Der neue Bürgermeister von Miltenberg heißt Bernd Kahlert. Im März kandierte der 53-Jährige aus Burgau, einer Kleinstadt zwischen Ulm und der Welterbe-Stadt Augsburg, für das Amt und setzte sich in der Stichwahl deutlich mit 59,04 Prozent der Stimmen durch. Für Miltenberg zu arbeiten ist für ihn mehr als ein Beruf – es ist eine Herzenssache. Top Magazin erklärt er, wieso man nicht nach Florida reisen muss, sondern dass ein Ausflug in den malerischen Ort genügt, um einen einzigartigen Urlaub zu erleben.
Waren Sie schon einmal in Miltenberg? Wenn ja, werden sie den Blick über die atemberaubende Kurve des Mains, auf das satte Grün von Spessart und Odenwald oder die imposante Mildenburg wohl nie vergessen. Die Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises in Unterfranken gehört seit 1816 zu Bayern – 1999 hat Bernd Kahlert
hier sein Herz verloren. Der neu gewählte Bürgermeister ist der Stadt kein Fremder: Vor seiner Amtszeit sammelte Kahlert jahrelang berufliche Erfahrungen an der Staatlichen Berufsschule Miltenberg-Obernburg. Zuletzt arbeitete er zwar als Schulleiter in Neusäß im Landkreis Augsburg – doch ihn zog es an den Main zurück. „Obwohl es nicht meine Heimat ist, habe ich festgestellt: Mein Zuhause ist Miltenberg.“
Erholung in traumhafter Kulisse
Nur 50 Minuten von Frankfurt entfernt liegt die Oase der Entspannung. Nicht weiter als Rüdesheim, aber längst nicht so bekannt. Das will er ändern: „Hier kann man hervorragend entschleunigen, das garantiere ich.“ Ob Golfen, Wandern, Mountainbiken, Wasserski, Stand-up-Paddling, Reiten oder Museumsbesuche – in Miltenberg ist alles möglich. „Ich laufe an die Mainpromenade runter und genieße die pure Erholung. Wenn die untergehende Sonne die Altstadt in sanftem Rot erstrahlen lässt, die schmalen Gassen durchflutet und sich im Wasser spiegelt – da meint man, man ist in Key West in Florida“, schwärmt Kahlert.
„Obwohl es nicht meine Heimat ist, habe ich festgestellt: Mein Zuhause ist Miltenberg.“ – Bernd Kahlert, Bürgermeister Miltenberg
Erst kürzlich wurde die Stadt in Churfranken mit dem „Instagram Star Award“ ausgezeichnet und zählt damit zu den Top 20 der fotogensten Kleinststädte Deutschlands – und das nicht zum ersten Mal. Schon häufig war sie Kulisse bekannter
Filme: Am sogenannten Schnatterloch, dem idyllischen Marktplatz mit romantischen Fachwerkhäuschen, spielten die Eingangssequenzen von „Das Wirtshaus im Spessart“ mit Schauspielerin Liselotte Pulver.
Genussregion und Fairtrade-Town
Die Bewohner schätzen die Lebensqualität in ihrer Stadt. Seit 2018 zählt Miltenberg zu „100 Genussorte Bayerns“ und trägt den Titel „Fairtrade-Town“. Die Mischung aus traditionellen Gasthäusern, gehobener Küche, gemütlichen Cafés, handwerklich hergestellten regionalen Produkten und entspanntem Einkaufsbummel ist besonders. Die älteste Fürstenherberge Deutschlands, das Gasthaus „Zum Riesen“, wird von der heimischen Faust-Brauerei bewirtschaftet. Das Bier „Riesen-Spezial“ wird nur hier ausgeschenkt und nur zu diesem Zweck in Miltenberg gebraut. Den Machern bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen ist ein Erlebnis.
„Hier gibt es noch den Bäcker, der selbst backt, die Wurst mit Qualität vom Metzger, eine heimische Kaffeerösterei“, beschreibt Kahlert die Genussdichte. Der Weinanbau im benachbarten Bürgstadt hat eine lange Tradition – Kenner schätzen das Spitzenweingut „Fürst“, bekannt geworden durch seinen erstklassigen Spätburgunder, der Kultstatus erlangt hat. Im Miltenberger Outlet-Center gibt es Marken wie Karl Lagerfeld, Daniel Hechter oder Bugatti zu shoppen. „Wer etwas Besonderes sucht, der wird in den kleinen inhabergeführten Shops in der Fußgängerzone fündig und kann dabei Teile alter Gewölbekeller aus früheren Jahrhunderten erblicken.“
Eine Stadt mit Visionen
Neun Fahr-Minuten weiter, in Rüdenau, brennt Andreas Thümmler mit seinem Team bei „St. Kilian“ echten Single Malt Whisky nach schottischer Tradition. Mit dem Investmentbanker verbindet Kahlert mehr als den guten Geschmack – gemeinsam griffen sie die Idee einiger sehr reputativer Miltenberger Unternehmer auf, eine Hochschule in Miltenberg zu etablieren. „Möglich wäre auch ein Ausbau der bereits bestehenden Dependance der Hochschule Aschaffenburg mit der Studienrichtung „Mittelständische BWL“, denn in den Großstädten gibt es einen Mangel an Studentenzimmern. In Miltenbergs Altstadt hingegen gibt es noch ausreichend Wohnraum mit direktem Zugang zur Stadt.“
Kahlert selbst nennt sich einen „Politneuling“, aber auch einen „Mann der Tat“: „Ich denke, es ist äußerst wichtig, dass man für Miltenberg eine Vision hat.“ Neubau und Sanierung von Kindergärten und Grundschule sind die ersten Projekte, denen sich Kahlert annimmt. „Es gibt einiges zu tun, aber es macht viel Spaß. Die Stadt birgt ein schlummerndes Potential; das möchte ich heben.“