Beim Sommerempfang der Wirtschaftsförderung feierte sich Frankfurt für Rekord-Steuereinnahmen. Doch zwischen Sekt und Stadionblick mischte sich ein langer Werbeblock. Eine irritierende Spielunterbrechung.
Inhalt
Wer braucht schon eine Kühltruhe, wenn er einen Lucid fährt? Im vorderen Kofferraum der Elektrolimousine badete der Weißwein im Eis, während eine Kellnerin perlende Gläser reichte. Willkommen beim Sommerempfang der Frankfurter Wirtschaftsförderung, wo in diesem Jahr selbst der Aperitif einen Sponsor hatte.
Exklusiver Treffpunkt der Frankfurter Wirtschaft
Der Weg führte durch die Tiefgarage des Deutsche Bank Parks, vorbei am prickelnden Empfang und hinauf in die Adler Business Lounge mit Blick auf 60.000 verwaiste Sitzplätze. Hier, wo sonst die Eintracht kämpft, traf sich die erste Garde der Frankfurter Wirtschaft. Zwischen offener Bar und Hotdog-Stand balancierten die Spitzenvertreter von Mercedes, Siemens und Fraport Sektglas und Small Talk, während die Gäste tuschelten, dass es selbst für die VIPs noch einen eigenen VIP-Bereich gab. Die Loge in der Loge.

Rekord bei Gewerbesteuer und Kritik am Sponsoring
„Heute gehört das Spielfeld uns, wie es sich für die Frankfurter Wirtschaft gehört“, rief Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst den Gästen zu. Ein passendes Bild, denn die Kassen sind voll. Rund 3,2 Milliarden Euro an Gewerbesteuer spülte die Wirtschaft 2024 in die Stadtkasse, zum vierten Mal in Folge ein Rekord. Umso erstaunlicher die anschließende, 45-minütige Spielunterbrechung: Ein Werbeblock der Sponsoren, der manchen Gast irritiert die Augenbrauen heben ließ. Muss eine Stadt, die in Geld schwimmt, ihre Gäste mit Werbung berieseln, nur um den Etat für einen Empfang zu schonen?
Künstliche Intelligenz als Zukunftsfaktor für Frankfurt
Nach dem kommerziellen Intermezzo ging es um die großen Themen. Gerald Podobnik, Finanzchef der Unternehmens- und Investmentbank der Deutschen Bank, warnte in seiner Keynote davor, bei der Künstlichen Intelligenz den Anschluss zu verlieren. Sein Appell: „Entweder wir gestalten die Spielregeln aktiv mit, oder es wird nach den Regeln anderer gespielt – wahrscheinlich derer aus Silicon Valley.“
Spielregeln aufstellen, Pläne für die Zukunft schmieden. Bei Wein und Visitenkarten ging der Austausch bis in den späten Abend weiter. Am Ende war klar: Frankfurt will die Spielregeln für die Zukunft selbst schreiben. Ein ambitionierter Plan. Vor allem für eine Stadt, deren Halbzeitansprache schon jetzt der Hauptsponsor hält.
