Als Forscher der Holy Spirit University Kaslik im Libanon kürzlich eine wissenschaftliche Studie veröffentlichten, in der sie dessen positive Wirkung beim Abnehmen nachwiesen, war Apfelessig in deutschen Supermärkten binnen kürzester Zeit ausverkauft. Seitdem herrscht ein Apfelessig-Hype, der so neu aber gar nicht ist.
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Medien weltweit zitierten die Studie aus dem Libanon, die im renommierten „British Medical Journal“ (BMJ Nutrition, Prevention & Health) publiziert wurde. Der Run auf die Supermarktregale war nicht mehr aufzuhalten. Es wäre ja auch zu schön: Mit einem preiswerten „Schlank-Schluck“ am Morgen Kilos purzeln lassen, dabei noch etwas für seine Gesundheit tun – davon träumt wohl jeder, der mit seinem Gewicht hadert. Einige Wissenschaftler sehen das Ergebnis der Studie jedoch skeptisch und äußerten Zweifel an ihrer Übertragbarkeit auf die breite Bevölkerung: Die kleine Stichprobengröße von 120 jungen Probanden zwischen 12 und 25 Jahren und der kurze Untersuchungszeitraum von 12 Wochen lasse kaum Rückschlüsse zu.
Die Forschungsgruppe unter der Leitung von Dr. Rony Abou-Khalil betont hingegen, dass der Gewichtsverlust von 6 bis 8 Kilogramm über einen Zeitraum von zwölf Wochen erfolgt sei, ohne dass die Teilnehmer, die Ernährungstagebücher führen mussten, ihre Ernährung oder körperliche Aktivität verändert hätten. Man habe in der Studie explizit die Wirkung von Apfelessig auf Übergewicht und Stoffwechsel untersucht und diese Ergebnisse veröffentlicht.
„Apfelessig jeden Morgen vor allem anderen.“ – Jennifer Aniston
Apfelessig: Hollywoods Schlank-Schluck
Als natürliches Hausmittel gegen die unterschiedlichsten Wehwehchen ist Apfelessig bereits seit Jahrhunderten bekannt, schon Hippokrates nutzte ihn vor 2.500 Jahren zur Wunddesinfektion und Behandlung von Atemwegserkrankungen. Der amerikanische Naturheilkunde-Pionier Dr. D. C. Jarvis empfahl in den 1960er-Jahren in seiner Praxis in Vermont eine Mixtur aus Apfelessig und Honig, um bis ins hohe Alter jung und gesund zu bleiben, und machte sie als Gesundheits-Tonikum populär.

Den neuerlichen Wirbel um das alte Wissen haben wir Promis wie Jennifer Aniston, Victoria Beckham und Kim Kardashian zu verdanken, die angeblich auf den sauren „Schlank-Schluck“ schwören. Aniston, gefragt nach ihrem Schlank-Geheimnis, verriet in der Frühjahrsausgabe der Vogue: „Apfelessig jeden Morgen vor allem anderen.“ Katy Perry kaufte sogar mit ihrem Partner Orlando Bloom das gesamte US-Unternehmen Bragg Apfelessig.

Glukose-Trick
Langsam Fahrt auf nahm der Hype bereits einige Jahre zuvor durch die junge französische Biochemikerin Jessie Inachauspé. Auf ihrem Instagram-Account @GlucoseGoddess zeigt sie auf, was die Naturheilkunde schon lange beobachtet: Apfelessig verhilft auf lange Sicht zu mehr Wohlbefinden, Energie und Gesundheit, weil er den Blutzuckerspiegel (Glukosespiegel) positiv beeinflusst. „Heißhunger und Hunger lassen bei einem ausgewogenen Blutzuckerspiegel nach, und wir sind häufiger im Fettverbrennungsmodus, weil weniger Insulin im Körper zirkuliert“, so Inchauspé in ihrem Bestseller „Der Glukose-Trick“.
Apfelessig: Diverse positive Effekte
Bei der aktuellen Studie aus dem Libanon wurden Anfang diesen Jahres 120 adipöse junge Menschen – fast alle hatten Adipositas-Fälle in der Familie – in vier Gruppen aufgeteilt. Die Forscherinnen und Forscher betonen, dass sich die Ernährung und die körperliche Aktivität zwischen Behandlungsgruppen während der gesamten Studie nicht unterschieden, was bestätigen soll, dass die beobachteten Effekte durch die Einnahme von Apfelessig verursacht wurden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten zwölf Wochen lang entweder 5, 10 oder 15 Milliliter Apfelessig morgens auf leeren Magen in Wasser pro Tag zu sich nehmen, eine vierte Gruppe erhielt einen Placebo-Drink. Während die Placebo-Probanden nicht abnahmen, verloren die Apfelessig-Teilnehmer je sechs bis acht Kilogramm. Außerdem sanken Blutzuckerspiegel, Blutfettwerte und Cholesterinspiegel.
Die Wissenschaftler schlussfolgerten daraus, dass Apfelessig nicht nur beim Abnehmen hilft, sondern diverse positive gesundheitliche Effekte hat. Am effektivsten wirkt demnach die morgendliche Dosis von einem Esslöffel Apfelessig (15 Milliliter) auf 250 Milliliter Wasser. Zum Vergleich: Die teure (ebenfalls umstrittene) Abnehm-Spritze Ozempic sorgt nur für circa ein Kilo weniger im Monat.
Die Apfelessig-Pioniere

