Dass das Leben wie eine Pralinenschachtel ist, bei der man nie weiß, was wirklich drinsteckt, wusste schon Forrest Gump. Jule und Tom müssen diese Erfahrung ebenfalls machen. Iris Reinhardt Hassenzahl und Sebastian Huther spielen die beiden Chocolatiers in dem Stück „Zartbitter“, mit dem das Volkstheater Hessen am Freitag seine dritte Premiere feierte.
Rund 70 Gäste, darunter auch Kollegen wie Sibylle Nicolai, Tim Grothe oder Johannes Schedl, kamen dazu ins Theaterhaus am Zoo, um nach zwei Adolf-Stoltze-Stücken nun zum ersten Mal eine moderne Inszenierung von Steffen Wilhelm zu erleben.
Als besonders zart, wie es der Titel suggerieren könnte, entpuppt sich Hassenzahl in der Rolle der Jule nicht, wenn ihr der Chocolatier Tom als Konkurrent an die Seite gestellt wird. Man merkt, dass die Schauspielerin es auf der Bühne auskostet, einmal richtig böse sein zu dürfen, während Hutter gekonnt leiser und nuancierter auftritt.
Scharf wie Chilischokolade sind Jules Kommentare, mit denen sie Tom wegzuekeln versucht. Als sie erfährt, dass er Männer liebt, traktiert sie ihn zusätzlich mit allen erdenklichen Schwulenklischees. Eine unerwartete Wendung im Stück lässt die beiden aber eine Zweckgemeinschaft bilden, in der sogar ein Mord nicht ausgeschlossen scheint.
Solche überraschenden Stimmungsumschwünge und dazu temporeiche Dialoge sorgten beim Publikum für einen unterhaltsamen Abend. Die Frankfurter Mundart steht beim aktuellen Stück weniger im Vordergrund, als bei den zuvor gespielten Stoltze-Stücken des Volkstheaters Hessen, das 17 Mitarbeiter der einstigen Liesel-Christ-Bühne nach der Schließung vor drei Jahren gründeten.
Regisseur Steffen Wilhelm und seine beiden Darsteller zeigen, dass sie neben Stoltze auch modernes Volkstheater beherrschen. Lars Lienen, der Autor des Stücks, war sehr angetan. Er war eigens aus Düsseldorf zur Premiere angereist und stellte fest, dass seine Geschichte auch auf Hessisch bestens funktioniert. (bö)
Das Stück wird noch bis zum 18. Februar im Kulturhaus am Zoo (Die Katakombe) aufgeführt. Tickets erhältlich auf: www.volkstheater.eu