Die Zukunft der Unternehmensführung
Wer sich durch das TV-Angebot an Polit-Talks zappt, kommt beim Thema Unternehmenskultur kaum an dem Herrn mit der festen Stimme, der gesunden Gesichtsfarbe und dem stramm sitzenden doppelten Windsor zum akkurat gestärkten Hemdskragen vorbei: Wolfgang Grupp, Inhaber des Textilunternehmens Trigema aus dem schwäbischen Burladingen (ja, die mit dem Affen!). Der, wie er selbst sagt, „altmodische Mittelständler“, der zu hundert Prozent auf „made in Germany“ setzt und damit der letzte deutsche Unternehmer ist, der ausschließlich hierzulande seine T-Shirts und Freizeitbekleidung fertigen lässt, war einer der Referenten bei den Cronberger Schlossgesprächen, zu denen die Unternehmensberatung „b-k-p“ zum zweiten Mal ins Schlosshotel Kronberg geladen hatte. Stilecht angereist mit dem Helikopter – die Frisur saß! – stellte er sich dem Thema des Forums: „diverse & digital – Unternehmensführung 3.0″. Dabei ging es um die Frage, welchen Herausforderungen sich Unternehmen angesichts des demografischen, digitalen und wirtschaftlichen Wandels stellen müssen. Als Firmenpatriarch der alten Schule betonte er, dass man an Werten und Grundsätzen festhalten und Verantwortung für den eigenen Betrieb sowie den Standort übernehmen müsse. „Ich bin meinen Mitarbeitern und der Region verpflichtet. Das bedeutet konkret, dass ich jeden Namen kenne, ebenso jeden Arbeitsschritt.“ Das unterscheide ihn vom Manager, der Millionen kassiere und keinerlei Identifikation mit dem Unternehmen zeige. „Wenn sie voll haften würden, sähe das anders aus.“ Auch hielt „Deutschlands exzentrischster Chef“ (BILD) trotz Einladung durch eine Unternehmensberatung nicht damit hinterm Berg, was er vom Engagement externer Consultants hält: „Wenn ich so jemanden brauche, weil ich nicht weiß, was in meinem Betrieb los ist, dann hab ich versagt“, polterte er und räumte dann zur Belustigung aller ein, „b-k-p“-Geschäftsführer Thomas Kremer und seine Mitarbeiter seien aber jederzeit bei ihm willkommen. Auch bezog sich der Trigema-Chef auf seine Vorrednerin, Frankfurts Ex-Oberbürgermeisterin Petra Roth, die zum Thema „Frauen in Führungspositionen“ über ihre Erfahrungen aus 16 Jahren Spitzenpolitik berichtete. Seine Näherinnen beispielsweise hätten ihm „ihre Jugend und Schönheit geopfert“, aus diesem Grund stehe er in besonderem Maße in ihrer Schuld. „Deshalb bekommt jeder Mitarbeiter-Nachkomme einen Ausbildungsplatz, wenn er das wünscht. Verantwortung bedeutet auch, Perspektiven schaffen.“ Um Perspektiven ging es auch in den Beiträgen der anderen hochkarätigen Referenten, die „b-k-p“ für das exklusive zweitägige Entscheider-Forum, moderiert von Cherno Jobatey, hatte gewinnen können: FAZ-Herausgeber und Bestseller-Autor Frank Schirrmacher nahm kritisch Stellung zu „Chancen und Risiken einer digital vernetzten Lebenswelt“, Lencke Wischhusen, Bundesvorsitzende des Bundes Junger Unternehmer (BJU) hielt einen Vortrag zum Thema „Neue Frauen im Management – ohne Quote und gläserne Decke“ und Internet-Pionier Curt-Simon Harlinghausen, gab in einem moderierten Workshop mit dem Titel „Facebook – Was tun?” Tipps zum Umgang mit Social Media in Unternehmen. Das nächste spannende Get-together von „b-k-p“ findet übrigens kurz vor der Bundestagswahl statt: Beim Cronberger Salon am 5. September 2013 wird Christian Lindner, Vorsitzender des Landesverbandes und der Landtagsfraktion der FDP in Nordrhein-Westfalen, beim Wissens- und Meinungsaustausch im Schlosshotel Kronberg zugegen sein.