Immer mehr junge Winzer und Winzerinnen übernehmen die elterlichen Betriebe und zeigen ein neues Qualitätsbewusstsein. Sie bauen die Weine trockner, schlanker und naturnaher aus. Die junge Generation ist zu einer treibenden Kraft in Deutschland geworden, nie zuvor konnte man unter den Newcomern so viele Entdeckungen machen. Gerade an ihnen vermag man auch die Trends für die Weinszene auszumachen.
Top Magazin Frankfurt stellt erfolgreiche deutsche Jungwinzer vor und hat fünf ausgewählten Weinexperten zudem persönliche Empfehlungen entlockt.
Von Ludwig Fienhold
Mit 26 Jahren ein Shootingstar zu sein ist im Showbusiness nichts Besonderes, in der Weinbranche dagegen sehr ungewöhnlich. Juliane Eller ist es schnell gelungen, aus einem No-Name-Betrieb ein Weingut zu machen, das bis nach New York liefert und in Deutschland die Fachwelt begeistert. Die Jungwinzerin aus Alsheim in Rheinhessen hat so gründlich zu Hause aufgeräumt, wie dies sonst bei kaum einem Generationenwechsel geschieht. Sie steht exemplarisch für die neue Wein-Generation und aktuelle Trends.
Juliane Eller mag wie eine Wein-Elfe wirken, kann aber auch sehr rustikal mit ihrem Traktor durch die Berge brettern. Diese Spannung aus energisch und filigran findet sich auch in ihrem Wein wieder. Riesling, Weißburgunder, Grauburgunder und Silvaner tragen trotz unterschiedlicher Reben eine glasklare Handschrift: Brillante Aromatik, geschliffene Eleganz, delikate Raffinesse, kühle Stilistik, perfekt Balance von Frucht und Süße, knackige Frische, aparte Salzigkeit.
Aus all dem entsteht ein enormer Trinkfluss, der zu einem Glas mehr animiert. Das ist vor allem ideal für die Gastronomie, da solche Weine nicht die Zunge ermüden und Lust auf mehr machen. Schlank, feingliedrig, energiegeladen – wie die Winzerin, so ihr Wein. Dieses Geschmacksbild trifft auf fast alle Weine von Julia Eller zu, vor allem auf Riesling, Weißburgunder und Silvaner.
Der Riesling von der Spitzenlage Frühmesse ist ein extraktreicher Wein, der alle Qualitäten der Eller-Weine bündelt. Derart bravouröse Ergebnisse und moderne Weine par excellence schon nach drei Jahrgängen zu erzielen, ist überraschend. Vor allem, wenn man die Vorgeschichte kennt. Juliane Ellers Eltern erzeugten nur Fasswein für Großkellereien, die in irgendwelche Kanäle flossen.
Die Weingutsadresse „Außerhalb 9“ wirkte symbolisch. Die Tochter erkannte jedoch das Potential der 20 Hektar Weinberge und wollte alles ganz anders machen. Ihr Sportstudium brach sie aber nur ab, weil ihr die Eltern völlig freie Hand ließen. Das bedeutete unter anderem die Einführung der Handlese und den konsequenten Ausbau hin zu trockenen Weinen.
Der erste Jahrgang 2013 zeigte bereits die Tendenz zum Purismus, der im Weglassen von allem Überflüssigen besteht, aber normalerweise erst im reiferen Alter als erstrebenswert gilt. Der Ausbau wird zusehends biologisch umgesetzt, soll aber nicht zertifiziert werden, was in erster Linie ja mit mehr Bürokratie und Kosten verbunden ist, aber nicht zwingend die Qualität steigert.
Der Erfolg von Juliane Eller kommt nicht ganz zufällig. Sie studierte Weinbau in Geisenheim im Rheingau und lernte bei einem Großmeister seines Fachs, Klaus Peter Keller im rheinhessischen Dalsheim. Ihr Label „Juwel“ beherbergt ihren Namen und den Willen hochwertige Weine zu erzeugen.
