Harrod’s oder Big Ben – London ist voller weltberühmter Sehenswürdigkeiten. Aber kannten Sie auch Kyoto Garden im Holland Park oder oder die Gourmetmeile St. James’s? Wir auch nicht – bis wir die erfolgreichen London-Instagrammer und -Blogger Sara Santini und Andrea di Filippo kennenlernten. Wir baten das italienische Paar, das seit 2015 in London lebt, Ihnen, liebe Leser, ihre ganz persönlichen Sehnsuchtsorte im herbstlichen London zu verraten. Denn wenn der Himmel grautrübe und die Bäume leuchtendrot sind, strahlt die britische Metropole ein nahezu mystisches Flair aus. Unternehmen Sie mit uns einen ganz und gar außergewöhnlichen Spaziergang durch London, wie es keiner kennt.
Inhalt
Spaziergang durch Little Venice: Romantik am Regent’s Canal
Einer der wildromantischsten Spaziergänge in London führt entlang des Regent’s Canal durch einige reizvolle Stadtteile. 1820 eröffnet, wurde der Kanal gebaut, um eine Wasserstraße zwischen Paddington und der Themse bei Limehouse zu schaffen. Benannt ist er nach dem damaligen Prinzregenten, dem späteren König Georg IV. Der Bau war äußerst schwierig und kostspielig, hat sich für die Londoner Wirtschaft aber gelohnt. Heute nennen die Londoner die Gegend rund um den Regent’s Canal liebevoll „Little Venice“.
Mit seinen verwunschenen Pfaden und den kunterbunten Hausbooten, den sogenannten Narrow Boats, die sich im ruhigen Wasser spiegeln, lockt der Regent’s Canal Spaziergänger, Radfahrer, Jogger und Bootsfahrer an. Viele Londoner genießen die idyllische Atmosphäre fernab der Großstadt-Hektik, die Natur ist überraschend ursprünglich, sogar Tiere lassen sich beobachten. An schönen Tagen sind die engen Uferwege voller Flaneure und Bootsbesitzer genießen die Sonne an Deck.
Zahlreiche Londoner wohnen auf den schlanken Booten, müssen aber mit ihrer Kanal-Lizenz alle zwei Wochen an einem anderen Ort ankern. Will man das Hausboot-Feeling live erleben, kann man für einen erschwinglichen Preis bei einem solchen Umzug an Bord mitfahren und London vom Wasser aus erleben. Prominentester Bootsbesitzer war übrigens Multimilliardär Richard Branson, der als 16-jähriger Schulabbrecher, lange bevor er sich eine eigene Insel kaufte, auf einem Hausboot in Klein-Venedig lebte.
Geheimtipps der Einheimischen
Den Spaziergang von Camden Lock nach Little Venice findet man in etlichen Reiseführern, den östlichen Teil des Kanals hingegen kennen aber fast nur Einheimische. Der Treidelpfad von Angel zum Victoria Park ist einer unserer Favoriten. Ausgangspunkt ist der Islington Tunnel. Von der Colebrooke Row steigen Sie auf den Treidelpfad hinab und gehen Richtung City Road Basin mit vielen hübschen Aussichten auf die Stadt.
Am Islington Boat Club kann man Erwachsenen und Kindern beim Kajakfahren und Segeln zuschauen, Narrowboat-Touren und Stand-up-Paddling buchen. Einen Katzensprung entfernt befindet sich direkt am Kanal mit The Narrowboat einer unserer Lieblingspubs mit Blick auf bunte Boote und Enten im Wenlock Basin. In Richtung Haggerston stoßen Sie auf das charmante Towpath Café, ein verstecktes, kleines Juwel.
Wir empfehlen den Käsetoastie, einer der besten der Stadt! Gleich nebenan befindet sich das ebenso malerische Barge House mit seinen raumhohen Fenstern, in dem „Frühstück im Bett“ serviert wird, ein ausgehöhltes Sauerteigbrot, gefüllt mit so ziemlich allem, was man sich vorstellen kann. Wer hier keine Bloody Mary mit hausgemachtem Wodka trinkt, verpasst was.

