Wie lassen sich blühende Wiesen, schattige Wälder und malerische Plätze intensiver genießen als bei einer Radtour mit allerlei Gelegenheit zur Einkehr? Die Auswahl an spektakulären Radwegen in der Region ist äußerst vielfältig. Top Magazin hat Prominente und Macher aus Frankfurt und Rhein-Main auf ihren Lieblings-Radstrecken begleitet. Fünf Startpunkte, fünf Strecken, sechs Persönlichkeiten und viele Insider-Tipps – da möchte man glatt sofort losstrampeln!
Inhalt
Oberbürgermeister Alexander Hetjes und sein Bad Homburg
Wir treffen Alexander Hetjes am Startpunkt der Route. Gut gelaunt und in professioneller Sportkleidung empfängt uns der Oberbürgermeister der Stadt Bad Homburg auf seinem Mountainbike vor dem Café Molitor. Hier leiht sich Hetjes auch gern mal ein E-Bike aus. „Für die meisten Strecken – gerade die kurzen innerhalb der Stadt – nutze ich mein normales Rad. Für ausufernde Touren greife ich ab und an aber auch gerne auf die Möglichkeit zurück, sich hier ein E-Bike auszuleihen: Gerade, wenn es hoch auf den Herzberg geht, kann man ein wenig ‚Extra-Schub‘ gut gebrauchen“, lacht er.
Für nur 35 Euro kann man sich im Molitor ein E-Bike ausleihen – 80 Kilometer Reichweite inklusive. Zudem praktisch: Vor dem Café, das vor allem Kaffee und Kuchen, aber auch Herzhaftes wie Flammkuchen und Burger anbietet, befindet sich eine Fahrradreparatur-Station mit Luftpumpe, Schraubenschlüssel und anderen Werkzeugen. Bei kleineren Pannen ideal.
Nun geht es aber los. Wir fahren direkt am Kirdorfer Feld entlang – ein Natur- und Naherholungsgebiet, das für seine weiten Streuobstwiesen bekannt ist. Weiter geht es in das Waldgebiet von Bad Homburg, an der Saalburg vorbei und immer weiter nach oben. „Das ist gewissermaßen die Profivariante, der normale Rundweg ist aber auch ohne diesen Abstecher lohnenswert“, erzählt Hetjes. Der Umweg lohnt sich jedoch allemal. Oben kehren wir im Berggasthof „Herzberg“ ein. Hetjes bestellt sofort ein eiskaltes Radler – und wird von allen Seiten freudig begrüßt, was ihm sichtlich Spaß macht.
Es entsteht ein munterer Meinungsaustausch, und natürlich will man vom Stadtoberhaupt auch wissen, ob das beliebte traditionelle Laternenfest nun stattfinden kann. Hier oben, mitten auf dem Herzberg, zeigt Bad Homburgs Stadtoberhaupt echte Bürgernähe – und das in Radlerhosen. Unter Leuten sein, Geselligkeit, Reden, Zuhören, das ist genau sein Ding, was ihn bei den Bad Homburgern äußerst beliebt macht: Gerade hat Hetjes seine zweite Amtszeit angetreten.
Wir genießen die spektakuläre Aussicht bis hin zum Spessart und Odenwald. Und klassisch deutsche regionale Küche, wie das leckere Wildgulasch, das uns dampfend und duftend serviert wird. Das sympathische Inhaber-Paar Nana und Bosko Batovanja bringt eine Runde Schnäpschen an den Tisch: „Bei uns gibt es bewusst kein WLAN – hier müssen sich die Leute ganz klassisch unterhalten.“
Gut gestärkt geht es weiter. Erst einmal nach unten. Nächster Stopp: Das Museum im Gotischen Haus. Weiter entlang der Landgräflichen Gartenlandschaft und ihrem Juwel: dem Kleinen Tannenwald. Am Automuseum „Central Garage“ und dem Hofgut „Kronenhof“ vorbei, einem beliebten Ausflugsziel in Bad Homburg mit selbstgebrauten Bierspezialitäten.
Wir passieren den Barfußpfad Fleckmühle, einen Rundweg durch einen Skulpturenpark, Kräutergärten und Streuobstwiesen und den „Lernbauernhof Rhein-Main“. Nächster Halt ist die Heimatstube Ober-Erlenbach – das älteste Stadtteilmuseum Bad Homburgs.