Ihre Weine kommen bei den alten Kennern und den jungen Neugierigen gleichermaßen gut an. Auch Juliane Eller stellt fest, dass sich immer mehr junge Menschen für Wein interessieren, weil sich das Image verbessert hat: „Weintrinken ist in.“
Das Berliner Sterne-Restaurant Reinstoff führt die Weine von Juliane Eller bereits, in Frankfurt ist sie bei den Weinhandlungen Frankfurt Wein, Vini di Vini und Frischeparadies zu bekommen. Die Weine der Region Rheinhessen finden bei all jenen Liebhaber, denen die markante Säure des Rheingaus Unbehagen bereitet.
„Das Besondere der Böden herauskitzeln.“ – Fabian Mengel
Diese schleift sich zwar ab und ist für die Geschmacksentwicklung wichtig, doch nicht jeder Konsument hat die Muße zu warten und will gleich das Passende im Glas haben. Die Weine von Fabian Mengel aus dem rheinhessischen Engelstadt haben etwas Mildes und Entspanntes, offenbaren aber einen Charakter, den es vor dem Generationenwechsel so nicht gab.
Die Weine sind jetzt deutlich trockner, vor allem wollte Fabian Mengel „das Besondere der Böden herauskitzeln.“ Riesling, Weißburgunder und Grauburgunder sowie Silvaner sind dafür gute Beispiele, aber auch der Frühburgunder zeigt durch seine zarte Seite, dass gute Rotweine nicht immer bloße Kraftpakete sein müssen.
Früher hatten die Weine des Guts mehr Restsüße, der „Classic“ sogar 15 Gramm. Heute liegt der Restzuckergehalt nur noch zwischen zwei und fünf Gramm, was dem Wein und dem Konsum gut tut.
Bei einem Generationenwechsel stehen Winzer sehr schnell vor einem Balanceakt: Man will die alten Kunden behalten, aber unbedingt auch neue gewinnen, Lieblichkeitsgestrige ebenso zufrieden machen wie Trockentrinker.
„Wir haben für beide Seiten etwas im Sortiment“, meint Fabian Mengel, sieht sich aber bereits der nächsten Herausforderung gegenüber. Die Ausrichtung auf eine höhere Qualität erfordert letztlich mehr Arbeit im Weinberg und im Keller und damit zusammenhängende höhere Investitionen.
Die Konsequenz daraus ist eine Erhöhung der Flaschenpreise. Diese nimmt der 28 Jahre alte Jungwinzer trotz gestiegener Qualität behutsam vor, mit 5 € sind die Weine im Schnitt nach wie vor von barmherziger Preisgestaltung. Vom Generationenwechsel profitieren sehr häufig die Konsumenten.
Da Deutschland mit dem Riesling eine Weltklasse-Rebsorte zu bieten hat und diese bei uns immer besser vinifiziert wird, kann sich dieser Strömung niemand verschließen. Auch das Weingut Zimmer-Mengel hat die Riesling-Rebfläche von knapp einem Hektar auf drei Hektar erweitert. Die Einstiegsrieslinge sind schon gut, selbst die Literware macht Spaß. Doch der stoffige, aromatische Riesling aus der Einzellage Adelpfad legt noch zu und basiert auf Handlese, Spontanvergärung und Ausbau im großen Holzfass.
Ein anderer Trend in der Weinszene findet ebenso bei Fabian Mengel statt: Die Wiederentdeckung vernachlässigter Sorten, aber in der trockenen Version. Gutes Beispiel dafür ist die Scheurebe, einst halbtrocken und damit klebrig und süß, wird jetzt von Fabian Mengel und anderen Winzern durchgegoren und trocken präsentiert.
Dieser komplette Wandel kommt derzeit eher bei der Fachwelt und Kennern an und wird beim Konsumenten noch zögerlich verfolgt. Eine gute Gelegenheit die Weine von Zimmer-Mengel kennenzulernen bietet die Straußwirtschaft, die inmitten der Spitzenlage Adelpfad liegt.
