Chia-Samen, Açai-Beeren, Moringa-Blätter, Noni-Saft – exotische Superfoods sind in aller Munde. Ihr Genuss verspricht zahlreiche gesundheitsfördernde Wirkungen. Ihr Vormarsch in die Regale der Supermärkte und Bioläden ist ungebremst. Was ist dran an den natürlichen Vitalstoffbomben? Von Jutta Lamy
Sie sind weit gereist. Kommen aus China, Südamerika und anderen exotischen Ländern. Ihre Namen sind gewöhnungsbedürftig. Dennoch erfreuen sich die fremdländischen Beeren, Samen und Algen zunehmender Beliebtheit.
Bei Sportlern und Gesundheitsbewussten werden die Superfoods hoch geschätzt. Kein Wunder, sind sie doch natürliche Power Booster! Besonders reich an Vitaminen, Mineralien sowie sekundären Pflanzenstoffen, wirken sie sich günstig auf Gesundheit und Wohlbefinden aus.
Meist spielt dabei ein spezieller Nährstoff, der in besonders hoher Konzentration in diesen Exoten steckt, die entscheidende Rolle. Allen voran die Pflanzenfarbstoffe. Sie wirken als Antioxidantien, killen freie Radikale, fördern die Zellerneuerung und sollen sogar Krebs vorbeugen. Aber auch ihre einzigartige Nährstoffzusammensetzung, die gesundheitsfördernd wirkt, zeichnen viele Superfoods aus. Ideal für alle, die sich ausgewogen ernähren und fit bleiben wollen.
Chia-Samen – Powerkörner für mehr Ausdauer
Superfood ist nicht nur gesund, sondern bringt auch leckere Abwechslung auf den Teller. Deshalb zurzeit ganz hoch im Kurs: Chia-Samen. Schon bei den alten Mayas galten die kleinen Samen als Heil- und Grundnahrungsmittel. So hat das Pseudogetreide vor einigen Jahren von Mexiko aus Einzug in unsere Läden gehalten.
Nicht zuletzt, weil die proteinreichen und glutenfreien Samen der Chia-Pflanze für Veganer ideal sind und für Allergiker eine wertvolle Getreide-Alternative darstellen. Denn ein leckerer Pfannkuchen mit Chia-Samen hat es in sich. Die optimale Nährstoffzusammensetzung und der extrem hohe Anteil der essentiellen Fettsäure Omega-3 machen die kleinen Körner zum wahren Superfood.
Das Herz-Kreislaufsystem und die Konzentration kommen damit besser in Schwung. Diabetiker und Sportler schwören auf Chia-Samen. Zu Recht, denn sie regulieren den Blutzuckerspiegel und sorgen für mehr Ausdauer. Die Powerkörner erhält man inzwischen in allen Supermärkten und Bioläden. Unser Tipp: Für gute Qualität auf das Bio-Siegel achten!
Anti-Aging mit Açai-Beeren
Im Smoothie oder als Knabberspaß für zwischendurch eignen sich die Açai-Beeren. Die Früchte der Kohlpalme bestechen durch ihren hohen Gehalt an dem Pflanzenfarbstoff Anthocyan, der ihnen die dunkelblaue Farbe verleiht.
Da ist der Anti-Aging-Effekt schon vorprogrammiert! Neueste Erkenntnisse preisen die Açai-Beeren sogar als Diätwunder an, sollen die Früchte doch zur Förderung des Stoffwechsels beitragen. Außerdem sind sie eine wahre Vitaminbombe – beste Voraussetzungen für ein starkes Immunsystem.
Da die Açai-Beeren auf ihrem weiten Weg von Brasilien schnell verderben, sind sie bei uns als Trockenfrüchte, Saft oder Pulver in Bioläden, spezialisierten Onlineshops und als Kapseln in der Apotheke erhältlich. Unser Tipp: Achten Sie beim Kauf von Fertigprodukten oder Nahrungsergänzungsmitteln mit Açai-Beeren darauf, dass der Fruchtanteil mindestens 80–90 Prozent beträgt.
Goji-Beeren – Zellschützer am Werk
Weil man ihnen zellschützende Wirkung nachsagt, stehen die Goji-Beeren zurzeit hoch im Kurs. Ob getrocknet, im Joghurt oder Saft – die roten Powerbeeren vereinen fast alle lebenswichtigen Nährstoffe in einzigartiger Kombination. Allen voran die sekundären Pflanzenstoffe Anthocyan und Carotinoide. Mit ihren 21 Spurenelementen und 18 Aminosäuren geben sie dem Immunsystem besonders viel Power und gelten als wahrer Jungbrunnen.
