Seit diesem Frühjahr bietet VeritasMed einen privatärztlichen Not- und Hausbesuchsdienst im Rhein-Main-Gebiet an. Das Unternehmen richtet sich vor allem an Berufstätige, die keine Zeit für einen Arztbesuch haben.
Das Telefon klingelt. Der Anrufer hat ein akutes medizinisches Problem, schafft es aber nicht, in eine Praxis zu gehen. Die Zeiten, in denen Ärzte regelmäßige Hausbesuche machten, sind eigentlich längst vorbei. Doch bei VeritasMed ist das anders. Dank mehrerer Kooperationsärzte kann das Unternehmen privatärztliche Hausbesuche für unterschiedliche Beschwerden anbieten. Nach dem Anruf des Erkrankten setzt sich einer dieser Kooperationsärzte ins Auto und fährt direkt zu ihm. Vor Ort untersucht er ihn gründlich und nimmt sich dabei Zeit.
Ein bis zwei Stunden dauere ein solcher Besuch in der Regel, erzählt Natalia Bastrykina, die Geschäftsführerin der VeritasMed. Dank diverser mobiler Ultraschall-, Laborgeräte und sogar eines handlichen EKG-Geräts, die das Unternehmen zur Verfügung stellt, kann der Arzt in den meisten Fällen schnell eine Diagnose stellen. Nur aufwendige Untersuchungen wie Röntgen und MRT sind vor Ort nicht möglich. „Wir wollen den Patienten dort versorgen, wo er ist, und vor allem so, dass es ihm eine lange Ungewissheit und möglichst auch einen Krankenhausbesuch erspart“, sagt Bastrykina.
„80 Prozent der Menschen, die sich an uns wenden, sind junge Berufstätige, die es sich meistens nicht leisten können, im Job auszufallen“ – Natalia Bastrykina, VeritasMed
Sie selbst war einige Jahre lang in der Personalabteilung der Frankfurter Uniklinik tätig. Ihr Mann Michael Kachur ist niedergelassener Privatarzt. Als Facharzt für Viszeralchirurgie, also für die inneren Organe, mit Zusatzqualifikationen in Notfallmedizin und spezieller Intensivmedizin, war er 16 Jahre lang in unterschiedlichen Kliniken in Köln, Essen, Bochum und Wiesbaden tätig. Beide waren sich schnell einig, dass der Patient in den heutigen Strukturen des Gesundheitssytems nicht im Vordergrund stehe und dass es auch im sehr gut ausgestatteten Rhein-Main-Gebiet durchaus noch Bedarf gebe, Patienten medizinisch zu unterstützen. Deshalb gründeten sie im Dezember 2021 VeritasMed.
Dabei geht es ihnen nicht darum, dass ihre Kooperationsärzte nur für den Notfall rund um die Uhr erreichbar sind. Vielmehr wollen sie, dass die Menschen rundum betreut werden, die beruflich eingespannt sind oder die viel reisen. So wie etwa ein Bankmanager mit Herzrhythmusstörungen, der bereits für eine Diagnose verschiedene Ärzte konsultieren und unter anderem ein Langzeit-EKG-Gerät tragen sollte. „Er braucht eine Vertrauensperson, die seine Behandlung koordiniert und auch versteht, dass das in seiner Position nicht geht“, stellt Michael Kachur fest, der Gesellschafter der VeritasMed ist und neben seiner Praxistätigkeit als einer der Kooperationsärzte für das Unternehmen arbeitet.
Effektiv und ohne Wartezeit
„80 Prozent der Menschen, die sich an uns wenden, sind zwischen 30 und 60 Jahre alt.