Den wahrscheinlich folgenreichsten Wechsel von der alten zur jüngeren Generation hat es beim Weingut von Oetinger in Eltville-Erbach im Rheingau gegeben, denn kaum sonst wo war der Schnitt so gewaltig und das Ergebnis derart überraschend. Der damals 40 Jahre alte Achim von Oetinger ging sehr konsequent mit seinen frischen und mutigen Ideen an den Start und zählt inzwischen zu den spannendsten Winzern in Deutschland.
Als er vor über neun Jahren das Weingut seines Vaters übernahm wollte er um jeden Preis die Qualität verbessern. Mit dem Ergebnis, dass das Weingut im ersten Jahr fast alle Kunden verlor.
„Geschmack lässt sich nicht ausrechnen“ – Achim von Oetinger
„Früher wurden alle Trauben verwendet, auch die, die auf dem Boden herumlagen und faul waren“, erinnert sich Achim von Oetinger. Zur Steigerung der Qualität sind längst Selektion und Handlese selbstverständlich, ebenso geringe Erntemengen bis runter zu 20 Hektoliter pro Hektar.
Das berühmte Zuckerschwänzchen im Wein ist Geschichte, ausgesprochen geringe 1 bis 3 Gramm Restzuckergehalt geben ein trocknes puristisches Geschmacksbild. Während andere Winzer dem Wein bei der Vergärung eine Maischestandzeit von wenigen Stunden geben, gönnt ihnen von Oetinger bis zu sechs Tagen. Dadurch werden möglichst viele Aromastoffe aus den Beerenhäuten gezogen. Das setzt gutes reifes Lesegut voraus, denn es kann nur das extrahiert werden, was sich auch in der Traube befindet.
Achim von Oetinger erntet „rein nach Gaumen“ und benutzt keine Messgeräte und andere Helfer. „Geschmack lässt sich nicht ausrechnen“, meint er und verlässt sich ganz auf den eigenen. Er war auch der erste Winzer, der seine Kollektion komplett auf Schraubverschluss umstellte: „Ich will mir doch durch schlechte Korken nicht die ganze Arbeit und den Wein kaputt machen.“
Der Vater, so erinnert sich Achim von Oetinger grinsend, wäre wegen dieser drastischen Veränderung Amok gelaufen. Den langsam ansetzenden Erfolg und die hervorragenden Ergebnisse hat der Vater nicht mehr erlebt.
Obwohl Achim von Oetinger zu den Topwinzern zählt, ist sein Weingut außerhalb der Fachwelt immer noch ein Geheimtipp. Der eigentlich mit vollem Namen Detlev Ritter und Edler von Oetinger heißende Betrieb steht für eine Aufbruchstimmung im Rheingau, wo man sich viel zu lange auf den Lorbeeren ausgeruht und ausgetrampelte Pfade kaum verlassen hat. Es muss wohl erst so ein handfester Typ mit starkem Willen kommen, damit wieder Spuren sichtbar werden.
Den fast schon zur Modebanalität verkommenen Begriff Mineralität mag man beim Thema Wein schon nicht mehr hören, doch beim Riesling „Mineral“ von Oetinger macht er Sinn. Einen Wein ohne Chi-Chi-Aromatik nennt ihn der Winzer. Er ist geradlinig, sauber, harmonisch, saftig, zupackend und trinkfreudig.
Wie bei allen Oetinger-Weinen gilt: Sie wollen nur denen gefallen, die sie erkennen. Das trifft für die Gutsweine, die Rieslinge und Weißburgunder zu. Und noch mehr für den Lieblingsgutswein von Achim von Oetinger, den „Jott“ aus 55 Jahre alten Rebstöcken. Sie alle machen niemals satt oder ermüden die Zunge und erzeugen stets Lust auf mehr. Wenn die Basis nicht stimmt, braucht man sich erst gar nicht nach oben zu trinken.
Beim Weingut von Oetinger machen die Zechweine schon Spaß, wobei die sogenannten Ersten Gewächse und Großen Gewächse das Prädikat Weltklasse erreichen können. Der famose, extraktreiche und delikat kräuterwürzige Riesling Siegelsberg GG 2011 ist ein Ekstase-Elixier – faunisch, finessenreich, tiefgründig.
