Ob Evren Gezer eine gute Köchin ist? „Da gehen die Meinungen auseinander“, lacht sie. Jedenfalls macht es Mega-Spaß, der quirligen FFH-Moderatorin beim Wirbeln am Herd zuzuschauen. Eigentlich müsste der Quirl das Lieblings-Küchengerät der Frohnatur sein. Aber nein – es ist der Thermomix! Den hat die Offenbacherin für die Serie „Prominente am Herd“ mit Top Magazin Frankfurt aber zu Hause gelassen: Stattdessen holt sie im Eschborner Küchen Atelier Grohs eine Reibe hervor: „Die ist bei uns immer im Einsatz. Für den Ingwer, den wir in fast jedes Gericht reiben. Oder für Parmesan.“
Heute Nachmittag gibt es aber weder was mit Ingwer, noch mit Parmesan, noch mit Evrens heiß geliebtem Koriander: „Von mir aus könnte Koriander überall rein!“ Stattdessen hat die charmante Deutsch-Türkin im griechischen Lebensmittel-Lädchen bei ihr um die Ecke eine Packung Yufkateig, eine Dose Weichkäse in Salzlake und frische Petersilie erstanden. Als Vorspeise soll es nämlich Sigara Böregi, die typischen türkischen Teigröllchen, geben.
Mit den sogenannten Zigarren-Börek verbindet Evren den Geschmack ihrer Kindheit: „Gab‘s nie an normalen Tagen. Aber wenn ich Geburtstag hatte, hat mein Vater Börek gemacht. Das wünschten sich auch immer meine Freunde. Später, als ich im Handballverein war, brachten die anderen Mütter selbstgebackenen Kuchen zu den Spielen mit – nur die Gezers, die hatten Börek dabei!“, lacht sie.
In Istanbul geboren, kam Evren mit einem Jahr nach Deutschland: „Ganz untypisch für türkische Familien bin ich ein Einzelkind: Mein Papa war Hausmann, meine Mama arbeitete als Lehrerin für muttersprachlichen Unterricht. Sie war nie die typische Hausfrau am Herd, ist sie bis heute nicht. Mein Vater hat für uns gekocht. Nicht kulinarisch, sondern eher pragmatisch. Türkischartige Sachen, Freestyle, Fertigprodukte: „Ich habe Fischstäbchen über alles geliebt. Schlemmerfilet. Türkische Pommes. Und Börek!“
Türkisch Kochen für Einsteiger mit Evren Gezer
„Türkisch Kochen für Einsteiger,“ schaltet sich Ehemann Achim Kuster schmunzelnd ins Gespräch ein. Der Verkaufsleiter bei Humbel Schnaps war nach Eschborn mitgekommen, um seiner Frau beim Kochtermin zur Hand zu gehen – mit Zigarren rollen, Schnippeln, Würzen. Dass daraus eine frech-fröhliche Kochsession wurde, bei der sich das Paar sowohl den Blumenkohl als auch die verbalen Bälle nur so zuspielte, überraschte die beiden ebenso wie das Team vom Top Magazin: „Seit zwölf Jahren sind wir ein Paar, aber wir stehen quasi nie zusammen in der Küche. Das ist jetzt zweifellos die Ausnahme!“, so Evren.
Während Armin die eingelegten Käsestückchen in eine Schüssel gibt und mit einer Gabel zerdrückt, wollen wir etwas über die Arbeitsteilung im gemeinsamen Haushalt erfahren. „Also, der Armin, der hockt mal gerne auf der Couch …“, platzt es aus Evren heraus. Beide lachen. „Nein, er übernimmt morgens das Kind, macht Pausenbrot, bringt unseren neunjährigen Sohn in die Schule. Auch der Garten, der Müll und das Haus sind Armins Baustellen.“ Pause. „Dafür kümmere ich mich um die Wäsche. Ich bin ja so eine, die nie Zeit hat. Für den Haushalt schon gar nicht. Bei mir muss alles schnell gehen.“ Armin gibt in einer Seelenruhe derweil fein geschnittene Petersilie und gemahlenen Pfeffer über den nun krümeligen Käse und vermengt das Ganze zu der würzigen Füllmasse.
