Fußball–Bundesligist Eintracht Frankfurt investiert neben Beinen und Steinen auch in die Digitalisierung. Mit der Tochtergesellschaft EintrachtTech untermauert der Proficlub seine digitalen Ambitionen. Ein Projekt, das den Fans Vorteile verspricht, aber auch Fragen aufwirft.
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Die lang ersehnte Rückkehr der Eintracht-Anhänger ins heimische Wohnzimmer des Deutsche Bank Parks ist wieder möglich. Coronabedingt mussten fast eineinhalb Jahre lang die Spiele im deutschen Profifußball unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Die Heimkehr der Zuschauer ist aber bei Weitem nicht die einzige Veränderung. Mit dem Einzug in die Euro League wird es nach einem Jahr Abstinenz wieder europäische Fußballnächte in der Mainmetropole geben. Mit Oliver Glasner kam ein Trainer vom VfL Wolfsburg an die Seitenlinie. Er ersetzt Adi Hütter, den es nach Gladbach verschlug. Auch auf der Position des Sportdirektors fungiert mit Markus Krösche ein neues Gesicht. Von RB Leipzig gekommen, löst er Fredi Bobic ab, der zu seiner alten Liebe Hertha BSC abwanderte. Zudem wurde die Business Lounge im Stadion renoviert. Alle Umgestaltungen verbindet eins: Sie sind auf dem ersten Blick sichtbar. Doch auch außerhalb des grünen Rasens hat sich bei der Eintracht etwas getan: Die Digitalisierung wurde vorangetrieben.
EintrachtTech – das digitale Tochterunternehmen
Doch wieso investiert ein traditionsreicher Bundesligaclub in die Digitalisierung? Was ist damit konkret gemeint? Und nicht zuletzt, welchen Mehrwehrt bringt der Prozess für die Eintracht und seine Anhänger? Fragen, die sich einigen Fans und Interessierten in diesem Zusammenhang stellen. Antworten gibt es von der EintrachtTech GmbH. Sie ist die Tochtergesellschaft der Eintracht und zuständig für alle Bereiche rund um das digitale Handeln. Hauptverantwortlich für das Unternehmen, das am 1. Juli 2019 gegründet wurde, ist Geschäftsführer Timm Jäger. Für ihn ist die Bedeutung von EintrachtTech klar definiert: „Im Rahmen der Unternehmensstrategie der Eintracht agieren wir als Motor im Digitalisierungsprozess. Indem wir diese Gesellschaft mit eigenen Ressourcen ausgestattet haben, deren Kernaufgabe die Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle ist, können wir sicherstellen, dass das anspruchsvolle Tagesgeschäft eines Fußballbundesligisten nicht unseren digitalen Anspruch überlagert.“
„Im Rahmen der Unternehmens-strategie der Ein-tracht agieren wir als Motor im Digitalisierungs-prozess.“
Timm Jager, Geschaftsfuhrer der EintrachtTech GmbH
Neben dem Aufbau der App „mainaqila“, die nicht nur als zentrales digitales Tor zur Eintracht-Welt dient, sondern als digitaler Wegbegleiter für die Region positioniert wird, zeichnet sich die EintrachtTech GmbH für die Digitalisierung des „Deutsche Bank Park“ sowie den Aufbau des Digitalzentrums „Arena of IoT“ verantwortlich wie auch für eSports sowie Technologie- und Start-up-Kooperationen.
Gamechanger „mainaqila“
Mit „mainaqila“ brachte EintrachtTech eine App auf den Markt, die alle Services rund um die Eintracht vereint. „Nutzer von mainaqila können sich vollumfänglich über Eintracht Frankfurt informieren. Völlig egal, ob man Videobeiträge über das Geschehen auf dem Platz sehen oder Artikel über die Tennis-Abteilung der Eintracht lesen möchte“, so Jäger. Dabei lassen sich die angezeigten Inhalte in der App nach eigenen Wünschen zusammenstellen. „Wenn mich ein Bereich nicht interessiert, kann ich ihn entfernen. So bekommt man nur die Nachrichten mit, die einen auch wirklich bewegen“, so Jäger weiter.
Beim Namen haben sich die Entwickler einiges gedacht: „Es ist ein Wortspiel. Man kann aus dem Namen zwei Begriffe ableiten. Das Wort ‚Main‘, stellt die regionale Verbundenheit dar. In der Aussprache klingt es dann natürlich nach ‚mein‘, also persönlich. Aqila leitet sich vom lateinischen Aquila ab, was auf Deutsch Adler heißt. Es symbolisiert die Verbundenheit zum Adler, der sich sowohl bei der Eintracht als auch im Wappen der Stadt Frankfurt wiederfindet“, erzählt Jäger.
Die App kann aber noch wesentlich mehr als nur über den Sport der Frankfurter Eintracht zu informieren: Durch den Medienpartner FFH kann man Nachrichten aus der gesamten Region lesen. Zudem können Karten für Spiele oder Konzerte direkt gekauft und digital abgelegt werden. Mit dem Verbundpartner RMV lassen sich Tickets für die Fahrt zum Eintracht-Spiel ganz einfach über die App generieren.
„Die App selbst wird nie fertig sein. Wir entwickeln sie ständig weiter und optimieren so den Service für die Nutzer“, sagt Jäger. So soll es zukünftig über die App auch möglich sein, im Stadion sein Essen und Trinken bei den Ständen zu bestellen und direkt an den Platz bringen zu lassen. Das lästige Anstehen in der Halbzeitpause würde sich erübrigen. Eine Navigation durch das Stadion hin zum Sitzplatz wird es auch geben, sodass Konzertbesucher, die den Deutsche Bank Park nicht kennen, zu ihren Plätzen geführt werden.
