Es gibt sie noch, die guten, wahren und originalen Speisen und Produkte der Region. Zwar nicht an jeder Ecke. Doch immer mehr Gastronomen, Köche, Kelterer und Erzeuger offerieren Speisen und Produkte, die Frankfurt und dem Umland zur Ehre gereichen. Text: Barbara Goerlich Fotos: Michael Hohmann
Zur internationalen Gourmandise hat Frankfurts Küche außer den Frankfurter Würstchen keine durchschlagenden kulinarischen Produkte oder Gerichte beigetragen. Auch wenn das den Lokalstolz ein wenig trüben mag. Einige Besonderheiten bietet die Frankfurter Küche dennoch. Neben Grie Soß‘ und Handkäs’ ist es vor allem die neue entstaubte Ebbelwei Cuisine. Denn „die reine Lehre“, die in klassischen Apfelweinlokalen gepflegt wurde, ist heute so gut wie ausgestorben. Da wurde weder Bier noch Cola ausgeschenkt, durfte aus der Küche nur Gekochtes, nix Gebratenes kommen.
Solch eherne Grundsätze sind aus den traditionellen Kultstätten verschwunden, Zugeständnisse an den Publikumsgeschmack waren nötig. In den Apfelweinlokalen steht zwar noch immer das Klassikersortiment mit Gepökeltem und Gekochtem wie Haspel (Haxe), Schäufelchen (Schweineschulter), Leiterchen (Schälrippchen), Rippchen mit Kraut und Püree, Handkäs’ mit Musik (Handkäse mit Vinaigrette), Grie Soß’ (Grüne Soße), Würsten und der gesamten Frankfurter Schweinereien-Palette auf den Speisekarten. Doch neben dem Standardprogramm bereichern längst Salate und Saisonales wie Spargel, Pilze oder Wild das Küchenangebot.
Dem können sich auch die Klassiker der Ebbelwei-Cuisine nicht entziehen. Selbst im Gemalten Haus gibt’s längst Salat und anderen neumodischen Kram, der den Gründervätern und -müttern nie in die Küche gekommen wäre. Zudem hat eine neue Generation von Gastronomen und Köchen sich an die Neuinterpretation der eher deftigen lokalen Genüsse gemacht (siehe „Empfehlenswerte Lokale mit Frankfurter- und Regionalküche“).
Wenn der Brezelbubb dreimal klingelt
„Frankfurt stickt voll Merkwürdigkeiten“, befand schon Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe. Wenn es also im Apfelweinlokal auf einmal vernehmlich klingelt, kündigt sich weder eine Saalrunde noch ein Tinnitus an, sondern der Brezelbubb, eine für auswärtige Besucher exotische lokale Merkwürdigkeit. Schlängelt sich der Brezelbubb abends mit seinem Weidenkorb durch die Lokale, langen viele Gäste zu: bei frischen Brezeln, Salzstangen, gesüßten Haddekuchen (harter Kuchen) mit eingeritztem Rautenmuster und Magrönsche (Kokosmakronen).
Ein solcher Bubb ist dem Knabenalter selbstverständlich längst entwachsen und eine von den Gastwirten geduldete Institution – schließlich fördert er mit seinem Salzgebäck den Absatz des Stöffche. Oft noch, wenn die Küche bereits kalt – und zu – ist. „Ich bin froh, dass der Brezelverkäufer zu später Stunde noch mal kommt und den Gästen einen kleinen Snack bietet“, sagt Wirt Kay Exenberger vom Sachsenhäuser Exenberger Imbiss.
Produkt-Tipp
- Kornmayer, Evert (Author)
Frankfurter Brezelverkäufer haben eine lange Tradition. Früher gab es in Apfelweingaststätten nichts zu essen. Noch in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts schenkten die Wirte nur Apfelwein aus, ihre Vesper brachten die Gäste selber mit. Oder sie kauften bei den Brezelverkäufern.
Frankfurt an der Wurst?
