Die georgisch-britische Sängerin, Songwriterin und Musikerin Katie Melua sang sich mit glockenreiner Stimme und gefühlvollen Songs wie „Nine Million Bicycles“ oder „The Closest Thing to Crazy“ ins kollektive Musikgedächtnis. Beim Frankfurter W-Festival wurde die Pop-, Folk- und Blues-Künstlerin in der Alten Oper gefeiert. Vorher trafen wir einen völlig entspannten und gut gelaunten Weltstar zum Interview in der Präsidenten-Suite des Luxushotels Frankfurter Hof. Von Enrico Sauda
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Selten erlebt man einen Superstar, der sich so unkompliziert, zugewandt und ganz ohne Allüren präsentiert. Diva ist für sie ein Fremdwort. Im cremeweißen Kleid, mit Spitzenkragen und bis obenhin zugeknöpft, wirkt Katie Melua wie das brave, süße Mädchen von nebenan und nicht wie eine Künstlerin von Weltrang, die mit beeindruckender Bühnenpräsenz und wunderschöner Stimme große Hallen bis in den letzten Winkel füllt. Schwungvoll und bestens gelaunt trägt sie sich ins Gästebuch ein, das auf dem Tisch bereitliegt, guckt dann ihr Gegenüber offen und erwartungsvoll an. Ganz natürlich und uneitel. Diese junge Frau ist echt. Einfach echt.
Endlich ein Live-Auftritt
Ein bisschen aufgeregt sei sie – schließlich steht am Abend der erste Live-Auftritt seit zwei Jahren an. Katie Meluas Konzert wird der krönende Abschluss des W-Festivals in der Alten Oper sein: Ein Festival, das seit 2012 in Frankfurt stattfindet und auf dem nur Frauen auftreten. Katie Meluas braune Augen funkeln fröhlich: „Ein Live-Konzert. Endlich, nach so langer Zeit! Ich habe es so vermisst, vor Publikum zu spielen. Mein komplettes Erwachsenendasein stand ich auf der Bühne. Live aufzutreten brauche ich wie die Luft zum Atmen. Es gibt nichts Vergleichbares! Es kann sich auch angsteinflößend und riskant anfühlen. Aber es ist eine absolute Ehre, live Musik vor Publikum zu machen.“
Der Bruder ist immer dabei
Während der Pandemie, als es keine Auftritte gab, hat die Künstlerin ihr jüngstes ▶︎ Album No 8, das in Großbritannien, der Schweiz und Deutschland die Top Ten erreichte, als Acoustic-Album neu aufgenommen: „Die Songs in ihrer puristischen Version haben auf einmal etwas ganz Neues hervorgebracht“, sagt Katie stolz. „Dank meines Bruders und seines brillanten Verstandes konnten wir fast alles zu Hause in London einspielen. Ich glaube, die Ruhe und der grüne Park in der Umgebung sind dabei zu einem Teil der Atmosphäre auf der Platte geworden.“ Songs daraus wird sie später in der Alten Oper mit ihrer reinen, gefühlvollen Stimme singen. Zurab Melua, ihr Bruder, begleitet sie an der Gitarre.
Alles ist wertvoll
Während der Pandemie hat sie viel nachgedacht: „Das Virus hat mir eine große Pause geschenkt. Ich hatte mehr Zeit, die ich Zuhause verbrachte. Habe mehr gekocht, mehr gelesen und es hat mir gezeigt, wie sehr ich meine Arbeit wertschätze.“ Es habe ihr auch geholfen, zu erkennen, „dass es nicht gut ist, zu viel zu tun, zu viele Konzerte zu geben“. Das stumpfe einen ab. „Ich habe erkannt, wie wertvoll alles ist“, sagt sie nachdenklich. Beeinflusst hat das Album – natürlich – auch die Trennung von ihrem Mann James Toseland.
Weibliche Kreativität ist wundervoll
Das W-Festival kannte sie vorher nicht, hat aber ohne Zögern zugesagt: „Ein Festival zum Thema weibliche Kreativität kann ja nur wundervoll sein“, lächelt sie. Worin der Unterschied zwischen weiblicher und männlicher Kreativität liegt? Katie nachdenklich: „Das kann man nicht verallgemeinern. Aber mein Bandmitglied Tim Harris sagte mal etwas sehr Treffendes über die unterschiedliche Denkart von Frauen und Männern: Männer denken zielgerichtet in eine bestimmte Richtung. Frauen denken in Dimensionen, nehmen alles um sich herum wahr. Da ist was dran. Ich glaube an die Einzigartigkeit des Individuums, aber es gibt sicherlich bestimmte geschlechtsspezifische Charakteristiken.“ Sie strahlt: „Ich zum Beispiel nehme Fauna und Flora auf sehr weibliche Art wahr. Die Natur berührt mich auf eine ganz besondere, feminine Weise.“
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