Hält der „Bau-Turbo“ der neuen Bundesregierung, was er verspricht? Wohin steuern die Mieten in Frankfurts besten Lagen wirklich? Und wann endet die Flaute am Immobilienmarkt? Beim traditionellen Journalisten-Dinner der ABG Real Estate Group gab Branchen-Stratege Ulrich Höller im exklusiven Kreis klare Antworten – und eine Prognose, die aufhorchen lässt.
Inhalt
Ein Abend im Herzen Frankfurts. Der Rahmen: so exklusiv wie die Thematik. Im holzvertäfelten „Frankfurter Saal“ des Palais Rossmarkt, wo einst Banken-Lenker Hermann Josef Abs residierte, lud Ulrich Höller zu einer besonderen Tradition. Seit 20 Jahren versammelt der Geschäftsführende Gesellschafter der ABG Real Estate Group einen kleinen Kreis von Journalisten zum Dinner. Bei erlesenem Weißburgunder vom VDP-Weingut Wittmann wird hier nicht nur diniert, sondern die Zukunft der Immobilienbranche und der Stadt verhandelt.

Gastgeber mit Weitblick
Ulrich Höller ist eine der prägendsten Figuren der deutschen Immobilienszene. Als langjähriger Vizepräsident des Branchenverbandes ZIA und Kopf hinter ikonischen Projekten wie dem Frankfurter WINX-Hochhaus oder dem Deutschlandhaus in Hamburg ist er mehr als ein Manager. An diesem Abend präsentiert er sich als souveräner Gastgeber und scharfsinniger Analytiker, der die komplexe Gemengelage aus Politik, Kapitalmärkten und lokaler Entwicklung präzise seziert.
Vorschussvertrauen mit Vorbehalt
Die Stimmung sei besser als die Lage, so Höllers zentrale These. Ein Blick auf die Zahlen bestätigt das: Das Gesamtinvestitionsvolumen lag im vergangenen Jahr mit 36 Milliarden Euro noch immer deutlich unter dem 10-Jahres-Durchschnitt von rund 75 Milliarden Euro. Der neuen Bundesregierung gewährt die Wirtschaft dennoch „Vorschussvertrauen“. Die angekündigten Maßnahmen, von Planungsbeschleunigung bis zum viel zitierten „Bau-Turbo“, seien überfällig.
Doch Höller bleibt Realist: Der Erfolg hänge von der Umsetzung in den Kommunen ab. Ohne echten Bürokratieabbau bleibe der „Bau-Turbo“ ein Placebo. Insbesondere im Kampf gegen den drängenden Wohnraummangel sei die bis 2029 verlängerte Mietpreisbremse ein „investitionsfeindliches Signal“. Sie bekämpfe Symptome, anstatt die dringend benötigten Anreize für Neubau zu schaffen. Gleichzeitig beobachtet er eine bemerkenswerte Verschiebung auf den globalen Kapitalmärkten. Die politische Unsicherheit in den USA führe dazu, dass internationale Investoren wieder verstärkt sichere Häfen in Europa suchen – und damit auch in Deutschland.
Frankfurts strahlende Ikonen
Wie diese Gemengelage konkret in Frankfurt ankommt, zeigt sich an den Projekten der ABG. Sie sind das steingewordene Bekenntnis zum Standort. Das Palais Rossmarkt, ein denkmalgeschütztes Juwel von 1904, wird für über 250 Millionen Euro revitalisiert. Mit einem gläsernen Dachaufbau und begrünten Flächen wird die historische Substanz behutsam in die Zukunft geführt. Die Planung verantwortet Stararchitekt Volker Staab, der bereits mit dem Jüdischen Museum sein feines Gespür für Frankfurts Baukultur bewies.

Wenige hundert Meter entfernt, im Bankenviertel, steht das Projekt Central Parx, ein von Sep Ruf entworfener Komplex von 1965. Auch hier wird eine Design-Ikone revitalisiert und ESG-konform ausgerichtet. Bereits vor Baustart lag die Vermietungsquote bei über 85 % – ein starkes Zeichen für die ungebrochene Nachfrage nach Premium-Flächen. Höller macht deutlich, wohin die Reise bei den Mieten geht: In solchen Top-Lagen seien Preise von „deutlich über 50 Euro/m²“ die neue Realität, die 60-Euro-Marke scheint in Reichweite. Frankfurt war nicht umsonst im ersten Quartal 2025 Spitzenreiter beim Flächenumsatz in Deutschland.

Wende in drei Akten
Am Ende des Abends steht eine klare Prognose. Höller erwartet eine Entwicklung in einem „Dreiklang“: 2025 wird ein Jahr der Marktberuhigung, für 2026 rechnet er mit einer positiven Erholung, bevor ab 2027 wieder mit Wachstum und einer normalisierten Marktaktivität zu rechnen ist. Es ist ein Ausblick, der auf vorsichtigem Optimismus basiert. Ein Optimismus, der sich aus der Überzeugung speist, dass Qualität, Lage und Vision sich auch in herausfordernden Zeiten durchsetzen. Gerade in Frankfurt.