Kurz vor Ende unserer Tour kommen wir zum Ellerhöhturm – einem Aussichtsturm aus dem Jahr 1889, mit großartigem Blick über Bad Homburg und Umgebung. Unsere Tour endet im Café Molitor. 24 Kilometer in zwei Stunden liegen hinter uns – ohne den Abstecher auf den Herzberg. „Das Besondere an der Strecke ist die Vielfältigkeit und die tolle Natur“, schwärmt der OB. „Es gibt so viel zu sehen, von Wald und Bergen über Parks bis hin zu historischen Bauten – hier ist für jeden was dabei!“
STRECKENINFO BAD HOMBURG
START Café Restaurant Molitor
▶︎ Entlang am Kirdorfer Feld
▶︎ Zum Minigolfplatz im Sportzentrum Nord-West
▶︎ Museum Gotisches Haus
▶︎ Nächster Stopp: Kleiner Tannenwald
▶︎ Weiter zum „Central Garage“ und dem Hofgut Kronenhof und Brauhaus Graf Zeppelin
▶︎ Von da aus geht’s zum Barfußpfad „Fleckmühle“
▶︎ Heimatstube „Ober-Erlenbach“
▶︎ Aussichtsturm „Ellerhöhe“
Insgesamt ohne Abstecher auf den Herzberg: 24 km und 2 Stunden Fahrtzeit
Buch-Tipp
Florian Jöckel: Radeln mit Teamgeist
Vor 12 Jahren hat „Frankfurt bleibt stabil“-Initiator Florian Jöckel Kippen gegen Fahrrad getauscht. „Ich habe drei Schachteln am Tag geraucht“, gibt der gebürtige Halbfranzose offenherzig zu. Seit 2001 lebt der Konzertmanager in Frankfurt und betreut mit seiner Agentur „Guilty 76 Artist Management“ im Nordend eine Handvoll Künstler. „Aber nach einer Show von meinem guten Kumpel Stefan Hantel aka Shantel in den Pyrenäen auf 2.500 Metern Höhe habe ich gemerkt, dass ich das Zigarettengeld lieber in meine Gesundheit investieren sollte.“
Von einem auf den anderen Tag hört er mit dem Rauchen auf, startet mit einem Fitnessprogramm. „Mein Personal Trainer forderte mich auf, ein Trainingsziel zu definieren. Weil ich schon als 10-Jähriger die Tour de France begeistert vorm Bildschirm verfolgt habe, schlug er eine Radtour von Frankfurt nach Südfrankreich vor.“ Jöckel beginnt zu trainieren, kauft sein erstes Rennrad. „Und ein Jahr später strampelte ich in acht Tagen über die Alpenpässe nach St. Tropez“, erzählt er stolz. Seitdem ist er der Radszene treu geblieben, hat sogar sein eigenes Racing Team gegründet: „Der Guilty 76 Velo-Club ähnelt einem Motorradclub: Man kommt nur rein, wenn man von einem aktiven Mitglied empfohlen wird. Wir sind 2009 zu dritt völlig unbekannt in die Radsportwelt gestartet – heute zählt das Team circa 400 Pedalisten weltweit.“
Einen Namen machen sich Florian Jöckel und Co., als die Stadt Frankfurt 2015 durch die Festnahme eines Oberurseler Islamistenpaares, bei dem eine Bombe gefunden wird, nur knapp einem größeren Terroranschlag entgeht. Das für den 1. Mai geplante Radrennen „Rund um den Finanzplatz Frankfurt-Eschborn“, an dem „Guilty 76 Racing“ jedes Jahr teilnimmt, wird sicherheitshalber abgesagt. „Für uns war klar: Wir fahren trotzdem und lassen uns nicht von irgendwelchen Verrückten Angst einjagen“, erinnert sich Jöckel.
