Ob wilder Wiesen-Mix oder romantisches Rosen-Bouquet – Blumen zaubern jedem Menschen ein Lächeln ins Gesicht. Hatten Sträuße früher meist eine straffe und kompakte Form, sind der Fantasie moderner Floristen keine Grenzen gesetzt. Nicht wenige entwickeln ihre ganz eigenen Blumen-Philosophien. Wir haben Traditionsunternehmen und Newcomern in Frankfurt und der Region über die Schulter geschaut. Staunen Sie über florale Kompositionen, in die es neben Orchideen, Gerbera und Lilien durchaus auch Unkraut, Äste und Kräuterstängel schaffen können. Lassen Sie sich überraschen: Hier blüht Ihnen was!
Wo Blumen blühen, lächelt die Welt, heißt es. Ihre Vielfalt, Schönheit und Ästhetik machen glücklich. „Ich male Blumen, damit sie nie sterben müssen“, sagte Künstlerin Frida Kahlo. Und tatsächlich: Bereits Gemälde und Fotos von Blumen sorgen beim Betrachten für zwanzigmal positivere Stimmung. Kein Wunder, dass ein echter, duftender Blumenstrauß regelrechte Glücksschübe auslösen kann. „Es gibt Zeiten, in denen eine Rose wichtiger ist als ein Stück Brot“, wusste bereits der feinfühlige Lyriker Rainer Maria Rilke.
Gerade in tristen, schwierigen Zeiten können Blumen wie ein Antidepressivum wirken: Ihr positiver Einfluss auf das menschliche Gehirn ist wissenschaftlich erwiesen. Schon ein einziges Gänseblümchen vermag es, uns aufzumuntern. Blumen beruhigen, in ihrer Nähe fühlen wir uns weniger gestresst. Ihre Sprache ist universell, ihre emotionale Kraft brachte Johann Wolfgang von Goethe in einem wundervollen Satz zum Ausdruck: „Blumen sind die schönsten Worte und Hieroglyphen der Natur, mit denen sie uns andeutet, wie lieb sie uns hat.“
Es grünt so grün
Natürlichkeit und Nachhaltigkeit ist im zeitgemäßen Blumenhandel selbstverständlich. Exoten in ihrer herrlichen Farben- und Formenpracht, die uns früher in den Blumenläden die Augen übergehen ließen, sind nicht mehr die einzigen Objekte der Begierde. Akzente werden auch mit Kräuterstielen, Eukalyptuszweigen, Rosmarinstängeln, natürlich gewachsenen Ästen oder einfachen Gräsern gesetzt. Wie bei Blumen-Ursprung im Oeder Weg: „Es gibt heute viel mehr interessante Grünformen als früher. Natürlich gewachsenes Grün bringt Schwung in jeden Blumenstrauß“, sagt Christoph Ursprung, der das 1937 gegründete Unternehmen in dritter Generation führt. „Ein Blumenstrauß soll möglichst natürlich aussehen. Moderne Sträuße wirken wie frisch von der Wiese gepflückt.“
Und es müssen noch nicht mal unbedingt Blumen dabei sein: „Eine Handvoll Stiele Eukalyptus oder Rosmarin in einer Vase sieht wunderschön aus und verbreitet einen tollen Duft. Manche Kunden stellen sie deshalb gerne ins Badezimmer.“ Das Corona-Jahr hat im kinderreichen Nordend übrigens einen neuen, interaktiven Blumen-Trend hervorgebracht: „Die Menschen möchten ihre Blumenarrangements immer öfter selbst gestalten. Sie haben mehr Zeit, kommen mit ihren Kindern, wählen gemeinsam die Blumen aus. Zu Hause werden das Gestalten und Dekorieren zum Familien-Event.“
Der Blumen-Mix macht‘s