Rollen und Kleben
Die zugeschnittenen, dreieckigen Teigstücke lassen sich kinderleicht zu Zigarren rollen. „Der Trick ist, dass man sie mit der breiten Seite zu sich auf den Tisch legt,“ erklärt Evren und beginnt, die Käse-Petersilien-Pfeffermischung in länglichen Würstchen auf dem Teig zu verteilen. Von links und rechts die Ecken draufklappen und bis zur Spitze aufrollen. Etwas Eigelb mit einem Lebensmittel-Pinsel vorsichtig zum Zukleben auf die Spitze geben, andrücken, und schon ist der erste Börek fertig gerollt. Den Rest rollt Armin. Und Evren schreitet zum Hauptgang: einem schnellen Linsen-Cocos-Curry. Eine leidenschaftliche Köchin sei sie nicht gerade, erfahren wir von der Moderatorin: „Kochen, das heißt für mich Essen zubereiten. Ich bin ein Kontrollfreak und halte mich akribisch ans Rezept.“ Die Ausnahme sind Currygerichte, die Leibspeise der ganzen Familie: „In ein Curry kannst du alles reinmachen. Und von der Currypaste nehme ich immer mehr als angegeben. Ein Curry darf ruhig deftig nach Curry schmecken!“
Bio muss für Evren Gezer sein
Die einfache und schnelle Küche, das ist ihr Ding: „Nicht aufwendig. Ganz ohne Chichi. So wie wir auch“, erzählt sie, und Armin nickt. Auf die Qualität der Zutaten legt die Moderatorin, die ihr Publizistik-Studium anfangs mit Kellner-Jobs finanzierte, jedoch größten Wert. Gesunde, regionale und frische Bio-Produkte sind ein Muss: „Wir kaufen beim Bio-Laden bei uns in Offenbach-Bürgel ein, auf dem Wochenmarkt oder direkt beim Bauern. Immer mittwochs bekommen wir vom Liefershop ‚Paradieschen‘ aus Linsengericht einen Korb mit frischen Sachen vor die Tür gestellt. Das bestellen wir vorher online“, erklärt Evren. Und fügt hinzu: „Für gesunde Ernährung gebe ich genauso viel aus wie für Klamotten und Schuhe.“ Gerade weil sie ohne große Kulinarik aufwuchs, möchte sie es heute, als Erwachsene und Mutter, ein bisschen anders machen: „Meine Eltern haben es nicht besser gewusst, aber wir achten schon sehr auf gesundes Zeugs.“
„Für gesunde Ernährung gebe ich genauso viel Geld aus wie für Klamotten und Schuhe“ – Evren Gezer
Evren Gezers Zwiebelschneidetrick
Kaum hat Evren das Kneipchen angesetzt, um die glänzend roten Tropea-Zwiebeln zu schälen und zu würfeln, schreitet Küchen-Experte Gerhard Grohs ein, um ihr den ultimativen Zwiebelschneidetrick zu verraten: „Den Blütenansatz am oberen Ende wegschneiden. Der Wurzelansatz bleibt erstmal dran – damit die Zwiebelhälfte beim Schneiden der Würfel nicht auseinanderfällt.“ Evren ist begeistert, die tränenden Augen trüben kaum die Freude über das neu erlernte und sofort angewandte Küchenwissen.
Riesenstücke Blumenkohl
Nachdem Evren den Blumenkohl geputzt und gewaschen hat, macht sich Armin daran, die Röschen vom Strunk zu schneiden. Die Börek-Zigarren brutzeln verlockend duftend in der Pfanne vor sich hin. Evren dünstet Zwiebeln im Wok und lässt sie mit ordentlich Currypaste anschwitzen. Nun müssen der Blumenkohl und die Paprikawürfel rein – und Evren guckt ungläubig auf das von ihrem Gatten geschnippelte Gemüse: „Was sind das denn für Riesen-Stücke?“, entfährt es ihr, und Armin lächelt: „Man muss ja wohl noch erkennen, was das mal war!“ Evren seufzt: „So ist es zu Hause auch. Wenn ich es nicht selber mache, ist es nicht richtig.“
Die bereits im Topf gelandeten Blumenkohlstücke zerkleinert sie noch flugs mit einem Kneipchen. Dabei verrät Evren ihren peinlichsten Radio-Moment: „Als ich mehrere Stunden hintereinander im Verkehrsservice das Wort ‚Rad-Elite‘ falsch ausgesprochen habe. Auf der Meldung stand: ‚Die Straße soundso ist wegen des Rennens der internationalen Radelite gesperrt.‘ Ich hab‘ das Wort englisch ausgesprochen und erzählte über zwei Stunden lang etwas über die ‚Räydleit‘. Bis mein Chef mich anrief und fragte: Was redest du da eigentlich?“
Linsen als Herausforderung