Kommen wir zum ältesten und bekanntesten kulinarischen Erzeugnis der Mainmetropole, den Frankfurter Würstchen. Mögen böse Zungen behaupten, der Name unserer Stadt sei weniger durch Goethe als vielmehr durch das Würstchen bekannt geworden. Sei’s drum. Die Würstchen jedenfalls sind mehr als fünfhundert Jahre alt und treten noch immer ausschließlich paarweise auf; warum dem so ist, konnte übrigens noch niemand schlüssig beantworten. Erstmals erwähnt wird die Spezialität im Jahr 1487. Bei der Krönung Maximilians II. anno 1562 steckten sie als Füllung im Ochs? am Spieß und förderten „den Wohlgeschmack“ des Gerichts. Aus dem Jahr 1749 ist das erste gedruckte Rezept für Frankfurter
„Bratwürste“ überliefert, und 1852 legte die Metzger-Innung Frankfurt ein verbindliches Rezept fest. Das war notwendig, denn schon 1805 wurden sie in Wien kopiert – und heißen dort seither „Wiener Würstl“. Der Name „Frankfurter“ wurde dennoch in die Welt getragen, an Bord der Ozeanriesen eroberten sie die weite Welt. Und manches Frankfurter Hotel soll die Krisenjahre zwischen den beiden Weltkriegen vor allem dank des florierenden Handels mit Frankfurter Würstchen nach Übersee überstanden haben.
Erst 1929 wurde das Würstchen amtlich, als das Kammergericht in Berlin beschloss, die Bezeichnung „Frankfurter Würstchen“ sei eine Herkunftsbezeichnung: Seither haben allein die in Frankfurt und Umgebung produzierenden Unternehmen das Recht, ihr Erzeugnis „Frankfurter Würstchen“ zu nennen. Das schließt das angrenzende Neu-Isenburg mit ein: Dort stehen die großen „Frankfurter“ Fabriken. Alle anderen – auswärtigen – Metzger müssen ähnliche Kreationen „Würstchen Frankfurter Art“ nennen. Was sich in jedem Supermarkt überprüfen lässt.
Strenge Vorschriften regeln Zusammensetzung und Herstellung der Frankfurter Würstchen. Sie bestehen vorwiegend aus magerem Schinkenfleisch vom Schwein und werden in einem speziellen Verfahren mit Buchenholz geräuchert. Ob man sie in Senf oder geriebenen Meerrettich taucht, ist Geschmackssache. Fest steht nur, dass man sie mit der Hand isst. Egal, ob im Apfelweinlokal oder an feineren Adressen.
Produkt-Tipp
Seine Leberwurst hat den Fleischermeister Stephan Weiss berühmt gemacht. Er sollte sie aus Begeisterung für die damalige Luftschifffahrt Zeppelinwurst nennen. Dies wurde ihm gestattet: Am 15. März 1909 erteilte Ferdinand Graf von Zeppelin nach einer Verkostung die Genehmigung hierfür, „obgleich Seine Excellenz sonst jeder Reclame abhold ist – Ihnen ausnahmsweise gestattet, die bemusterte Wurst ‚Zeppelinwurst‘ benennen zu dürfen“. Fortan warb Weiss mit dem Slogan „Zum Abheben gut“ und einer Zeppelin-Abbildung auf dem Etikett für seine Leberwurst, die alsbald auch zur Bordverpflegung der Zeppeline gehörte. Heute wird die Zeppelinwurst von Metzgermeister Michael Ebert hergestellt, der in vierter Generation die gleichnamige Frankfurter Traditionsmetzgerei mit Filiale an der Fressgass führt.
An der Hanauer Landstraße hat mit Gref Völsings eine weitere Traditionsmetzgerei und Wurst-Kreationsstätte ihren Sitz. Hier wurde die heute legendäre und „einzigartige Gref-Völsings- Rindswurst“ erfunden. Ursprünglich hatte Metzgermeister Gref vor allem seine jüdische Kundschaft als Zielgruppe angepeilt. Doch seine Wurst holte bereits 1905 auf der Kochkunstausstellung eine Goldmedaille und ist seither in aller Munde. Vor dem Ladenimbiss an der Kreativmeile im Ostend kommt es jeden Mittag zum Verkehrsstau, wenn sich Hungrige aller Szenen hier das „Gedeck“ aus Brühe und Rindswurst einverleiben.