Hinter dem Kingsland Basin erreichen Sie das By the Bridge Café voller bunter Graffiti, die Smoothies sind ein Gedicht. Im Viktor Wynd Museum of Curiosities, einem winzigen, verrückten Museum mit einer irrwitzigen Sammlung okkulter Kunstwerke, kann man sich an der Cocktailbar stärken. Das Ombra gegenüber hat sich auf venezianische Cicchetti (Fingerfood) und frische Pasta spezialisiert. Ein paar Meter weiter weg vom Kanal liegt die Bistrotheque in einem umgebauten, weiß gestrichenen Lagerhaus.
Zurück auf dem Pfad erblicken Sie alsbald die leuchtend bunten Bäume des Victoria Parks, wo unser Spaziergang am Kanal endet. Gehen Sie Richtung der Chinesischen Pagode und lassen den Spaziergang im Pavillon Café am See ausklingen.
Pittoresk und Beschaulich: Dörfliches Hampstead

Im Norden Londons liegt für viele Einheimische ihr Lieblingsviertel: Hampstead wartet mit urigen Straßen und Gassen und nicht weniger als 18 denkmalgeschützten Gebäuden auf. Nur 20 Minuten vom Stadtzentrum entfernt hat man hier das Gefühl, durch einen beschaulichen kleinen Ort zu flanieren – die dörfliche Atmosphäre eignet sich perfekt für einen Sonntagsspaziergang.
Die alten, von Laub bewachsenen Backsteinhäuser mit ihren buntbemalten Haustüren leuchten im Herbst in wundervollen Rottönen. Hinter der Hampstead Hugh Street liegt etwas versteckt der Flask Walk, eine pittoreske Fußgängerzone, in der sich Antiquitäten-, Designer-, Bücher-, Second Hand- und herrlich skurrile Shops aneinanderreihen.

Die schmalen Kopfsteinpflastergässchen mit ihren originellen Pubs, Cafés und Läden laden mit viel Charme zum Bummeln und Einkehren ein. Spazieren Sie Richtung Windmill Hill und legen sie einen Stopp im urigen Pub The Holly Bush ein.
Von Parlament Hill im wunderschönen Park Hampstead Heath liegt Ihnen die Hauptstadt mit der St. Pauls Cathedral und dem London Eye zu Füßen – ein spektakulärer Blick! Die üppige Vegetation, die sich im Herbst in den schönsten Farben präsentiert, hat übrigens den irischen Schriftsteller C. S. Lewis zu den Fantasyromanen „Die Chroniken von Narnia“ inspiriert.
Für Genießer: Humble Grape

Ein kühler Spätherbstabend in London und nach einem aufregenden Sightseeing-Tag Lust auf ein gutes Glas Wein in einem ansprechenden, gemütlichen Ambiente? Wenn Sie ein Lokal mit dem Schild „Humble Grape“ sehen, können Sie ganz entspannt einkehren: Die Restaurant-Gruppe ist in vielen Vierteln Londons zu finden, etwa in Battersea, Fleet Street, Canary Wharf, Islington und der Liverpool Street. Ausgeschenkt werden ausschließlich biologische, biodynamische und nachhaltige Qualitätsweine von Familienbetrieben, die meisten haben eine persönliche kleine Geschichte, die Ihnen Ihr Kellner gerne erzählt. 400 verschiedene Weine zählt die Karte, da viele jedoch nur in kleinen Mengen hergestellt werden, wird die Liste häufig aktualisiert.
Unser Lieblings-Humble-Grape liegt in Islington, und im Gastraum rankt sich Grün von der hohen Decke: Die Atmosphäre ist stylisch, freundlich und erfrischend unkompliziert. In der Weinbibliothek können Interessierte in einer kuratierten Sammlung von Büchern zum Thema Wein aus aller Welt schmökern. Uns gefällt besonders das rustikale Ambiente des Raums am Eingang und unser Lieblingsplatz ist die Bank am Fenster. Das Essen ist übrigens ganz hervorragend. Empfehlenswert sind die Arancini mit Taleggio und Erbsen, die Burrata und der gebackene Camembert mit Honig und Haselnüssen.
INSIDER-TIPP
An »Retail Mondays« gibt’s die Flasche Wein im Restaurant zum Mitnahmepreis. An den „Iconic Wine Thursdays & Fridays“ können Sie Weine, die normalerweise nur in Flaschen verkauft werden,glasweise probieren. In den Bars in Islington und Battersea gibt es mittwochs Live-Jazz.
Mehr Zen geht nicht: Kyoto Garden

