„Wie erträume ich mir eine Stadt?“ Diese Frage hat sich René Reif als Projektentwickler gestellt und mit dem MAIN YARD im Allerheiligenviertel eine Antwort gefunden. Es könnte zum Modell für moderne Quartiersentwicklung werden.
Inhalt
Als sich die Stadt Frankfurt um einen Impulsgeber für die lange verrufene und vernachlässigte Ecke bemühte, winkten viele ab. Das 10.000 Quadratmeter große Areal zwischen Breite Gasse, Allerheiligenstraße und Lange Straße erschien vielen Mitbewerbern vor allem wegen der etablierten Rotlicht-Szene und der mehr als 20 zum Abriss bestimmten Bestandsgebäude zu kompliziert. René Reif aber fühlte sich herausgefordert und angespornt.
Verbindung bis zur EZB
Das Potenzial des Gebiets erkannte der Unternehmer aus München gleich. Das Allerheiligenviertel am Rande der Innenstadt liegt nahe am Main. Hier hatte sich bereits vor etlichen Jahren eine hippe Künstlerszene mit Bars und Ateliers angesiedelt. Das Projekt mit 55.000 Quadratmetern Baufläche schafft nun einen nahtlosen und würdigen Übergang zum Ostend und der Europäischen Zentralbank. Bauherr ist die OrT-Group aus München und Frankfurt, deren Gründer und Vorstand René Reif ist. Er will „dem Ort zurückgeben, wonach er schreit“.
Zwischen 2017 und 2019 kaufte Reif, der von der Immobilienfinanzierung kommt, sämtliche Grundstücke. „Ich bin offen und fair mit den Bewohnern umgegangen, die wegen unseres Vorhabens ausziehen mussten. Wir haben uns geeinigt“, erzählt er.
Der studierte Betriebswirt errichtet ein buntes Quartier zum Wohnen, das zu dem Kiez passt. Mit kleinen Gassen, Rückzugsräumen und breit gestreuten Nutzungen ist das Konzept von der traditionellen europäischen Stadt inspiriert.
MAIN YARD: Buntes Quartier zum Wohnen
Es entstehen 280 Mietwohnungen, die meisten mit ein bis zwei Zimmern. „Ideal für Singles“, wie Reif sagt. Hinzu kommen 140 hochwertig möblierte numa-Apartments für Menschen, die sich nur vorübergehend in der Stadt aufhalten, ehe sie vielleicht nach New York oder Tokio weiterziehen. Ein Hingucker wird die bepflanzte vertikale Frontfassade des Ruby Hotels. Mit den 282 Zimmern wird es zu den großen Häusern der Kette gehören, die in ganz Europa mit Lean Luxury und lässigem Ambiente auftritt.
In die Erdgeschosse des MAIN YARD ziehen Cafés und Restaurants ein, deren Angebot von einfachem und leckerem Streetfood bis zum gehobenen Level reichen wird. Und es werden sich dort Läden finden, die sich mit ihrem raffinierten Mix aus Lifestyle, Fitness und Gesundheit vom Üblichen abheben.
Die ansprechende Architektur trumpft nicht auf und ist an das Viertel angepasst. Zentral ist die 140 Meter lange Privatstraße mit Hochbeeten und Bänken, auf denen man gut verweilen und auch mal ein Buch lesen kann. „Es wird unglaublich viel möglich sein“, glaubt René Reif. „Wir wollen mit wechselnden Ausstellungen auch Kunst von morgen zelebrieren.“
„Mit dem MAIN YARD schaffen wir eine Atmosphäre, die es so in Frankfurt noch nicht gibt. Toleranz, Freiheit und Offenheit sind uns wichtig.“ – René Reif
Leben mit Kunst
Die Straßen und Passagen des Quartiers sind für alle zugänglich. „Wir schaffen eine Atmosphäre, die es so in Frankfurt noch nicht gibt“, schwärmt er. „Toleranz, Freiheit und Offenheit sind uns wichtig.“ Das MAIN YARD werde mit der Zeit gehen und sich stets weiterentwickeln.
Das Richtfest mit 700 Gästen gab im Sommer mit einer stimmungsvollen „Magical Night“ den Vorgeschmack auf die Lebensfreude und den gemeinschaftlichen Geist, der ins Allerheiligenviertel einziehen soll. Dazu passt der partizipative Planungsprozess beim MAIN YARD, der immer wieder Anregungen von außen gesucht und erhalten hat.