Will man die Nährwerte der Goji-Beeren zu 100 Prozent auskosten, muss man die frischen Früchte essen. Immer häufiger finden sich diese auf Wochenmärkten bei Biobauern und in gut sortierten Supermärkten, in kleinen Schälchen abgepackt. Unser Tipp: Greifen Sie nur zu den großen, rund geformten, tiefroten Früchten. Sie schmecken süß-säuerlich und sehr fruchtig. Diese Sorte läuft unter dem lateinischen Namen „Lycium Barbarum“.
Yacón – Schlankmacher aus Peru
Ein Zuckerersatz, der gesund ist? Ja, das gibt es! Yacón heißt die Wurzel aus den Anden. Die essbare Knolle ist eine herrliche Süßungsalternative, denn sie hat einen hohen Gehalt an Inulin, steckt voll guter Darmbakterien und schmeckt saftig-süß. Ihre cholesterinsenkende Wirkung macht sich die Medizin bereits seit längerer Zeit zu Nutze.
Auch in ihrer Heimat Peru wird die Pflanze seit vielen Jahrhunderten schon als gesunde Nahrung verwendet. Ein Teelöffel des kalorienarmen Yacónsirups unterstützt nicht nur die Verdauung, sondern ist ein echter Schlankmacher. Und für Diabetiker ist das Superfood ein vollwertiger Zuckerersatz.
Isogetränk aus der Kokosnuss
Auch die Kokosnuss wird gerade neu entdeckt. US-Stars wie Rihanna und Madonna schwören besonders auf das Kokoswasser. Als idealer Durstlöscher ist die klare Flüssigkeit aus dem Innern der grünen, unreifen Kokosnuss absolut fettfrei und kalorienarm. Ideal für den Diätplan! Besonders als Fitnessgetränk macht das mineralienhaltige Kokoswasser Furore und wird deshalb von Sportlern hoch geschätzt.
„Wegen seiner isotonischen Eigenschaften kann der Elektrolyt- und Flüssigkeitsverlust, der durch übermäßiges Schwitzen verursacht wird, rasch wieder ausgeglichen werden“, erklärt Roger Müller von Sunny White Beach. Er beliefert zahlreiche Fußballvereine mit dem kokoshaltigen Isogetränk.
Auch in der ayurvedischen Heilkunst wird Kokoswasser seit neuestem mit großem Erfolg eingesetzt. Es soll bei der Entgiftung helfen und den Blutdruck lindern. Ein Allrounder für unsere Gesundheit!
Perfektes Detox-Food
Wahre Wunder beim Entgiften bewirken nach neuesten Erkenntnissen auch Mikroalgen. Chlorella und Spirulina sind die bekanntesten Süßwasseralgen, die immer mehr Eingang in die Detox-Ernährung finden. Die Detox-Spezialistin Ann-Kathrin Maier, Gründerin der Cardea Detox GmbH, schwört auf die Spirulina Alge wegen ihres hohen Enzym- und Chlorophyllgehalts.
„Der grüne Farbstoff Chlorophyll ist für die Zellerneuerung zuständig, deswegen findet diese Minialge in vielen Säften unserer Green-Power-Detox-Kur Verwendung.“ Ihr Tipp: 1⁄2 Teelöffel des Algenpulvers in Säfte oder Gerichte einarbeiten oder die Presslinge mit einem Glas Wasser zu sich nehmen.
Megatrend: Getränke mit Superfood
Mal eben schnell ein bisschen was für seine Gesundheit tun – mit Smoothies und Co. funktioniert das. Die Superfood-Getränke befriedigen den Verbraucherwunsch, sich gesund und natürlich zu ernähren. „Leckere exotische Früchte, die man aus fernen Ländern kennt, zuhause wiederzufinden, ist sicherlich ein weiterer Grund für den großen Boom dieser Getränke“, erklärt Ingo Kniepert, Geschäftsführer von Tropextrakt Frankfurt. „Ganz weit vorne liegen zurzeit Getränke mit Goji-Beeren, gefolgt von Açai- und Maqui-Beeren.“
Der brasilianische Fruchtexperte importiert bereits weiterverarbeitete Rohstoffe dieser Exoten aus Übersee und beliefert die Lebensmittelindustrie europaweit. Allerdings hat er keinen Einfluss darauf, wieviel Fruchtanteil letztendlich in den Laden-Produkten, die mit Goji & Co. werben, enthalten ist.
