Die Architekten Heide überzeugten mit ihrem nachhaltigen Entwurf für das „Millennium Areal“: Geplant ist unter anderem ein 288 Meter hoher Büroturm mit verglaster Aussichtsplattform, begrünten Dachterrassen und Energie aus Fotovoltaik-Anlagen. Von Jana Stäbener
Wenn alles nach Plan läuft, dann starten 2025 die Bauarbeiten für Deutschlands neusten und höchsten Wolkenkratzer – natürlich in Frankfurt. Dieser soll im Europaviertel auf dem sogenannten „Millennium Areal“ zwischen Osloer Straße und Hohenstaufenstraße realisiert werden. Mit 29 Metern Höhenunterschied wird der „Millennium Tower“ die Commerzbank als bisherigen Spitzenreiter der Frankfurter Skyline ablösen.
Schon im Oktober 2020 begannen acht renommierte Architekturbüros Entwürfe für das Areal zu entwickeln und reichten diese bei einem internationalen Wettbewerb der CA Immo Deutschland ein. Das Frankfurter Architekturbüro Ferdinand und Lorenz Heide konnte sich gegen die Konkurrenz durchsetzen und wurde bereits im August zum Sieger gekürt. Am vergangenen Montag gab die Stadt Frankfurt die Entscheidung bekannt und lobte in ihrer Pressemitteilung besonders die effiziente und nachhaltige Konstruktion des Gewinner-Entwurfs.
Nachhaltigkeit war wichtiges Kriterium für die Jury
Bereits in der Ausschreibung des Wettbewerbs machte die CA Immo, die bei diesem Projekt als Bauherr agiert, klar, dass eine ressourcenschonende und klimafreundliche Realisierung des Gebäudes hohe Priorität hat. Dazu gehören sowohl eine effiziente Bauweise, die Energie spart, als auch ein grünes Energiekonzept für die spätere Nutzung der Tower. „Wir möchten hier ein Gebäude sehen, das sowohl architektonisch ein Ausrufezeichen setzt und künftig als neue Benchmark für nachhaltige Gebäudeentwicklung gilt. Diese Aufgabenstellung hat Ferdinand Heide wie kein anderes Büro im Wettbewerb in hervorragender Form gemeistert“, erklärte Matthias Schmidt, Geschäftsführer der CA Immo Deutschland.
Heides Entwurf, der zwei verschieden große Tower präsentiert, setzt auf zweischalige Fassaden mit hinterlüfteten Prallscheiben, schützenden Jalousien und einer Isolierverglasung. Das angedachte Tragwerkskonzept benötigt bis zu 20 Prozent weniger Beton und Stahl als herkömmliche Bauweisen. Außerdem sollen rund 3500 Fotovoltaik-Module an Fassade und Dächern für bis zu 25 Prozent des anfallenden Strombedarfs aufkommen. Um beide Türme harmonisch zu verbinden, hat sich Heide etwas Besonderes einfallen lassen: Der größere Turm soll unten schmaler und mit der Höhe immer breiter werden. Durch diesen „Twist“ entsteht ein größtmöglicher Zwischenraum, der mehr Licht in die Gebäude lässt und die energetische Ausbeute der Fotovoltaik-Anlagen erhöht. Die Vorsprünge, die aufgrund der Breitenunterschiede entstehen, können zusätzlich begrünt werden und sorgen so für verbesserte Luftqualität.
200 öffentlich geförderte Wohnungen geplant
Während für den 288 Meter hohen Turm derzeit eine Mischung aus Büro- und gegebenenfalls Hotelnutzung angedacht ist, sind im kleineren, 175 Meter hohen Turm 500 Wohneinheiten geplant – davon 200 öffentlich gefördert. „Das Wettbewerbsverfahren hat ein hervorragendes Ergebnis geliefert, das im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Nutzungsmischung überzeugt – sogar in einer der Turmspitzen. Dass von den insgesamt rund 500 Wohnungen 200 öffentlich gefördert sind, kommt der sozialen Durchmischung des gesamten Quartiers zugute“, bewertet Planungsdezernent Mike Josef das Bauprojekt.
„Dass von den insgesamt rund 500 Wohnungen 200 öffentlich gefördert sind, kommt der sozialen Durchmischung des gesamten Quartiers zugute.“ – Mike Josef (Stadt Frankfurt)
In den unteren Geschossen beider Hochhäuser sollen Restaurants, Einzelhandel und Kantine Einzug erhalten. Auch eine Kindertagesstätte könnte hier untergebracht werden. Der Höhepunkt von Heides Entwurf befindet sich jedoch ganz klar in der obersten Etage: In 280 Meter Höhe stoßen Besucher hier auf eine gläserne „Skyhall“ mit Himmelstreppe, die als Aussichtsplattform oder auch als Veranstaltungsort genutzt werden kann.
Schon 2030 könnten wir von hier oben spektakuläre Blicke auf die Frankfurter Stadtmitte und das Mainufer genießen – wenn der Zeitplan von Stadt, Architekten und Baufirma aufgeht.