Kunst symbolisiert Werte, sie zeigt Wertschätzung und schafft Vermögenswerte. Seit Jahren ist die Kunstberatung und Vermittlung Petra Beckers Passion. Mit ihrer Firma International Art Bridge berät und unterstützt die Frankfurterin Unternehmen dabei, ihre Werte optimal durch Kunst und Kultur zu transportieren.
Die Kunden der Taunus Sparkasse in Bad Homburg, die in die Immobilienabteilung kommen, sehen als erstes eine zwei Meter breite Fotografie von zwei großen Schiffen und davor, in der Fensterscheibe gespiegelt, gedeckte Tische eines Restaurants. Schnell fallen weitere Bilder der Fotografin Franziska Stünkel ins Auge, die in einer Serie mit dem Titel „Coexist“ durch Spiegelungen Menschen, Natur und Architektur miteinander verbindet.
Dass genau diese Bilder dort zu sehen sind, ist Petra Becker zu verdanken. Seit Jahren findet sie für internationale und national agierende Unternehmen die Künstler, die zu den jeweiligen Marken, Führungs- und Unternehmenspersönlichkeiten passen. Sie verbindet zeitgenössische Malerei, Fotografie, Bildhauerei, Installation und Architektur mit dem, was ein Unternehmen ausmacht. „Die Methoden des Kunsteinsatzes in Unternehmen sind so vielfältig wie die Kunst selbst“, betont Petra Becker. Ihre These lautet: „Kunst ist ein relevanter Mehrwert in der Unternehmenskultur und sogar ein Innovationsfaktor.“
Und sie geht sogar noch weiter: „Wer Kunst in seinem Unternehmen bewusst passend zu den Unternehmenszielen einsetzt, der kann sich deutlich von anderen Marktteilnehmern absetzen.“ So wie im Falle der B. Braun Melsungen AG, die Kunst als integralen Bestandteil der Unternehmenskultur und als Bekenntnis zur Modernität verstehe. „Kunst im Unternehmen funktioniert aber nur, wenn sie von der Firmenleitung glaubwürdig vorgelebt und konsistent im Unternehmen implementiert wird. Aber dann ist sie ein klarer Wettbewerbsvorteil.“
Vermögenszuwachs und Mitarbeitermotivation
Neben Franziska Stünkel hat Petra Becker noch zahlreiche weitere, auch internationale Künstler in ihrem Portfolio, die fast alle in renommierten Unternehmenssammlungen vertreten sind. Ihr ist klar, dass Unternehmen mit Kunst auch einen Vermögenszuwachs erzielen wollen. Aber dennoch sollten Kunstwerke nicht im Depot oder in den Tresoren der Firmen landen, mahnt die Kunstexpertin. „Kunst sollte Reaktionen hervorrufen, richtig eingesetzt kann sie sogar Imagepflege und Kommunikation im Rahmen eines zeitgemäßen Marketings sein.“
Das Image des Unternehmens sollte ihrer Auffassung nach sowohl nach außen als auch unternehmensintern gepflegt werden. Denn Kunst ist, so betont Petra Becker, eine sehr gute Investition in die Förderung von Motivation und Kreativität der Mitarbeiter und könne so auch zu einer stärkeren Bindung von Mitarbeitern an das Unternehmen führen. Das kann Oliver Klink, Vorstandsvorsitzender der Taunus Sparkasse, nur bestätigen. Er erzählt von Mitarbeitern, die sich engagiert um die neue Kunst im Hause kümmern. Dabei gehört es zum Konzept der Taunus Sparkasse, dass die Mitarbeiter eine starke Bindung zu den Kunstwerken an ihrem Arbeitsplatz aufbauen und sogar eingeladen sind, immer wieder durch Umhängen und Neugruppieren neue Perspektiven zu schaffen. „Wie sollen wir von unseren Teams Veränderungsbereitschaft erwarten, wenn sich das unmittelbare Arbeitsumfeld jahrelang nicht verändert?“, fragt Klink.
Spiegel der Unternehmenskultur
Kunst ist ein Spiegel der Unternehmenskultur. Es wird wahrgenommen, ob nur der Vorstand seine Büros mit Bildern schmückt oder ob das ganze Haus betroffen ist. Das sei auch „eine Frage der Wertschätzung“, erläutert Petra Becker. In Zeiten des Fachkräftemangels seien ein wertschätzender Arbeitsplatz und eine entsprechende Unternehmenskultur immer mehr von Relevanz, um die Mitarbeiter zu binden.
Petra Becker geht mit ihrer Spezialisierung auf zeitgenössische Künstler einen ganz eigenen Weg. Um Kunst erfolgreich ins Unternehmen zu holen, brauche es auch die Kunst, die Mitarbeiter, ihre Kunden und die richtigen Künstler klug miteinander zu vernetzen und in Interaktion zu bringen. Bei der Taunus Sparkasse waren dies die persönlichen Begegnungen mit Franziska Stünkel. Petra Becker organisierte zuletzt einen ganztägigen Mitarbeiter-Workshop unter der Leitung der Künstlerin. Die Ergebnisse dieser fotografischen Exkursion hängen heute als professionelle Vergrößerungen in einer der Abteilungen der Taunus Sparkasse. Für Petra Becker ist es zudem fast selbstverständlich, dass sie auch Ausstellungen für ihre Kunden arrangiert oder Vorträge hält.
