Zigarren sind mehr als bloße Rauchwaren: Sie symbolisieren Erfolg, Macht, Erotik und vor allem eins: die Lust am Genuss. Das bestätigen auch einige Aficionados aus Frankfurt, mit denen wir uns auf eine Zigarre trafen. Text: Natalie Rosini, Fotos: Michael Hohmann
Ein Gewölbekeller am Frankfurter Opernplatz: kleine Sitznischen, gemütliche Clubsessel, ein offener Kamin. Die Wände sind versehen mit handgeschriebenen Botschaften der Gäste aus den letzten Jahren, kitschiger Kunst aus Kuba und gerahmten Bildern von Celebrities wie Demi Moore, Arnold Schwarzenegger und Pierce Brosnan mit Zigarre.
Die Atmosphäre erinnert an die Bodeguita del Medio in Havanna, der kultigen Pilgerstätte für Hemingway-Fans aus aller Welt. Hinter der Bar ist ein begehbarer Humidor, in dem kostbare Tabakwaren gelagert sind. „Willkommen im Cigar, dem wohl schönsten Ort für Zigarren-Liebhaber in Frankfurt“, sagt Siggi Schneider, den wir hier treffen, um mit ihm über die Faszination des Rauchens zu sprechen.
Leidenschaft für ein Ritual
Neben ihm sitzt Mario Saravini, stadtbekannter Koch und Zigarrenraucher – und zwar zu jeder Tageszeit. Sieht man ihn morgens in seinem Auto, hat er bereits einen dicken Stummel im Mund. Siggi Schneider und er sind Partner und betreiben die drei nebeneinanderliegenden Restaurants am Opernplatz Charlot, Operncafé und Più Allegro. Und seit 10 Jahren eben auch das Cigar im Keller darunter, Treffpunkt für Raucher und Nichtraucher, die nach Feierabend, Shoppingtour, Dinner oder Konzertbesuch noch ein wenig ihrer Leidenschaft frönen wollen.
Denn anders als bei Zigaretten gilt für Zigarren, dass ihr Genuss keine Sucht ist. Ist das wirklich so? „Für mich gilt das nicht“, lacht Mario Saravini und macht einen festen Zug an seiner Montecristo. „Mario ist eine echte Ausnahme“, kommentiert Siggi Schneider, „er raucht sie auf Lunge, und man sieht ihn nie ohne.“
Doch eigentlich, so sind sich beide einig, geht es beim Zigarrenrauchen darum, den Genuss zu zelebrieren. „Es ist wie ein Ritual, und wie man weiß, hat alles Rituelle eine gewisse beruhigende Wirkung“, so Schneider. „Es beginnt mit der Wahl der richtigen Zigarre und natürlich des Getränks. Im Cigar bieten wir sehr guten Rum und Whiskeys sowie Rotweine an. Dann kommt das Anschneiden oder Anbohren – das ist wie alles andere Geschmackssache. Ebenso das Anzünden – mit Holz oder speziellem Feuerzeug. Und dann bleibt nur noch eins: sich zurücklehnen und genießen.“
Und was genießen Siggi Schneider und Mario Saravini am liebsten? Schneider bevorzugt die leichteren dominikanischen Zigarren „Davidoff Grand Cru No. 2“. Kuba-Fan Saravini, von dem im Übrigen die bunte Mischung an Deko in der Lounge stammt, sagt, er bevorzuge kubanische Montecristos und verrät: „Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder raucht Cohibas.“
Rauch-Legenden
Nicht nur mächtige Männer von Churchill bis Schröder waren und sind passionierte Zigarrenraucher: Es gab und gibt bis heute auch zahlreiche weibliche Aficionados wie Katharina die Große, Marlene Dietrich, Getrude Stein, Whoopie Goldberg und Jodie Foster. Die französische Autorin George Sand (1804 – 1876) schrieb einmal: „Zigarren lindern den Schmerz und des Menschen Einsamkeit mit gnädigen Bildern.“ Und natürlich ranken sich auch viele legendäre Geschichten und Anekdoten um den Mythos Zigarre.
Allen voran die über Fidel Castro, der in Revolutionszeiten ein passionierter Raucher war und dem man nachsagt, mit seinem Genossen Che Guevara an der Entwicklung der Cohiba beteiligt gewesen zu sein: Seine Verbündeten schickten ihm, als er 1955 in Gefangenschaft geriet, in Zigarren eingerollte Geheimbotschaften, und bis heute heißt es, der CIA hätte Pläne gehabt, den kubanischen Staatschef mit manipulierten Zigarren zu vergiften.