Eine Augenweide ist der kleine und gepflegte Kyoto Garden im Holland Park in Londons Westen, nur einen Katzensprung von den Läden und Restaurants der Kensington High Street und der Westfield Mall entfernt. Er wurde der Stadt 1991 von der Handelskammer Kyoto als Symbol der japanisch-britischen Zusammenarbeit gestiftet, und wir sind darüber super happy! Wo sonst gibt es in London einen malerisch plätschernden Wasserfall über Felsen, einen Teich mit friedlich umherschwimmenden Koi-Karpfen und Pfauen, die im Herbst majestätisch unter leuchtend purpurnen, roten, orange und golden leuchtenden Ahornbäumen umherstolzieren?
Ein bezauberndes Idyll, wo man Reiher am Seeufer beobachten und niedliche Eichhörnchen mit der Hand füttern kann. Ein Ort zum Relaxen, Meditieren und Fotografieren – ein Stück Japan mitten in der Stadt – für uns einer der friedlichsten und märchenhaftesten Orte Londons überhaupt. Mehr Zen geht wirklich nicht!
INSIDER-TIPP
Das geschichtsträchtige Restaurant Belvedere in der alten Kutschenremise ein paar Meter weiter im Holland Park ist für viele Besucher das romantischste Restaurant der Stadt. Im ehemaligen historischen Ballsaal, der nach einem Besitzerwechsel von Fratelli Boffi gerade komplett renoviert wurde, wird hervorragende süditalienische Küche serviert.
Das Personal kennt sich nicht nur mit der Speisekarte, sondern auch mit der Geschichte der wahrlich atemberaubenden Location aus. Die anspruchsvolle Atmosphäre, die köstliche Kulinarik und der exzellente Service machen das Belvedere zu einem der angesagtesten Londoner Hotspots.
Die besten Restaurants und Szenebars: Feinschmeckerviertel St James’s

Jeder, der London besucht hat oder dort lebt, ist mindestens einmal durch die schönen Straßen von St James’s mit ihren tollen Kunstgalerien, den außergewöhnlichen, inspirierenden Läden in der Jermyn Street und natürlich dem wunderschönen St James’s Park spaziert. Die wenigsten wissen jedoch, dass sich das Viertel seit geraumer Zeit auch zu einem Ziel für Feinschmecker gemausert hat.
Damit Sie nicht in die üblichen Touristenfallen tappen, verraten wir Ihnen einige unserer Lieblingslokale: Wenn’s um’s Frühstück geht, sind Sie bei Ole & Steen goldrichtig: Bevor man die dänische Bäckereistube überhaupt sieht, weht einem schon der Duft von leckerstem Gebäck um die Nase. Die Auswahl ist unglaublich: Etliche Sorten selbst gebackenes Brot, herrliche Kuchen und natürlich Danish Pastry. Das Team beginnt um 22 Uhr mit dem Backen und arbeitet die ganze Nacht durch, sodass alles am Morgen frisch ist. Dazu ein duftender Kaffee inmitten eines kunterbunten, coolen Szene-Publikums, das sich unterhält oder am Laptop hockt – so beginnen wir unseren Tag am liebsten!
Vom Frühstückscafé bis zur Lieblingspizzeria
Zum Lunch können wir das Restaurant 45 Jermyn Street, das zum berühmten Food-Kaufhaus Fortnum & Mason gehört, wärmstens empfehlen. Hier trifft man auf wenig Touristen und viele Einheimische: Die Gasträume sind superschick und verströmen den Glamour des alten Londons, die Gerichte sind einfach
köstlich. Wenn Sie Süßkram mögen: Im Fortnum & Mason-Store um die Ecke bekommen Sie im The Parlour im ersten Stock die wahrscheinlich beste weiße Schokolade der Stadt.
Die Barszene in St. James’s ist spannend und vielfältig: Wenn’s das Wetter zulässt, ist die Dachterrasse des The Trafalgar St. James London mit ihrer tollen Aussicht eine super Adresse für einen Nachmittags-Drink. An trüben Herbstnachmittagen bietet sich die Dukes Bar an, die, so erzählt man sich in London, James Bond zu seinem Signature-Martini inspiriert hat. Sollte Ihnen nach einem klassischen englischen Afternoon Tea mit Gurkensandwiches und Scones zumute sein, empfehlen wir Ihnen das traditionelle The Stafford Hotel, das Sie nach einem kleinen Spaziergang durch den St James’s Park erreichen.

