Degussa hat ein sehr erfolgreiches Jahr hinter sich. Viele Menschen betrachten mit Sorge, wie rasant die Staatsverschuldung in der Pandemie zunimmt, und wollen sich absichern. Die Nachfrage nach Gold wächst. Europas größter bankenunabhängiger Edelmetallhändler mit Sitz in Frankfurt profitiert davon. Dr. Markus Krall, seit September 2019 Sprecher der Geschäftsführung, konstatiert „ordentliche“ Gewinne. „Genaueres werden wir demnächst veröffentlichen.“
Der Münchner Bankierfamilie von Finck gehört der Degussa Goldhandel seit 2010. Damals hat August von Finck junior die Nutzungsrechte für den Namen der Degussa erworben, die 1873 als Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt in Frankfurt aus der Taufe gehoben wurde. Markus Krall ist dankbar über die Freiheiten, die ihm gewährt werden. „Und froh über die klugen Ratschläge, die ich erhalte.“ Es sei eine Freude, mit der Familie zusammenzuarbeiten.
„Die Politik tut alles, um meine schlimmen Prognosen noch zu übertreffen. Freuen kann ich mich darüber aber nicht, auch wenn es für unser Geschäft sehr gut ist.“ – Dr. Markus Krall
Der noch ziemlich neue CEO ist für die Branche kein Unbekannter. Der Volkswirt, Unternehmensberater und Autor hat in mehreren Bestsellern auf die Gefahr eines Crashs hingewiesen. „Nun tut die Politik alles, um meine schlimmen Prognosen noch zu übertreffen“, sagt Krall. Freuen könne er sich nicht darüber, „auch wenn es für unser Geschäft sehr gut ist“. Die Kombination aus einer Überflutung des Marktes mit Geld und grundfalschen politischen Maßnahmen könne schon sehr bald zu einer Katastrophe führen. „Die Europäische Zentralbank rechnet schon jetzt mit Kreditausfällen von 1,5 Billionen Euro.“
Zombifizierung geht voran
Der gebürtige Unterfranke sieht mit Schrecken, dass sich die „Zombifizierung der Wirtschaft“ beschleunigt. Vor Corona seien 300.000 bis 350.000 Unternehmen in Deutschland am Rande der Zahlungsunfähigkeit gewesen, mittlerweile seien es doppelt so viele. Dazu seien auch noch 200.000 eigentlich gesunde Unternehmen angesteckt worden. Die Regierung legalisiere den unhaltbaren Zustand noch, indem die Banken notleidende Kredite nicht mehr in der Bilanz abschreiben müssten. Überall in Europa und in der Welt sei die Gelddruckpresse angeworfen worden. „Wenn ein Viertel aller Bankkredite ausfallen können, ist ein Schwarzer Freitag wie 1929 – der Beginn der schwersten Weltwirtschaftskrise der vergangenen hundert Jahre – sehr nah.“
Der Geschäftsführer von Degussa schickt solche allgemeinen Überlegungen voraus, um auf die Notwendigkeit einer wertbeständigen Absicherung des Portfolios hinzuweisen. Es sei mehr als riskant, sich allein auf Aktien, Anleihen oder Immobilien zu verlassen, die bei einem Crash dramatisch an Wert verlören. Gold, Silber, Platin und Palladium hätten sich in Krisen bewährt, wenn andere Vermögenswerte in den Keller rauschen.
Schutz vor Katastrophen
Gold als Premiumprodukt schützt nicht nur vor staatlichen Übergriffen und krisenhaften Trends. Auch die Wertentwicklung ist beachtlich. „Der Goldpreis bewegt sich, von kurzfristigen Schwächephasen abgesehen, kontinuierlich nach oben“, stellt Krall nüchtern fest. Er schaue nicht jeden Tag auf das Fixing, bemerkt er. „Gold sehe ich vor allem als Rückversicherung.“ Trotzdem ist seine Dynamik nicht zu unterschätzen. „Vom Oktober 2019 bis Oktober 2020 betrug die Rendite plus 20 Prozent“, berichtet der Chef der Degussa Goldhandel GmbH.
Traditionell sind Sonne und Mond Degussas Markenzeichen. Das hat mit Esoterik nichts zu tun. Degussa betreibt den Goldhandel als rationales und transparentes Geschäft. Und Markus Krall ist ein zahlengetriebener wissenschaftsbegeisterter Realist. Er bekennt sich zur österreichischen Schule in der Volkswirtschaft und beruft sich dabei gern auf Friedrich von Hayek.