„Früher hat man Themen-Sträuße gebunden. Heute ist man viel freier“, sagt Meisterflorist Heiko Bleuel, der sich mit außergewöhnlichen Arrangements nicht nur im Westend einen Namen gemacht hat: Elegante Ecuador-Rosen mit Margariten und Löwenzahn, fröhliche Wiesenblumen mit edlen Orchideen und Mimosen – der besondere Mix ist seine Passion. Ein Laden-Bummel bei Blumen-Bleuel im Grüneburgweg ist ein bisschen wie ein Galeriebesuch: Eine bewusste Auswahl an Blumen, farblich aufeinander abgestimmt und Woche für Woche wechselnd, edle Leuchten und Vasen, hochwertige Duftkerzen, Grußkarten und Objekte sind spannend in Szene gesetzt. „Ein guter Florist kann auch Inneneinrichtung“, sagt Bleuel, der in seinen 35 Berufsjahren an zahlreichen Magazinen, Büchern und Fotostrecken mitgearbeitet hat, sich intensiv mit Kunst und Interior-Design beschäftigt. Als Gestalter mit Schwerpunkt Blumen kennt er nicht nur seine Kunden, sondern auch ihre Einrichtungen und Vasen, für die er immer neue, spektakuläre Kreationen zaubert. Bleuel liebt es, zu experimentieren: Zum Beispiel mit kolorierten Vogelfedern, die er zu farbenprächtigen Kränzen verarbeitet.
Handwerk und Leidenschaft
Deckenhohe Pflanzen in mondänen Bodenvasen. Meterlange Paradiesvogelblumen, sogenannte Strelitzien. Ein Grapefruitbaum mit glänzend dunkelgrünen Blättern, der leuchtend gelbe Früchte trägt. Bezaubernde Mohnblumen aus Italien, Rosen aus Kenia und Ecuador. Bei Blütesiegel fühlt man sich ein bisschen wie in einem botanischen Garten. Der Laden in der Mörfelder Landstraße hat sein ganz eigenes, elegantes Flair.
Die Meisterfloristen Caroline Rankers und Felix Geiling-Rasmus, Gewinner zahlreicher Floristen-Wettbewerbe, legen großen Wert auf Handwerkskunst, sowohl bei den besonderen Gefäßen aus der Manufaktur als auch in der herausragenden Floristik: Die Liebe und Leidenschaft für Pflanzen und Natur ist hier in jedem Winkel spürbar. „Ein schönes Zuhause ist in schwierigen Zeiten wertvoller denn je“, sagt Caroline Rankers: „Wenn man von schönen Blumen umgeben ist, ist man gleich besser drauf.“ Und so tragen zahlreiche Kunden nicht selten ganze blühende Kunstwerke zur Tür hinaus.
Blumen, Wein, Delikatessen
Eine duftende Blumenoase auf der Freßgass‘ lässt Passanten den Alltag für einen Moment vergessen – egal ob sie geschäftig vorbeieilen oder genussvoll Flanieren. Vor dem Ladengeschäft der Meister Group wirbelt Floristin Rebecca Tezsay zwischen Blumen und Deko-Objekten umher: „Hier kann keiner einfach so vorbeilaufen. Der Stand ist wie eine Bühne“, strahlt sie. Für ganz Eilige gibt es fertig gebundene Sträuße, viele schauen auch gern beim Binden zu. Wer selber kreativ werden will, für den bietet Meister unterschiedlichste Workshops an: Die Teilnehmer gestalten Blumensträuße, Gestecke, Adventskränze, auch Kopfkränze für Junggesellinnen-Abschiede. In Verbindung mit einem exklusiven Wine-Tasting sind die Workshops bei Meister besonders beliebt. Meister steht nämlich auch für seltene Weine und Delikatessen.
