Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier am Herd – das ist eine absolute Ausnahme. Im täglichen Politbetrieb zwischen Wiesbaden und Berlin bleibt ihm normalerweise keine Zeit zum Kochen. Für das Top Magazin Frankfurt zeigte der Politiker, dass er dennoch Handkäs’ und Fleischwurst-Gulasch zubereiten kann.
Eine Frau als Chefin – das kennt der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier von seiner Partei aus Berlin, wo Angela Merkel die Vorgesetzte des CDU-Vize ist. Diesmal steht er aber nicht auf der politischen Bühne, sondern in Eschborn am Herd. Und es ist seine Frau Ursula, die ihm sagt, was er tun soll. „Schneide mal vom Speck einen schmalen Streifen ab und würfele ihn“, gibt sie ihm vor, und er greift zum Messer. In der Küche ist seine Frau die Expertin. Sie hat das Rezept ausgesucht. Schließlich ist sie es, die zu Hause für die Familie kocht, während Volker Bouffier zwischen seinen zahlreichen Terminen dort eher eine Gastrolle übernimmt, wie er selber feststellt.
„Meine Frau sagt immer: ‚Wenn Du die Haustür durchschritten hast, endet die Staatskanzlei.“
Nahrungsaufnahme statt Essen
An diesem Tag wird das eher schwierig. Ursula Bouffier ist mit seiner Arbeit am Speck nicht ganz zufrieden. Sobald er sich weggedreht hat, nimmt sie das Messer und zerkleinert die Stücke weiter. „Das ist typisch für Paare, die lange verheiratet sind. Du machst was, aber sie muss doch nochmal Hand anlegen“, stellt der Politiker dazu lächelnd fest. Immerhin feiern die Bouffiers in diesem Jahr ihren 30. Hochzeitstag.
Seine Frau gibt ihm den Speck und die bereits geschnittenen Zwiebeln und lässt ihn beides anbraten. Volker Bouffier rührt in der Pfanne und ist froh, dabei über seinen politischen Alltag sprechen zu können. Dieser lässt ihm weder Zeit zum Kochen noch zum ausgiebigen Essen, berichtet er. Mehr als Nahrungsaufnahme sei nicht möglich. Ein Häppchen auf der einen Veranstaltung, eines auf der nächsten, so sieht sein täglicher Speiseplan aus, wenn nicht gerade eines der eher seltenen Staatsbankette ansteht.
Zwei Tage in der Woche ist Volker Bouffier zudem in der Regel in Berlin, wenn nicht gerade angeregte Diskussionen in der Großen Koalition ihn noch stärker beanspruchen. Solche Fälle sind, auch was den Speiseplan betrifft, nicht wünschenswert. Die Verpflegung im Bundeskanzleramt sei eher sparsam, erzählt er. Als dienstältester Ministerpräsident ist Bouffier in den Konferenzen mit den Amtskollegen in Berlin ein gefragter Gesprächspartner. Und da die Koalition keine Mehrheit im Bundesrat besitzt, müsse auch dort mit den Länderregierungen vieles verhandelt werden, um Entscheidungen herbeizuführen, etwa die für Hessen wichtige Reform des Länderfinanzausgleichs, für die er zweieinhalb Jahre lang teilweise dreimal in der Woche nach Berlin gefahren sei.