Sieben Kräuter für ein Halleluja
Seit fünf Jahren wird der berühmten Soße alljährlich auf dem Rossmarkt beim Grüne Soße-Festival gehuldigt. Festivalchefin Maja Wolff inszeniert rund um die Grüne Soße und die sieben Kräuter ein kulturell und kulinarisch mitreißendes Spektakel aus Kultur, Kulinarik und Komik, bei dem sich Frankfurts Gastronomen einen Wettbewerb liefern. Höhepunkt ist die Kür der besten Frankfurter Grüne Soße, die per Publikumsvotum gekürt wird. In diesem Jahr ging der Preis übrigens an den Tigerpalast.
Die Herkunft der grünen Soße liegt indes im Dunkeln, bis auf vage Hinweise auf eine italienische „Salsa Verde“, die Messegäste aus dem Süden an den Main gebracht haben könnten. Dass Goethes Mutter Aja die „Grie Soß?“ erfunden hat, kann jedoch in den Bereich der Legenden verwiesen werden. Nix war’s mit Goethe und der Grünen Soße. Er hat sie höchstwahrscheinlich gar nicht gekannt, geschweige denn jemals gegessen und zur Leibspeise erkoren. Goethe, der warmen Krautsalat mit Speck, Schwartenmagen, Teltower Rübchen, Wild und Artischocken schätzte, hat oft und viel übers Essen geschrieben. Hätte er da die Grüne Soße nicht ebenfalls erwähnt? Das fände Doris Hopp vom Goethemuseum Frankfurt nur logisch.
Produkt-Tipp
- Schick, Ingrid (Author)
Sie beschäftigt sich seit gut drei Jahrzehnten mit Goethe und hat nichts über Goethe und die Grüne Soße aufgespürt. Hätte Goethe die „Grie Soß?“ gekannt, hätte er sie sicher gemocht. Denn junges Gemüse war Goethe bekanntlich in vielerlei Gestalt lieb…. Ein verbindliches Rezept gibt es nicht, doch man hat sich auf sieben Kräuter geeinigt, die unbedingt dazu gehören: Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpernell, Sauerampfer und Schnittlauch. War sie früher ein reines Saison-Gericht mit Auftakt an Gründonnerstag, ist sie sie heute rund ums Jahr erhältlich. Beliebt vor allem zu Tafelspitz, gekochten Eiern, Schnitzeln oder als vegetarische Variante zu Pell- und Bratkartoffeln. Nach dem Handkäs hat auch die Grüne Soße beste Chancen, demnächst das EU-Gütezeichen „geschützte geografische Angabe“ (g.g.A.) zu erhalten. Das Verfahren läuft.
Köstlicher Stinker
Der Handkäs‘ gilt neben der Grünen Soße als Star der Frankfurter Küche. Keine Frankfurter (Apfelwein-) Wirtschaft, in der er nicht auf der Karte steht. Denn ein „Mussigger“ geht immer, sagt man in Frankfurt.
Handkäse, der in anderen Regionen Harzer oder Mainzer heißt, wird aus Sauermilchquark hergestellt. Daher ist er fett- und kalorienarm, aber sehr eiweißreich. „Beim Handkäs? kommt es auf den Reifezustand an, egal ob er eingelegt verkauft wird oder nicht“, sagt Handkäse-Experte Ernst Berger aus Bruchköbel. Sein Tipp: Handkäse darf innen auf keinen Fall weiß sein, dann ist er unreif. Doch erst seine Soße – die „Musik“, eine Vinaigrette (Öl, Essig, Salz) mit Kümmel und reichlich Zwiebeln – macht aus ihm einen echten „Mussigger“.
Weshalb das so heißt, bemerken Novizen schnell an ihren Körperreaktionen. Nicht- Frankfurter outen sich beim Handkäs’-Essen übrigens meist schnell: Nach alter Tradition wird er nur mit dem Messer gegessen: Zuerst die Butter aufs Brot streichen, dann auf eine Ecke ein Stück Handkäse mit Marinade häufen, plumpsfrei zum Mund führen und genießen.
Vielseitig Schobbepetze
Als bieder gilt das hessische Nationalgetränk Apfelwein schon lange nicht mehr. Das Stöffche ist im Rhein-Main-Gebiet längst zum Szenegetränk avanciert, wird von Jung und Alt geliebt, geschätzt – und gern geschluckt. Auch heute noch fließt der Apfelwein aus dem „Bembel“ (dem graublauen Tonkrug) ins „Gerippte“, das typische Becherglas mit Rautenmuster.