„Gold sehe ich vor allem als Rückversicherung. Die Corona-Krise hat das Bewusstsein für die Bedeutung von Gold noch einmal geschärft.“ – Dr. Markus Krall
Die „Anmaßung des Wissens“, die der Nobelpreisträger schon vor mehr als einem halben Jahrhundert beklagt hat, sei nicht geringer geworden, findet der Vater von vier Kindern. Krall hat in Freiburg studiert, wo Hayek lange lehrte. Er verteidigt Zweifel und Provokation als Elemente individueller Freiheit. „Ohne sie verkümmert der öffentliche Diskurs.“ Außerdem trage ein aufgeschlossenes und pointiertes Denken dazu bei, sich auch auf das Unbekannte und vollkommen Überraschende vorzubereiten.
Hausaufgaben gemacht
Bei Degussa seien in diesem Jahr die Hausaufgaben gründlich erledigt worden, hebt Krall zufrieden hervor. Die Kosten habe man in den Griff bekommen, die Margensteuerung funktioniere. Man wolle vor allem das Geschäft mit Privatkunden gezielt weiter ausbauen. Die Degussa besitzt neben der Zentrale in Frankfurt zehn weitere Niederlassungen in Deutschland und ist überdies in wichtigen europäischen Städten vertreten.
Degussa bietet als Dienstleistung den Ankauf von Altgold an, auch wenn so nur ein kleiner Teil des eigenen Bedarfs an Gold gedeckt wird. Hauptsächlich läuft die Versorgung über die LBMA, den London Bullion Market. Aber der direkte Kontakt mit den Kunden ist wichtig. Das Interesse an Barren oder Münzen ist stark gewachsen. Der Kundenumsatz stieg 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 500 Millionen auf mehr als zwei Milliarden Euro. Auch in diesem Jahr könne man sehr optimistisch sein, meint Krall. Die Corona-Krise habe das Bewusstsein für die Bedeutung des Goldes noch einmal geschärft.
„Die Nachfrage im Ankauf ist auch deshalb besonders groß, weil wir faire Preise zahlen“, erzählt Krall im Hauptquartier des Unternehmens, einer wunderschönen Westendvilla aus dem 19. Jahrhundert. Man beschäftigt Goldschmiedemeister und Numismatiker und ist überall mit hochmodernen Instrumenten ausgestattet. Eine Röntgenfluoreszenzanalyse zur exakten Bestimmung des Metallgehalts zählt bei Degussa zum Standard.
Barren und Münzen nach Wahl
Krall warnt vor Shops, die entweder aus Unkenntnis oder bösem Willen andere über den Tisch zögen. Es gebe leider auch Halsabschneider und Betrüger in der Branche. „Denen legen wir mit unserer von den Kunden geschätzten Transparenz das Handwerk.“ Der ehemalige Risikomanager großer Unternehmen aus der Finanz- und Versicherungsbranche weiß, dass absolute Seriosität die Voraussetzung für dauerhaften Erfolg im Goldhandel ist.
Beliebt ist das von Degussa offerierte Goldsparen, das dem Käufer langfristig stabile Durchschnittspreise ermöglicht. Seit Banken Strafzinsen auf Geldkonten erheben, hat der Zulauf noch zugenommen. Regelmäßig in Gold zu investieren sei weitaus sinnvoller, als sein Vermögen dem Sparbuch anzuvertrauen, findet Markus Krall.
Degussa bietet eine große Auswahl an Barren oder Münzen an, auch im Onlinehandel. Er macht inzwischen rund 20 Prozent des Verkaufsgeschäfts aus. Beide Produkte sind von der Mehrwertsteuer befreit. Bei den Goldmünzen ist vom besonders fälschungssicheren Maple Leaf über den Krügerrand bis zur Britannia alles zu haben. Degussa-Barren gibt es in unterschiedlichen Gewichtsklassen. Sie sind von ein Gramm bis 50 Gramm geprägt. Die schwereren Exemplare mit 250 Gramm, 500 Gramm, 750 Gramm und einem Kilo sind gegossen. Die höchste Feinheit mit einem Anteil von 999,9 Gramm Gold auf 1.000 Gramm ist garantiert.
Degussas magische Kammer
Gold war schon immer ein magisches Metall. Das wird in der zum Firmenkomplex am Kettenhofweg gehörenden „Goldkammer“ deutlich. Das von August von Finck junior initiierte und 2019 eröffnete Museum zeigt 500 Goldartefakte aus verschiedenen Kulturen und Epochen, die man in unterirdischen Kammern präsentiert. Ein bisschen kommt sich der Besucher wie Harrison Ford als „Jäger des verlorenen Schatzes“ vor. Unter anderem werden eine Goldmaske aus der Inka-Zeit und die Goldbüste des römischen Kaisers Licinius I. gezeigt. Alles ist in dem spätklassizistischen Wohnhaus von 1850 perfekt inszeniert – von der Goldbarrensammlung der Rothschilds bis zu der weltweit ältesten existierenden Münze des legendären Königs Krösus. „Es gibt kein vergleichbares Museum in Europa“, findet Degussa-CEO Krall. „Das Haus ist für uns ein wunderbarer Botschafter.“
Weitere Infos: www.degussa-goldhandel.de
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