„Ich habe mich nie mit dem Amt verwechselt. Es ist eine Aufgabe auf Zeit. Ich habe versucht, bei mir zu bleiben, eben authentisch.“
Viele persönliche Begegnungen
Aktuell ist er aber in Hessen gefordert, es ist Landtagswahlkampf. Die 15 bis 16 Stunden seines Tagesprogramms sind noch dichter getaktet als ohnehin schon. Schließlich soll der Ministerpräsident bis zur Wahl am 28. Oktober möglichst vielen Menschen persönlich begegnet sein. Gerade dieses Zusammentreffen mit vielen unterschiedlichen Gesprächspartnern sei neben den politischen Gestaltungsmöglichkeiten das, was ihn an seiner Aufgabe immer noch fasziniere, sagt Bouffier, gibt aber auch zu: „Ich bin allerdings auch manchmal froh, wenn ich mich spät abends zu Hause hinsetzen und die Schuhe ausziehen kann.“
Wenn er dann spätabends nach Hause kommt, findet durchaus noch Familienleben statt. „Wir besprechen vieles nachts“, erzählt Ursula Bouffier. Wenn es möglich ist, dann wird bei den Bouffiers gerne diskutiert, nicht nur zu zweit, auch mit den beiden Söhnen Frederik und Volker, die beide, wie der Vater, Juristen sind. „Wir sprechen viel über die Juristerei. Themen wie das Staatsorganisationsrecht sind allerdings für Nichtjuristen nur begrenzt interessant“, sagt Volker Bouffier. Da beide Söhne auch in der CDU aktiv sind, sind politische Diskussionen an der Tagesordnung. „Dabei sind wir durchaus nicht immer einer Meinung. Ich finde es aber wichtig, dass ich dadurch unmittelbar mit der Gefühls- und Erfahrungswelt jüngerer Leute konfrontiert werde.“
„Mein Mann hat sich nicht verändert durch das Amt, unser Leben hat sich verändert.“
Es darf scharf sein
In der Küche ist er diesmal der Erfahrungswelt eines Kochs ausgesetzt. Und langsam findet sich der Politiker auch in diese ein. Zu Zwiebeln und Speck fügt er klein geschnittene Paprika und Tomaten hinzu. Dann kommen Fleischwurststücke in die Pfanne, dazu Tomatenmark. „Das sieht doch gar nicht schlecht aus“, lobt Ursula Bouffier und lässt ihren Mann das Gericht abschmecken, nicht ohne den warnenden Hinweis, der getrocknete Thymian könne sehr intensiv sein. Bouffier ist auch vorsichtig mit der Zugabe von weiterem Paprika-Gewürz. „Ich esse sehr gerne gut gewürzt und scharf. Meine Mutter stammte aus Donauschwaben, sie hat viel mit Paprika gekocht“, erzählt er. Bis heute sind gefüllte Paprikaschoten mit Hackfleisch und Reis eines seiner Lieblingsgerichte – wenn sie scharf genug sind.
Für süße Sachen war Volker Bouffier als Kind ebenfalls zu haben. Er erinnert sich, dass er damals seiner Mutter gerne in der Küche geholfen hat. „Ich war für zwei Spezialitäten zuständig. Wir hatten einen Garten und haben alles selbst angebaut. Wenn meine Mutter die Stachelbeeren oder Himbeeren einkochte, durfte ich immer den Zucker unterrühren.“ Und beim Backen eines Rührkuchens sei er für den Schokoladen-Überzug verantwortlich gewesen. „Da fiel für mich immer etwas ab.“
Eingespieltes Team
Beim Anrichten des Essens zeigt sich, dass Ursula und Volker Bouffier doch ein eingespieltes Team sind. Beim Fleischwurst-Gulasch ist sie für das Füllen der Teller zuständig. Ihr Mann setzt den Klecks Crème fraîche darauf und zupft ein paar frische Kräuter für die Deko ab, denen sie die letzte Form gibt. Den Handkäs’ justiert sie ebenfalls auf den Tellern nach, während er die Schüssel mit der Soße hält. Als Team treten die beiden derzeit auch meistens im Wahlkampf auf. Darin haben sie Erfahrung, schließlich tritt Bouffier, der 2010 das Amt von seinem Vorgänger Roland Koch übernahm, bereits zum zweiten Mal als amtierender Ministerpräsident bei einer Wahl an. Jede Wahl sei eine eigenen Herausforderung, sagt er. „Ich bin demütig vor der Aufgabe, aber auch zuversichtlich, dass die CDU in Hessen mit weitem Abstand stärkste Partei wird.“ Er wolle die Wahl gewinnen und weiterarbeiten.
