Sehnsuchtsort und Faszination Bunt, vielfältig, weltoffen und modern – so lässt sich Tel Aviv, die weiße Stadt am Mittelmeer, in wenigen Worten treffend beschreiben. Der gefeierte Hot Spot Israels ist Schmelztiegel der Kulturen und eine Stadt voller Kontraste: Von den traditionellen Shuks, orientalisch geprägten, lebendigen Märkten, dem kulturellen Viertel Neve Tzedek oder der Prachtstraße, dem Rothschild Boulevard, mit kleinen, landestypischen Kiosk-Cafés bis zur Strandpromenade Tayelet und der geschichtsträchtigen Altstadt Old Jaffa.
Dieser Facettenreichtum spiegelt sich auch in der Gastroszene und der vielfältigen Küche der Levante wider. Ein Erlebnis für alle Sinne voller exotischer Düfte, Geschichten und vieler orientalischer Geschmäcker.
Tel Aviv fasziniert Einheimische und Touristen zugleich – und ist ein beliebtes Reiseziel zum Entspannen, Feiern, Genießen und Erkunden.
Auch die Foodbloggerin Nathalie Gleitman ließ sich von dem Charme Tel Avivs verzaubern und schöpft aus der neuen Heimat Inspiration für ihre abwechslungsreichen Rezepte, die zudem allergikerfreundlich und leicht nachzumachen sind. Ihr zweites Kochbuch „ME FOOD, MY FOOD, my Tel Aviv“, das in einer überarbeiteten Neuauflage im Wiesbadener Tre Torri Verlag erschienen ist, hat sie ihrem persönlichen Sehnsuchtsort und ihren ganz persönlichen Hot Spots gewidmet.
Neben 120 kreativen Rezepten findet man daher auch eigene Erzählungen zu ihren Lieblingsorten. Ausgewählte Seiten des Buchs sind dabei mit einem QR-Code versehen. So können noch weitere Informationen über Nathalie, die Rezepte mit entsprechenden Kochvideos, Ernährungspläne und Tipps für die Vorratskammer abgerufen werden.
Buch-Tipp
- Gleitman, Nathalie (Author)
Folgende Auszüge aus dem Buch laden zu einer (gedanklichen) Reise nach Tel Aviv ein und liefern Inspiration für köstliche Rezepte!
Nach neun Jahren in Tel Aviv habe ich natürlich auch ein paar Hot Spots, an denen ich mich am liebsten aufhalte. Denn nicht nur das Land hat viele Facetten, alleine die Stadt Tel Aviv mit etwa 400.000 Einwohnern zeigt sich in jedem Viertel von einer anderen Seite.
Die erste Frage, die ich immer gestellt bekomme, wenn ich erzähle, dass ich in Tel Aviv lebe, ist: warum? Von allen Orten auf der Welt, warum habe ich mich für Tel Aviv entschieden? Nachdem ich die Schule in England abgeschlossen hatte und mich entscheiden musste, wo ich studieren möchte, stand mir die Welt offen. England, Deutschland ein anderes Land in Europa oder Amerika. Ich bin sogar nach Paris geflogen, um mir dort eine Universität für Fashion Management anzusehen. So ganz richtig hat sich das für mich jedoch nicht angefühlt. Anstatt also zu überlegen, wo ich studieren möchte, habe ich mir überlegt, wo ich am glücklichsten werden kann.
Israel war für mich nicht fremd, schon als Kind und vor allem als Jugendliche war ich oft dort, habe das Land erkundet und lag am Strand von Tel Aviv. Jedes Mal, wenn ich abreisen musste, war ich unglücklich.
Dieses Gefühl hatte ich bei anderen Orten nicht. Deswegen dachte ich mir: Ich gehe nach Tel Aviv. Dort fühle ich mich einfach wohl. Außerdem kommt noch dazu, dass ich Jüdin bin und mir dadurch das Land besonders am Herzen liegt. An dieser Stelle ist es hilfreich, den Unterschied zwischen israelisch und jüdisch zu erklären, da das oft durcheinander gebracht wird. Ich gehöre der jüdischen Religion an, bin also jüdisch, aber nicht israelisch, da ich nicht die Staatsbürgerschaft des Landes habe. Es gibt also auch Christen und Muslime, die in Israel leben und einen israelischen Pass haben. Mich verbindet sozusagen eine glückliche Liebesgeschichte mit dem Land, und fast zehn Jahre später kann ich mir langfristig ein Leben nirgendwo anders mehr vorstellen. Und hier sind ein paar Gründe, warum das so ist.