Die „Ebbe-langt’s“-Protestfahrt, bei der auch Prominente wie Tagesschau-Sprecher Thorsten Schröder mitradeln, zählt am Ende rund 1.200 Teilnehmer und wird Titelgeschichte im Spiegel. „Seit diesem Tag weiß jeder, wer wir sind“, sagt Jöckel stolz. „Mein Team hat mir erst so richtig gezeigt, was Radfahren bedeutet: Hier kommen Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten zusammen, die auf den Touren viel Zeit miteinander verbringen. Und plötzlich entwickelt sich daraus eine Community, ein unfassbares Netzwerk mit Teamgeist, aus dem Freundschaften fürs Leben entstehen!“
Die Liebe und Leidenschaft fürs Rad teilen Florian Jöckel und seine Teamkollegen auch in ihrer Freizeit. Mit Kumpel und Fraport Key Account Manager Patrick Keidel entwirft er immer wieder neue Touren, bei denen auch Nichtmitglieder mitradeln können: „Mal sportlich-anspruchsvoll, mal lässig-entspannt oder genussvoll wie unsere ‚Bonanzarunde‘. Eine Viertagestour – wahlweise auch nur ein oder zwei Tage – durch die Mainmetropole, die Stopps an allen coolen Kneipen, Cafés, Bars, schicken Restaurants und Wasserhäuschen macht, die die City zu bieten hat. Wie die Bar Shuka, das Lobster, das VaiVai, das Yok Yok oder das Blaue Wasser – alles inhabergeführte Läden, die High Quality sind, keine Ketten. Wenn du die Runde gefahren bist, kennst du jeden in Frankfurt!“, strahlt Jöckel und verrät uns seinen Geheimtipp: „Der Birmingham Pub, ein Laden nach meinem Geschmack. Hier kannst du bis 5 Uhr morgens à la Carte essen.“ Ein stilechtes Bonanzarad mit einem langen sogenannten „Bananensattel“ mit Lehne und einem zweiteiligen Hirschgeweih-Lenker ist für die Tour nicht nötig: „Jeder Drahtesel ist willkommen!“
Auch das Umland wird regelmäßig zusammen erobert. Ihre neueste Strecke: Die „Frankfurt Ultra Cycling“ Tour (FUC). 92 Kilometer, die Urlaubsgefühle wecken. „Eine mittelschwere Runde, bei der man den schönen Süden der Stadt ganz aufs Neue entdecken kann!“ Start- und Endpunkt ist der Hafenkran im Frankfurter Ostend mit maritimem Flair. Von dort geht’s Dribbdebach über den fünf Kilometer „Grüne-Soße-Lehrpfad“ in Oberrad durch Mohn- und Kornblumenfelder, Gärtnereien und Gastronomie hinein in den idyllischen Stadtwald, dessen schattige Wege für eine erfrischende Abkühlung bei heißen Temperaturen sorgen.
Nach der Hälfte der Strecke wartet ein Highlight auf alle Rennradfans. Jöckel: „Eine neuasphaltierte, ein Kilometer lange Rennradstrecke mitten durchs Grün, die nicht von Autos befahren werden kann. Nach den kleinen Steigungen vorher kann man hier richtig Gas geben!“ Jöckels Lieblingsstopp: Die Fußgängerbrücke über die A5 am Ortsrand vom Zeppelinheim, die auch mit Auto und S-Bahn erreichbar ist. Der ausgeschilderte Weg führt vom Parkplatz zur Planespotting-Plattform am Frankfurter Flughafen. Nur ein Zaun trennt die Zuschauer vom Rollfeld. Jöckel: „Vor dir die Flugzeuge, die im Minutentakt abheben, hinter dir der Stadtwald und unter dir dröhnende Motoren – eine Wahnsinns- Kulisse. Hier kommt Fernweh auf!“
Nur ein paar hundert Meter weiter schmeckts schon wieder nach Zuhause. Im „Terminal 4“, ein kleines, gemütliches Holzhaus mit Biergarten an der S-Bahn-Station Neu-Isenburg-Zeppelinheim, gibt’s traditionell hessische Hausmannkost: Handkäs, Brezel, Currywurst und Co. „Der Apfelwein ist einfach sensationell“, schwärmt Jöckel. Mit Kaffee und Kuchen kann man sich ebenfalls den Tag versüßen. „Der perfekte Ort, um zu entspannen und bei einem kühlen Getränk aufs Leben anzustoßen!“
FRANKFURT ULTRA CYCLING TOUR
START Hafenkran im Ostend
▶︎ EZB und Oosten
▶︎ Grüne-Soße-Lehrpfad Oberrad
▶︎ Dietzenbach
▶︎ Badesee Rodgau
▶︎ Rennradweg durch den Stadtwald
▶︎ Historisches Rathaus Sprendlingen
▶︎ Bahnunterführung Buchschlag
▶︎ Aussichtspunkt Frankfurt Flughafen
▶︎ Terminal 4
▶︎ Schwanheimer Ufer
92 km und 4:30 Stunden Fahrtzeit
Mit Bürgermeister Bernd Kahlert durch Miltenberg
Inmitten der herrlichen Natur von Spessart und Odenwald und nur knapp eine Stunde von Frankfurt entfernt, liegt Miltenberg am südlichsten Punkt des Mainvierecks. Kein Wunder, dass die Stadt bei Radprofis hoch im Kurs steht. Vorneweg Bürgermeister Bernd Kahlert: „Ich fahre seit meiner Jugend Rennrad und bin jede Woche mehrmals mit dem Fahrrad unterwegs.“ Uns zeigt der Wahl-Miltenberger aus Burgau, der sein Herz vor vielen Jahren an die mittelalterliche Fachwerkstadt am Main verloren hat, heute seine Lieblingsstrecke.