Farbharmonien und Kontraste
„Wenn das Farbbild harmonisch ist, dann ist erstmal unerheblich, aus welchen Blumen es besteht“, sagt Frank Böhning, und seine kunstvollen Blumen-Kreationen erinnern tatsächlich auch schon mal an Gemälde alter holländischer Meister. Der Meisterflorist aus Königstein bezeichnet sich als „absoluten Farbenmensch“, die klassische Farb- und Formenlehre bildet die Basis seiner üppigen Arrangements. Heimische und exotische Blumen sind der Werkstoff, mit dem er sich intensiv auseinandersetzt: „Harmonien und Kontraste sind das A und O. Die Schwierigkeit liegt darin, verschiedene Farben, Formen und Strukturen in Einklang zu bringen, um Spannungen zu erzeugen. Das gelingt nur, wenn man diesen Beruf erlernt hat“, ist Böhning überzeugt – simple Sträuße könne man an jeder Straßenecke kaufen. Bei Blumen-Böhning im Laden hingegen kann man sich an Farbharmonien nicht sattsehen: Pinke Orchideen an orangefarbenen Nelken, zartgelbe Ranunkel in goldfarbenen Väschen – alles ist in Bewegung, fließt zusammen. Mit außergewöhnlichen Vasen und Deko-Elementen als Highlights und besondere Hingucker.
Box statt Vase
Duftende Blumenboxen direkt ins Haus: Alyona Eckert und Annabell Lileiko von Femme Florale fertigen in ihrem Atelier in Bad Homburg liebevolle Bouquets in nachhaltigen, schmucken Boxen. Bestellungen werden über Instagram und den Webshop aufgenommen, jedes einzelne blühende Kunstwerk persönlich zum Kunden gebracht. Die Emotionen und das positive Feedback beim Überreichen seien immer wieder ein großartiges Gefühl: „Egal, ob die Empfängerin das Bouquet selbst bestellt hat oder es als Überraschungs-Geschenk erhält: Wir erleben jedes Mal Freude pur!“
Tatsächlich beschenken sich viele Frauen mit den femininen Blumenboxen selbst. Manche im Abonnement, das Woche für Woche eine neue, frische, überraschende Blumenpracht im Haus garantiert. Bella: „Wir lassen uns inspirieren von weltweiten russischsprachigen Social-Media-Kanälen. In Russland ist es völlig normal, opulente Blumenmeere zu verschenken, dazu braucht es keinen besonderen Anlass. Einfach mal so 300 Rosen zum Wochenende sind keine Seltenheit. Für solche XXL-Sträuße gibt’s hier ja noch nicht mal Vasen.“ Wundern tut das die jungen Unternehmerinnen mit russischem Hintergrund allerdings nicht: „In Deutschland wachsen Kinder mit dem Lied ‚99 Luftballons‘ auf. In Russland ist es das Lied ‚Eine Million Rosen‘!“
Dabei müsse es gar nicht immer megapompös sein, auch Unkraut könne man schön zurechtmachen. Derzeit sind Bouquets von Rainbow-Schleierkraut die Objekte der Begierde. In Regenbogenfarben entfaltet Schleierkraut, früher fast ausschließlich schmückendes Beiwerk für Rosensträuße, eine zauberhafte, spielerische Magie. Für diesen Effekt werden die ursprünglich weißen Blumen in farbiges Wasser gestellt, nehmen so die Tinte auf. Sich mit Blumen zu umgeben, so die Freundinnen, sollte kein Luxus sein, den man sich nur zu besonderen Anlässen gönnt. Alyona: „Blumen sind dazu da, uns Tag für Tag Freude zu bereiten.“
Hier gibt’s die besten Blumen in Frankfurt und Region
► Blumen Meister
Große Bockenheimer Straße (Freßgass‘), Frankfurt Innenstadt
blumen-meister.com
► Blumen-Ursprung
Oeder Weg 77, Frankfurt, Nordend
► Heiko Bleuel
Grüneburgweg 90, Frankfurt Westend
www.heikobleuel.de
► Blütesiegel
Mörfelder Landstraße 106, Frankfurt Sachsenhausen
www.bluetesiegel.de
► Blumen-Böhning, Königstein
Hauptstraße 1, Königstein
www.blumen-boehning.de
► Femme Florale
femmeflorale.de
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