Sehr viele der Oetinger-Weine lassen sich auch gleich in der Gutsschänke zu meist mediterranen und mitunter regionalen Gerichten zu erstaunlich netten Preisen trinken. Das kann leicht in ein Bacchanal münden, weshalb man sich über das benachbarte und hübsche Oetinger-Hotel als sicheres Ruhekissen freuen sollte.
„No Sex, Drugs & Rock ́n Roll just Riesling.“ – Christian Hirsch
Originelle Etiketten und ungewöhnliche Namen spielen bei vielen Winzern eine immer größere Rolle, da sie als Marketinginstrument Aufmerksamkeit erregen und den Umsatz ankurbeln können. Bei Christian Hirsch heißen die Topweine Großes Geweih und spießen damit die Klassifizierung Großes Gewächs auf.
Das Weingut Hörner hat auch null Bock auf klassische Einteilungen und nennt sich lieber nach Hornvieh, wobei der „Horny Rosé“ ein schönes Wortspiel ist. Die Flaschenetiketten vom Gut Emil Bauer waren schon immer frecher als andere: „No Sex, Drugs & Rock ́n Roll just Riesling.“
Solche Späßchen funktionieren aber auf Dauer nur, wenn der Inhalt auch stimmt, wie bei den hier genannten. Unter dem Verbund „Generation Riesling“ haben sich junge forsche Winzer mit neuen Ideen zusammengefunden und wollen gegen eingefahrene Hierarchien und eingestaubte Muster mit Heiterkeit aufmucken. Der Slogan von Christian Hirsch lautet kurz und deutlich „Hirsch ist Wild“, mit dem er 13 verschiedene Weine präsentiert.
Seinen Trollinger „Großes Geweih“ empfindet er persönlich als „rebellisch“. Jedenfalls gerät bei ihm dieser Rote ausdrucksvoll und liegt weit über dem gewohnten Rebensaft dieser Spezies. Dies gilt auch für den Lemberger, den der schwäbische Nachwuchswinzer mit Statur versehen hat.
Sein Cabernet Sauvignon ist nur in sofern international, dass er international mithalten kann. Bestseller ist die Cuvée „Rot & Wild“, eine saftig-samtige, würzige und sehr ausbalancierte Verschmelzung aus Lemberger, Merlot und Cabernet, die aus dem Glas heiter zwitschert und gute Laune macht.
Über die 7,50 € dafür darf man sich ebenfalls freuen. Kein flacher Terrassen-Tropfen, sondern ein konzentrierter, zupackender, frischer Sommerwein ist der Rosé Saignée, der das Zeug zum Platzhirsch hat.
Bei der „Generation Riesling“ sind nicht nur Rieslinge zu finden. Es fehlen auch viele der etablierten Weingüter. Aber man trifft gerade dort bei den Verkostungen einige interessante Newcomer. Etwa Weinreich aus Rheinhessen, der mit seinem Riesling-Gutswein eine hochsolide Basis zeigt.
Lisa Bunn aus Nierstein erzeugt mit ihren Weinen vom Roten Hang recht spezielle Rieslinge. Der Niersteiner offenbart frische Apfelnoten und schöne Kräuterwürze, während der Dienheimer Riesling aparte Noten von Fenchel und einen Hauch Minze aufweist. Das Weingut Sinß von der Nahe gehört schon zu den bekannten Entdeckungen und kann mit dem einfachen Riesling ebenso überzeugen, wie mit dem Riesling Römerberg.
Bei den Veranstaltungen der „Generation Riesling“ geht legerer als sonst zu, es wird nach der Verkostung noch ein DJ eingesetzt und Platz zum Tanzen gelassen. Besonders gut aber: Alle Weine stehen den ganzen Abend über gut gekühlt zum Nachverkosten oder einfach nur munter trinken parat.