Das einst als sauer verschriene „Stöffche“ ist mittlerweile von anderem Kaliber. Dank engagierter Apfelweinkelterer, die sich auf den Wohlgeschmack der alten Apfelsorten und das traditionelle Handwerk besonnen haben, entfalten Apfelweine jahrgangs- und sortentypische Vielfalt, wie man sie vom Traubenwein kennt. Angefangen hat die Renaissance des Apfelweins vor bald 20 Jahren mit Jörg Stier aus Maintal. Er dachte als erster Apfelweinkelterer gegen den Strich, experimentierte und versuchte damit, dem stetigen Abwärtstrend des Apfelweins zu trotzen.
Inzwischen gibt es unzählige Mitstreiter, allen voran Andreas Schneider (Obsthof Schneider Nieder-Erlenbach) und Michael Stöckel (Landsteiner Mühle), die alljährlich eine Apfelwein-Messe im Römer veranstalten, zu der Kelterer aus aller Welt anreisen.
Als „Ersatzwein“ wollen die Macher ihr Schöppchen indes nicht gewertet wissen. Im Gegenteil. Apfelwein ist Kult, sagen sie, und der Erhalt der Streuobstwiese, von der ihre Äpfel stammen, eine regionale Pflicht. Wie vielfältig und innovativ das traditionsreiche Getränk ist, dokumentieren Ingrid Schick und Angelika Zinzow in ihrem Buch „Apfelwein 2.0“. Dabei zeigen sie auf, dass Apfelwein keineswegs nur in Hessen gekeltert und getrunken wird.
Weltweit – von Finnland bis Japan – haben findige Apfelwinzer das Potenzial des Apfelweins erkannt und experimentieren mit neuen Ideen und Verfahren. Eine breite Produktpalette von edlem Apfelschaumwein, Cidre, Eisapfel und Apfeldestillaten bis hin zu ausgefallenen Kreationen wie Apfelweinsenf und Apfelweineis ist daraus entstanden. Die Autorinnen beschreiben in Wort und Bild die Erzeuger und erzählen informative Geschichten über Apfelweinkultur und Herstellung.
Es geht um die neue Apfelweinszene, den Rohstoff Apfel von der Streuobstwiese, das Geheimnis des Geschmacks, um kulinarische Dreamteams und Apfelwein in der Spitzengastronomie. Mit atmosphärischen Bildern und Rezepten von Spitzenköchen rückt das Buch die Vielfalt des Apfelweines in den Mittelpunkt und macht Appetit auf ein fruchtigfrisches Geschmackserlebnis.
Die Getränkespezialitäten der Mainmetropole beschränken sich keineswegs nur auf Apfelwein. Der Sachsenhäuser Berg war und ist der Brauerhügel, wo noch heute die Binding – inzwischen Teil der Radeberger Gruppe und damit des Oetker-Konzerns – ihren Sitz hat. Doch die großen Zeiten der Brauer sind längst vorbei. Das Areal der früher ebenfalls am Berg ansässigen Henninger Brauerei – von ihr kündet noch der Henninger Turm, einstmals Getreidesilo mit Aussichtslokal -, wird demnächst mit Wohnungen bebaut. Von der ehemaligen Union Brauerei an der Hanauer Landstraße hat nur der Name überdauert, deren Gelände der Immobilienfachmann Ardi Goldman zum Kreativ- und Ausgehmekka umgebaut hat. Im früheren Brauhaus residiert heute der King Kamehameha Club, das ehemalige Bräustübel ist zum Italolokal mit Pasta, Pizza und Rotwein mutiert.
Nicht viele deutsche Großstädte können sich jedoch eines eigenen Weinbergs rühmen. Dass die Stadt – und damit ihre Bürger! – seit 1803 ein Weingut ihr Eigen nennen, hat sie Napoleon und der Säkularisation zu verdanken: Die Gebiete des Karmeliterklosters in Hochheim am Main fielen der Stadt Frankfurt zu. Die Weinlage „Lohrberger Hang“ in Seckbach ist ein Stück Rheingau innerhalb der Frankfurter Stadtgrenzen. Viele Jahre lang bewirtschaftete die Stadt das Städtische Weingut selbst, seit 1994 ist es an die Hochheimer Winzerfamilie Rupp verpachtet. Nie fehlen städtische Weine und Sekte bei offiziellen Anlässen, Banketten und Empfängen der Stadt im Römer. Erhältlich sind die Weine im Gutsausschank und Shop am Römer sowie im Kaufhaus Hessen an der Berger Straße.
