Mit Möller & Schaar hat nun ein weiteres inhabergeführtes Geschäft in Frankfurt seine Pforten geschlossen. Die Veränderungen der Goethestraße in Richtung austauschbare Luxusmeile, wie man sie auch in München, Mailand, Paris oder London erlebt, samt der Präsenz der üblichen Verdächtigen von Armani bis Prada nimmt ihren Lauf. An der Stelle des 80 Jahre alten Traditionshauses erwartet uns in Zukunft Burberry.
Und Möller & Schaar? Während Familie Schaar nach dem plötzlichen Aus letzten September beschlossen hat, ihren Ruhestand zu genießen, werden zwei langjährige Mitarbeiter den Namen weiterführen: Adam Schatzschneider und Niki Varvaroussis eröffnen unter Eigenregie den neuen Multibrand-Store Möller & Schaar ab Juni in der Kaiserhofstraße.
Schatzschneider war 23 Jahre lang auf der Goethestraße beschäftigt, managte unter anderem den gesamten Einkauf für die Herrenabteilung, war, wie er selbst sagt „mehr als nur ein Mitarbeiter. Ich fühlte und fühle mich bis heute mit Familie Schaar verbunden, mit ihrer Unternehmensphilosophie, ihrer 80jährigen Tradition, die nicht nur auf der Qualität der exklusiven Waren, sondern auch und vor allem auf der Qualität der Beratung und des Services basierte. Der Name hat Gewicht in Frankfurt. Und auch wenn Herr Schaar nichts mit dem neuen Laden zu tun hat, so sind wir doch immer noch in regem Kontakt, er berät mich gerne und unterstützt mit nützlichen Tipps.“
Ganz reibungslos war der Übergang in die Selbständigkeit jedoch nicht: Nach der Kündigung letzten September hatte Adam Schatzschneider gerade mal zwei Monate Zeit gehabt, eine neue Fläche in adäquater Lage zu finden, denn der Einkauf der neuen Kollektionen fängt im Dezember an, „und wenn man noch kein Geschäft hat, ist es schwierig, die Großen der Branche zu überzeugen, einen zu beliefern.“
Geschafft hat er’s dennoch, und das obwohl der neue Laden, für den er erst letzte Woche den Schlüssel erhalten hat, noch eine Baustelle ist: Das Angebot für Damen umfasst Namen wie Alexander McQueen, Michael Kors, Jil Sander, Missoni, Gamme Rouge und Dsquared, zur Range für Herren zählen unter anderem Marken wie Loro Piana, Dolce & Gabbana, Moncler, Kiton und ebenfalls Dsquared – eins der neuen Labels im Sortiment, auf das Schatzschneider große Stücke hält, und das nicht allein wegen der Jeans.
Reibereien und Überzeugungsarbeit
Vormieterin im neuen Möller & Schaar war keine Geringere als Renate Blumör, ebenfalls eine der letzten ihrer Zunft, die 13 Jahre lang als Modeinstitution in der Kaiserhofstraße galt und dort auch so manchen Promi wie Franzi van Almsick mit Taschen von Balenciaga oder bunten Kleidern von Peter Pilotto ausstattete.
Sie hatte die Erhöhung der Miete durch den Besitzer der Immobilie, den Frankfurter Stifter und Mäzen Carlo Giersch, nicht hinnehmen wollen. Was folgte waren die Kündigung und eine hässliche Schlammschlacht in den Medien. Sogar von Zwangsräumung war die Rede.
Neumieter Adam Schatzschneider zeigt sich verständnisvoll: „Frau Blumör hat sich in Frankfurt zurecht einen Namen gemacht. Das Geschäft war ihr Leben. Dennoch muss ich betonen, dass Senator Giersch sich sowohl ihr als auch uns gegenüber sehr fair verhalten hat. Ich bin überzeugt, dass wir den Namen Blumör wieder hören werden. Vielleicht wieder in Frankfurt oder an ihrer früheren Wirkungsstätte Hanau. Dafür wünsche ich ihr alles Gute.“
Möller & Schaar
Kaiserhofstrasse 10, Frankfurt, Innenstadt
Tel. 069-92039470
www.moeller-schaar.com