Coronapandemie, Klimakrise, Ukraine-Krieg, verunsicherte und gestresste Eltern – all das belastet Kinder enorm. Bei ihnen haben Angst und depressive Symptome stark zugenommen. Die Anna von Gierke-Stiftung will mit ihren Projekten in Frankfurt und Hamburg die jungen Menschen befähigen, Konflikte zu verarbeiten. Wir sprachen mit Melanie Kühlborn-Ebach, zweite Vorsitzende des Vorstands.
Ein gerade begonnenes sozialpädagogisches Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, die generationsspezifischen Erlebnisse über ein Improvisationstheater künstlerisch-kreativ zum Ausdruck zu bringen. Ein solches Projekt wurde dazu am Adorno-Gymnasium ins Leben gerufen. Gefühle, Gedanken und seelische Erschütterungen werden über den Einsatz audiovisueller Szenen zugänglicher. Sehr unterschiedliche Welten begegnen sich. Ukrainische und deutsche Jugendliche können ihre Erfahrungen austauschen und sich verstehen lernen.
Anna von Gierke-Stiftung will Psyche der Kinder stärken
Im Laufe des Schuljahres ergibt sich aus den Schnipseln einzelner Videoaufnahmen ein Film, der erst am Ende einen Titel erhält. Filmen als Mittel zur Überwindung von Sprachlosigkeit und zur Förderung von Selbstbestimmung und Partizipation – das sind die Leitgedanken des Leuchtturmvorhabens. Das Improvisationstheater soll auf den gesamten Stadtraum erweitert werden, fernab vom normalen Schulbetrieb. Man arbeitet auch mit dem Jugendbüro Sachsenhausen zusammen, das vom Evangelischen Verein für Jugendsozialarbeit getragen wird.
So können sie Kinden und Jugendlichen helfen
So sehr sich die Anna von Gierke-Stiftung auch einsetzt, ohne Unterstützung ist das Hauptziel – die Verbesserung von Präventions- und Früherkennungsmaßnahmen für Kinder mit psychisch erkrankten Eltern – nicht erreichbar.
„Wichtig ist generell, dass die Mädchen und Jungen mit Gleichaltrigen zusammenkommen und ihre Sorgen und Nöte artikulieren können“, meint Melanie Kühlborn-Ebach, die zweite Vorstandsvorsitzende der gemeinnützigen Stiftung. Bewältigungsstrategien sollen im Mittelpunkt stehen.
Corona war ein Einschnitt für Kinder und Jugendliche
Etliche neue Projekte seien angestoßen worden, sagt die hauptberufliche Finanzexpertin, die sich seit Jahren ehrenamtlich für die 1994 gegründete Stiftung engagiert. „Dazu kommt natürlich unsere Langzeitaufgabe, die Kinder und Jugendlichen von psychisch kranken Eltern zu unterstützen.“ Da habe man beispielsweise mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf gut zusammengearbeitet,
Gravierend seien die Folgen der Corona-Pandemie für junge Menschen gewesen. Kürzlich erst hat die Bundesregierung mitgeteilt, dass 73 Prozent durch die Einschränkungen in der Hochphase von Covid-19 erheblich belastet worden seien. Die Anna von Gierke-Stiftung hat ähnliche Erfahrungen gemacht und deshalb „Anna & Friends“ initiiert, wo man über die Erlebnisse in dieser Zeit sprechen konnte. Sportliche Aktivitäten und die Treffen mit Freunden waren weggefallen. Dafür hatte sich der Konsum sozialer Medien erhöht. Unregelmäßige Schlafzeiten und ungesunde Ernährung verstärkten die Probleme der Jugendlichen.
Anna von Gierke-Stiftung will Fundraising ausweiten
„Wir wollen auf vielfältige Weise helfen, dass Schülerinnen und Schüler aus dem emotionalen Tal herausfinden und sich wieder wohlfühlen können“, resümiert Kühlborn-Ebach, selbst Mutter von drei Kindern. Die unterschiedlichen Projekte, die von kompetenten Fachleuten begleitet werden, kosten natürlich Geld.
„Wir wollen auf vielfältige Weise helfen, dass Schülerinnen und Schüler aus dem emotionalen Tal herausfinden und sich wieder wohlfühlen können“ – Melanie Kühlborn-Ebach, Anna von Gierke-Stiftung
Früher konnte die Anna von Gierke-Stiftung mit Zinsen eine sichere Rendite erzielen. „Heute müssen wir vor allem Spender finden,“ stellt Melanie Kühlborn-Ebach fest. „Gott sei Dank gibt es immer wieder großzügige Unterstützer wie zuletzt Dr. Slomka vom Vermögensverwalter Hansen & Heinrich, Susanne Steinmann von der Quirin Privatbank und Dr. Dr. Nico Laube und Dr. Daniel Groisman vom MKG Bethanien.“ Ein Golf- und ein Tennisturnier seien geplant mit Startgeldern, die dem guten Zweck zugeführt werden.
Neuer Vorstand bei Anna von Gierke-Stiftung
Auch der Vorstand ist mittlerweile neu gewählt. Vorsitzender bleibt der Psychoanalytiker Christoph von Gierke, dessen Vorfahrin Anna von Gierke der Stiftung den Namen gegeben hat. Sie gehörte zu den Pionieren der Sozialarbeit in Deutschland und hat ihr ganzes Leben der Kinder- und Jugendfürsorge und den Rechten der Frauen gewidmet.
Melanie Kühlborn-Ebach ist zweite Vorsitzende des Vorstands (Aufgaben: PR, Recht, Vermögensanlage). Weitere Mitglieder sind: die Ärztin und Therapeutin Eleni Evelpidis-Raab (inhaltliche Ausrichtung der Projekte), Eva Drews (Fundraising/IT), Anne-Katrin Czirwitzky (Marketing/Fundraising/Eventmanagement), Melanie Kellner (Marketing/Fundraising/Eventmanagement) und Asma Bouloukt (Projektleiterin).
▶︎ Weitere Informationen unter: www.avg-stiftung.org
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