Süße Tradition
Auch bei Gebackenem hat die Frankfurter Küche einiges zu bieten. Was den Parisern die Macarons, sind Frankfurtern Brenten und Bethmännchen. Einst hütete jede Frankfurter Patrizierfamilie ihr Brenten-Rezept. Geheimrat Goethe ließ sich die Marzipanstückchen von seiner Mutter nach Weimar schicken. Sie müssen ihm geschmeckt haben, denn die Frau Rath berichtete in einem Brief erbost von einem „Postraub“, nachdem eines ihrer Pakete geplündert worden war und „die Schurcken den ganzen Konfeckt gefressen“ hatten.
Auch in der Familie Bethmann hatte man eine eigene Version kreiert, die später ihren Namen trug und deren Entstehung viele Jahre im Dunkeln lag. Bis sich Karlheinz Gundlach der Sache annahm. Der inzwischen 84jährige Frankfurter Konditormeister machte sich an die Recherche. Er stöberte in allerhand Archiven und förderte die wahre Geschichte zutage: Dem Franzosen Jean Jacques Gautenier soll als erstem die Idee gekommen sein, aus dem Brententeig kleine Kugeln zu formen. Er war Ende des 18. Jahrhunderts Küchenchef der Bankiersfamilie Bethmann. Um seine Herrschaft zu erfreuen, verzierte er die Marzipanleckerei mit vier Mandeln, je eine für die vier Bethmann-Söhne Moritz, Karl, Alexander und Heinrich. Als Moritz 1845 starb, wurden die Bethmännchen nur noch mit drei Mandeln geschmückt, eine Tradition, an die sich Frankfurts Konditoren bis heute halten. Gundlach veröffentlichte seinen Fund im Jahr 1988 zum offiziellen 150. Geburtstag der Bethmännchen. Seither gilt „das Geheimnis der Bethmännchen“ als gelüftet.
Ein wenig in Vergessenheit geraten ist der Frankfurter Kranz, einst Krönung jeder Kaffeetafel. Die kalorienreiche Schöpfung Frankfurter Konditoren trumpft mit einer Füllung aus Buttercreme auf und ist heute in erleichterter Variante unter anderem im Café Siesmayer im Palmegarten erhältlich. Wer keine Angst vor Kalorien hat, mag auch den „Kerschemichel“, den man aus Kirschen, Weißbrot, Eiern, Zucker, Kirschwasser und Milch in einer gebutterten Auflaufform backt. Oder Frankfurter Pudding, ebenfalls nahrhaft und sehr lecker. Wer die Welt kennt, Mauritius, die Malediven, Südafrika, Karibik und viele Länder mehr bereist hat, kann sich guten Mutes der Heimat widmen. Nie war es schmackhafter – und nachhaltiger! –, die Region und ihre kulinarischen Schätze zu erkunden.
Einmal mehr sei der Geheimrat Goethe bemüht, der noch immer die besten Zitate liefert und vor rund 200 Jahren festhielt: „Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah.“
Die besten Lokale mit Frankfurter- und Regionalküche
Apfelwein Solzer, Bornheim
Bei gutem Wetter zeigt das Traditionslokal seine wahre Größe und verlegt den Betrieb in den riesigen Garten. Die Grie Soß‘ ist eine der besten weit und breit und rangiert alljährlich beim Grüne Soße-Festival unter den Spitzen-Saucen.
www.solzer-frankfurt.de
Apfelwein Föhl, Neu-Isenburg
Vom hübschen Marktplatz fällt man quasi direkt in das schmucke Lokal, in dem Ulrike Wipfler und Uwe Vollmershausen ihre Gäste glücklich machen. Tolles Stöffche, prima Essen – hier gibt’s wunderbare hauchdünne Wiener Schnitzel vom Bio-Kalb.
