Der internationale Konsumgüterkonzern Procter & Gamble betreibt im Taunus das größte Forschungszentrum außerhalb der Vereinigten Staaten. Insgesamt arbeiten hier 2.500 Menschen aus mehr als 70 Nationen Hand in Hand als starkes Team zusammen, um den Alltag der Menschen jeden Tag ein bisschen besser zu machen. Viele Markeninnovationen von P&G sind hier für die ganze Welt entwickelt worden. Top Magazin hat hinter die Kulissen geschaut: Mit welcher Sorgfalt und Präzision die einzelnen Entwicklungsprozesse in Kronberg und Schwalbach optimiert werden, ist beeindruckend.
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Die beiden Standorte in unmittelbarer Nachbarschaft beherbergen das German Innovation Center. Es durchleuchtet für Procter & Gamble, wie elementare Bedürfnisse des Alltags am besten befriedigt werden können. „Bei uns sind viele unterschiedliche Forschungsbereiche konzentriert, die im Zusammenspiel den Unterschied ausmachen“, erläutert Gabriele Hässig, Geschäftsführerin für Kommunikation und Nachhaltigkeit. „Wir wollen mit unseren Produkten das Leben der Menschen besser machen.“

Was Procter & Gamble herstelle, solle nicht nur hervorragend funktionieren, sondern auch leicht handhabbar, haltbar und umweltverträglich sein, sagt Hässig. Ziel von P&G sei es, durch eigene Entwicklungen den Mitbewerbern immer ein Stückchen voraus zu sein. „Genau das macht das German Innovation Center möglich.“
Windel-Revolution
Für Konkurrenzfähigkeit und Kundennähe stehen beispielhaft die Rasierer von Braun und die Pampers-Windeln. Als sie 1961 auf den Markt kamen, war dies eine Revolution. Die von Procter & Gamble entwickelte Windel war sofort ein durchschlagender Erfolg. Das schnelle problemlose Wechseln sparte den Eltern viel Arbeit. Die herkömmlichen Stoffwindeln mussten umständlich angelegt werden, verrutschten leicht und verstopften die Waschmaschinen. Der Feuchtigkeitsschutz und die Passgenauigkeit der Pampers-Windeln überzeugten die Eltern. Und die Babys fühlten sich darin offenbar viel wohler.
„Was wir herausfinden und was wir verändern wollen, beeinflusst die Produktgestaltung in Europa und darüber hinaus.“ – Dirk Saevecke, Procter & Gamble Direktor Forschung und Entwicklung
In Deutschland wurde die Marke 1973 eingeführt. Produziert wird noch immer in Euskirchen. Aber getüftelt, wie die Windeln noch besser und für die Kleinen noch angenehmer werden können, wird in Schwalbach. Dort leitet Direktor Dirk Saevecke den Forschungs- und Entwicklungsbereich. „Was wir herausfinden und was wir verändern wollen, beeinflusst die Produktgestaltung in Europa und darüber hinaus“, konstatiert der studierte Chemie-Ingenieur. „Es hilft sehr, dass wir seit Langem eng und vertrauensvoll mit Eltern zusammenarbeiten, um die Ansprüche und Bedürfnisse von ihnen und ihren Babys noch besser zu verstehen.“

