Kleines Café darf seinen Namen doch behalten
Noch im Januar war der Aufschrei groß. Die kleine Patisserie „Cafe Merci“ in Bad Soden sollte ihren Namen ändern. Schuld daran war der Süßwarenkonzern Storck, Hersteller von Produkten wie „Knoppers“, „Super Dickmanns“, „Toffifee“, der durch den Namenszusatz „Merci“ des Cafés seine eigenen „merci“-Schokoriegel gefährdet sah. „Rufausbeutung“, „Verwechslungsgefahr“ und „Namens-Verwässerung“ lauteten die Vorwürfe. Storck klagte und gewann. Die von den Gastronomen Thomas Herbst und Anja Klügling gegen das Urteil eingelegte Berufung endete mit einem Vergleich, der dem Namen des Sodener Geschäfts zumindest noch einen Aufschub bis Januar 2016 gewährte. „Wenn wir das nicht gemacht hätten, hätten wir den Namenszusatz ,Merci’ in unserer Patisserie von jetzt auf gleich nicht mehr benutzen dürfen“, so Herbst.
Ein Vergleich mit teuren Folgen. Die Kosten für eine neue Fassade, anderes Geschirr, neue Servietten, andere Speisekarten und 80.000 mit der „Merci“-Aufschrift im Keller gelagerten Brötchentüten schätzten die Betreiber auf 250.000 Euro. Aber auch bei Storck hinterließ der Rechtsstreit aus dem fernen Bad Soden seine Spuren – in Form eines regelrechten „Shitstorms“. Die Entrüstung in den Sozialen Netzwerken über das Vorgehen von Storck gegen die Betreiber der Filialen des „Café Merci“ nahm drastisch zu. Zahlreiche Nutzer solidarisierten sich mit den Gastronomen und kritisierten das Vorgehen von Storck. Mit der medialen Aufmerksamkeit wuchs zudem der Ärger, den die Marke Merci auf ihrer Facebook-Seite aushalten musste – selbst ein Abgeordneter des EU-Parlaments schaltete sich ein. Arne Gericke aus Tessin bei Rostock sitzt für die „Familien-Partei“ im EU-Parlament und fragte in einem Schreiben an Storck, „warum ein Traditionsunternehmen wie Ihres eine solche Klage überhaupt nötig hat.“ Als französische Patisserie im Taunus seinen Kunden im Namen „Merci – Danke“ zu sagen sei, „wie ich finde, keine Rufausbeutung“. „Wäre dem so, müsste man ja auch umgehend in Frankreich klagen: Allein in Paris finden sich mindestens drei „Café Merci“, so Gericke.
Als Reaktion auf die ungewollte Aufmerksamkeit veröffentlichte der Berliner Schokoladen-Konzern eine Erklärung: „Eine Gesprächsbereitschaft, der Wille, mit Zugeständnissen zu einer einvernehmlichen und außergerichtlichen Lösung kommen zu wollen, ist uns nicht signalisiert worden.“ Man hätte es begrüßt, wenn dies möglich gewesen wäre. „Unser Eindruck war indes stets, dass man sich – anwaltlich beraten – sehr sicher war, auch eine gerichtliche Auseinandersetzung nur gewinnen zu können.“, so Storck-Sprecher Bernd Rößler. Vor Einschaltung der Rechtsanwälte sei ein Hinweisschreiben mit der Bitte um Stellungnahme geschickt worden. Darauf habe sofort der Anwalt des Cafés geantwortet.
Klügling und Herbst entschlossen sich zu einem schriftlichen Gnadengesuch, welches sie per E-Mail an die Unternehmens-Führung adressierten. Mit Erfolg. Storck stimmte einem Treffen in Bad Soden zu und man einigte sich – „in angenehmer Atmosphäre“, wie beide Seiten ausdrücklich betonen, nach mehr als 4 Jahren gerichtlicher Auseinandersetzung gütlich. Das Café Merci dürfe seinen Namen künftig „mit Zustimmung von Storck“ führen, so Rößler. Herbst betont, man werde durch die Vereinbarung „nicht geknebelt“ und könne sein „Geschäftsmodell weiterführen“. Über die weiteren Details der Vereinbarung vereinbarten beide Parteien Stillschweigen.
In einem Punkt dürften sich jedoch alle Beteiligten einig sein: Danke heißt Merci.