www.apfelwein-foehl.de
Frankfurter Küche, Hanauer Landstrasse, Ostend
Nomen est omen im netten Ecklokal. Hier dürfte die Rindswurst besonders gut schmecken, da sie nur einen Steinwurf weiter in Gref Völsings- Traditionsmetzgerei produziert wird. Neben allerlei Internationalem wie Burgern gibt’s Kreationen wie Handkäs’-Kartoffeln und hessische Wurstplatte.
www.frankfurter-kueche.de
Zum Gemalten Haus, Schweizer Strasse, Sachsenhausen
Hier werden in der Saison täglich bis zu 30 Liter Grüne Soße nach Geheimrezept hergestellt. Dazu gibt’s Rippchen, Solber, Würste, Sauerkraut und – ein süffiges Stöffche.
www.zumgemaltenhaus.de
Schuchs Restaurant, Praunheim
Rund um den Apfel – auf dem Teller und im Keller – geht es bei Petra und Jürgen Schuch. Ihre Stammgäste schätzen Rumpsteaks mit Apfelsenfkruste, Apfelbratwurst, Apfelweinhinkelchen und vieles mehr. Dazu schmecken die selbst gekelterten Apfelweine und Apfelsherry.
www.schuchs-restaurant.de
Lorsbacher Thal, Große Rittergasse, Alt-Sachsenhausen
Für viele ein Stück Kindheit, weil schon Opa, Oma und die Eltern dort ihre Schobbe petzten. In sechster Generation seit 1803 führen Elke und Thorsten Dorn diese Oase im rummeligen Alt-Sachsenhausen, in der hessische Tradition und Qualität zu Hause sind.
www.lorsbacher-thal.de
Zur Schönen Müllerin, Baumweg, Nordend
Torsten Dornberger, bekannt als Karnevalsprinz der Kampagne 2009, ist ein bekannter Wirt, der auf Lokalkolorit und typische Speisen setzt. Dauerbrenner ist das Hessenschnitzel, gefüllt mit Äpfeln, Sauerkraut und Speck, dazu Sahnepüree und ein „raffiniertes Apfelweinsößchen“.
www.schoene-muellerin.de
Exenberger Imbiss / Werkskantine, Fechenheim
Moderne Traditionsgerichte und flottes Ambiente wie in Exenbergers Imbiss an der Textorstraße oder im rauen Loft-Schick der Werkskantine in der Klassikstadt.
www.exenberger-frankfurt.de
Gaststätte Weida (Im Blauen Bock), Saalburgstraße, Bornheim
Eine der letzten Bastionen der – fast – reinen Apfelweinlehre. Weida-Wirt und Metzgermeister Günther Wolf hat die Ebbelwei-Cuisine um Matjes, Schnitzel und sogar Bratkartoffeln erweitert. Auch jüngere Gäste gesellen sich gern zu den Stammgästen, die original-bernemerisch babbeln und sich dabei „dobbelten Mussigger“ schmecken lassen.
Buchscheer, Schwarzsteinkautweg (an der Louisa), Sachsenhausen
Seit 1876 bewirtschaften die Theobalds in derzeit fünfter Generation ihr Lokal mit der großen Terrasse und keltern ihren eigenen Apfelwein, das „Sachsenhäuser Lebenswasser“. Dazu schmeckt die „Kleine Sachsenhäuser Verführung“ aus Grüner Soße mit Ei, Schneegestöber und Kräuterquark.
www.buchscheer.de
Apfelwein Wagner, Schweizer Straße, Sachsenhausen
Neben den allgemein bekannten Qualitäten des traditionsreichen Lokals gibt es eine kuriose Besonderheit: Zwei Familien-Stämme – die Rudorfs und die Wagners – teilen sich seit 1970 die Geschäfte. Dabei arbeitet jeder der beiden Eigentümer – Harald Rudorf und Ralf Wagner – in dreiwöchigen Intervallen. Das hat bereits seit drei Generationen Tradition und soll auch so bleiben.
www.apfelwein-wagner.com
Frankfurter Tradition deluxe
„Das Spiel mit dem Apfel“ ist Dr. Johanna Höhl angeboren. Die promovierte Marketingexpertin entstammt der ältesten Apfelweindynastie der Region und gilt als Visionärin der Branche.