Prototypen werden fortlaufend getestet. Rund 800 Eltern und ihre Babys machen pro Studie mit. Jede Woche holen sie sich im Forschungszentrum ein Paket mit Windeln ab und geben für die zurückliegende Woche ein Feedback. Zu Hause halten die Eltern in einem Tagebuch bei jedem Windelwechsel ihre Beobachtungen fest. Dazu gibt es einen Fragebogen zu verschiedenen Details, der beantwortet wird.
Laufend Konsumentenforschung
„Wir analysieren ungefähr 25.000 Windelwechsel in der Woche“, berichtet Yvonne Eckey von der Procter & Gamble-Konsumentenforschung. Der Erhebungsaufwand ist groß. Das erhaltene Feedback wird bereits frühzeitig in den Entwicklungsprozess mit einbezogen, um sicherzustellen, dass die Windeln den höchsten Ansprüchen gerecht werden.
Eine Pampers-Windel ist heute ein High-Tech-Produkt. Sie besteht aus 28 Komponenten. „Es ist Millimeterarbeit, damit am Ende alles passt“, erzählt Pampers-Entwickler Saevecke. „Die Prototypen produzieren wir praktischerweise gleich in unserem Forschungszentrum.“
Im Kellergeschoss eröffnet sich eine eigene Welt mit Laboren und Experimentierräumen. Gruppenleiter Rolf Hecker stellt uns eine Fertigungsstraße für Pampers-Prototypen vor. „Wir sind hier sehr flexibel“, teilt er mit. „Mal produzieren wir ein ganz neues Produkt und mal nur eine Komponente.“ Bis zu 400 Windeln in der Minute könne man herstellen. Wenn alle Parameter stimmen, werden die Windeln im großen Maßstab in Euskirchen produziert.
Wie ein Chassis im Rennsport
Hauptbestandteil seien synthetische Fasern. „Aber wir testen auch Zellstoffe und Baumwolle.“ Natürlich gehe es immer um zentrale Grundfragen. Läuft die Windel aus? Sitzt sie gut? Bleibt die Haut trocken? Wie effizient kann produziert werden? Im Mittelpunkt stehe der Saugkern. „Der hat für uns eine ähnliche Bedeutung wie ein Chassis im Motorrennsport.“

Die Superabsorber von Procter & Gamble sind dank eines speziellen Granulats außerordentlich effektiv. Im Labor präsentiert die P&G-Wissenschaftlerin Wei Sing Long die neuste Innovation. Ein Stop- und Schutztäschchen sorgt für einen extra Auslaufschutz am Rücken der Windel.

Wei Sing Long demonstriert die Funktion mit einer blauen Flüssigkeit, die wie von einem Damm aufgehalten wird und so ein Auslaufen der Windel verhindert. Sie zeigt auch Miniaturwindeln für die Frühchen. „Früher haben zwei Krankenschwestern für den Windelwechsel zehn Minuten gebraucht. Jetzt geht das mit den kleinen Klettverschlüssen ganz schnell“, sagt sie.

Fittest unter Volllast
Zum Schluss wartet noch ein Spielzimmer. Die fast zweijährige Elena sitzt mit ihrer Pampers-Windel auf einem Dreirad und kurvt lächelnd durch ein Kinderparadies. Die Mutter schaut aufmerksam zu. Dirk Saevecke nennt das Fittest. „Wir überprüfen, ob die Windeln unter Volllast bei starken und häufigen Bewegungen verrutschen.“
Dann geht es weiter. Es ist nur ein Drei-Kilometer-Sprung von Schwalbach nach Kronberg zum Research-Center für Braun und andere Marken. Braun genießt bei Designern einen legendären Ruf. 1967 erwarb die US-Company Gillette die Aktienmehrheit an dem Unternehmen. Seit 2005 gehört Braun mit seinen Geräten für Herrenrasur, Bartstyling und Damen-Haarentfernung zu Procter & Gamble.
„Einfach, bedienungsfreundlich und langlebig – das ist die Philosophie von Braun.“ – Benjamin Wilson, Technologie und Design für Braun
In Kronberg pflegt man die Tradition der Marke. „Einfach, bedienungsfreundlich und langlebig“, fasst Benjamin Wilson, Sprecher für Technologie und Design, die Philosophie zusammen. Seit etlichen Jahren liegen die elektrischen Rasierer von Braun an der Spitze der Bewertung bei Stiftung Warentest.

Design-Legende Braun
„Vielleicht sind wir etwas genauer als andere. Wir lieben eben auch Details“, bekennt Wolfgang Longerich, Qualitätsverantwortlicher für Material Monitoring und Prozess-Innovation. Der Wille zur Perfektion ist das Erfolgsgeheimnis. „Bei uns gibt es Abläufe, die sonst niemand hat.“

