Sich in London zu verlieben, ist wahrlich nicht schwer. Vom mondänen Westend bis zum wilden Osten bietet die Stadt an der Themse alles, was eine spannende Metropole ausmacht: royalen Glanz und rauen Charme, Tradition und Avantgarde, noble Quartiere und Szeneviertel. (Br)it’s magic!
Unser erster Abend in der Heimat von Shakespeare, der Queen, Virginia Woolf und Mary Poppins. London ist nicht nur bekannt für Westminster Abbey und Big Ben, seit jeher prägen auch spannende Persönlichkeiten den Charakter der britischen Metropole.
So auch der Mann, mit dem wir an diesem Abend in der Library Bar des Lanesborough Hotel einen Gin Tonic trinken – im Kristallglas und mit Leinenuntersetzer serviert, versteht sich.
Jeremy Hackett, den wir ein halbes Jahr zuvor anlässlich der Eröffnung von Hackett London auf der Goethestraße in Frankfurt kennengelernt hatten, hatte uns damals vorgeschlagen, ihn in seiner Heimatstadt zu treffen.
Und anders als so oft, wenn man ein Wiedersehen vereinbart, hat der Mann, der mit seiner Mode für zeitlose englische Eleganz steht, Wort gehalten.
Das ist „very british“, und steht im krassen Gegensatz zur landläufigen Meinung, die Engländer seien unterkühlt und unnahbar, was wir im Verlauf unserer London-Reise noch merken werden …
Mit Schirm, Charme und Tradition
„Das ist wie mit dem Klischee, in London würde es immer regnen und sei neblig“, lacht der charmante Mann im perfekt sitzenden Tweed-Anzug.
„Dabei ist es hier, seit die alten Industrieschornsteine stillgelegt wurden, quasi nie neblig. Einen Schirm, muss ich zugeben, habe ich dennoch immer dabei. Man kann ja nie wissen.“
Der britische Humor jedenfalls scheint kein Klischee zu sein. Und so bestellt Jeremy uns einen zweiten Gin Tonic, „damit der erste nicht so allein ist.“ Natürlich wollen wir von ihm wissen, was einen Gentleman kleidungstechnisch ausmacht.
„Er sollte sich stets seinem Alter gemäß kleiden. Es gibt einen Grund dafür, warum Männer beim Thema Mode nervös werden. Ich bin sicher nicht gegen Trends, aber alles zu seiner Zeit. Ab einem gewissen Alter wirken Männer mit löchrigen Jeans einfach nur wie Männer, die nicht wissen, was sie tun.“
Und was sollte man(n) tun, um stilsicher und nicht modisch desorientiert zu wirken? „Ein gut geschnittener blauer Navy-Blazer ist ein guter Anfang. Fußball-Shirts und kurze Socken, die einen Blick auf unsere haarigen, blassen Beine gewähren, haben indes nichts im Kleiderschrank verloren.“
Einen besseren Ort als London, um einzukaufen, gibt es kaum, meint Jeremy Hackett: „Was diese Stadt ausmacht, ist, dass Traditionen geschätzt und gewahrt werden. Die seit hunderten von Jahren zum Großteil familiengeführten Geschäfte, die Hutmacher und Maßschneider, und nicht zu vergessen die Maßschuhe von John Lobb. Diesen Laden zu betreten ist wie eine Zeitreise ins London von Charles Dickens.“
Ein Londoner Dorf
Die kleinen Zeitreisen zu den Traditionsgeschäften, die uns Jeremy Hackett empfohlen hat, liegen alle in unmittelbarer Nähe zu unserer Residenz: dem St. James’s Hotel im noblen Mayfair. Das luxuriöse kleine Hotel liegt in der Nachbarschaft des Buckingham Palace und nur circa 600 Meter vom trubeligen Piccadilly Circus entfernt, und doch wohnt man hier in fast dörflicher Abgeschiedenheit.
Die diskrete Lage und natürlich die luxuriösen Boutique- Suiten mit dem exquisiten Interieur von Anne Maria Jagdfeld wissen auch Prominente immer wieder zu schätzen: Cher, Sean Connery, Elton John, Samuel L. Jackson und Liza Minelli zählen zu den Gästen des zur Althoff Hotel Collection gehörenden Hauses. In den Penthouse Suiten, die wir beziehen, haben kurz zuvor Robert Redford und Cameron Diaz gewohnt, beim ersten Lunch im Seven Park Place, dem Hotelrestaurant unter der Leitung von Sternekoch William Drabble, speisen wir neben Boris Becker. Alles „very elegant“, aber keineswegs abgehoben.
Wild, wild East
Wir treffen Henrik Muehle, den Managing Director des St. James’s Hotel & Club. Der London-Connaisseur gibt uns ein paar weitere Tipps. Sein wichtigster Rat: „Nicht nur die typischen Touristenwege gehen. Es ist das Gegensätzliche, das London so besonders macht. London ist der Inbegriff der kosmopolitischen Stadt. Wie New York, nur ohne Hochhäuser.“ Und so befolgen wir den Rat des eleganten Mannes im blauen Maßanzug und machen uns auf, Londons wilden Osten zu erkunden…
Im viktorianischen Gassengewirr jenseits des Financial District, wo einst Jack the Ripper und andere finstere Gestalten ihr Unwesen trieben und Einwanderer aus der Neuen Welt ihr Glück suchten, lebt, arbeitet, feiert und shopt heute die Avantgarde der englischen Kapitale. Das East End ist hip!