Schon unser Treffpunkt, der Parkplatz „Schwertfeger Tor“ ist zauberhaft. Links der Main, rechts türmt sich die idyllische Altstadt auf. Von hier aus geht es am Main entlang zum altehrwürdigen Rathaus am Engelplatz mit seinem sprudelnden Wasserspiel.
Der Duft von frischem Brot steigt uns in die Nase: „Unsere Handwerksbäcker und -metzger sind über die Stadtgrenzen hinaus bekannt“, erzählt Kahlert stolz. „Für die Spezialitäten unserer Genussanbieter, wie z. B. Brot, Wurst, Wein, Bier und sogar Whisky, nehmen viele Frankfurter sogar eine Stunde Fahrtzeit in Kauf.“
Es geht steil bergauf, Kahlert legt auf seinem knallroten E-Bike ein sportliches Tempo vor. Weiter durch den Wald zum Ottostein, vorbei am Holzkunstwerk „Odin und Frigga“ bis zum Bismarckturm, der über dem Ringwall thront. Hier, an der Haagsaussicht, ist der einmalige Landschaftsblick über das Maintal mit Odenwald und Spessart besonders imposant. Über das Schützenhaus radeln wir zurück in die Altstadt. 16 Kilometer haben wir in einer Stunde bewältigt. Was Kahlert an dieser Strecke fasziniert? „Man kann sie verhältnismäßig schnell abfahren und hat doch viele unterschiedliche Eindrücke. Erst der Main und die lange Gerade, dann die Steigung und den dichten Odenwald. Und am Ende eine traumhafte Aussicht über das ganze Maintal. Wo sonst kann man so was in so kurzer Zeit erleben?“ Am berühmten „Schnatterloch“, dem Marktplatz mit romantischen Fachwerkhäuschen und Brunnen, endet unsere Tour.
RADTOUR MILTENBERG
START Parkplatz Schwertfeger Tor
▶︎ am Main entlang bis zum Rathaus am Engelplatz
▶︎ über die Untere und Obere Waldürner Straße hoch bis zur Graubergstraße
▶︎ durch den Wald bis zum Ottostein
▶︎ an Odin & Frigga vorbei bis zum Bismarckturm
▶︎ über das Schützenhaus zurück zum Engelplatz und weiter an den Main bis zum Ausgangspunkt
16 km und 2 Stunden Fahrtzeit
TIPPS DER REDAKTION
▶︎ Für die verdiente Stärkung haben wir die Qual der Wahl. Im Kostbar und Café Sell gibt’s leckere Torten zu fairen Preisen, das Café Mocha ist für seinen Käsekuchen bekannt.
▶︎ Für den großen Hunger sind das Restaurant Holzinger, Zipf’s Wein- und Gasthof und das Gasthaus Zum Riesen in der Altstadt nur einige Tipps.
▶︎ Und so vielfältig wie die Gastronomie ist auch das Shopping-Erlebnis in einem der vielen Läden der Fußgängerzone und im Miltenberger Outlet-Center.