Seit zwei Jahren arbeitet die Taunus Sparkasse mit der Kunstberaterin zusammen, die für sie ein individualisiertes und maßgeschneidertes Konzept entwickelt hat. In dem Unternehmen habe sie wie ein Katalysator gewirkt, sagt Oliver Klink. „Sie hat uns unterstützt und zugleich herausgefordert.“ Für die Taunus Sparkasse sei die Kunst ein Werkzeug, um das Unternehmen und die Mitarbeiter voranzubringen – und das, so gibt er offen zu, natürlich auch zu angemessenen Preisen. Schließlich sei eine Sparkasse kein privater Sammler. Petra Beckers Konzept für das Institut ist langfristig angelegt. „Unsere Planung für die kommenden zwei Jahre steht schon“, so der Vorstandsvorsitzende. Aktuellstes Projekt ist eine komplett modernisierte Filiale in Hochheim, für die bereits eine Künstlerin mit Bezug zur Region gefunden wurde. „Kunst ist so lebendig wie ein Unternehmen. Deshalb ist ein Projekt nie fertig und unterliegt kontinuierlicher Weiterentwicklung“, sagt Petra Becker.
Persönlicher Kontakt zu den Künstlern
Zum Kundenkreis Petra Beckers zählen Privatpersonen, Institutionen bis zum weltweit agierenden Großkonzern mit über 100.000 Mitarbeitern. Besonders geschätzt wird der persönliche Kontakt zu den Künstlern, den Petra Becker oftmals für die Entscheider der Unternehmen herstellt. Daraus seien schon spannende Dialoge entstanden, wie sie berichtet. Auch diese können durchaus gewinnbringend für ein Unternehmen sein. „Künstler sind Trendsetter. Sie sind gesellschaftlichen Veränderungsprozessen um Jahre voraus. Das kann auch Unternehmern neue Perspektiven bieten.“
Einige Unternehmen suchten die Nähe zur Kunst, wenn es ihnen gut gehe, berichtet Petra Becker von ihren Erfahrungen. Andere investierten gerade in Zeiten des Wandels, bei Weiterentwicklungsprozessen, dem Umzug von Standorten oder anderen umfassenden Veränderungen. „In allen diesen Fällen bietet Kunst im Unternehmen ein wirksames Instrumentarium, um diese Veränderungen zu begleiten und zu einem einheitlichen Unternehmensauftritt – sowohl intern als auch extern – zu verhelfen.“
„Künstler sind Trendsetter. Sie sind gesellschaftlichen und Veränderungsprozessen um Jahre voraus. Das kann auch Unternehmern neue Perspektiven bieten.“ – Petra Becker
Eigene Handschrift
Den persönlichen Kontakt zu den internationalen Künstlern lebt Petra Becker selbst seit vielen Jahren. „Ich würde nie einen Künstler anbieten, den ich nicht persönlich kenne. Dann wäre ich nicht glaubwürdig“, sagt sie entschieden. Mit vielen Künstlern ist sie seit langem bekannt oder sogar befreundet. Das liegt an ihrer früheren Tätigkeit. Fast zwanzig Jahre lang war die Kommunikationswirtin für die künstlerische Abteilung, die internationalen Strategien und das Marketing der Produktionsfirma Neue Sentimental Film und später des Mutterkonzerns Mood and Motion AG zuständig. Sie habe dort weltweit Künstler entdeckt, betreut und vermarktet.
Einigen ihrer Kunden legt sie zu den etablierten Malern und Fotografen zudem Nachwuchskünstler ans Herz, die sie ebenfalls mit Überzeugung fördert. „Das habe ich schon damals in der Film- und Medienbranche gemacht und den einen oder anderen Regisseur und Fotografen dabei entdeckt.“ Entscheidendes Kriterium für die Auswahl eines Künstlers ist für sie, dass dieser eine eigene Handschrift und einen einzigartigen Ansatz zeigt. So wie der Südtiroler Bildhauer Aron Demetz, der zwischenzeitlich international, unter anderem auf der Biennale in Venedig, seine Werke präsentieren konnte. Er schafft lebensgroße Skulpturen, aber in einem ganz eigenen und künstlerischen Stil.
Aron Demetz konzentriert sein Augenmerk auf die menschliche Figur, auf zeitgenössische Menschen um ihn. Einige Skulpturen weisen raue Holzfäden auf, die aus den Körperoberflächen wachsen. Gleichzeitig schafft er äußerst feine glatte Stellen, die den vorangegangen Beschädigungen „heilend“ zur Seite stehen. Wie bei ihm die Menschen im Mittelpunkt stehen, so sind sie auch in einem Unternehmen zentrales Gut. „Ein Künstler wie Aron Demetz passt daher bestens in eine Firmensammlung“, erläutert Petra Becker und hat sicher schon ein Unternehmen im Hinterkopf, dem sie eine solche Skulptur anbieten wird.