich ihre Sehnsucht nach dem Unbekannten, nach dem Ruf der weiten Welt. Nach dem Abitur in Offenbach zog es die junge Frau zunächst nach München, wo sie ein Studium an der Falckenberg-Schule beginnen wollte.
Nach einer erfolglosen Aufnahmeprüfung entschied sie sich schließlich für ein alternatives Studium der Theaterwissenschaft und Germanistik in derselben Stadt. „Ich bin damals aber kaum in die Uni gegangen“, beichtet Daniela Ziegler, „dafür habe ich viel Zeit in den Münchener Kammerspielen verbracht, wo ich als Statistin meine ersten Schritte auf der Bühne gemacht habe. Ich habe mit offenen Augen und Ohren versucht, so viel wie möglich aufzusaugen. Es waren wilde Zeiten Ende der Sechziger – auch bei mir. Man befreite sich aus allen möglichen Zwängen“, ruft die Schauspielerin, die später in New York eine Musicalschule besuchte, ihre Erinnerung wach.
Nach Berlin, ihrem jetzigen Wohnort, zog es sie dann erstmals Anfang der achtziger Jahre, als sie für das Musical „Evita“ im Theater des Westens die Titelrolle der Eva Perón spielte. „Eine spannende Stadt, in der unglaublich viel passiert“, befindet die Schauspielerin, die nun selbst in Charlottenburg wohnt. „Sie ist allerdings auch immer härter und aggressiver geworden. Vielleicht zieht es mich künftig in eine andere Stadt, oder sogar in ein anderes Land, weil mir das vielleicht doch ein bisschen zu knorrig wird.“
Von Rollenklischees und deutscher Gründlichkeit
Behutsam träufelt die routinierte Köchin Olivenöl in eine große Pfanne und lässt dann das bunte Gemüse hineingleiten. Dazu frischer Knoblauch und einige Rosmarinzweige – „das riecht schon ziemlich lecker“, befindet unsere Prominente am Herd. Sie legt einen Deckel auf die Pfanne, dreht die Temperatur hoch und verkündet: „Das muss jetzt erst einmal ordentlich köcheln.“
Nun geht es an die Zubereitung der Doraden. Behutsam legt sie die Fische auf ein Backblech, benetzt sie sanft mit Olivenöl, würzt sie und füllt ihre Bäuche mit Fenchelkraut, Knoblauch und Thymian, bevor sie mit einer Zitronenscheibe garniert in den vorgeheizten Ofen wandern. Französische Küche, deutsche Gründlichkeit: „Jetzt wird aufgeräumt, das mache ich immer schon während des Kochens“, erklärt die Schauspielerin, die derzeit für die ARD/ORF-Koproduktion „Trauung mit Hindernissen“ vor der Kamera steht.
Perfektionistisch, bestimmt und zielgerichtet delegiert unsere Prominente am Herd die Geschicke, um schon im nächsten Moment herzlich über das ein oder andere Missgeschick zu lachen. Komplexität zeichnet Daniela Ziegler selbst ebenso aus wie die Charaktere, die sie für TV-Produktionen, Theaterstücke oder Musicals verkörpert.
„Am liebsten spiele ich facettenreiche Rollen, aber leider wird man im Laufe der Zeit immer stärker auf bestimmte Figuren festgelegt, weil Sehgewohnheiten erfüllt werden sollen“, bedauert die Mimin.