Die „Generation Riesling“ wurde vom Deutschen Weininstitut ins Leben gerufen und zählt heute über 500 Mitglieder. Die Winzer sind nicht älter als 35 Jahre alt und touren mit ihren Verkostungen durch ganz Deutschland. Man möchte das mitunter zu formell und verstaubt präsentierte Thema Wein fröhlicher und anregender präsentieren.
Der Trend zu Natur- und Orange-Weinen hat nahezu weltweit um sich gegriffen und erreicht nun auch Deutschland. „Orange“ wird neben Rot, Weiß und Rosé auch als vierte Weinfarbe bezeichnet. Diese Weine bestehen aus weißen Trauben und erhalten durch einen langen Kontakt mit den Traubenschalen, der Maische, eine Orange- oder Bernsteinfarbe.
Viele naturberauschte Winzer bauen ihre Weine aber auch oxidativ aus und lagern sie in Amphoren oder luftdurchlässigen Holzfässern, was zu einem ähnlichen Ergebnis führt. Außerdem werden diese Weine ohne chemische Zusätze, Hefen, Enzyme oder Zuckerbeigabe unfiltriert erzeugt.
Beim Essen wäre das Gegenstück dazu vielleicht bei den Veganern auszumachen – und ähnlich wie dort, gibt es nur ganz wenige geschmacklich überzeugende Ergebnisse. In eine verwandte Kategorie gehören die Natural Wines, die biologisch/biodynamisch und mit keinen oder so wenig wie möglich Zusatzstoffen hergestellt werden.
Orange Wines und Natural Wines findet man weniger auf den Weinkarten und eher in Szenelokalen und Weinbars. Unter dem Bio-Etikett lässt sich vieles gut verkaufen, selbst wenn der Geschmack flau ist. Naturwein will vielleicht auch weniger gefallen und versucht Charakterstärke zu beweisen, in dem er sich als urtümlich und unverfälscht zeigt.
„Naturweine bewahren die Ruhe, tricksen oder retuschieren nicht.“ – Christian Lebherz
Unter den Naturweinen gibt es aber zu viele, die ein geschmackliches Desaster auslösen und mehr einer ältlichen Gemüsesuppe gleichen, wobei Fehltöne von den Winzern als naturgegeben fast schon erwünscht zu sein scheinen.
Christian Lebherz hat sich mit seinem Geschäft „Cool Climate“ auf der Berliner Straße in Frankfurt auf „Naturweine“ spezialisiert. Für ihn sind coole Weine solche, „die Ruhe bewahren, nicht tricksen, aufdonnern oder retuschieren“. Einer seiner Favoriten ist das Weingut Carl Koch aus dem rheinhessischen Oppenheim. Ein gutes Beispiel für einen wirklich ursprünglichen, knackigen straffen Riesling – vom einfachen Landwein bis zum Lagenwein Sackträger „R“. Im Grunde arbeiten die guten Winzer ohnehin so naturnah wie möglich und tragen dem allgemein gestiegenen Umweltbewusstsein längst
Rechnung, in dem sie unter anderem auch selbstredend auf den Unkrautvernichter Glyphosat und andere Gifte verzichten. Die junge Winzer-Generation denkt und arbeitet sehr bewusst, lässt sich aber nicht immer als „Bio-Betrieb“ zertifizieren, da dies mit bürokratischem und finanziellem Aufwand verbunden ist.
Victoria Lergenmüller stellt ihren Betrieb komplett auf biologische Bewirtschaftung um. Die 25 Jahre alte Winzerin verantwortet erst seit dem Jahrgang 2012 das pfälzische Weingut Sankt Annaberg. Dieses war ziemlich abgwirtschaftet und musste fast zehn Jahre lang wieder aufgepäppelt werden. Allein der Riesling Burrweiler Schäwer zeigt, welches Potential hier heranwächst. Victoria Lergenmüller ist eine von zahlreichen starken Newcomern. So viele Hoffnungsträger mit eigenen und eigenwilligen Ideen hat es nie zuvor in Deutschland gegeben.