Zu den vielen Kreativen aus der Nachbarschaft hatte der Investor bereits Kontakt aufgenommen, als er sich für das besondere Stück Frankfurt zu interessieren begann. „Inzwischen sind daraus echte Freundschaften geworden“, so Reif.
Der ungewöhnliche Geschäftsmann lehrt an der TU München gewerbliche Immobilienfinanzierung und Projektentwicklung und ist Beiratsvorsitzender der Akademie der Immobilienwirtschaft. Derzeit ist René Reif fast jede Woche am Main. „Die Baustelle macht großen Spaß, weil die Bauarbeiter so unglaublich engagiert sind.“ Frankfurt habe er lieben gelernt.
Vergangenheit und Zukunft
Mit Bäumen und Pflanzen mehr Grün in die Stadt zu bringen und Biotope entstehen zu lassen, sei ihm ein weiteres Anliegen, stellt der Entrepreneur fest, der soziale und ökologische Projekte in Deutschland und der Welt unterstützt. Für ihn ist das ein Teil der unternehmerischen Verantwortung.
Die weit zurückreichende Geschichte prägt den Genius Loci des Allerheiligenviertels. „So etwas finde ich ungeheuer spannend“, erläutert Reif, der in Zeitzyklen denkt. „Jeder Ort hat eine Seele.“ Im Mittelalter sei die Allerheiligengasse eine wichtige und sehr früh gepflasterte Handelsstraße gewesen. Später habe der wohlhabende Privatbankier und Mäzen Johann Friedrich Städel auf dem MAIN-YARD-Areal ein Handelsunternehmen betrieben. Ganz in der Nähe wohnte der verwegene Sturm-und-Drang-Dichter Friedrich Maximilian Klinger.
Der sogenannte Städelshof existierte bis zu Städels Tod im Jahr 1816. Die Kunstsammlung wurde danach zum Grundstein für das Städelmuseum. Ausgerechnet an dieser Stelle hätten die Gründer des Kunstvereins Familie Montez –selbst Absolventen der Städelschule – von 2007 bis 2012 Räumlichkeiten für Ausstellungen, Filmvorführungen und Partys genutzt, berichtet René Reif. Er ist ein Spurensucher, der Freude daran hat, wie sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verknüpfen.
MAIN YARD ein Ort mit Seele
Dass es nicht gelang, das unter Denkmalschutz stehende Gebäude von 1860 an der Allerheiligenstraße 22 wie geplant zu retten, hat Reif sehr bedauert. „Wir haben mit dem Denkmalamt alles versucht, aber es ging am Ende aus statischen Gründen nicht.“ Bis vor wenigen Wochen stand das erinnerungsträchtige Gebäude noch da – viele Jahre traf sich hier das Milieu in der legendären Kneipe „Sonne von Mexiko“. Dann wurde es still. In der Bauphase prangte an der Rückwand eine überdimensionale Friedenstaube samt Olivenzweig in den ukrainischen Nationalfarben Blau und Gelb.
Auch die Zäune um das Bauareal sind mit Street Art versehen worden. Die Absperrungen werden bald nicht mehr nötig sein. Das MAIN YARD ebnet dem Allerheiligenviertel den Pfad in eine prosperierende Epoche. Für viele Frankfurter war das unheilige Allerheiligenviertel jahrzehntelang eine No-Go-Area. Das wird sich ändern. Prozesse sind in Gang gekommen. Man munkelt, Frankfurts neues In-Viertel blühe gerade auf mit coolen Bars, Pop-up-Gastro, Galerien und Ateliers.
„Vielleicht wird das Allerheiligenviertel irgendwann so bekannt und beliebt wie entsprechende Quartiere in Amsterdam, Kopenhagen oder London.“ – René Reif
„Es wird viel Austausch und Vernetzung zwischen den Bewohnern und Besuchern geben“, sagt René Reif. „Vielleicht wird das Allerheiligenviertel irgendwann so bekannt und beliebt wie entsprechende Quartiere in Amsterdam, Kopenhagen oder London.“
Mehr Informationen unter: www.main-yard.com
► Jetzt informiert bleiben und kostenlosen Newsletter abonnieren.