„Ich stehe mittlerweile nicht mehr im Mittelpunkt der Handlungen, sondern bin oft die Oma, ältere Mutter oder ehemalige Chefin. Man wird eben peripher. Dafür hole ich mir das, was ich im Fernsehen nicht mehr verkörpern darf, einfach im Theater“, bekennt sie und fügt hinzu: „Dem Rollenklischee der Reichen, Intellektuellen oder Adeligen, die ich oft spiele, versuchte ich zu entgehen, indem ich in ihren Charakteren das Außergewöhnliche und Schräge suche.“
„Ich habe viel Zurückweisung erlebt“
Der Timer piept: Schwungvoll zieht die geübte Köchin das Backblech aus dem Ofen, öffnet die Alufolie, in der die duftenden Doraden in ihrem Saft schmurgeln und stellt fest: „Ein bisschen brauchen die aber noch. Wollen wir mal die Grillfunktion anschmeißen?“ Gesagt, getan! Während die Fischhaut langsam krosser wird, schneidet sie die Oliven, die frisch zum Ratatouille gereicht werden, in feine Scheiben.
„Man bewegt etwas in den Menschen.“
Wir fragen sie nach dem bewegendsten Erlebnis ihrer Karriere. „Ich mache den Job seit 45 Jahren und da gab es natürlich einige emotionale Momente. Ich habe viel Zurückweisung erlebt in meinem Beruf, wenn man mich etwa für eine Rolle nicht haben wollte oder meine Arbeit nicht gut ankam. Aufgewogen wird das dann von Reaktionen, wie ich sie bei der letzten Musicalvorstellung von ,Sunset Boulevard‘ erlebt habe. Das Publikum hat getobt, Blumensträuße flogen auf die Bühne. Am Hinterausgang haben regelrechte Menschenmassen auf uns gewartet“, erinnert sich der TV-Star zurück. „Man bewegt etwas in den Menschen, bevor sie sich so euphorisch zeigen. Dieser energetische Austausch bereitet mir große Freude.“
Dass die Schauspielerin heute für uns den Kochlöffel schwingt und von ihren aktuellen Dreharbeiten berichtet, ist keine Selbstverständlichkeit. Erst kürzlich nahm sie sich nach einigen persönlichen Schicksalsschlägen eine Auszeit, um herauszufinden, wie ihr Leben weitergehen soll.
„Innerhalb von nur acht Monaten sind meine Mutter, mein Bruder und eine gute Freundin von mir gestorben. Das hat mich ziemlich aus der Bahn geworfen. Ich habe mich deshalb für ein Jahr zurückgezogen und bin gereist – habe Freunde besucht, war in Israel und in Asien“, erzählt Daniela Ziegler. „Plötzlich war der Druck weg, ich habe mich einfach nur treiben lassen und geschaut, wohin der Weg mich führt. Dann habe ich gemerkt, dass auch meine Ambitionen für die Schauspielerei wieder zu lodern begannen.“
Feuer frei
Heiß her geht es auch im Ofen, wo die Fische derweil an goldbrauner Farbe gewonnen haben. Geübt würzt unsere Prominente am Herd das Ratatouille mit Salz, Pfeffer und frischen Kräutern ab, bevor die Doraden angerichtet werden. Dazu ein Gläschen Chablis, der wunderbar mit den provenzalischen Aromen kokettiert – „wirklich gelungen“, befindet die Küchenchefin.
Dass Madame Ziegler mit ihrer Energie dem jungen Gemüse mühelos den Rang abläuft, hat sie heute nicht nur hinter dem Herd bewiesen. Auch auf der Bühne demonstriert sie derzeit gemeinsam mit Musicallegende Helmut Baumann im Rahmen des Programms „Alles halb so schlimm! Alt sein für Anfänger“, mit welcher Leichtigkeit man durch betagtere Jahre spazieren kann.
„Wenn ich mit 80 dann immer noch nicht geliftet bin, kann ich außerdem ganz wunderbare Altersrollen spielen“, schmunzelt die Schauspielerin. Wir sind uns sicher: Wer wie Daniela Ziegler voller Neugierde und Tatendrang ist, dem können bloße Zahlen rein gar nichts anhaben!
