Geht es um die geeignete Wertanlage, kommen längst nicht mehr nur Gold oder Aktien in Frage. Auch Luxusuhren stehen als Kapitalanlage hoch im Kurs. Beachtet man beim Kauf des Zeitmessers als Investitionsobjekt einige wichtige Aspekte, sind lukrative Wertsteigerungen möglich. Von Johanna Müdicken
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In den heutigen Zeiten braucht eigentlich niemand mehr eine mechanische Uhr. Ein Blick auf das Smartphone oder die Smartwatch genügt, um nicht nur die Zeit zu wissen, sondern auch noch sämtliche andere Informationen abzurufen. Und doch kennt die Faszination traditioneller Uhren keinen Abbruch, sind sie doch so viel mehr als simple Zeitmesser. Längst gelten sie als Statussymbol und sind Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. Wer seine Leidenschaft für Uhren einmal entdeckt hat, dem reicht ein Exemplar meist nicht lange aus. So entstehen oft ganze Sammlungen, die unter Umständen nicht nur besonders schön, sondern auch besonders wertvoll sein können.

Ob Rolex, Patek Philippe oder A. Lange & Söhne – Besitzer von Exemplaren dieser Kategorie können zum Teil hohe Renditen erwarten. Dabei gilt es allerdings, einige wichtige Punkte zu beachten. Denn nicht jede mechanische Uhr, die teuer ist, eignet sich zugleich auch als langfristige Investition. Ein Zeitmesser kann noch so großartige technische Eigenschaften haben – in den meisten Fällen verliert er über die Jahre deutlich an Wert. Nur wer sich im Metier gut auskennt und sich vorab ausreichend informiert, kann erkennen, ob das Objekt der Begierde in Zukunft eine Wertsteigerung erfahren könnte. Die Kunst besteht darin, früh zu erkennen, ob eine Uhr das Potenzial dazu hat, zum begehrten Sammlerobjekt zu avancieren.
Bewährte Klassiker
Der wichtigste Punkt, bei dem sich alle Experten einig sind. Wer sich einen Zeitmesser vor dem Hintergrund der damit verbundenen Wertsteigerung kauft, sollte auf die wertstabilen Luxusuhrenmarken setzen. Bei einem solchen Investment sollte man sich auf die Marktwertbeurteilung verlassen. Denn obwohl vorab natürlich niemand hundertprozentig prognostizieren kann, welche Modelle den finanziellen Erfolg versprechen, gibt es einige Marken, die immer wieder als recht sichere Anlage genannt werden. Ein Name, der hierbei immer wieder fällt, ist Rolex; ebenfalls oft genannt werden Modelle von A. Lange & Söhne, Breitling, Omega oder Patek Philippe.

Dass diese Uhren als Wertanlage besonders gefragt sind, bestätigen auch die Erfahrungen von Philipp Man und Ludwig Wurlitzer, die 2012 „Chronext“ gegründet haben. „Beliebt sind bei uns vor allem die Klassiker der Schweizer Manufakturen, wie etwa von Rolex, Breitling oder Omega“, erklären sie. „Die Uhrenbranche tickt grundsätzlich anders als beispielsweise die Modebranche, in der ein Trend den nächsten jagt. Besonders begehrte Modelle halten sich über Jahrzehnte auf den vorderen Rängen der Bestsellerlisten.“ Mit ihrem E-Commerce- Unternehmen haben sich die beiden auf den An- und Verkauf sowie den Service von Luxusuhren spezialisiert.
Qualität zahlt sich aus
Da gefragte Modelle gerne gefälscht werden und diese Fälschungen oftmals nur für Profis zu erkennen sind, wird bei Chronext jeder Zeitmesser vor dem Weiterverkauf eingehend auf Authentizität und Qualität geprüft. Mit der Uhr erwirbt der Käufer außerdem ein Echtheitszertifikat und eine Garantie. Davon, dass sich auch vor dem Hintergrund der Wertanlage der Kauf eines Vintage-Exemplares rechnen kann, sind die Gründer überzeugt. „Es wird oft unterschätzt, wie gut ein Deal für eine Luxusuhr aus zweiter Hand ist“, betonen sie. „Diese Uhren erhalten Sie nicht nur zu einem besseren Preis, oft sind es Modelle in bestem Zustand, teilweise Ausstellungsstücke, die noch eine Herstellergarantie enthalten.“
„Wer eine Daytona kaufen will, sollte sich beeilen.“
Heiß begehrt seien auf ihrer Plattform Modelle wie die Rolex Submariner, die GMT-Master II oder die vielfältige Kollektion der Rolex Datejust, berichten Man und Wurlitzer. „Die letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass die Preisentwicklung für Rolex tendenziell nur eine Richtung kennt. Einige Modelle verzeichnen über Jahre hinweg eine klare Wertsteigerung. Dazu gehören insbesondere die Sportmodelle aus Stahl oder auch die Rolex Cosmograph Daytona. Man kann daher getrost sagen, dass es stets eine sichere Investition ist, sich eine Rolex zu kaufen.

