Die Jungs von Take That und Supermodel Claudia Schiffer lieben ihre Kleidung. Auch Hollywood hat schon Gefallen an den Kaschmir-Schals von Lala Berlin gefunden. Dabei hatte Labelgründerin und Designerin Leyla Piedayesh gar nicht vor, in der Modebranche tätig zu werden. Im Interview mit Top Magazin Frankfurt verriet sie, wie es dazu kam und warum sie gerne mal in ein Rindswürstchen beißt. Von Mareike Palmy
Kuschelige Schals oder Strickblousons, lässige Schnitte, kreative Prints und eine urbane Attitüde: Das ist Lala Berlin, eines der zurzeit angesagtesten deutschen Fashionlabels. Wir trafen auf die Chefin des Hauses Leyla Piedayesh im Frankfurter Bekleidungsgeschäft Tutto im MA. Dort präsentierte die deutsch-iranische Modeschöpferin, deren Markenzeichen die edlen Kaschmir-Schals im Palästinenser-Look geworden sind, ihre aktuelle Kollektion. „Die Inhaberin Andrea war meine erste Kundin in Deutschland. Da pflegen wir natürlich den Kontakt. Außerdem bin ich ja ein ‚Hessisch Mädsche‘ und komme oft in die Gegend, da meine ganze Familie noch hier lebt. Erst heute bin ich wieder durch Frankfurt gelaufen, auf der Suche nach einer Rindswurst. Das ist für mich der Geschmack der Heimat“, fängt Piedayesh, die in Wiesbaden aufgewachsen ist, an zu erzählen. In den 90er Jahren studierte sie noch BWL in Bad Homburg, bis ein Pulswärmer auf einem Flohmarkt sie zum Nähen inspirierte. „Das kann ich auch“, dachte sie sich und strickte los. Schon ein Jahr später präsentierte Piedayesh ihre erste eigene Strickkollektion auf einer Berliner Modemesse, unter dem Namen „Lala Berlin“, der übrigens von ihrem Spitznamen „Lala“ aus Teenagerzeiten abstammt. Bis heute ist exklusive Mode aus feinsten Strickstoffen das Markenzeichen des Berliner In-Labels. „Ich war zwar schon immer modeaffin, aber das hat sich damals alles irgendwie ergeben. Die ersten Teile habe ich noch per Hand gestrickt und dann ging’s plötzlich los“, erzählt die Wahlberlinerin von ihren Anfängen. „Damals dachte ich, hey, jetzt erobere ich die Welt mit Lala Berlin-Strick.“ Ganz so falsch lag sie damit nicht.
Der Lala-Look
Seit der Gründung 2004 hat sich Lala Berlin von einem Ein-Mann-Betrieb zu einem international renommierten Unternehmen entwickelt. In diesem Jahr feiert Leyla Piedayesh zehnjähriges Jubiläum. „Ich bin einfach ins kalte Wasser gesprungen und musste schwimmen lernen. Aber ich habe einen guten Instinkt und bin mit meinen Aufgaben gewachsen“, erklärt die erfolgreiche Powerfrau. Knallhart ehrlich ist sie, aber das macht sie authentisch. Sie hat Erfolg mit dem, was sie tut. Ihr Label hat etwas an sich, das die Modewelt mit der Hauptstadt verbindet. Schließlich steht Lala Berlin auch für den „Berliner Chic“. „Ich entwerfe Klamotten für entspannte, urbane Frauen, die modern sind; die freigeistig sind und sich in keine Schublade quetschen lassen. Aber eigentlich findet jeder Typ Frau bei mir etwas, denke ich.“ Vorbilder aus der Modewelt hat die Designerin dabei nicht. „Ich brauche keine Gruppen oder Idole. Berlin ist meine Muse.“
Die Großstadt-Masche
Der persönliche Stil der Modemacherin tendiert ins Legere. „Ich trage hauptsächlich Schals, Schals und nochmal Schals. Aber auch gerne Mäntel. Am liebsten aus Kaschmir. Im Winter dürfen auch derbe Boots nicht fehlen. Ich friere ungern“, sagt Piedayesh. Auch bei ihren Kollektionen legt sie Wert auf edle Stoffe, praktische Schnitte und eine hochwertige Verarbeitung. „Die Liebe zur Kaschmir-Wolle hatte ich schon als kleines Kind, deshalb verfolge ich noch heute diesen Qualitätsanspruch. Ich verwende auch ausschließlich erstklassige Stoffe und Garne aus Italien. Mir gefällt im Großen und Ganzen alles, was weich und zart ist.“ Nur eines kann die Label-Chefin nicht leiden: Krawatten. „Das ist wohl meine schlimmste Modesünde. Anfang der 80er Jahre hatte ich eine rosafarbene Lederkrawatte. Schrecklich“, sagt Leyla und schüttelt den Kopf. Auch hautenge Kleider kann die gebürtige Iranerin nicht ausstehen. „Ich zeige einfach nicht gerne meinen Körper. Eigentlich trage ich immer, worauf ich Lust habe, aber verkleiden mag ich mich nicht. Guter Stil ist für mich eine Mischung aus dem Typ und der Klamotte. Eine Frau muss wissen, wer sie ist, und sich dementsprechend kleiden“, so der kreative Kopf.
Zeit ist Luxus
Wenn Leyla Piedayesh nicht gerade an ihren Kollektionen arbeitet, Fashion-Shows besucht oder Interviews für Modemagazine gibt, entspannt sie zu Hause in ihrer Loft-Wohnung im Berliner Stadtteil Wedding. „Termine, Termine, Termine, und es hört nicht auf. Arbeiten, Meetings, einkaufen, mit dem Kind spielen und so weiter. Am Wochenende versuche ich deshalb abzuschalten“, sagt die 44-Jährige. Zeit ist daher ihr größtes Luxusgut. Jetzt steht aber erst mal die Arbeit an der nächsten Kollektion an: „Wir sind gerade bei Winter 2015 und noch in der Entstehungsphase. Aber garantiert wird es wieder nervenaufreibend.“ Aufregend war es für Leyla auch, als sie Hollywoodstars wie Cameron Diaz oder die Jungs von Take That mit ihren Klamotten in den Zeitschriften entdeckte. „Hollywood war eine tolle Werbung.“ Lala Berlin ist heute in mehr als 60 Läden weltweit erhältlich. Pläne, die Marke international noch bekannter zu machen, hat Leyla trotzdem noch: „Lala Berlin erobert irgendwann auch New York, da passt die Marke nämlich ganz gut hin. Vielleicht nächstes oder übernächstes Jahr.“