Dr. h.c. Ernst Gerhardt
Stadtkämmerer a.D., Senator e.h., erhielt 1990 das Große Verdienstkreuz mit Stern
„Meine Erinnerungen an den 3. Oktober 1990 sind noch sehr lebendig. Dieser Tag war für mich ein Tag der Dankbarkeit für ein großes politisches historisches Geschenk. Wer ehrlich mit sich ist, gesteht sich ein, dass niemand damit rechnen konnte. Viele, auch viele prominente Politiker hatten die Wiedervereinigung, wenigstens als fernes politisches Ziel, schon längst aufgegeben. Einer tat dies nicht. Es war Helmut Kohl, der die Gunst der Stunde mit den amerikanischen Freunden mutig ergriff, auch gegen die Bedenken europäischer Freunde, und die Wiedervereinigung mit der begeisterten Zustimmung der DDR-Bevölkerung herbeiführte. So begann für mich der 3. Oktober 1990 mit der Teilnahme am Gottesdienst im Dom um 10 Uhr. Denn Gott gebührte für diesen friedlichen politischen Vollzug der Vereinigung ein großer Dank. Ich verfolgte dann am Fernseher die Übertragung des politischen Staatsaktes in Berlin und den anschließenden Volksfeierlichkeiten. Am Nachmittag nahm ich an der Feierstunde des Magistrates der Stadt Frankfurt in der Paulskirche teil. Und abends habe ich meine Familie, nicht nur mit Sohn und Töchtern, sondern die Großfamilie mit Neffen, Nichten und Verschwägerten, zum Ebbelwoi mit entsprechendem volkstümlichen Essen eingeladen. Und so halte ich dies bis heute. Der 3. Oktober ist abends für meine Großfamilie ein festes Datum. Wir kommen gern zusammen und feiern den 3. Oktober auch auf diese Weise. So entstehen Nationalfeiertage. Der 14. Juli war zum Ausgang des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts auch noch nicht das Fest von heute. Aber man muss beginnen. Also zur Nachahmung empfohlen.“
Prof. Dr. Heinz Riesenhuber
1982-1993 Bundesminister für Forschung und Technologie, Alterspräsident des 18. Deutschen Bundestages
„Als wir am Abend des 3.10.1990 vor dem Reichstag standen, mit Helmut Kohl und Richard von Weizsäcker, mit Willy Brandt, mit Wolfgang Schäuble und mit Hans-Dietrich Genscher: – die gelassene Freude, dass gut ein Jahr nach dem Mauerfall die Deutsche Einheit besiegelt war; – der Geist des Aufbruchs und die Zuversicht: wir können jetzt unser Land neu gestalten; – das Gefühl großer Dankbarkeit.“
Prof. Hilmar Hoffmann
1970-1990 Kulturstadtrat in Frankfurt
„Die Enttäuschung darüber, dass die Früchte der Ostpolitik Willy Brandts publizistisch am 3. Oktober allein Helmut Kohl zugeschrieben wurden, hat meine Riesenfreude über den endlichen Fall der Mauer gleichwohl nicht trüben können.“
Klaus Bresser
Chefredakteur des ZDF von 1988 bis 2000
„Der Abend vor der Einheit. Unter diesem Titel konnte ich am 2.Oktober 1990 eine der längsten politischen Sendungen präsentieren, die das ZDF je ausgestrahlt hat. Fünf Stunden Live-Berichterstattung vom Brandenburger Tor und aus dem Reichstag. Der sichtlich bewegte Willy Brandt war ebenso unser Gast wie der skeptische Günter Grass. Bundespräsident von Weizsäcker kam ins Studio, danach Kohl, Genscher und Schäuble. Als sie nachts auf der Freitreppe die Nationalhymne sangen, wusste ich: Wir hatten eine Sternstunde erlebt, den glücklichsten Moment der deutschen Geschichte.“
Dr. h.c. Petra Roth
Frankfurts Oberbürgermeisterin a.D., Trägerin des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse, 1990 Mitglied des Hessischen Landtags