Nachdem die Kokosmilch über das herrlich duftende Curry gegossen ist, steht Evren vor einer ihrer schwierigsten Küchen-Herausforderungen: „Dieser Moment, die Linsen rauszuholen, bevor sie aufplatzen und matschig werden, den krieg ich ganz selten gut hin. So viele Varianten hab ich schon probiert!“ Auch diesmal platzen die roten Linsen leicht auf – dem köstlichen Currygeschmack tut das aber keinen Abbruch. Auch die knusprig gebratenen Börek-Zigarren sind ein Gedicht. „Armins Stärke ist Würzen, meine das Abschmecken“, betont Evren. Hat das Ehepaar ein gemeinsames Ritual? Beide müssen herzhaft lachen. „Also, Folgendes.“ Evren holt tief Luft: „Immer, wenn Armin das Essen fertig hat, muss ich schnell noch mal für kleine Mädchen.“ Ihr Mann nickt zustimmend: „Und das, obwohl ich extra immer zehn Minuten vorher Bescheid sage.“
Börek to go
Kann sie mit dem Sprichwort „Liebe geht durch den Magen“ etwas anfangen? Sie überlegt kurz, dann kommt wieder so ein herrlich echter Evren-Moment: „Wenn ich an unsere Kennenlerngeschichte denke – eindeutig nein. Aber dass ein gutes Essen wie Schöntrinken funktioniert, kann ich mir gut vorstellen: Wenn du da mit einem Typen sitzt, der so ’ne Sieben ist, dann kann aus dem beim Schlemmen durchaus ’ne Neun werden.“ Das Curry ist jetzt angerichtet und dampft würzig-köstlich auf dem hübsch gedeckten Tisch. Die übrig gebliebenen Zigarrenröllchen hat Evren, ganz praktische Mama, zum Mitnehmen eingepackt. Für ihren Sohn. Bruno ist nämlich auch ein ganz großer Börek-Fan.
„Dass ein gutes Essen wie Schöntrinken funktioniert, kann ich mir gut vorstellen.“
Evren Gezer
Rezepte
Sigara Böregi
ZUTATEN
10 Blätter dreieckig geschnittener Yufkateig
1 Bund Petersilie (glatt)
250 g türkischer Weichkäse
Pfeffer
3 EL Sonnenblumenöl zum Frittieren
ZUBEREITUNG
Petersilie waschen und fein schneiden. Die Käsestückchen in einer Schüssel mit der Gabel zerdrücken, die Petersilie zugeben und die Masse mit etwas Pfeffer würzen. Salz ist nicht nötig, da der Käse bereits in Salzlake eingelegt ist. Die Yufka-Dreiecke so auslegen, dass die Spitze des Dreiecks von uns weg liegt. Auf das breite Ende des Dreiecks legen wir etwas Schafskäse-Petersilie-Gemisch, klappen links und rechts die Ecken darauf und rollen den Yufka-Teig von uns weg zur Spitze auf. Die Rolle sollte etwa zigarrenstark und 15 bis 20 Zentimeter lang sein. Öl in einer Pfanne erhitzen und die Börek-Zigarren bis zur gewünschten Bräune frittieren. Tipp: Man kann sie auch mit Gehacktem, Lamm oder Rind füllen, und sie schmecken ebenso lauwarm oder kalt.
Cocos-Linsen-Curry
ZUTATEN
200 g rote Linsen
1 Blumenkohl
1 rote Paprikaschote
2 Tropea-Zwiebeln
2 EL Kokosöl
2 EL rote Currypaste
1 Dose (425 ml) Kokosmilch
400 ml Gemüsebrühe
½ Bund Petersilie
Salz, Pfeffer
ZUBEREITUNG
Die Zwiebeln schälen und grob würfeln. Blumenkohl putzen, waschen und Röschen vom Strunk schneiden. Größere Röschen halbieren. Paprika putzen, waschen und grob würfeln. Öl in einem großen Topf erhitzen. Zwiebeln darin andünsten. Currypaste einrühren und anschwitzen. Blumenkohl und Paprika zugeben und kurz anbraten. Linsen zugeben. Gemüsebrühe und Kokosmilch zugießen. Aufkochen und zugedeckt zehn bis zwölf Minuten garen. Petersilie waschen, trocken schütteln, Blättchen abzupfen und fein hacken. Linsencurry mit Salz und Pfeffer abschmecken. Anrichten und mit Petersilie bestreuen.
Weinbegleitung
Empfehlung von Evrens Ehemann Armin Kuster
Als Aperitif ein Bio Veneziano Aperitivo Naturale von Humbel aus Extrakten von Rhabarber, Enzian, Holunder und dem Saft von Bio-Zitronen. Zum Curry passt natürlich ein Riesling, weil seine Fruchtsüße mit der Schärfe des Currys perfekt harmoniert. Kuster wählte den Rheingau Riesling „von glücklichen Trauben“ vom Weingut Dr.Corvers-Kauter in Oestrich-Winkel.
Danke an:
Sabine und Gerhard Grohs für die Location
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