„Mich freut der Apfelessig-Hype, aber er überrascht mich nicht“, sagt Dr. Johanna Höhl, deren Familie sich seit 1779 in Hochstadt vor den Toren Frankfurts dem Handwerk und Genuss rund um den Apfel widmet.
„Eine Herzensangelegenheit. Das war Apfelessig für mich schon immer, da er so natürlich und gesund ist.“ – Johanna Höhl
Dr. Höhl’s war bis Anfang der Nullerjahre auf die Herstellung von Apfelwein spezialisiert und zeitweise die größte Apfelweinkelterei Deutschlands. Als das Unternehmen 2007 verkauft werden musste, behielt Johanna Höhl die Markenrechte des Apfelessigs. „Eine Herzensangelegenheit. Das war Apfelessig für mich schon immer, da er so natürlich und gesund ist. Nun gibt es endlich eine wissenschaftliche Studie, die das bestätigt. Das freut uns natürlich sehr“, sagt Johanna Höhl, die den sauren Drink quasi mit der Muttermilch aufgesogen hat. Mit Tochter Anna, Sohn Johannes und dessen Ehefrau Christina gründete sie 2015 die Manufaktur Dr. Höhl’s, die sich ganz auf die Herstellung von hochwertigem Bio-Apfelessig spezialisiert hat – und führt so die Familientradition in achter und neunter Generation weiter.
Essigwasser als Tischgetränk
„Mein Vater Rudolf Höhl fing 1962 an, biologischen Apfelessig herzustellen. Es war der erste Bio-Apfelessig in Deutschland, zu einer Zeit, als noch kein Mensch über Bio gesprochen hat.“ Johanna lächelt: „Mein Vater sagte immer: Apfelessig ist für und gegen alles gut, innerlich und äußerlich.“ So war es bei Familie Höhl in Hochstadt selbstverständlich, zu den Mahlzeiten Essigwasser zu trinken: „Die Flasche Apfelessig und ein Krug Wasser standen immer auf dem Tisch. Tatsächlich hatte mein Vater auch mit 80 noch Blutwerte wie ein junger Mann.“ Es habe aber nie einen Apfelessig-Zwang für sie und ihre beiden Schwestern gegeben, für ihre eigenen Kinder übrigens auch nicht: „Das funktioniert nicht. Man muss einfach mit gutem Beispiel vorangehen.“
Keine Wunder von Apfelessig erwarten
Wunder dürfe man aber nicht erwarten, so Johanna – denn als Naturheilmittel wirke Apfelessig eher langsam: „Apfelessig ist keine Medizin, sondern ein Lebensmittel, das man einfach in seinen Speiseplan integriert. So war es auch bei uns zu Hause. Man braucht Geduld und Ausdauer, sollte aber nie übertreiben, denn es ist nun mal Essig. Mäßig aber regelmäßig sollte die Devise sein.“ Auch Rekord-Fußballer Dieter Müller, seit 30 Jahren mit Johanna zusammen und seit fünf Jahren mit ihr verheiratet, wurde im Laufe der Jahre vom Apfelessig überzeugt. Johanna lacht: „Als wir uns kennenlernten, bekam er ziemlich schnell mit, dass ich schön schlank bin, obwohl ich sehr viel esse. Das fand er toll.“
Regionale Qualität
Während Dieter auf die Kalorien achtet und den sauren „Dr. Höhl’s Bioess“ morgens zu sich nimmt, präferiert Johanna die Rezeptur 1779 aus Apfelessig mit Honig. Die Ein-Liter-Vorratsflasche steht immer griffbereit am heimischen Herd in ihrer Küche in Hochstadt. Die Rezeptur 1779 aus zwei der ältesten Lebensmittel der Welt wird in der Familien-Manufaktur nach überliefertem Rezept aus der Naturheilkunde hergestellt. Als einziger Hersteller in Deutschland verarbeitet Dr. Höhl’s ausschließlich vollreife Äpfel von deutschen Streuobstwiesen und regionalen Bioland-Imker-Honig. Ein durch und durch regionales Produkt, das durch die zweifache Fermentation auch noch die probiotische Essigmutter enthält, die eine gute Darmflora unterstützt – die höchste Qualitätsstufe bei Apfelessig.

„Ich koche viel mit der Rezeptur und bereite Salatsoßen damit zu. Im Handumdrehen tust du so etwas für die Gesundheit und es schmeckt traumhaft gut. Persönlich habe ich das Gefühl, dass ich mit dem Apfelessig meinem Körper die Kraft gebe, besser mit Krankheiten fertig zu werden. Dass es mir so gut geht, ist aber natürlich auch ein Resultat gesunder Lebensweise.“
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