Nicht nur in finanzieller Hinsicht birgt die Anschaffung einer solchen Uhr wenige Risiken: Rolex-Modelle gelten als ausgesprochen robust und langlebig.“ Wer noch überlege, in eine solche Luxusuhr zu investieren, solle sich rasch entscheiden. „Auf dem Uhrenmarkt ist es genauso wie auf dem Oldtimer-Markt: Die guten Exemplare werden seltener“, halten die Experten fest. „Wer eine Daytona kaufen will, sollte sich beeilen. Das Argument, dass die Uhr gestern noch günstiger war, zählt nicht. Morgen wird die Daytona noch teurer sein.“
Auf Experten setzen

Auch Uhren mit einer besonderen Geschichte versprechen immer wieder eine hohe Rendite – zum Beispiel Modelle wie die Omega Speedmaster Moonwatch (die „erste Uhr auf dem Mond“) oder die von James Bond getragene Omega Seamaster. Das wohl bekannteste Beispiel: Die Rolex Daytona Referenz 6239. 1972 schenkte seine Frau dem bekannten Hollywood-Star und passionierten Rennfahrer Paul Newman genau jene Uhr. Zu diesem Zeitpunkt lag der Neupreis gerade einmal bei umgerechnet 1.000 Euro. Als das Original Jahre später bei einer Auktion unter den Hammer kam, zahlte ein Bieter unfassbare 15 Millionen Euro, um das Exemplar sein Eigen nennen zu können. Modelle mit dieser Referenz werden auch heute nicht unter 40.000 Euro gehandelt. Das Anlagerisiko bei dieser Uhr dürfte also gering sein – wenn man sie denn überhaupt ersteigern beziehungsweise gar neu kaufen kann.
In den Genuss von letzterem kommen nämlich in den meisten Fällen nur Kunden mit besonderem Status, die sich die entsprechenden Verbindungen aufgebaut haben. Dass ein gutes Verhältnis zum Juwelier des Vertrauens essenziell ist, betont so auch Uwe Beckmann, Geschäftsführer von Wempe an der Frankfurter Hauptwache. „Mechanische Uhren mit Komplikationen haben sich unserer Erfahrung nach als sehr wertstabil erwiesen. Um zu wissen, auf welche Marke und welches Exemplar man genau setzen sollte, muss man aber sehr gut informiert sein.

Fast jeder Uhrensammler hat daher einen persönlichen Berater an seiner Seite. Das liegt ganz einfach daran, dass beispielsweise wir als Juweliere die Informationen über neue, begehrte Zeitmesser viel früher bekommen und das Kontingent an Vorbestellungen rasend schnell erschöpft ist.“ Modelle, von denen es nicht viele Exemplare gibt und an die nicht so einfach heranzukommen ist, erreichen somit oft nur über gute Verbindungen ihren Besitzer.
Einzigartigkeit die sich lohnt
Wer hingegen etwas risikofreudiger gesinnt ist, kann aber unter Umständen auch beim Kauf eines unbekannteren Herstellers Glück haben. Jonathan Darracott, der als Global Head of Watches beim Auktionshaus Bonhams Experte in Sachen Uhren und ihren Preisentwicklungen ist, betont, dass es immer mal wieder auch abseits der etablierten Luxusmarken Hersteller gebe, deren Uhren im Hinblick auf die Wertsteigerung interessant seien. „Unabhängige Uhrmacher wie Kari Voutilainen, die nicht mehr als 100 außergewöhnliche Zeitmesser pro Jahr herstellen, können ebenfalls lukrativ für Anleger sein“, berichtet er. „Man sollte sie definitiv im Auge behalten.“

Dass bei solchen Nischenmarken die Preisentwicklung nicht mit der gleichen Wahrscheinlichkeit prognostiziert werden kann wie bei den Größen der Branche, sollten Investoren dabei jedoch immer bedenken. Dafür sind sie dann jedoch in jedem Fall in Besitz einer Uhr, die nur wenige andere oder vielleicht sogar niemand sonst besitzt. Und gerade diese Einzigartigkeit kann sich lohnen. Denn Luxusuhren in limitierter Auflage stehen hoch im Kurs, an Wert zu gewinnen.
„Investieren Sie nur in eine Uhr, die Ihnen gefällt.“
„Uhren, insbesondere von etablierten Luxusmarken, die in ihrer Anzahl begrenzt sind, sind heiß begehrt“, stellt Piroz Khajehamid, Geschäftsführer des Frankfurter Juweliers Rüschenbeck, fest. „Und Uhren von Marken wie Rolex sind wie das ‚kleine Schwarze‘ von Chanel – sie haben einen großen Wiedererkennungswert und sind absolut zeitlos. Die Modelle wurden außerdem bereits über Jahre hinweg verfeinert – solche Uhren lassen sich nicht einfach über Nacht entwickeln.“
Mit Freude investieren

Viele Expertentipps und Ratschläge gibt es hinsichtlich der Uhr als Wertanlage. Was aber wohl das Wichtigste ist: „Investieren Sie nur in eine Uhr, die Ihnen gefällt“, empfiehlt Jonathan Darracott. „Wenn die Uhr dann im Wert steigt – perfekt. Und wenn nicht, dann haben Sie trotzdem Freude an einem schönen Zeitmesser. Die Sache ist die: Viele Menschen haben schon versucht, mit der Investition in Uhren zum großen Geld zu kommen. Manche sind gescheitert, manche haben Millionen damit gemacht. Neben Expertise gehört immer auch ein Fünkchen Glück dazu. Deswegen ist mein Ratschlag: Legen Sie Ihre Uhr nicht in den Safe, sondern tragen Sie sie – haben Sie Spaß an ihr!“
5 Tipps zum Kauf von Uhren als Wertanlage
– Investieren Sie in mechanische Klassiker des Luxussegments
– Investieren Sie in Uhren mit Geschichte
– Investieren Sie in limitierte Auflagen
– Investieren Sie in Uhren mit vielen Komplikationen
– Investieren Sie in Uhren, die zuvor sorgfältig geprüft wurden
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