Wenn der Wirtschaftsclub Rhein-Main zum Neujahrsempfang lädt, strömt das Who is Who der Stadtgesellschaft herbei. In diesem Jahr fand anlässlich des Events sogar ein Nobelpreisträger den Weg in das Sofitel Frankfurt Opera, um über die Magie des menschlichen Gehirns zu referieren.
Kündigte Marketing Club Frankfurt-Präsident Claudio Montanini in der vergangenen Woche noch an, der Neujahrsempfang seines Clubs sei wohl der „späteste der Stadt“, so machte ihm der Wirtschaftsclub Rhein-Main am gestrigen Abend prompt einen Strich durch die Rechnung.
Über 500 Gäste, darunter Frankfurts Ehrenbürgerin Oberbürgermeisterin a.D. Dr. h.c. Petra Roth, Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele oder Freiherr Rüdiger von Rosen, waren der noch späteren Einladung des Wirtschaftsclub-Präsidenten Thomas Kremer in das Fünfsternehotel an der Oper Frankfurt gefolgt.
Ein faszinierendes Organ
Nach der Begrüßung und einem kurzen Spielstand-Update des Präsidenten (die Eintracht war zeitgleich in das Pokal-Halbfinale eingezogen), ging es bald weniger um profane, sondern um die mysteriösen Sphären der menschlichen Existenz. Unter dem Titel „Hirnforschung in Zeiten des Internets“ referierte der deutsche Zellbiologe und Nobelpreisträger Prof. Dr. Thomas C. Südhof über den Einfluss von Smartphones, chronischem Stress und ständiger Erreichbarkeit auf das menschliche Gehirn.
„Diese digitale Präsenz führt dazu, dass wir permanent etwas Neues erfahren wollen. Wir sind nie mehr unerreichbar, nie außer Dienst. Das führt häufig zu einer Art von Stress, der – ebenso wie psychiatrische Krankheiten – unser Gehirn verändert“, mahnte der Stanford University-Professor. „Bis heute wissen wir nicht, wie das Gedächtnis konkret funktioniert. Es ist ein faszinierendes Organ, das die Wissenschaftler noch in Jahrhunderten beschäftigen wird“, schloss er seine Keynote.
Ein Gläschen in Ehren
Einem, dessen graue Zellen über 50 Jahre im Dienste des Wirtschaftsclub standen, wurde nach der Rede noch eine besondere Würdigung zuteil. Thomas Kremer sprach dem einstigen Club-Präsidenten Dr. Ernst Gloede seinen Dank aus: „Es war mir schon lange ein Anliegen, dein Schaffen und deine vielfältigen Ideen einmal prominent zu würdigen. Ehrenpräsident bist du schon, sonst könnten wir heute darüber reden. Ich möchte dir im Namen des Vorstandes und des gesamten Clubs unsere ausgesprochene Anerkennung und Würdigung deines Lebenswerkes aussprechen“, hob Kremer hervor.
Zahlreiche Gründe, um den Neujahrsempfang bei einem geselligen Gläschen Wein zu beschließen. Hatte doch zuvor sogar ein Nobelpreisträger seinen Segen dafür gegeben. Dass ein Glas Rotwein gut für das Herz-Kreislauf-System sei, sei ja mittlerweile bewiesen, so Werner D’Inka, FAZ-Herausgeber und Moderator des Abends. Aber ob es das auch für das Hirn sei? „Für meines schon“, schmunzelte Südhof.