Die leckerste Pizza aus dem Holzofen bekommt man bei ’O ver im Herzen von St. James’s. Was sicher auch daran liegt, dass der Pizzateig mit reinem Salzwasser aus dem Mittelmeer zubereitet wird, ebenso wie alle Meeresfrüchtegerichte auf der Karte. Sollten Sie also gegen Abend wieder Hunger verspüren, müssen Sie unsere absolute Lieblingspizzeria in London besuchen – und wir als Italiener wissen genau, was eine richtig gute Pizza ist! Aber auch die frische Pasta, selbst gebackenes Brot, das neapolitanische Street Food und die traditionellen Desserts im ’O ver überzeugen uns total.
Eine malerische versteckte Strasse in Camden mit Antikständen und kleinen Boutiquen: Inspirierende Camden Passage

Sie lieben Vintage Mode, antiquarische Karten, Großmutters Porzellan, alten Schmuck, Tafelsilber, Kristallglas und jede Menge Krimskrams mit Patina? Dann ist ein Abstecher ins malerische Islington genau richtig für Sie. Die gemütliche kleine Seitenstraße Camden Passage ist selbst samstags nicht zu überlaufen und bietet viel Inspirierendes fürs Auge, dazu trendige Cafés, Brunch-Lokale und Restaurants – eine fast dörfliche Atmosphäre, und das nur 20 Minuten mit dem Bus von der City entfernt. Sie liegt direkt an der Upper Street im Norden Londons und ist beliebter Treffpunkt von Einheimischen, die in den Delikatessenläden einkaufen, sich mit Freunden bei einem Kaffee treffen oder in den Boutiquen stöbern. Touristen verirren sich nur selten hierher.
Wenn Sie auf der Suche nach einem originellen Geschenk sind oder sich ein einzigartiges Schmuckstück gönnen möchten, sind Sie hier genau richtig. Jeden Mittwoch und Samstag findet hier ein Markt statt, wo Sie unzählige Art Déco- und Retro-Objekte entdecken können, die von den Händlern selbst mit viel Mühe aufgespürt werden.
Hirsche, Rehe und Reiten in Londons größtem königlichen Naturschutzgebiet: Richmond Park

Der größte der acht königlichen Parks in London steht unter Naturschutz. Nirgendwo sonst kann man wilden Tieren in der Hauptstadt so nah sein. Die uralten Wälder, sanften Hügel und weitläufigen Wiesen sind ein Paradies für Spechte, Eichhörnchen, Hasen, Schlangen, Frösche, Kröten und Hirschkäfer. Dazu kommen Wellensittiche, die im Park eine eigene Population gegründet haben. Hauptattraktion sind die rund 650 Rehe und Hirsche, die, wie schon vor 400 Jahren, als der Park noch königliches Jagdrevier war, frei umherstreifen.
Hübsche Spazier- und Radwege, auf denen sich viele Londoner mit Joggen fithalten, durchziehen den Park. Der Tamsin Trail führt rundherum, ist besonders familienfreundlich. Fahrräder können gemietet werden. Der Aufstieg zum King Henry’s Mound bietet einen herrlichen Panoramablick. Es gibt einige denkmalgeschützte Gebäude, darunter die Pembroke Lodge. Das georgianische Herrenhaus verfügt über elegante Teeräume und malerische Gärten mit weitem Blick über das Themse-Tal. In der Thatched House Lodge lebte während des Zweiten Weltkriegs der amerikanische General Dwight D. Eisenhower. Zu den Gebäuden im Park gehört außerdem die White Lodge, einst ein Jagdhaus für König George II. und heute Sitz der Royal Ballett School.
Die wenigen verstreuten Cafés liegen weit auseinander, sodass man sich Sandwiches und genug zu Trinken mitnehmen sollte. Spielplätze, zwei 18-Loch-Golfplätze und mehrere Pferdeställe für Reitfreunde runden das Freizeitangebot ab.
The Savoy