Wir lassen uns treiben, von der Galerie in den Pub, vom Szene-Laden zum Spitalfields Market, der alten viktorianischen Markthalle, in der es von Mode bis Tand alles gibt, was das Herz begehrt, treffen aufregende Menschen und schräge Vögel, kaufen Vintage-Klamotten und alte Schallplatten, essen köstliches indisches Essen an einem kleinen Stand und trinken scheußlich warmes Ale. Henrik Muehle hat Recht: London ist faszinierend gegensätzlich und bunt!
Schlemmen mit Humor
Zurück im London der Schönen und Reichen. Lunch im „Dinner by Heston Blumenthal“, dem Gourmetrestaurant des weltbekannten 3-Sternekochs im Mandarin Oriental. Als wir das elegante Restaurant mit Blick auf den Hyde Park betreten, vernehmen wir einen tosenden Applaus und Jubelschreie. Hinter der Glasscheibe der offenen Küche steht das gesamte Küchenteam und klatscht. Das nennt man einen freudigen Empfang!
Doch die Freude gilt nicht uns: Soeben wurde bekannt gegeben, dass Chefkoch Ashley Palmer-Watts seinen ersten Michelin-Stern erhalten hat. Dementsprechend gut gelaunt verwöhnt uns der smarte Jungkoch mit den raffinierten Blumenthal-Kreationen, welche die klassische englische Küche neu interpretieren. Und wer glaubt, dass Haute Cuisine und das Königreich so viel gemeinsam haben wie Angelina Jolie und Angela Merkel, der irrt: Raffinesse und eine absolut stimmige Kombination von Aromen und Texturen zeichnen die englischen Gerichte aus.
Und viel Phantasie, wie beispielsweise „The Meat Fruit“ beweist: Geflügel-Paté und geröstetes Brot sind nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Die Paté wird auf einem Holzbrett in Gestalt einer Mandarine serviert. „Viele Gäste fallen darauf rein“, lacht der frisch ausgezeichnete Sternekoch. „Sie essen das geröstete Brot und fragen sich, wo der Rest bleibt.“
Kochen auf höchstem Niveau, gepaart mit dem liebenswerten englischen Humor. Das gilt auch fürs Interieur: Ashley lässt sich im privaten Dining-Room fotografieren, wo bronzene Büsten an der Wand die Vorderseite von Wildschweinen darstellen. Hinter der Wand sieht man das schweinische Hinterteil. London ist erfrischend unprätentiös!
Mode, Jamaikanisches Bier und Sri Lankan Food
Erneut zieht es uns zu den Künstlern und Bohemiens im East End. Dosenbier, verrückte Mode, skurrile Menschen, Musik und leckere exotische Spezialitäten aus China, Indien, Sri Lanka, Libanon. Brick Lane: Einträchtig hocken Punks, Fashionistas, schräge Vögel, Künstler und Touristen auf dem Bürgersteig vor der Old Truman Brewery und essen duftende Papadams, Curries und Chicken Tikka.
In dem alten Brauereigebäude werden Vintage-Kleidung, Mode von Nachwuchsdesignern und allerhand bizzare Dinge von der alten Militäruniform bis zum antiken Werbeschild feilgeboten – und natürlich die vielen exotischen Spezialitäten, nach denen es verführerisch duftet und die zum günstigen Preis haben sind.
Hinter dem einstigen Industriegebäude genießen wir unsere kulinarischen Errungenschaften aus Sri Lanka zu einem Jamaikanischen Lager und Musik von Manu Chao. Die Kulisse mit Graffities, verschrotteten Autos und jeder Menge Paradiesvögel lässt Frankfurt und auch das mondäne Westend meilenweit weg erscheinen. Und wir fühlen uns wohl im avantgardistischen Osten von London, in dem die Trends von übermorgen gemacht werden, ohne dass man sich einem Modediktat unterworfen fühlt wie in Mailand oder sich mit Designer- Tasche overdressed fühlt. Hier ist einfach… alles einfach.
Pop-up zwischen Graffities
An unserem letzten Abend in London besuchen wir ein Event, das wir bereits aus Frankfurt kennen: Klaus-Peter Koflers „Prêt-à-diner“ gastiert in London, in den legendären „The Old Vic Tunnels“.
Während das Pop-up-Restaurant mit Galerie, Bar und Event-Location in Frankfurt mondän über den Dächern der Stadt, im 24. und 25. Stock des Nextower, die Gäste willkommen hieß, muss Londons Prominenz sich in den zwielichtigen stillgelegten U-Bahn-Schacht unter der Waterloo Station begeben. Genial, aber in Deutschland kaum vorstellbar.