Heute raucht er übrigens nicht mehr, will seinem Volk ein gutes Vorbild sein. Eine weitere Zigarren-Anekdote dürfte wohl jedem noch in Erinnerung sein: Die Affäre von Bill Clinton mit seiner Praktikantin Monica Lewinsky wird den ehemaligen US-Präsidenten wohl immer in Verbindung mit Zigarren bringen. Pikantestes Detail, abgesehen von der Tatsache, dass die Zigarre nie geraucht wurde: Yassir Arafat soll sie Clinton geschenkt haben. Und auch in der Literatur fand die Zigarre Einzug: Thomas Mann lässt im „Zauberberg“ den Protagonisten Hans Castorp sagen: „Ich verstehe es nicht, wie jemand nicht rauchen kann – er bringt sich doch sozusagen um des Lebens bestes Teil und jedenfalls um ein ganz eminentes Vergnügen.“
Kultivierter Genuss in Frankfurt
Zurück zum Opernplatz, genauer gesagt auf die gegenüberliegende Seite: Auch in der Kameha Suite an der Taunusanlage sind Raucher willkommen. Wir treffen Geschäftsführer Christian Bordzio in der Rothschild Lounge auf einen Rotwein und eine Zigarre. Seine Wahl fällt auf eine leichte David No. 2. „Wir bieten hier eine große Range Davidoff-Zigarren an, aber natürlich auch Cohibas und Montechristos.“ Doch man kann hier nicht nur Zigarren kaufen und genießen, auch kann man sie fachmännisch lagern: „Wir haben einen Aufbewahrungs-Humidor für Gäste. 12 der insgesamt 16 Boxen sind schon belegt und mit den Namen der Eigentümer versehen.“
Christian Bordzio raucht auch gerne hin und wieder eine gute Zigarre, meist milde dominikanische. „Allerdings nur, wenn die Zeit es erlaubt, sie auch wirklich zu genießen. So wie heute: Ich habe alle Termine hinter mir, hatte einen erfolgreichen, wenn auch anstrengenden, Tag und kann mir jetzt selbst etwas Gutes tun.“ Zigarren-Lounges sind in Frankfurt nur spärlich gesät, hatte Siggi Schneider beklagt.
Und in der Tat gibt es in der Mainmetropole nur wenige Orte, an denen man dem kultivierten Rauchvergnügen frönen kann: Zum Beispiel im Cigarrum, der Zigarrenbar im ersten Stock des Frankfurter Hofs, die vom Gault Millau zur „Cigar Lounge des Jahres“ gekürt wurde. Bei knisterndem Kaminfeuer kann man hier feinste Zigarren, edle Weine sowie 48 erlesene Rumsorten genießen. Zudem wird feine hausgemachte Bruchschokolade serviert und jeden Mittwochabend Live-Musik gespielt.
Ein weiteres Mekka für Zigarren-Liebhaber ist Harry’s New York Bar im Main Plaza. Der Humidor von Barchef Emanuel Saridakis bietet eine feine Auswahl bester Zigarren. Zudem ist die elegante Lounge im Stil eines englischen Gentlemen’s Club die perfekte Adresse für Malt- und Whiskey-Liebhaber.
Reine Geschmackssache
Eine absolute Expertin in Sachen Zigarren- und Tabakgenuss ist Birgit Herrtwich. Sie ist Inhaberin des Tabakhauses Büttner in Frankfurt und hält in ihrem Laden rund 350 Sorten Zigarren parat.
