Silvia Tcherassi ist mit ihrer Mode zu einer Ikone der internationalen Fashionwelt aufgestiegen. Für ihre Sommerkollektion Petit Comité, die sie mit Tochter Sofia Espinosa kreierte, ließ sie sich von Palm Beach in Miami inspirieren. Top Magazin stellt die kolumbianische Designerin vor, deren Mode Frauen Stärke, Stil und Eleganz verleihen will.
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Effortless Elegance
Viele fröhliche Farben, starke Drucke, bunte Stickereien und Muster. Ihre kreativen Kreationen spiegeln Tcherassis eigene Vision von Mode und Stil wider: Frau wird nicht auf einmal elegant, nur weil sie anzieht, was gerade trendy ist. Aber Mode macht es möglich, sich einen eigenen Stil zu erschaffen und unangestrengt elegant zu wirken.

Miami Vibe
Miami ist die Wahlheimat von Tcherassi. Für ihre Sommerkollektion ließ sich das Mutter-Tocher-Duo von den „intimen Zusammenkünften in Palm Beach inspirieren, die exquisiten Glamour und den Elan der Nachkriegszeit präsentierten“. Fürs Lookbook-Shooting wählten sie eine Location, die nicht passender hätte sein können: die üppige, rosafarbene Kulisse des The Colony Hotels in Palm Beach.

Petit Comité
Die Petit Comité-Kollektion kreierte sie mit Tochter Sofia während des Lockdowns: Lockere Tuniken, abgeschnittene Hosen, Pareos sowie Minikleider mit kräftigen Prints, aufwändigen Handstickereien und Laser-Cuts – stilsichere Outfits, die sich leicht kombinieren lassen und die man zum Dinner, zur Hochzeitsfeier oder Gartenparty tragen kann.

Die Trendsetterin
Ihre Karriere als Innenarchitektin weckte in Tcherassi die Sehnsucht nach neuen künstlerischen Ausdrucksformen. 8 fand die Kolumbianerin zur Modewelt und eröffnete zehn Jahre später ihren ersten Store in Miami. Der internationale Durchbruch gelang ihr: Als Ehrengast lud man die Designerin nach Mailand ein, um ihre Kollektionen auf der Milan Fashion Week zu präsentieren.

Casa Tcherassi
Die Innenarchitektur hat die Designerin nie aufgegeben. Im Gegenteil: Mit ihrer Marke Tcherassi Hotels fokussiert sie sich auf die konzeptionelle Entwicklung von Hotel- und Immobilienprojekten. Aushängeschilder: das Tcherassi Hotel + Spa und die Mansion Tcherassi – eine 250 Jahre alte Kolonialvilla mit nur sieben luxuriösen Zimmern und Suiten – in Cartagena, an der Karibikküste im Norden Kolumbiens.

Interview Silvia Tcherassi
Im Exklusiv-Interview mit Silvia Tcherassi verrät uns die kolumbianische Fashion-Queen, was sie für ihre Heimat empfindet, wie es ist, mit der eigenen Tochter zusammenzuarbeiten und wen sie nach dem Lockdown als Erstes umarmen will.
Sie haben Innenarchitektur studiert, war der Schritt ins Modedesign naheliegend?
Das war rein zufällig. Ich hatte bereits mein Studium abgeschlossen und meine ersten Aufträge als Innenarchitektin in der Tasche, als ich ein Shirt mit ausgefallenen Applikationen kreierte, das meine Freunde so sehr liebten, dass sie anfingen, es zu bestellen. Danach entwarf ich eine ganze Kollektion, die eine sehr spezifische Vision hatte. Ich begann Materialien, Texturen und Farben zu vermischen – ein wichtiges Element der Innenarchitektur, die wie ich im Nachhinein denke, ein guter Ausgangspunkt für Mode ist.
War zuvor jemand aus Ihrer Familie in der Modebranche tätig?
In meiner Familie gibt es Politiker, Künstler, Bauherren und Professoren, aber ich war die Erste, die eine Modemarke gegründet hat. Eine Luxusmarke, die in Lateinamerika produziert wird, was unüblich ist. Meine Erfolge haben viele Designer in meinem Land inspiriert und wir können stolz sagen, dass Kolumbien nun eine bekannte, lebendige Modeszene hat.

Wie ist es, als Mutter-Tochter-Duo zu arbeiten?
Sofia ist ins Unternehmen eingestiegen, direkt nachdem sie ihren Abschluss an der „Parsons School of Design“ in New York gemacht hat. Sie hat ganz für sich allein entschieden, in meine Fußstapfen zu treten, Modedesign zu studieren und Teil der Marke zu werden. Ich bewundere ihre Vision und wir ergänzen uns gegenseitig prima. Ich weiß, dass sowohl Sofia als auch mein Sohn Mauricio mein Erbe in Ehre halten werden.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen?
Nachhaltigkeit ist und war schon immer ein fester Bestandteil der Marke. Wir versuchen, Materialien zu verwenden, die den ethischen und ökologischen Standards entsprechen. Zum Beispiel produzieren wir Accessoires, die aus recycelten Stoffen älterer Kollektionen hergestellt werden.
Ihre beiden Luxushotels haben Sie in Cartagena eröffnet. Wieso gerade dort?
Man fühlt sich dort wie in einer malerischen Filmkulisse. Die Menschen sind fröhlich und gastfreundlich und die komplett ummauerte Altstadt mit bunten Palästen, Herrenhäusern, traumhaften Innenhöfen, imposanten Kirchen und Klöstern wurde sogar zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt. Jahre lang trugen die Tcherassi Hotels im Zentrum Cartagenas dazu bei, dass die kolumbianische Stadt zu einem internationalen Reiseziel wurde. Im vergangenen Sommer habe ich aber beschlossen, mich mit meiner Marke vom operativen Geschäft der beiden Häuser zu trennen.

Was bedeutet Ihnen Ihre Heimat Kolumbien?
Kolumbien ist eine ständige Inspirationsquelle für mich – vor allem die kolumbianische Karibik, wo ich geboren und aufgewachsen bin. Das magische Universum von Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez hat einige meiner erfolgreichsten Kollektionen inspiriert. Darüber hinaus haben mich Kunsthandwerk und indigene Gemeinschaften dazu motiviert, Mode zu kreieren, die ihre Geschichte respektiert.
Aber ihre Wahlheimat ist Miami …
Miami ist eine kosmopolitische Stadt, die in den letzten zwei Jahrzehnten eine große Transformation erfahren hat. Die internationale Kunstmesse „Art Basel“ hat die Geschichte der Stadt komplett verändert. Zudem haben Architekturprojekte wie der „Design District“, neue Museen, renommierte Restaurants und ein Zuzug von Bewohnern aus New York und Kalifornien dazu beigetragen. Das neue Miami ist jetzt ein Synonym für Kunst und Kultur.
Was möchten Sie als Erstes tun, wenn der Lockdown aufgehoben ist?
Nach mehr als einem Jahr freue ich mich sehr darauf, alle in meinem Büro, Atelier und in der Produktionsstätte in Kolumbien zu umarmen. Viele von ihnen haben mich von Anfang an begleitet. Ich träume auch davon, wieder nach Italien zu reisen, um meine Lieferanten zu treffen – Textilien über Zoom zu kreieren ist nicht dasselbe.