Tel Aviv ist nicht nur eine Stadt, in der ich lebe, sondern ein Ort, der mein Leben komplett zum Positiven hin verändert hat. 2010 bin ich nach Tel Aviv gezogen, um ein Studium zu absolvieren und meinen Bachelorabschluss in Business und Marketing zu machen – ein kleiner Kulturschock. Die Menschen hier haben überhaupt keine Berührungsängste. Sie sind sehr offen und gehen auf einen zu. Es gibt wohl kein Land mit so vielen Extremen wie Israel. Ich kenne auch kein Land, in dem die Menschen mehr zusammenhalten als in Israel. Ich habe hier unglaublich viel gelernt. Zum Beispiel mich nicht einschüchtern zu lassen und vor allem, dass mir nichts mehr peinlich ist. Denn hier wird in einer Sekunde geschrien und in der nächsten gelacht. Bedeutet, keiner ist nachtragend. Egal, was du machst, in der nächsten Sekunde ist es schon wieder vergessen.
Etwas, das mich am stärksten beeindruckt, sind die tiefen Werte der Israelis. Egal, wie verrückt, laut oder aggressiv Israelis sein können, sie leben nach Prinzipien, die in der heutigen Welt keine Selbstverständlichkeit mehr sind. Eine Sache, die genauso fest verankert ist, wie es die Werte in der „Start-up-Nation“ sind, ist die Liebe zu gutem Essen. Einer der beliebtesten Snacks ist Bamba, eine Art Erdnussflips, die schon bei Kindern beliebt sind. Sie sollen sogar das Auftreten von Erdnussallergien verringern. Am liebsten essen die Israelis mit Freunden und Familie. Jedes Zusammentreffen, was mindestens einmal die Woche am Freitagabend zu Shabbat stattfindet, ist ein Anlass, festlich zu kochen. Die Oma meiner besten Freundin, eine tolle Köchin, kocht so gerne für die Familie, dass der Tisch zu klein für die ganzen Speisen ist und die Gerichte gestapelt werden. Was übrig bleibt, wird an die Kinder, Tanten und Cousinen verteilt. Es wird sehr viel frisches Obst und Gemüse gegessen, aber auch klassische Gerichte wie Hummus, Tahini, Falafel und Pita kommen täglich auf den Tisch.
Es gibt unendlich viel Schönes und Aufregendes über das Land und die Menschen zu erzählen. Aber wenn es dir möglich ist, schau es dir einfach persönlich an. Wenn du hier bist, wirst du eine ganz besondere Atmosphäre spüren, die ich gar nicht komplett erklären kann.
Tayelet
Wenn du mich mal am Morgen suchst, findest du mich hier beim Joggen oder Spazierengehen. Die Tayelet ist die Strandpromenade, die sich entlang der ganzen Stadt zieht. Sie wurde erst vor ein paar Jahren umgebaut und trennt Strand und Straße. Auf der einen Seite zieht sich ein wundervoller Stadtstrand mit Cafés, Surfern, Volleyballplätzen, Spielplätzen und Leuten, die einfach chillen. Auf der anderen Seite der Promenade liegen moderne Hochhäuser, Hostels, Botschaften und jede Menge Hotels.
Old Jaffa
5.000 Jahre Geschichte auf engstem Raum, hier ist ein Mischmasch der Kulturen und Religionen. Jaffa ist viel mehr als ein Vorort von Tel Aviv, Old Jaffa mit seinem alten Hafen war in der Antike als „das Tor zum Land“ bekannt. In den verwinkelten Gassen finden sich Kunsthandwerk und Galerien, Cafés und kleine Lokale, in denen man wunderbar essen und die besondere Atmosphäre genießen kann.
Neve Tzedek
Wenn ich mir ein Lieblingsviertel aussuchen müsste, würde ich Neve Tzedek nehmen. Der Hauptgrund dafür ist, dass es komplett anders aussieht als der restliche Teil der Stadt. In Tel Aviv gibt es jede Menge moderne und, wie ich finde, super schöne Hochhäuser. Der Charme an Neve Tzedek ist jedoch, dass alle Gebäude eher flach sind. Es gibt eine „Hauptstraße“ mit vielen kleinen Restaurants, Bars, Delis, Galerien und vor allem Boutiquen. Letztere bieten hauptsächlich französische Mode an, da über die Jahre und wegen des steigenden Antisemitismus in Frankreich immer mehr Franzosen jüdischen Glaubens nach Israel kommen. Auch hier sieht man wieder, wie die verschiedenen Kulturen das Stadtbild prägen.
Neve Tzedek ist unter anderem deswegen nah an meinem Herzen, da ich hier zu Beginn gelebt habe, als ich nach Israel gezogen bin. Heute noch gehe ich hier regelmäßig spazieren. Zu meinen Hauptanlaufstellen gehören Anita, der für mich beste Eiscreme-Laden im ganzen Land mit veganen Eissorten und göttlichem Frozen Yogurt, sowie ein wundervoller Bioladen namens Neroli. Dort kaufe ich die meisten meiner Zutaten ein. Der Laden ist klein, authentisch und charmant. Es gibt vegane Leckereien, Juices, Smoothies und Salate. Außer auf der Strandpromenade halte ich mich am häufigsten in Neve Tzedek auf.
Buch-Tipps
- Krasa, Daniel (Author)
- Amazon Prime Video (Video on Demand)
- Kais Nashif, Lubna Azabal, Yaniv Biton (Actors)
- Sameh Zoabi (Director)
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