Das traditionsreiche Geschäft am Kornmarkt ist als einziges in Frankfurt „Habanos Specialist“ und zählt damit zum erlesenen Kreis von rund 70 Geschäften in Deutschland, die vom exklusiven Importeur für kubanische Zigarren direkt beliefert werden. Aus diesem Grund kann Birgit Herrtwich ihre Kunden auch immer wieder mit ein paar Highlights erfreuen, wie etwa den Cohiba Behikes, von denen sie zur Zeit unseres Besuchs noch fünf Kisten in ihrem begehbaren Humidor verwahrt: „Ich denke, sie werden bald vergriffen sein“, sagt sie, „Diese Linie gibt es immer nur in stark limitierter Stückzahl. Das liegt daran, dass für die Behike als einzige kubanische Zigarre ein fünfter Einlagetabak verwendet wird und die Blätter dafür sehr selten sind.“
Von einer Spezialistin wie Birgit Herrtwich wollen wir natürlich wissen, welche denn nun die beste Zigarre ist? „Das kann man so nicht sagen“, lacht sie und fügt hinzu, „aber viele gehen natürlich davon aus, dass teuer gut ist. Ich glaube, mit dem Rauchen verhält es sich wie mit so vielen Dingen: Es ist reine Geschmackssache.“
Beiwerk zum Genuss
Auch Birgit Herrtwich raucht gerne Zigarre, „auf meiner Couch mit einem guten Glas Wein, an lauen Sommerabenden auf der Terrasse mit einer kalten Weißweinschorle.“ Die Tabak-Expertin, die schon seit über 20 Jahren in dem Geschäft arbeitet und dieses kürzlich vom Vorbesitzer übernommen hat, weiß: Raucher sind Gewohnheitstiere. „Natürlich habe ich im letzten halben Jahr versucht, meinen Stammkunden auch mal die eine oder andere Novität schmackhaft zu machen. Doch hat ein Raucher erst einmal die Sorte entdeckt, die ihm am meisten Genuss bereitet, bleibt er meist dabei. Letztlich bin auch ich keine Ausnahme und greife meist zur selben Sorte dominikanische Zigarren.“
Nachdem wir so viel über Gewohnheiten und Riten gehört haben, kommen wir nicht umhin zu vermuten, dass es nicht allein der Geschmack ist, der das Zigarrenrauchen so besonders macht. Birgit Herrtwich gibt uns Recht und zitiert einen Repräsentanten, der es einst mit seinen Worten auf den Punkt brachte: „Zigarre und Pfeife sind nur das Beiwerk zum Genuss, denn der wahre Genuss ist die Zeit, die man sich nimmt.“
Rauchen in Frankfurt und Rhein-Main
Cigar Frankfurt
In einem gemütlichen Gewölbekeller kann man hier in kubanischem Ambiente feinste Zigarren sowie gute Weine und Spirituosen genießen. Highlight ist der begehbare Humidor. Experten helfen Neulingen gerne bei der Auswahl der richtigen Zigarre und auch beim Anschneiden/ Anbohren sowie Anzünden. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 19 Uhr bis 2 Uhr
Opernplatz 10–12, 60313 Frankfurt
Telefon 069 – 21 99 99 99
www.cigarbar-frankfurt.de
Rothschild Lounge
In der Kameha Suite heißt die Rothschild Lounge Raucher mit Stil willkommen. In elegantem Ambiente gibt es eine gute Auswahl an Davidoff Zigarren sowie kubanischer Tabakwaren, Stammgäste können hier ihre Zigarren im Aufbewahrungs- Humidor lagern.
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 18 Uhr bis 1.30 Uhr
Taunusanlage 20, 60325 Frankfurt
Telefon 069 – 4800 370
www.kamehasuite.com
Cigarrum
Ausgezeichnete Cigar Lounge im Steigenberger Frankfurter Hof. Passend zum Rauchgenuss gibt es hier eine tolle Auswahl an Rum und anderen Spirituosen und Drinks, zudem wird hausgemachte Schokolade gereicht. Jeden Mittwoch gibt es Live-Musik.
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 17 Uhr bis 1 Uhr
Am Kaiserplatz, 60311 Frankfurt
Telefon 069 – 215 02
www.steigenberger.com/Frankfurt
Harry’s New York Bar
In der eleganten Bar im Main Plaza gibt es neben 150 Cocktails, 60 Whiskys und rund 25 Sorten Rum eine umfangreiche Auswahl an erlesenen Zigarren aus dem Hause Davidoff. Von Dienstag bis Samstag gibt es ab 22 Uhr Live-Pianomusik. Happy Hour ist von 18 bis 20 Uhr.
Öffnungszeiten: täglich von 18 Uhr bis 3 Uhr
Walther-von-Cronberg-Platz 1, 60594 Frankfurt
Telefon 069 – 66 40 10
www.lindner.de
Smoker’s Lounge
Einst trafen sich hier exklusiv die Mitglieder der „Cigar Smokers Society“, heute steht die wunderschöne Lounge mit den eleganten Clubsesseln im Kempinski Hotel Gravenbruch allen Freunden des kultivierten Genusses rund um die Uhr offen. Auch kann man die Lounge für Events mieten.
Graf-zu-Ysenburg-und-Buedingen- Platz 1, 63263 Frankfurt / Neu-Isenburg
Telefon 069 – 389 88 0
www.kempinski.com
After Work Smoke
Die Frankfurter Dependance des bundesweiten Zigarrenclubs wurde 2004 von Maßschneider Stephan Görner ins Leben gerufen. Einmal im Monat findet der After Work Smoke in Locations wie der Kameha Suite oder dem Ivory Club statt. Nähere Informationen zu den genussvollen Business-Networking Events findet man unter www.after-work-smoke.de