„Sport war meine Leidenschaft, aber ich wollte immer Anwalt werden und würde es heute genauso machen.“
Sollte es für eine Regierung unter der Führung der CDU nicht reichen, sei das kein Grund zum Feiern, aber auch keiner, um in Sack und Asche zu gehen. „Ich werde das akzeptieren und wünsche anderen, die dann die Verantwortung übernehmen, dass sie es gut machen.“ Er habe 20 Jahre lang erst als Innenminister, dann als Ministerpräsident für Hessen vieles bewegt, „und es waren gute Jahre“. Als Jurist mit eigener Kanzlei, die er immer noch führt, könnte er sich darauf konzentrieren. „Es wäre aber auch eine Chance, unser Familienleben etwas spontaner zu gestalten und einfach mal ungeplant in den Urlaub zu fahren. Das wäre ein großer Luxus für uns“, stellt Volker Bouffier fest. Und vielleicht könnte er öfter mal am Herd stehen. Das er allerdings der Politik komplett den Rücken kehrt, ist nur schwer vorstellbar.
Rezepte (für vier Personen)
Handkäs-Salat mit Apfelvinaigrette
Zutaten:
1 rote Zwiebel, klein
ein halber Apfel
4 EL Dr. Höhl’s BioEss Apfelessig Rezeptur 1779
6 EL Öl
2 EL flüssiger Honig
Salz
Pfeffer
ein halbes Bund Schnittlauch
1 Roller Harzer Käse (200 g)
2 Römersalatherzen
Zubereitung:
Die Zwiebeln pellen, den Apfel entkernen und beides in feine Würfel schneiden. Den bereits mit Honig verfeinerten Dr. Höhl’s BioEss Apfelessig mit Öl glattrühren, mit Salz und Pfeffer würzen. Zwiebel- und Apfelwürfel unterrühren. Den Schnittlauch in Röllchen schneiden und unter die Vinaigrette rühren. Harzer Käse in dünne Scheiben schneiden, die Römersalatherzen längs in dünne Spalten schneiden und alles auf einer Platte anrichten. Den Salat mit der Vinaigrette beträufeln und servieren.
Fleischwurst-Gulasch
Zutaten:
100 g durchwachsener Speck
3 Zwiebeln
350 g Fleischwurst
2 grüne Paprikaschoten
350 g Tomaten
1 EL Tomatenmark
2 EL Paprika edelsüß
1/8 l heiße Fleischbrühe
½ TL Zucker
½ TL getrockneter, zerriebener Thymian Salz
3 EL saure Sahne oder Crème fraîche
evtl. 1 Packung kleine Kartoffeln
Zubereitung:
Den gewürfelten Speck auslassen, die ebenfalls gewürfelten Zwiebeln darin glasig anbraten. Die gewürfelte Wurst hinzugeben und etwa fünf Minuten anbraten. Klein geschnittene Paprika hinzufügen, alle mit Paprikapulver bestreuen und weiter braten. Wenn gewünscht, kann man die geschälten und kleingeschnittenen rohen Kartoffeln hinzufügen. Zum Schluss die gewürfelten Tomaten zugeben, mit Fleischbrüher aufgießen, mit Salz, Zucker und Thymian etwa 15 Minuten schmoren lassen. In eine möglichst vorgewärmte Schüssel gießen und in die Mitte die saure Sahne oder Crème fraîche geben.
Danke an…
…das Küchen Atelier Grohs für die Location, Andreas Schneider und den Obsthof am Steinberg für die Äpfel und den „Süßen“, die Familie Höhl für den alkoholfreien alkoholfreien „Pomp“ und den BioEss Apfelessig Rezeptur 1779 sowie das Scheck-In Center für alle Zutaten.