Ein Besuch des Messraums verdeutlicht die Präzision bei der Produktentwicklung. Die Braun-Rasierer werden dort „auf Herz und Nieren“ überprüft. 3.000 Einzelbilder vom 4D-Computertomographen durchleuchten die Innenwelt in allen Facetten. „Wir haben hier eine Unmenge von Möglichkeiten“, erläutert Messtechniker Willy Callin. „Wir können in jeden Rasierer hineinschauen und die rund 200 Einzelteile qualifizieren. Und wenn wir beispielsweise nur einen Blick auf die Metallkomponenten werfen wollen, blenden wir die Kunststoffteile einfach aus.“

Modernste Technik erlaubt Erstaunliches. „Die CT-Auflösung ist deutlich höher als in der Medizin“, bemerkt Stefan Lux, der Abteilungsleiter Messtechnik und Qualitätswesen. „Bei der Geräteentwicklung fällt uns eine Abweichung vom CAD-Entwurf sogar noch im Bereich von vier Mikrometern oder My auf. „Unsere Messwerte geben wir dann ans Werk weiter.“
Dekoring im CT
Selbst ein kleiner Dekoring für den Rasierer wird auf diese anspruchsvolle Weise vermessen. „Das ist nötig“, stellt Lux fest. „Schließlich muss der Ring später passgenau sitzen.“ Neben der Funktionalität spiele eine angenehme Haptik und eine überzeugende Optik eine große Rolle.

„Braun stand und steht weltweit für deutsche Wertarbeit“, hebt Qualitätschef Longerich her-vor. In Japan sei um die Marke fast ein Kult entstanden. „So machte dort vor gar nicht langer Zeit die Restaurierung eines jahrzehntealten Braun-Rasieres Schlagzeilen.“ Braun habe im ostasiatischen Kaiserreich sogar einheimische Konkurrenten hinter sich gelassen. Produziert werden die Braun-Rasierer in Walldürn im Neckar-Odenwald-Kreis in Baden-Württemberg.
Höchste Qualitätsansprüche
Zur hochgeschätzten Zuverlässigkeit gehört, dass die Haltbarkeit eines Rasierers auf mindestens sieben Jahre ausgelegt ist. Auf einem Dauerlaufprüfstand werden die Scherkomponenten der Elektrorasierer einem Härtetest unterzogen. Mit Leder bezogene Räder rotieren über den Scherflächen genau mit dem Druck und der Reibung, die beim Rasieren erzeugt werden.

Sogar einen Falltest aus 1,50 Meter Höhe müssen die Braun-Rasierer aushalten. Ist etwas gebrochen oder hat sich etwas gelöst, wird nachgearbeitet. Kommt ein neues Gerät auf den Markt, wird noch nach eineinhalb Jahren eingehenden Reklamationen nachgegangen, um Mängel künftig zu beseitigen.
„Best practice“ gehört im German Innovation Center zum Alltag. Die Markenprodukte von Procter & Gamble werden immer wieder neu durchdacht und modifiziert. So werden in Schwalbach auch Always-Damenbinden optimiert. Oder die Haarpflege-Produkte des Konzerns. Und in Kronberg profitieren auch die elektrischen Zahnbürsten von Oral-B vom versammelten Know How.
„Wir werden weiter den Markt und die Menschen im Alltag mit Sorgfalt und großem Einsatz
überzeugen und mit herausragenden Produkten für Kategoriewachstum sorgen.“ – Gabriele Hässig, Procter & Gamble Geschäftsführerin für Kommunikation und Nachhaltigkeit
Multi-Perspektiven bei Procter & Gamble
„Es ist faszinierend, welche Expertise bei uns zusammenkommt“, resümiert Geschäftsführerin Gabriele Hässig. „Darauf sind wir stolz.“ Aus den unterschiedlichen Blickwinkeln von Ingenieursexpertise, Physik, Mathematik, Informatik, Chemie, Biologie und vielen anderen Fachbereichen ergäben sich starke Synergieeffekte, für die Procter & Gamble beneidet werde. „Wir setzen auf Vielfalt. Das ist auch hier ein Vorteil. Wir werden weiter den Markt und die Menschen im Alltag mit Sorgfalt und großem Einsatz überzeugen und mit herausragenden Produkten für Kategoriewachstum sorgen. Viele Familien vertrauen täglich auf unsere Marken. Für uns gilt deswegen immer: keine Kompromisse bei der Qualität.“
Weitere Informationen unter: www.pg.com
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