„Aus vielen Erinnerungen, die sich bei mir mit dem Tag der Deutschen Einheit verbinden, ragt der 3.10.2010 heraus. In der Paulskirche als Frankfurter Oberbürgermeisterin mit Michael Gorbatschow 20 Jahre nach dem 3.10.1990 feierlich an eine großartige Politik zu erinnern, die den Mauerfall und die friedliche Vereinigung der Menschen in dem von 1949 bis 1990 geteilten Deutschland ermöglichte, wird mir unvergessen bleiben.“
Wolfgang Steubing
Seit 1990 bei Eintracht Frankfurt engagiert, heute Aufsichtsratsvorsitzender
„Mit dem Tag des Mauerfalls am 9. November 1989 verbinden mich deutlich mehr Erinnerungen als mit dem 3.Oktober 1990, an dem die Vereinigung dann auch offiziell vollzogen worden ist. Vielleicht hätte man diesen 9. November zum Tag der Deutschen Einheit wählen sollen, eben jenen Tag, an dem die Menschen in Ost und West sich in die Arme schlossen. Die Bilder des 9. November sind mir heute noch vor Augen, und immer verbunden mit großen Emotionen. Ein wenig stolz bin ich darauf, dass wir, mein Jugendfreund Gert Trinklein als damaliger Manager der SG Rot-Weiss Frankfurt, und ich als deren damaliger Präsident, direkt nach dem Mauerfall sportpolitisch ein kleines Stück Vereinigungs-Geschichte geschrieben haben. Noch im November 1989 haben wir mit Chemie Glaswerke Ilmenau und BSG Motor-Südwest Magdeburg zwei Vereine aus der damaligen DDR zum 12. Frankfurter Hallenfußballturnier eingeladen. In der Ballsporthalle Höchst lebten wir am 20. und 21. Januar 1990 mit 14 Vereinen aus Hessen und den beiden Teams aus der DDR schon die deutsche Einheit – neun Monate vor der Geburt der deutschen Vereinigung …“
Prof. Dr. Guido Knopp
Deutscher Historiker
„In der Nacht zum 3. Oktober 1990 stand ich mit zwei meiner Kamerateams vor dem Reichstag in Berlin und habe mich unbändig gefreut. Die Zeit seit dem legendären 9. November 1989 war wie im Flug vergangen, und alles, was zuvor so unwahrscheinlich schien, war Wirklichkeit geworden. Wir drehten für eine ZDF-Reihe über die Deutsche Einheit und fingen Stimmen all der Menschen ein, die Zeugen dieser historischen Stunde waren. Es überwog die Zuversicht, die Hoffnung auf ein gutes Ende jener Reise, die nun vor den Deutschen lag: nach der äußeren nun auch die innere Einheit zu gewinnen. 25 Jahre später kann ich sagen: Der Weg war manchmal steinig, doch die Zuversicht hat sich gelohnt.“
Uwe Becker
Stadtkämmerer, 1990 21 Jahre alter Bankkaufmannslehrling
„Mit dem 3. Oktober 1990 verbinde ich Freude, Dankbarkeit und Bestätigung in ganz besonderer Weise. Freude über den glücklichsten Moment für unser zuvor noch geteiltes Vaterland und die Freiheit, die seither für 80 Millionen Deutsche gilt. Dankbarkeit gegenüber unseren Nachbarn, wie Frankreich oder Polen, aber gerade auch gegenüber den USA und Russland, ohne deren Vertrauen in das neue, moderne und demokratische Deutschland unsere Wiedervereinigung nicht möglich gewesen wäre. Und die Bestätigung, dass es gut und richtig war, gegen alle politischen Angriffe von links am Ziel der Wiedervereinigung über die Jahrzehnte davor festzuhalten.“
Prof. Knut Ringat
1989-1990 Abteilungsleiter Personenverkehr des Stadtverkehrsamtes Dresden, heute Geschäftsführer des RMV
„Über viele Jahre sind meine Freunde und ich hohe persönliche Risiken und Entbehrungen eingegangen, um in der DDR für mehr Demokratie zu kämpfen. Insofern war die Wiedervereinigung für mich persönlich ein großer Triumph der Menschlichkeit und privat bis heute eines der prägendsten Ereignisse.“