Buch-Tipp
Winzer Mark Barth radelt im Rheingau
Rheingau – er steht für malerische Landschaften, traditionelle Klöster und natürlich für hervorragenden Wein. Der renommierte Winzer Mark Barth ist nicht nur für seine ausgezeichneten Wein- und Sektsorten bekannt, sondern zudem ein echter Radprofi. „Ich fahre zwei- bis dreimal pro Woche Fahrrad. Vor allem, um mich richtig auszupowern. Da bleibt nicht viel Zeit zum Einkehren. Ich sehe es als Ersatz für das Fitnessstudio.“ Doch auch kleinere Wege bestreitet Barth gerne mit dem Rad – und hat dafür extra eine neue Flaschen-Abfüllung erfunden. „Ich wollte meinen Schwiegereltern etwas Kleines mitbringen, aber eine normale Weinflasche hat nicht in die Fahrradhalterung gepasst. Deshalb bieten wir nun auch Wein in 0,5-Liter-Gefäßen an. Die kann man bequem an das Fahrrad binden.“
Seine Lieblingsroute beginnt natürlich auf seinem Weingut, das er in zweiter Generation zusammen mit seiner Frau führt. Von dort geht es zum Kloster Eberbach, das sowohl durch einladende Hotelzimmer als auch eine beeindruckende Außengastronomie beeindruckt. Neben regionalen Speisen findet man hier auch eine umfangreiche Weinkarte. Perfekt für Genießer. Weiter geht es zum Aussichtspunkt am Weinberg Hallgarten Schönhell. Von hier aus ist es nur ein kurzer Weg zum Weingut Schloss Vollrads. Hier hat man Ausblick auf das Rheinufer sowie auf Wald und Weinberge. Ein einladender Weinstand rundet unsere Pause ab. „Das macht unsere Region unter anderem auch so besonders: Sie finden hier in jedem Ort mindestens einen Weinprobierstand. Aber Vorsicht: Wer an zu vielen hält, muss das Fahrrad recht schnell stehen lassen“, lacht Barth.
Sein Lieblings-Stopp auf der Route ist die „Vinothek RheinMain Welt“ in Rüdesheim auf dem historischen Asbach-Gelände. Auf leicht abschüssigem Kopfsteinpflaster stehen kleine runde Tische bereit, sie sieht aus wie ein süßes Café. In einer breiten Gasse rechts davon sollen sich in Zukunft weitere Cafés ansiedeln, so Barth: „Die Kulisse wird dann an die Hackeschen Höfe in Berlin erinnern.“ Betritt man die Vinothek, steht man in einer echten Schatzkammer – statt Gold und Silber jedoch prall gefüllt mit Rhein-Weinen. Ganze 76 Weingüter sind hier vor einzigartiger Kulisse mit jeweils zwei Weinen vertreten: Die Flaschen werden in alten, mit schillernden Original-Glasfliesen ausgekleideten historischen Weintanks präsentiert. Zu Asbach-Zeiten lagerte hier der Rohbrand. „Das ist schon beeindruckend“, sagt Barth, der natürlich auch mit zweien seiner Weine vertreten ist. „Man kann hier jeden Wein probieren. Dafür braucht man nur Jetons zu kaufen wie in einem Spielkasino. Nach Einwurf der Münze fließen jeweils 0,02 Liter in das darunter gehaltene Glas“, erklärt Barth und demonstriert es auch gleich.
Unsere Tour endet am Hattenheimer Wahrzeichen: den Fässern. „Meine Eltern haben diesen Weinstand vor rund 35 Jahren ins Leben gerufen“, so Barth stolz, „er zählt nicht nur zu den ältesten, sondern auch zu den beliebtesten Probierständen im ganzen Rheingau.“ Direkt am Rhein und mit einer großen Liegewiese sowie rustikalen Sitzgelegenheiten ausgestattet, lädt der Weinprobierstand zum Picknicken und Verweilen an. „Wir sind ein Verbund aus 13 Hattenheimer Winzern. Alle zwei Wochen betreibt ein anderer Winzer die Fässer – natürlich im fairen Wechsel. So wird es hier auch nie langweilig“, sagt Barth. Nun müsse er leider weiter zum nächsten Termin, sagt er, schwingt sich aufs Rad, winkt und saust los. Wie lange wir noch geblieben sind, wird nicht verraten.