Unter Londons legendären Hotels ist das Savoy eine der nobelsten Adressen und das einzige Luxushotel an der Themse. Gerade an regnerischen Herbsttagen ist es ein himmlisches Vergnügen, in die elegante, ja mondäne Atmosphäre einzutauchen und sich vom superfreundlichen Personal verwöhnen zu lassen. Ein Highlight des 1889 erbauten Traditionshauses ist die legendäre American Bar, in der schon Winston Churchill und Ernest Hemingway erlesene Drinks zu sich nahmen, während der hauseigene Pianist damals wie heute amerikanischen Jazz zum Besten gibt.
Weltberühmt auch der Afternoon Tea im Thames Foyer: Sandwiches, Scones und Gebäck aus der hauseigenen Patisserie werden wie verführerische Kunstwerke serviert, die Tee-Auswahl ist riesig. Das atemberaubende Atrium mit Glaskuppel verströmt ein natürliches Licht und es ertönt sanfte Live-Musik, während Sie in köstlichsten Gaumenfreuden schwelgen und sich vielleicht noch ein oder zwei Gläschen prickelnden Champagner gönnen.
Interview Sara Santini und Andrea Di Filippo
London gibt uns das Gefühl, lebendig zu sein

Warum sollte man London unbedingt besuchen?
Sara: „Was für eine Frage! London ist DAS Reiseziel schlechthin für jeden weltoffenen Menschen, denn es ist einfach unglaublich viel los und kunterbunt! Jeden Tag werden neue Restaurants eröffnet, es gibt verrückte Veranstaltungen, tolle Festivals – und unendlich viele unbekannte Ecken, die es wert sind, entdeckt zu werden!“
Ihr seid 2015 aus Italien hergezogen, kanntet London vorher nicht. War das ein Vor- oder Nachteil für euren Blog?
Andrea: „Wir hatten in acht Jahren viel Zeit, die Stadt zu entdecken, und fühlen uns mittlerweile natürlich als echte Londoner. London macht es Menschen leicht, sich zuhause zu fühlen: Einer der großen Vorteile der Stadt ist, dass sie ein Schmelztiegel von so vielen verschiedenen Kulturen und Nationalitäten ist. Jeder, der in London lebt, ist ein Londoner. Unser neuer Blickwinkel auf die Stadt, als wir herkamen, hat uns sicher zu Beginn geholfen, die coolen versteckten Juwelen zu entdecken. Unglaublich, wie schnell sich die Dinge seit dem Tag entwickelt haben, als wir beschlossen, unseren Instagram-Account und Blog „@prettylittlelondon“ zu starten. Wir können es immer noch nicht fassen, dass daraus jetzt ein Buch entstanden ist.“
Was ist an diesem Tag passiert?
Sara: „Vor sieben Jahren wartete ich in der Oxford Street auf Andrea, der mal wieder länger arbeiten musste. Anfangs war’s noch o. k., und ich bin durch die ganzen Straßen rundherum gestreift. Ich war begeistert, wie viel Überraschendes ich entdeckte. Nachdem ich drei Stunden lang alle Läden in der Gegend abgeklappert hatte, kam er endlich. Ich war natürlich sauer – aber die Idee, das andere, das unbekannte London zu zeigen, war geboren.
Andrea: „Als ich ankam und mich für die Verspätung entschuldigen wollte, funkelte sie mich an: ‚Du behauptest doch immer, dass du gut fotografieren kannst. Lass uns sofort eine Kamera kaufen.‘ Ich war völlig überrumpelt. Ich konnte mir ja kaum die Miete leisten, wie sollte ich da eine Kamera bezahlen? Sara war wild entschlossen und marschierte direkt in den John Lewis Department Store und duldete keine Widerrede: ‚Ich kaufe sie, und du kannst mir das Geld in Fotos für Instagram zurückzahlen!‘ Eine halbe Stunde später hatten wir unsere erste Nikon, eine D3200.“