Gabriele Eick
Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Bande, 1990 Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Frankfurt
„Der 3. Oktober ist ein wichtiger Meilenstein in meinem Leben, da ich selbst in der damaligen DDR in Plauen im Vogtland geboren wurde und dank dem Mut meiner Eltern sechs Monate vor dem Mauerbau mit meinen Eltern in den Westen flüchten konnte. Dass diese Wiedervereinigung möglich wurde, ist ein großes Geschenk. Kurz nach der Wende startete ich mit zwei Frankfurter Freunden mit DDR-Hintergrund eine ‚Initiative für Leipzig‘ – Partnerstadt von Frankfurt –die zum Zweck hatte, dass der Austausch zwischen Frankurter und Leipziger Geschäftsleuten stattfindet und Gemeinsames gestaltet werden kann. Diese Aktivitäten haben uns allen sehr viel gegeben. Diesen 3.10. sollten wir aber nicht nur in dankbarer Erinnung behalten. Gerade in der aktuellen Situation, in der Tausende Menschen ihre Heimat verlassen, um in Freiheit und Frieden leben zu können, sollten wir Deutschen nicht vergessen, dass sehr viele von uns Flüchtlinge waren.“
Prof. Dr. Rüdiger von Rosen
Honorarkonsul von Lettland, 1990-1994 Vorstandssprecher der Deutsche Börse AG
„Die Luft war ja am 3.Oktober 1990 schon ziemlich raus nach der Dramatik der Grenzöffnung im November und der monatelangen Anspannungen im Rahmen der innerdeutschen wie internationalen Verhandlungen. So war dieser Tag natürlich ein Festtag voller Glück über die gelungene Wiedervereinigung, ohne dass Blut vergossen wurde, allerdings ohne nationales Pathos. Es gab für mich nie einen Zweifel, dass dieser Zusammenschluss ein grosser Gewinn für Europa und für unsere bewährte Soziale Marktwirtschaft war. Den Tag habe ich in Frankfurt als Feiertag genossen ohne privates Feuerwerk, aber in Aufbruchstimmung mit dem Motto: Das schaffen wir. Wenn nicht wir, wer sonst.“
Volker Sparmann
Ex-RMV-Geschäftsführer und -Vorstandsvorsitzender von Eintracht Frankfurt
„Am Tag der Deutschen Einheit lebten meine Frau Bea und ich in Berlin, so waren wir am 3. Oktober 1990 auch am Brandenburger Tor mit den Freunden aus Ost und West. Für uns bedeutet der Tag der Deutschen Einheit deswegen so viel, weil ich als gebürtiger Radebeuler mit 10 Jahren mit meiner Familie nach Frankfurt am Main geflüchtet worden bin. Als sogenannter Wossi sind nun meine beiden Welten wieder vereint. Als Mitglied des Ost-West-Berliner Forums für Stadtentwicklung und Verkehr habe ich dazu beitragen, dass die Straßenachsen beidseitig der Mauer nicht verbaut wurden, so dass ein schnelles Zusammenwachsen ermöglicht wurde.“
Prof. Dr. Jörg Franke
Verantwortete den Aufbau der Deutschen Terminbörse, die 1990 ihre Tätigkeit aufnahm
„Maueröffnung verpasst, obwohl Termin in Berlin, abgesagt aus Zeitgründen – zum Haare Ausreißen. Jetzt aber! Mit Freunden vom Grunewald mit dem Fahrrad zur Feier. Gedränge vor dem Reichstag unerträglich, Freunde verloren. Kohl und Genscher, die Manager der Einheit, kaum gesehen, aber gehört. Welch‘ großartige politischstrategische Leistung der beiden! Auf der Rückfahrt Gedanken an die Großeltern, in der Ex-(sic!) DDR geblieben. Immer wieder ihre Frage: Wann kommt die Wiedervereinigung? Jetzt ist sie da – sie sind seit langem tot.“