Was ist es, das Stars und Jetset Jahr für Jahr an die Costa Smeralda (Smaragdküste) lockt? Wie kommt es, dass die Reichen und Schönen hier auch schon mal 30.000 Dollar für eine Hotelübernachtung zahlen? Sind es die unzähligen Luxusyachten? Der legendäre Billionaire Club? Das VIP-Watching? Wir reisten nach Sardinien, um hinter das Geheimnis der Faszination von Porto Cervo und der Costa Smerlada zu kommen, und fanden neben viel Bling-Bling vor allem eins: die Schönheit unberührter Natur.
Inhalt
Die Bewohner von einst, Bauern und Schafhirten, hatten keinen Sinn für die Schönheit der schroffen Felsen, die Anmut der einsamen Buchten. Sie lebten und arbeiteten im Landesinneren. Türkisfarbenes Wasser und weiße Strände interessierten sie reichlich wenig. Bis Mitte der 50er Jahre war der Küstenstreifen im Nordosten Sardiniens nahezu unbewohnt. Zu Weltruhm und dem Namen Costa Smeralda gelangte er erst, als der Aga Khan, Oberhaupt der Ismaeliten, ihn von den Schafhirten erwarb.
Die Schönheit des Ursprünglichen an der Costa Smeralda
Hässliche Bettenburgen und überfüllte Strände sucht man hier vergebens. Bei seiner Umgestaltung der Küstenregion zur Smaragdküste für die Superreichen achtete der Aga Khan von Anfang an darauf, die Schönheit der Landschaft zu erhalten. Dafür sorgt bis heute das Consorzio Costa Smeralda. Kein Gebäude darf mehr als drei Stockwerke hoch sein, Stromleitungen werden prinzipiell unterirdisch verlegt, jeder Neu-, Um- oder Ausbau muss von einer Architekturkommission genehmigt werden.
Weite Teile der Landschaft sind unbebaut und sollen es auch in Zukunft bleiben. Steht man dann auf der Terrasse seiner Luxus-Suite, etwa im legendären Hotel Cala di Volpe, das noch immer nichts von seinem mondänen James-Bond-Flair verloren hat, und genießt den Blick über die wilde, ursprüngliche Landschaft, wird einem schnell klar, dass es wohl nicht allein am Rohseide-Bademantel und dem Roederer in der Baccarat-Flöte liegen kann, wenn man diesen Moment für reinen Luxus hält.
Noch imposanter ist ein Bootsausflug zu einer der vielen kleinen Inseln entlang der zerklüfteten Küstenlandschaft und über das kristallklare Wasser, das man eher in der Karibik als im Mittelmeer vermuten würde. Ein Highlight ist die mit ihren schroffen Kalkwänden wie ein Drache aus dem Meer ragende Insel Tavolara im Golf von Olbia, auf der nur rund 20 Menschen leben, die einst als Fischer und Kalkbrenner ihren Lebensunterhalt verdienten und heute die Ausflügler auf dem idyllischen Kleinod willkommen heißen.
Tradition statt Protz in Porto Cervo
Auch die Hotels, Ferienanlagen und Privatresidenzen sind keineswegs die geschmacklosen Versace-Protzhütten, die man sich beim Anblick so vieler Ferraris, Yachten und Louis-Vuitton-Koffersets vorstellen mag. Die niedrig gehaltenen Villen und Appartementhäuser fügen sich harmonisch in die Landschaft ein. Denn auch hier gilt es, Tradition und Natur zu schützen und als Inspiration zu nutzen.
Und so erkennt man in der Architektur und auch beim Interieur der kostspieligen Feriendomizile den typisch sardischen Landhausstil mit viel gebranntem Ziegelstein, Marmor und Terrakotta. Umso aufregender dann der Kontrast, wenn man sie im exklusiven Yacht Club von Porto Cervo dann doch trifft: die Abramowitschs und Briatores, die Beckhams, Cruises und Agnellis. Und natürlich die vielen Multimillionäre ohne Promistatus auf ihren Motorbooten und Yachten.
Obwohl an den Liegeplätzen gerade in der Hochsaison wahrscheinlich mehr Magnum-Champagnerflaschenkorken knallen als an Silvester und das Geschmeide einiger Damen durchaus genügen würde, um spontan eine ansehnliche Finca auf Malle anzubezahlen, wirkt das Ganze aus der Nähe betrachtet weder abgehoben noch dekadent: Ein in Forbes gelisteter Ölmulti, der in Flipflops und Badeshorts auf seiner Yacht sitzt und Frutti di Mare aus dem gegenüberliegenden Hotel genießt, ist schließlich auch nur ein Mensch, der an der Costa Smeralda vor allem eins schätzt: „The luxury of simplicity“.