Mit dem eigenen Bezahlsystem „mainpay“ kann man direkt in der App überall auf der Welt Transaktionen durchführen, wo kontaktloses Zahlen angeboten wird. Das funktioniert über eine digitale Debitkarte von MasterCard, die sich kostenfrei beantragen lässt. Sofern man Online Banking nutzt, verknüpft sich die Karte mit dem Girokonto. Der Vorteil dabei: Für den Nutzer ist der Service kostenfrei.
Transparenz im Datenschutz
Die App bündelt viele Funktionen, die dem Anwender die Mediennutzung erleichtern sollen. Anstatt immer wieder zwischen unterschiedlichen Apps auf dem Smartphone hin und her zu springen, lassen sich sämtliche Käufe über main-aqila einfach und direkt abwickeln sowie zusätzlich jede Menge Informationen und Nachrichten gewinnen. Bei all dem Komfort stellt sich die Frage, wie es mit dem Schutz der Daten der User aussieht. Schließlich arbeitet die Eintracht bei der Digitalisierung mit einigen großen Unternehmen wie MasterCard oder der Deutschen Bank zusammen. Sollte es in Zukunft möglich sein, auch Stromanbieter und Versicherungen über die App zu buchen, fallen weitere Informationen über den Kunden an. Doch die einzelnen Unternehmen sollen keine Einsicht in das Nutzungs- und Bestellverhalten der Kunden in mainaqila erhalten. „Wir arbeiten mit externen Datenschutzbeauftragten und einer auf Datenschutz spezialisierten Anwaltskanzlei zusammen, die unser Handeln dauerhaft prüft“, so Jäger. Darüber hinaus wird ein eigener Datenbeirat, bestehend aus Mitgliedern des e.V. und der aktiven Fanszene, den Umgang der Eintracht mit den Daten ihrer Fans überwachen. „Wir wollen den ganzen Prozess transparent gestalten und die Fans mitnehmen, weil wir wissen, dass die Sicherheit personenbezogener Daten ein sehr wichtiges Thema ist“, verdeutlicht Jäger.
Digitalisierung als Schlussel zum Erfolg
Die Bundesliga ist ein hart umkämpfter Wettbewerb, bei dem es für die Eintracht gilt, die finanzielle Schere zwischen Clubs, die dauerhaft Champions League spielen oder durch Investoren unterstützt werden, zu den restlichen Teams zu schließen. Für ihre Entwicklungen im digitalen Bereich investierte die Eintracht über die letzten Jahre einen Gesamtbetrag, der im zweistelligen Millionenbereich liegt. Eine hohe Summe, die sich aber rentieren soll: „Neben den verbesserten und innovativen Services für unsere Fans entwickeln wir neue Erlösquellen für die Eintracht in den unterschiedlichen Geschäftsfeldern der EintrachtTech. So entwickeln wir beispielsweise mit Unternehmen neue Geschäftsmodelle und bieten somit weit mehr als klassisches Sponsoring. Das färbt auch auf die Wahrnehmung der Eintracht insgesamt ab, als innovativer und moderner Club wahrgenommen zu werden“, betont Jäger.

Digitale Zukunftsaussichten
In Zukunft will die Eintracht ihren Service immer weiter ausbauen und somit dem Nutzer eine stetig wachsende Plattform bieten. „Unser Bestreben liegt darin, dem Nutzer eine ideale Plattform zur Verfügung zu stellen. Ein stetiges Wachstum der technischen Neuerungen ist das Ziel“, sagt Jäger. Wie und ob andere Bundesligisten nachziehen, will Jäger nicht prognostizieren. Jedoch stellt er klar: „Es kommen Anfragen aus der Liga von anderen Clubs, die wissen wollen, wie wir das mit der Digitalisierung machen. Grundsätzlich besteht aus unserer Sicht auch Interesse, im Austausch mit anderen Teams zu stehen. Am Ende des Tages wollen wir alle unseren Fans den bestmöglichen Service anbieten“. Wenngleich Jäger auch klarstellt, das Bestreben sei es, den erarbeiteten Vorsprung in diesem Bereich gegenüber der Konkurrenz weiter zu wahren. „Aufgrund der investierten Zeit, die wir bereits in die Digitalisierung investiert haben, konnten wir uns einen gewissen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz erarbeiten. Diesen Vorteil möchten wir auch in Zukunft behalten und weiter ausbauen.“
Digitale Bundesligaspitze
Die Eintracht bewegt sich mit der Integrierung einer eigenen Tochterfirma rund um die digitalen Themenfelder in die richtige Richtung. Die Rolle des digitalen Vorreiters innerhalb der Bundesliga klingt vielversprechend, eine korrekte Einordnung ist fairerweise jedoch nötig. Weltweites Kontaktloszahlen mit dem Smartphone oder das Sortieren der individuellen Favoriten in einer App sind keine Neuerscheinungen. Diese gibt es in anderen Bereichen bereits seit einigen Jahren. Schafft es die Eintracht, den Zuschauern ihr Essen und Trinken über eine Bestellung in der App direkt an den Platz zu bringen, stellt dies die größte Innovation dar. Das lästige Anstehen in den oft viel zu langen Schlangen ist der Schrecken eines jeden Zuschauers zur Halbzeit. Die Bundesliga selbst hat im digitalen Bereich noch viel aufzuholen. Die Frankfurter Eintracht hat dabei die ersten Schritte gemacht.
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