Soft, aber voll
Gestern Abend, 20 Uhr in Frankfurt: Mit einem strahlenden Lächeln und einem Glas Champagner empfängt uns Micky Rosen (Roomers, The Pure, Bristol Hotel, Gerbermühle, Gekkos, Kane & Abel) in seinem neuesten Restaurant: dem Moriki im Erdgeschoss der Deutsche Bank-Türme. „Jetzt hat auch Frankfurt endlich einen Japaner mit panasiatischen Einflüssen, der groß ist, stylish und mit Terrasse“, sagt der Erfolgsgastronom stolz.
Denn anders als in Metropolen wie London, Paris oder Mailand gab es ein solches Konzept in der Mainmetropole noch nicht. Und das scheinen die Frankfurter vermisst zu haben, denn allmählich füllt sich das Lokal mit bekannten Gesichtern, „ab 21 Uhr sind alle Plätze auf der Terrasse reserviert.“
Gemeinsam mit Alex Urseanu hat Rosen jemanden für die Realisierung des neuen Projekts mit ins Boot geholt, den beide bereits seit 10 Jahren als Partner gewinnen wollten: Duc Ngo, Star der Berliner Gastronomie-Szene, der bereits 1999 sein erstes eigenes Sushi-Restaurant mit panasiatischer Küche, das Kuchi in Berlin-Charlottenburg, eröffnete und zuletzt mit der Cantina, einem japanisch-spanischen Food-Projekt, in der Bar Tausend von sich Reden machte.
Ein Berliner vietnamesischer Herkunft kocht nun japanisch in Frankfurt. Wie es zu dieser Konstellation kam, hat eine Vorgeschichte, die sich liest wie eine der bizarren Geschichten über den Feng Shui-Detektiv C.F. Wong von Nuri Vittachy: Eigentlich sollte im Sockel der Bankentürme nämlich ein ganz anderes Restaurant eröffnet werden: das GoboChia, ein vegetarisches Lokal mit buddhistischer Philosophie. Dafür hatte sich das Duo Rosen-Urseanu 2011 mit Werbefachmann und Künstler Mike Kuhlmann (Hab&Gut, Frankfurt teilt) zusammengetan, der ja bekanntlich einen guten Draht zur Pagode Phat Hue in Frankfurt hat.
Buddhistische Mönche sollten Rezepte und Lehren der Achtsamkeit in Küche und Seele des Restaurants einfließen lassen. Und Frankfurt wartete gespannt auf das kulinarisch-spirituelle Novum im Schatten der Banken. Doch zur Eröffnung im Sommer 2012 kam es nicht. Mit den spirituell und wenig ökonomisch denkenden Mönchen fand man in wesentlichen wirtschaftlichen und strategischen Punkten, einfach keinen gemeinsamen Nenner. Und mit den Mönchen der Pagode verflog auch der Spirit für „die gute Sache“ im GoboChia.
Ob auch die damals lautgewordenen Vorwürfe, dass Kuhlmann und die damalige Projektleiterin Kathy Goldman mit dem ambitionierten Projekt Greenwashing für die Deutsche Bank betreiben würden, oder ob am Ende hohe Verluste durch ein komplett eingerichtetes Lokal in Bestlage außer Betrieb der Grund für das Aus waren, sei dahingestellt. Fakt ist: Nun weht ein anderer Wind im Herzen des Finanzdistrikts. „Mori“, das japanische Wort für Wald, und „ki“, die universelle Lebensenergie prägen nun Küche und Ambiente des neuen, noch einmal komplett anders eingerichteten Hotspots.
Bei einem „calpis“, einer probiotischen japanischen Limonade (sehr empfehlenswert an heißen Tagen!), erklärt uns Küchenchef Duc Ngo das Konzept: „Wir wollten stylish und modern sein, aber nicht irgendwelche Klischees bedienen. Ich mache keine netten, gefälligen Läden. Ich möchte mitunter auch provokativ sein. Die Leute sollen zum Denken angeregt werden.“
Und diese Anregung sollen sie unter anderem in den Fototapeten finden, die den Wald zeigen, in den hellen, erdigen Tönen, den Naturhölzern, der kommunikativen Anordnung der Tische und Lounges.“ Verantwortlich für das neue Design ist die koreanische Künstlerin Hyun Jung Kim, die auch schon in Berlin mit Duc Ngo zusammenarbeitete.
Optisch ein absoluter Gegensatz zu den bisherigen Läden seiner Partner, das gibt auch Micky Rosen lachend zu. „Dennoch passen wir gut zusammen“, betont Duc. „Als wir uns vor fünf Monaten in Frankfurt trafen, war nicht allein die Tatsache entscheidend, dass wir am Ende des Abends eine Restaurantrechnung von 1.400 Euro hatten. Micky und Alex sind mit mir auf einer Wellenlänge. Wie ich haben sie Spaß daran, etwas Neues auszuprobieren. Wir wollen Pioniere sein. Und ich habe gemerkt, welch gutes Verhältnis beide zu ihrem Personal haben, wie beliebt und geachtet sie in Frankfurt sind.“
Unser Fazit: Etwas Neues ist das Moriki für Frankfurt allemal. Und das nicht allein wegen des Ambientes, das ein wenig Nobu-Flair an den Main bringt. „Wir ziehen Euch nicht die Hosen aus“, hatte Micky gesagt, und in der Tat weist die Karte durchaus faire Preise für Sushi, Sashimi und Co sowie die panasiatischen Gerichte auf. Absolutes Highlight ist jedoch das Lunchangebot: Zwischen 9 und 19 Euro findet man dort Suppen und Currys sowie Bento-Boxen mit Fleisch, Fisch und natürlich Sushi und Sashimi. Mittags wird man uns ab jetzt wohl häufiger auf der großen Terrasse des Moriki antreffen…
Moriki Restaurant
Taunusanlage 12, Frankfurt Innenstadt
Täglich von 11.00 bis 23.30 Uhr
Telefon: 069-71913070
www.moriki.de