Wie entstand „Pretty Little London“?
Sara: „Wir guckten zunächst auf Instagram, da fanden wir lediglich Architekturaufnahmen, Londons Wahrzeichen und typische Touristenfotos von den üblichen Plätzen: Big Ben, Tower Bridge, Harrod’s. Nach der Arbeit fuhren wir dann so oft es ging in unbekannte Stadtteile und machten lange Spaziergänge. Wir waren begeistert: London hatte und hat so unendlich viel mehr zu bieten als die großen Sehenswürdigkeiten! Wir entdeckten so viele Kleinode: pastellfarbene Häuser, lustige Pubs, gepflasterte Straßen, versteckte Häuserschluchten, skurrile Cafés und Vintage-Märkte. Wie vielen anderen Menschen ging es wohl ähnlich? Es musste was passieren – so wurde Pretty Little London geboren. Das kam sofort super an. Die Londoner waren inspiriert, fotografierten ihre eigenen geheimen Ecken, verlinkten ihre Accounts zu @prettylittlelondon. Aktuell haben wir 750.000 Follower auf Instagram.“
Andrea: „Angefangen hatte ja alles als Hobby, als Möglichkeit, in einer Stadt kreativ zu werden, die einem manchmal alle Energie raubt und wo man sich fragt, was man hier eigentlich tut. Ob man einem Traum nachjagt, der sich nie erfüllen wird, oder ob es hier tatsächlich etwas zu entdecken gibt. Als wir diese Community gründeten, die nun zu unserem Leben geworden ist, wussten wir, dass wir das Richtige für uns gefunden hatten. Aus unserem Hobby ist eine Vollzeitbeschäftigung geworden. Wir versuchen jeden Tag, die Londoner aus ihrer Komfortzone herauszuholen und ihre Stadt zu erkunden. Und natürlich sind auch die Touristen dankbar für die außergewöhnlichen Tipps.“
Wie würdet ihr euer ganz persönliches London-Feeling beschreiben?
Sara: „London gibt uns das Gefühl, lebendig zu sein! Es ist immer was los. Uns wird in London nie langweilig und selbst wenn wir verreisen, freuen wir uns immer darauf, zurückzukommen. Wir lieben es, wie lebendig, vielfältig und lustig diese Stadt ist.“
Für euch als Italiener: Ist London schöner als Rom?
Sara (lacht): Das sind natürlich zwei völlig unterschiedliche paar Schuhe. Rom ist voller Geschichte, unglaublicher Kunst und historische Monumente. Ästhetisch gesehen ist Rom wahrscheinlich sogar schöner als London. Aber London ist einfach so lebendig und voller Möglichkeiten und definitiv auch wunderschön! Jedes Viertel ist anders und hat seinen eigenen Charme: Die Stadtteile sind wie kleine, originelle Dörfer inmitten einer großen Metropole.“
Was macht die Hauptstadt so besonders?
Andrea: „London ist total vielfältig, es gibt wirklich für jeden etwas. Wir sind absolut begeistert davon, wie gastfreundlich diese Stadt ist, die Akzeptanz ist einmalig, egal, wer man ist und woher man kommt. Man sagt ja über New York, dass es die Stadt ist, die deine Träume wahr werden lässt. Wir sind davon überzeugt, dass dies auch und sogar noch eher auf London zutrifft.“
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