Und so begeistert wir vom Treehouse in Frankfurt auch waren, The Minotaur in London in der „authorized Graffiti- Area“ macht noch viel deutlicher, dass es sich um eine Restaurant- Kunst-Kollaboration handelt. Die Exponate von Star-Gallerist Steve Lazarides kommen in den alten, heruntergekommen Gemäuern perfekt zur Geltung. Die eleganten Gäste in Chanel und Burberry genießen ihren Champagner und die Sterne-Kreationen bei Kerzenlicht zwischen bröckelnden Backsteinwänden und zeitgenössischer Kunst.
Leider sind wir nur beim Soft-Opening dabei. Zurück in Frankfurt werden wir erfahren, dass von Sienna Miller bis Madonna alle Celebrities Londons sich in die alten Katakomben begeben haben, um im Minotaur die Verschmelzung von Kunst und Kunstwerken aus der Küche zu erleben.
Hello Bunnies, bye bye London
Wie verabschiedet man sich stilvoll von einer so phantastischen Stadt wie London? Am besten mit einem phantastischen Drink. Also verlassen wir die Waterloo Station in Richtung der noblen Park Lane, wo jüngst der legendäre Playboy Club wiedereröffnet wurde.
Dort erwartet uns ein alter Bekannter: Salvatore Calabrese, international bekannter Barchef, der Top Magazin ein Jahr zuvor für einen Artikel über Cognac kompetent Rede und Antwort stand. Er leitet dort die neue Bar und sorgt mit klassischen Drinks und Vintage- Cocktails für gediegen britische Trinkkultur mit einem Hauch italienischem Flair.
„Normalerweise leuchten unsere Wände nicht in Pink, sondern in sexy Rot“, erklärt der smarte Salvatore. „Doch wir engagieren uns für die Pink-Tie-Aktion gegen Brustkrebs, deshalb die Farbe.“ Das hübsche Bunny Jessica, eine Studentin, die vier Sprachen spricht, zeigt uns den Club.
Über der Bar geht es ins Casino, wo an modernen Touch-Screen- Tischen Roulette und Black Jack gespielt werden. Auf der eleganten Dachterrasse genehmigt sich eine Gruppe älterer Gentlemen einen Cognac und kubanische Zigarren, wer nicht ganz in Style ist, kann sich beim hauseigenen Frisör noch rasieren lassen. Alles ist sehr nobel, sehr sophisticated, sehr chic. Und doch wirkt es nicht elitär, das Publikum ist bunt gemischt.
Zurück bei unseren Drinks – klassische Wodka-Martinis – lassen wir die Tage in London noch einmal revuepassieren: Wir waren in Pubs und privaten Clubs, haben das monumentale London gesehen, und auch die im Aufbruch befindlichen Quartiere in den ehemaligen Problembezirken. Wir waren auf der Savile Row und auf Wochenendmärkten, in Sternelokalen und indischen Imbissbuden, im Theaterdistrikt und auf den Shopping- Meilen. Unsere Bilanz fällt kurz aus: We love London!
Travel Infos London
Anreise:
British Airways fliegt MO bis FR 8 mal täglich von Frankfurt direkt nach London Heathrow. Samstags gehen 4 Direktflüge, sonntags 7. Dank des spektakulären Terminal 5 von British Airways ist eine stressfreie Ankunft und Abreise garantiert – und das an einem der meist frequentierten Flughäfen Europas. Die Fluggäste durchlaufen das Terminal in einem logischen und linearen Fluss. Die Mehrheit der Reisenden hat bereits online eingecheckt oder nutzt eine der 96 Check-In-Stationen in der Abflughalle. Auch der Shopping-Spaß beginnt bereits am Airport: Mit 112 Geschäften am Terminal 5A und 5B bleibt kein Einkaufswunsch offen. Relaxen können Reisende mit Club Europe Tickets in der luxuriösen Lounge.
www.ba.com
Transfer:
Ein Taxi vom Flughafen nehmen wirklich nur Anfänger. Günstiger und vor allem schneller kommt man mit dem Heathrow Express in die Stadt. Für circa 19 Euro und in nur 15 Minuten gelangt man bequem zur Paddington Station. Am besten vorab online buchen:
www.heathrowexpress.com
Hoteltipp:
Zentral und mondän wohnt man im Berkeley Hotel Knightsbridge, in dessen Blue Bar man auch schon mal Madonna beim Feiern begegnet. Es liegt in der Nähe von Hyde Park Corner, Trafalgar Square, Westminster Abbey und Kensington Palace. Der ideale Ort, um sich London zu erlaufen und nach einem durchgeshoppten Tag in einer der luxuriösen Suiten zu relaxen.
www.the-berkeley.co.uk
Restaurant-Tipp:
Im Restaurant Babylon speist man mondän über den Dächern Londons. Es gehört zu Sir Richard Bransons The Roof Gardens at Kensington High Street. Die romantische Gartenanlage mit Club auf dem Dach eines Art-Deco-Gebäudes ist die größte in Europa und beherbergt neben niedlichen Enten auch pinkfarbene Flamingos.
www.roofgardens.virgin.com