RADTOUR RHEINGAU
START Wein- und Sektgut Barth
▶︎ weiter zum Kloster Eberbach /Schwarzes Häuschen
▶︎ Aussichtspunkt am Weinberg Hallgarten Schönhell
▶︎ Schloss Vollrads (inklusive Weinstand)
▶︎ Schloss Johannisberg
▶︎ Kloster Marienthal
▶︎ Abtei St. Hildegard
▶︎ Niederwalddenkmal
▶︎ Vinothek RheinWeinWelt Rüdesheim Abfahrt evtl. durch die Rüdesheimer Altstadt inkl. Drosselgasse
▶︎ Rückweg am Rhein entlang mit Zwischenstopps an den Weinprobierständen
▶︎ Weinprobierstand in Hattenheim oder die Vinothek Weinpunkt in der Ortsmitte Hattenheim
35 – 40 km und 3 Stunden Fahrtzeit
Bärbel und Susanne: Freundinnen-Runde im Park
Wir treffen TV-Moderatorin Bärbel Schäfer und Bestseller-Autorin Susanne Fröhlich im Grüneburgpark: beste Freundinnen und passionierte Fahrradfahrerinnen. Mit einem Unterschied: Während Susanne profimäßig mit Radhandschuhen und Trinkflasche auf dem Rennrad angedüst kommt, fährt Bärbel lässig mit dem Hollandrad vor: „Ganz normal als Norddeutsche!”, lacht die gebürtige Bremerin. „Für mich ist das Rad eher ein Begleiter im Alltag, für Susanne mehr ein Sportgerät.“
An der mobilen Kaffeebar „Brewdis“ an der Ecke Siesmayerstraße/Grüneburgweg wird erstmal ein Espresso bestellt. Ein festes Ritual, das sie auch zur Vorbereitung ihres gemeinsamen Podcasts zelebrieren. „Ausgesprochen Fröhlich mit Schäfer“ hat über einer Million Hörer, ist einer der erfolgreichsten auf dem deutschen Markt. „Wir reden hier über alles – über Radsporthosen, Politik, nervige Ehemänner und Anekdoten aus dem Alltag“, erzählt Fröhlich. Und auch jetzt, zu Beginn unserer kleinen Radtour, entwickelt sich sofort ein angeregtes Gespräch: „Unsere Zuhörer lieben das Authentische, Spontane, Ungezwungene. Das kriegen wir oft als Rückmeldung per E-Mail oder Instagram,“ beschreibt Fröhlich ihr Erfolgsgeheimnis.
„Wir sind uns sehr ähnlich“, erzählt Schäfer, die für den „hr-Sonntags-Talk“ bekannt ist: „Wir sind beide total direkt – wobei Susanne da noch etwas undiplomatischer sein kann als ich – im positiven Sinne.“ Kennengelernt haben sie sich in den 90er-Jahren. „Da war ich zu Gast bei einer Sendung von Susanne. Danach haben wir uns immer mal wieder auf Events getroffen und schnell gemerkt: Die Chemie zwischen uns stimmt.“ Dazu gehört auch, dass sie sich oft gegenseitig ins Wort fallen – und darüber lachen. Sportliche Ambitionen stehen beim Treffen im Grüneburgpark nicht im Vordergrund – deshalb tut’s eine Radel-Runde durch Frankfurts grüne Lunge: Vorbei am Parkcafé, am koreanischen Pavillon und Sonnenanbetern auf den weitläufigen Wiesen. Vom Park kommt man mit dem Fahrrad ganz easy über die Römerbrücke zu den Niddaauen – und kann dort in den abwechslungsreichen Niddaradweg einsteigen.
FRANKFURT NIDDA-MAIN-TOUR
START Grüneburgpark
▶︎ Entlang am Kirdorfer Feld
▶︎ Volkspark Niddatal
▶︎ Skylineblick von Steinbach
▶︎ Arboretum Main-Taunus
▶︎ Niddamündung Höchst
▶︎ Schwanheimer Dünen
▶︎ Mainufer
37 km und 3 Stunden Fahrtzeit
BIKING-TIPPS FÜRS SMARTPHONE
Apps
▶︎ KOMOOT
Routenplaner, Navigations- und Tourenverzeichnis in einem. Auch unsere Strecken haben wir damit erstellt, die per QR-Code abgerufen werden können.
▶︎ STRAVA
Zuverlässige Aufzeichnung von Strecke, Zeit, Distanz und Geschwindigkeit.
▶︎ TRAILFORKS
Detailliertes Kartenmaterial von mehr als 161.000 Trails weltweit, mit Live-Tracking und einer Notfallfunktion.
▶︎ OSMAND
Anders als bei kommerziellen Kartenanbietern kann man die GPX-Daten auf das Smartphone laden und als Route verwenden.
WEB
▶︎ Radroutenplaner Hessen
Mit dem Rad an Rhein und Main: Einfach Start- und Endpunkt eingeben und los geht die Erlebnistour!
www.radroutenplaner.hessen.de
Buch-Tipp
- Waltinger, Sarah (Author)
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