Weinempfehlungen
Oliver Donnecker
Restaurantleiter & Sommelier, Heimat (Frankfurt)
Der Riesling vom Weingut Haack in Burg Layen an der Nahe ist uns besonders aufgefallen. Wir haben den trockenen Riesling Alte Reben 2015 im offenen Ausschank, da wir besonders die pikante Würze, gepaart mit mutig rassiger Säure schätzen. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Riesling sehr gut entwickelt, im Moment zeigt er sich saftig mit enormem Zug.
Im Rotweinbereich ist einer unserer langjährigen Favoriten der Winzerhof Thörle in Saulheim in Rheinhessen, insbesondere die trockene Cabernet Sauvignon & Merlot Réserve 2014. Wir mögen diese Cuvée aufgrund der vielseitigen Einsetzbarkeit als Speisenbegleiter: Frucht und Holzwürze sind gekonnt balanciert, immer mit einer Spur Säure auf trinkiger Frische abgestimmt.
Stefan Allgaier
Patron der Restaurants Allgaiers (Frankfurt & Königstein) und Grünen Gans (Kronberg)
Axel Neiss, Weingut Ludi Neiss, Kindenheim, Pfalz. 2015 „Bockenheim“, Grauburgunder trocken, ein Wein mit angenehmer Würze, leicht spicy, Zitronengras, Mandel, wenig Säure, guter harmonischer Essensbegleiter.
Hans Hengerer, Weingut Kistenmacher & Hengerer, Heilbronn, Württemberg. 2013 Lemberger trocken, der „Blaufränkische“ aus Württemberg, Brombeere, Kirsche, gute Reife und Spaß im Glas.
Pit Punda
Restaurantleiter & Sommelier, Zur Golden Kron (Frankfurt)
Der Spätburgunder Kaliber 48 aus dem Jahr 2013 von Simone Adams aus Ingelheim: Große Aromen-Vielfalt mit Anklängen von Bündnerfleisch, Marzipan, Waldbeeren, Rosenblüten, Kakao und Kirsche. Am Gaumen zeigt er sich kraftvoll und vielschichtig. Seine stabile Fruchtsäure gibt ihm belebende Frische und Länge.
Chat Sauvage in Geisenheim-Johannisberg im Rheingau ist ein außergewöhnliches Weingut, der Chardonnay „Clos de Schulz“ 2014 liefert ein herausragendes Ergebnis. Ein Rheingauer Chardonnay im Stil eines hochwertigen Burgunders. In der Nase zeigen sich unter anderem Aprikose, Zitrone, Mirabellen und feine Karamellnoten. Ein beeindruckend weicher Lauf über den Gaumen mit elegantem Barriqueeinsatz und zarter Mineralität. Viel Wein fürs Geld.
Milica Trajkowska und Matthias Scheiber
Betreiber der Restaurants Weinsinn und Gustav (Frankfurt)
Wir favorisieren derzeit das rheinhessische Weingut Braunewell und seinen trocknen Grauen Burgunder „Teufelspfad 14/2“ 2015, aus dem Holzfass mit einem ca. 20% Orangeanteil. Hochkomplexer Wein, der trotz seines außergewöhnlichen Charakters einen hohen Spaßfaktor und Trinkfluss mitbringt.
Bei den Rotweinen beeindruckt Simone Adams aus Ingelheim mit ihrem 2014 Spätburgunder „15/3“ trocken. Ein besonderes Fass aus der Reihe „Kaliber 36“, das einzige aus Akazienholz, hat uns so gut gefallen, dass wir es uns als Solisten abfüllen ließen. Tendiert sehr in Richtung Burgund.
Helgo Karrer
Weinberater & Weinhändler (Dreieich)
Der trockene Weißburgunder Landschneckenkalk 2015 der süd-pfälzischen Jungwinzerin Katrin Wind ist ein finessenreicher Wein mit großem Spaßfaktor und enormen Trinkfluss, braucht viel Luft, gewinnt aber dadurch an Aromen und Vielfalt.
Der elegante und fruchtige sowie trockene Frühburgunder aus dem Jahr 2014 von Katrin Wind bereitet durch seinen Schmelz und durch seine Kraft Trinkfreude pur.
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