Rezepte
Provenzalischer Frühlingstraum – Gedämpfte Artischocken mit Zitronen-Knoblauch-Dip und Baguette
Für die Artischocken:
4 große Artischocken
1 l Wasser
Meersalz
Für die Vinaigrette:
2 Zweige frischer Thymian
4 Knoblauchzehen
2 Zweige frischer Rosmarin
2 Schalotten
10 EL Olivenöl
Meersalz
Pfeffer
Essig
Den Strunk der Artischocken entfernen und die äußeren Blätter abschneiden. Salzwasser in einem Topf zum Köcheln bringen, anschließend die Artischocken in das Wasser geben und den Topf mit einem Deckel verschließen. Die Artischocken ca. 30 Minuten köcheln lassen, bis die Blätter leicht herausgezogen werden können. Für die Vinaigrette das Öl in einer Schale mit den gehackten Kräutern, fein gewürfelten Schalotten, gepresstem Knoblauch, Salz, Pfeffer und einem Schuss Essig vermengen. Anschließend in vier Schälchen aufteilen und mit den Artischocken servieren.
Ofen-Dorade an buntem Ratatouille
1 Aubergine
1 Zucchini
100 ml Olivenöl
1 große Gemüsezwiebel
4 Zehen Knoblauch
1 große Paprikaschote rot
1 große Paprikaschote gelb
1/2 Tube Tomatenmark
1 Knolle Fenchel
100 g schwarze Oliven (optional)
2 Dosen Tomaten (geschält)
1 TL Rosmarin (frisch, gehackt)
Fenchelkraut (optional)
1 EL Thymian (frisch, gehackt)
1 EL Salbei (frisch, gehackt)
Meersalz
frischer schwarzer Pfeffer
4 ganze Doraden
Das Gemüse waschen und in mundgerechte Stücke schneiden. Die Zwiebel würfeln, den Knoblauch fein hacken. Die Kräuter waschen und hacken. Die Auberginenstücke salzen, mindestens 10 Minuten ziehen lassen und dann abtupfen. Die Zwiebel in einer großen Pfanne mit Olivenöl anschwitzen, anschließend Zucchini, Paprika, Fenchel und Aubergine hinzugeben und fünf Minuten kräftig anbraten.
Das Tomatenmark und die geschälten Tomaten mit ihrem Saft hinzugeben, dann salzen, pfeffern und die Kräuterzweige sowie den gepressten Knoblauch hinzufügen. Den Herd auf mittlere Flamme stellen und das Ratatouille etwa 30 Minuten köcheln lassen, bis das Gemüse gar, aber noch bissfest ist. Für den Fisch die Schuppen und Gräten entfernen, waschen, trockentupfen und die einzelnen Doraden auf eine mit Olivenöl beträufelte Alufolie legen.
Die Fische salzen und pfeffern, anschließend die Bauchhöhle mit Fenchelkraut, Rosmarin- und Thymianzweigen füllen. Dann jedem Fisch Zitronenscheiben und halbierte Knoblauchzehen hinzufügen, abschließend mit ein wenig Olivenöl beträufeln, die Alufolie verschließen und den Fisch im vorgeheizten Ofen bei 200 Grad für ca. 25 Minuten garen. Anschließend kann für eine krosse Fischhaut die Grillfunktion verwendet werden – vorher die Alufolie oben öffnen.
Weinempfehlung
Chablis 1er Cru Montmains, 2013 / Domaine Denis Race
Eine außergewöhnliche Mineralität und komplexe Frucht-Aromen machen den Chablis des Weinguts Denis Race zum perfekten Begleiter für unseren Hauptgang. Seine kräftigen Nuancen vom weißen Pfirsich harmonieren ideal mit dem aromatischen Fleisch der Dorade, die feine Säure bildet einen neckischen Gegenspieler zum fruchtig-süßen Ratatouille.
Danke an…
Küchenatelier Grohs in Eschborn für die Location, Scheck-In-Center Frankfurt für die Bereitstellung aller Zutaten und der Weine, der Famous Face Academy für das Make-Up.
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