E s sind junge Berufstätige, die es sich meistens nicht leisten können, im Job auszufallen“, erläutert Natalia Bastrykina. Sie seien es gewöhnt, beruflich möglichst effektiv und ressourcensparend zu arbeiten. „Nach demselben Motto gehen wir auch vor. Wir wollen, dass unsere Klienten möglichst schnell und ohne große Wartezeit gesund werden oder ein Konzept bekommen, mit dem sie mit einer chronischen Krankheit leben können.“
Die Kooperationsärzte der VeritasMed übernehmen auch komplexe Behandlungsfälle. So kümmern sie sich beispielsweise langfristig um eine Frau aus dem Rhein-Main-Gebiet, die mit Mitte 50 eine Nieren- und Lungenerkrankung sowie multiple Allergien und eine Schuppenflechte hatte. „Da ist immer etwas nicht in Ordnung, so gut sie auch eingestellt ist“, erläutert Michael Kachur. Der für sie zuständige Kooperationsarzt sei bei allem ihr Ansprechpartner, kooperiere aber zugleich mit Kollegen anderer Fachgebiete in Praxen oder Kliniken. „Wird ihre Schuppenflechte schlimmer und die Medikamente helfen nicht, dann klärt er mit ihrem Hautarzt, was sie nehmen kann, um den Schub schnell aufzuhalten und stellt das Rezept aus, damit sie nicht erst zu ihm in die Praxis muss.“
Daheim statt im Krankenhaus
Die Kooperationsärzte der VeritasMed versorgen auch ältere Menschen. Etwa eine über 80-Jährige, die nach einer geriatrischen Reha mit Herzrhythmusstörungen und einer chronischen Wunde entlassen worden sei. „Unsere Kooperationsärzte haben es geschafft, dass die Wunde fast verheilt ist, haben ihr außerdem eine Ernährungsberatung besorgt, sich um eine Schmerztherapie und Physiotherapie gekümmert und ihre Herzinsuffizienz in den Griff bekommen“, berichtet Natalia Bastrykina.
„Wir wollen die Diagnosemöglichkeiten und Therapien, die sonst nur im Krankenhaus verfügbar sind, zu den Patienten nach Hause holen.“ – Natalia Bastrykina, VeritasMed
Sollte bei einem Patienten eine Operation nötig werden, bespricht der Kooperationsarzt mit diesem nicht nur, welches Krankenhaus dafür das geeignete wäre. Er organisiert auch den Termin für die Behandlung. Bei einigen Patienten könne somit sogar der stationäre Aufenthalt im Krankenhaus vermieden werden. „Hospital at Home“ lautet das Schlagwort für ein Konzept, das in den USA bereits verbreitet ist. „Dank moderner Technik und den mobilen Geräten ist das heute möglich.“ VeritasMed hat dafür ein Gerät aus Israel angeschafft, das alle wesentlichen Vitalzeichen und physiologischen Parameter des Patienten wie Blutdruck, Herzfrequenz, Atemfrequenz, Sauerstoffsättigung und die Herzpumpleistung erfasst und in Echtzeit an den Arzt sendet, der den Patienten betreut. Sobald sich etwas verändert, kann dieser reagieren. Demnächst wollen sich Natalia Bastrykina und Michael Kachur die Umsetzung des Konzeptes sogar vor Ort in den USA genauer anschauen.
Auch für die mobilen Geräte, die VeritasMed angeschafft hat und die in der Regel nicht größer als ein Handy oder ein DinA5-Blatt sind, sind sie zu weltweiten Messen gereist. „Für ein Laborgerät aus Japan, mit dem man innerhalb von 40 Minuten vor Ort einen PCR-Test auf das Coronavirus oder andere Erreger machen kann, haben wir ein Jahr lang immer wieder angefragt“, sagt Michael Kachur. Jetzt können die Kooperationsärzte, die die Geräte der VeritasMed nutzen, den Test direkt beim Patienten vornehmen.
Der Patient im Vordergrund
Eine solche persönliche ärztliche Betreuung klingt bei unserem heutigen Gesundheitssystem fast unerschwinglich. Doch die Kosten für ihre Behandlung rechnen die kooperierenden Mediziner nach den Regelsätzen der Gebührenordnung für Ärzte ab. „Kosten für ärztliche Hausbesuche werden in Deutschland von den privaten Krankenkassen grundsätzlich vollständig übernommen“, sagt Natalia Bastrykina. Die gesetzlichen Kassen übernähmen die Kosten ihrer Kooperationsärzte allerdings nicht. In so einem Fall hätten die Patienten aber die Möglichkeit, die Behandlung nach den Regelsätzen selbst zu bezahlen.
Die Anfragen nach der Behandlung durch VeritasMed werden immer mehr, sagt Natalia Bastrykina. Deshalb sucht sie derzeit auch nach weiteren Ärzten, die kooperieren würden. Das Unternehmen mit Standort in Frankfurt will das Rhein-Main-Gebiet auch mit seinen kleinen Orten im Main-Taunus- oder Hochtaunuskreis bis nach Wiesbaden und Mainz abdecken. „Alles, was bis 100 Kilometer von Frankfurt entfernt liegt, ist für uns erreichbar. Und falls die Entfernung mal größer sein sollte, finden wir auch eine individuelle Lösung“, betont die Geschäftsführerin. Bei VeritasMed soll schließlich immer der Patient im Vordergrund stehen.
Weitere Infos unter: www.veritasmed.de