Sein Rat: „Aufs Etikett achten und den entsprechenden Fruchtanteil checken. Ab 80 Prozent Fruchtanteil hat man einen gesunden Mehrwert“, so Ingo Kniepert.
Und oftmals auch einen hohen Preis. Bedenkt man die weiten Transportwege der Rohstoffe und die nicht ganz einfache Weiterberarbeitung der Pulver und Extrakte, so erfährt dieser wieder mehr Berechtigung.
Warum in die Ferne schweifen?
Wer den hohen Preis dieser importierten Exoten scheut, aber nicht auf die Vitalstoffe der Superfoods verzichten möchte, findet günstigere Alternativen direkt vor der Haustür. So tun es auch Heidelbeeren statt Açai-Beeren, Leinsamen anstelle von Chia-Samen oder Johannisbeeren anstelle von Goji-Beeren.
Verfechter regionaler Produkte können also ganz entspannt auf heimisches Obst, Gemüse und Getreide ausweichen und tun noch etwas Gutes für ihre Gesundheit. Denn die Wirkung der sekundären Pflanzenstoffe in den heimischen Lebensmitteln ist wissenschaftlich nachgewiesen. Warum also in die Ferne schweifen?
Modewort ohne Nachweis
Açai, Chia oder Yacón – Superfood ist ein Modewort. Kein geschützter Begriff! Und das hat seinen Grund: „Wissenschaftliche Nachweise über die Wirkungen von exotischem Superfood am Menschen gibt es zurzeit nicht“, erklärt Professor Achim Bub vom Max-Rubner-Insitut, Karlsruhe.
Der Ernährungsmediziner empfiehlt, entweder „auf die kostengünstigeren, heimischen Alternativen auszuweichen“ oder „bei den Exoten auf das europäische Bio-Siegel (weiße Sterne auf grünem Grund) zu schauen, um wenigstens sicher zu gehen, dass diese Produkte ökologisch angebaut wurden.“
„Wissenschaftliche Nachweise gibt es nicht.“ – Prof. Achim Bub
Auch wenn es noch keine wissenschaftlichen Beweise für die gesundheitliche Wirkung der Super-Früchte gibt, hinterlassen sie positive Spuren: Sie peppen den Speiseplan auf und sorgen dafür, dass sich immer mehr Verbraucher mit gesunder Ernährung auseinandersetzen.
Rezept Super-Power-Smoothie für zwischendurch
100-150 g Beeren (frisch oder gefroren)
400 ml Reis-Kokos-Milch
1 EL Kokos-Joghurt
5 Blatt frische Minze
1 TL Açai
Spritzer Zitrone
Alle Zutaten in einen Blender geben und eine Minute pürieren.
Exotische Superfoods auf einen Blick
Açai-Beeren
dunkelblaue Früchte der Kohlpalme, wachsen im Amazonasgebiet, hoher Gehalt an Pflanzenfarbstoff Anthocyan
Algen
Spirulina, Chlorella, stammen aus tropischen Meeren und Süßwasser, enthalten besonders viel sekundäre Pflanzenstoffe und pflanzliche Proteine
Aronia-Beeren
Rote bis tiefblaue Beeren (= Apfelbeeren) der Aroniapflanze, aus Nordamerika, besonders reich an Polyphenolen
Chia-Samen
Weiße und schwarze Samen einer besonderen Lippenblütlerpflanze, verwandt mit dem Salbei, aus Mexiko, hoher Anteil an Omega-3-Fettsäure
Goji-Beeren
Auch „Wolfsbeere“ genannt, korallenrote Früchte des „Gemeinen Bocksdorns“, aus China, hohe Vitamin-C- und B-Konzentration
Maqui-Beeren
Früchte des Maqui-Baums, aus Chile, enorm hoher Anteil an Anthocyan
Moringa-Blätter
Fruchtblätter eines tropischen Baums, stammt aus dem Himalaya, reich an essentiellen Aminosäuren
Noni-Saft
Saft der „indischen Maulbeere“, kommt u. a. aus Hawaii und Tahiti, hohe Konzentration des Enzyms Pro-Xeronin
Quinoa
Weiße Samenkörner, gilt als Pseudogetreide, aus Südamerika, glutenfrei, eine der besten pflanzlichen Eiweißquellen
Yacón
Wurzelknolle aus den Anden, hoher Inulingehalt, reich an Präbiotika
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