Seit ihrer Taufe – mit Apfelwein, versteht sich – begleitet sie das Stöffche durch ihr Berufs- wie Privatleben. Als ungekrönte Apfelwein- Queen ist die fesche Frau Doktor gern gesehener Gast in den unterschiedlichsten Szenen der Mainmetropole und darüber hinaus. Neben den Traditions-Stöffche aus der Hochstädter Kelterei hat die findige Marketingfrau als ihre eigene Linie längst einen Super-Stoff entwickelt, mit dem sie für Riesenfurore sorgt: Pomp heißt das prickelnde Getränk, bei dem erstmals die Vermählung von Apfelwein und Rieslingsekt gelang und das eine lange Tradition wieder aufleben lässt: Als „Herrschaftsgespritzter“ war das süffige Getränk schon vor 200 Jahren beliebt. Wenn damals die feinen Leut’ etwas zu feiern hatten, spritzten (mischten) sie ihren Apfelwein nicht mit Wasser sondern mit Sekt.
Schon zu Zeiten Goethes trank man den „Herrschafts-Gespritzten“. Eine Tradition, die auch in der Familie Höhl gepflegt wurde, aber irgendwann in Vergessenheit geriet. Bis die pfiffige Johanna wieder auf den Herrschaftsgespritzten aufmerksam wurde. Daraus entstand der Pomp classique mit dem orangefarbenen Etikett, der im gehobenen Einzelhandel im Regal steht und den man aus dem einzigartigen „gerippten“ Pomp-Glas trinkt, das Johanna Höhl eigens entwickelt hat Vor drei Jahren setzte Johanna Höhl mit der Kreation Pomp Seductive rosé (trocken) und weiß (brut) noch eins drauf: Die Cuvée enthält Champagner Reinette, eine rare Apfelsorte, die auf dem Bio-Obsthof von Andreas Schneider wächst, und nach einem traditionellen, besonderen Verfahren ausgebaut wird.
Hauptbestandteil aber ist bester Rieslingsekt der Lage Mönchspfad vom Rheingauer Weingut Allendorf. Entstanden ist ein hochwertiges Getränk, das das Beste der Region vereint. Der Apfel verleiht dem Sekt ein frisches und fruchtiges Bukett mit zarter, feiner Apfelnote im Abgang, der Rosé besticht in Farbe und Aroma mit schwarzer Johannisbeere. Pomp ist „der“ Hauschampagner der noblen Kameha Suite am Opernplatz und deren Flaggschiff-Hotel, dem Kameha Grand in Bonn. Gästen der Frankfurter Hotels Bristol, Roomers, Pure und Gerbermühle wird zur Ankunft ein Glas Pomp Rosé kredenzt.
Bei Veranstaltungen und Banketten wird Pomp in den feinsten Hotels der Region ausgeschenkt, in der Hessischen Landesvertretung in Berlin ist Pomp vertreten, und beim Empfang zu Ehren des Bundespräsidenten in Marburg wurde Pomp getrunken. „Die Champagner-Reinette macht ihrem Namen alle Ehre. Mit angenehm wenig Säure und nicht so viel Alkohol, einfach total lecker und bekömmlich“, freut sich Johanna Höhl. „Und doch ist Pomp ein echter Hesse“, in dem Höhl die Vermählung von Rheingau-Riesling und feinstem Wein aus Äpfeln auf die Spitze getrieben und ihre „Pomp“-Familie um zwei exklusive Varianten erweitert hat. „Pomp ist Frankfurts feinste Visitenkarte“, sagt seine Erfinderin stolz. Und ist dabei ein echtes Familienprojekt. Die schwarzen Flaschen mit Jugendstil-Dekor und den werblichen Auftritt hat Diplomdesignerin Anna Seibel kreiert. Als Tochter von Johanna Höhl fiel auch bei ihr der Apfel nicht weit vom Stamm…
Der enorme Erfolg von Pomp seductive und der generelle Trend hin zu Rosé-Getränken hat die Landkelterei Höhl inspiriert, den klassischsten aller Höhl’schen Apfelweine der Marke „Alter Hochstädter“ um eine Rosé-Variante – mit einem Schuss Johannisbeersaft – zu erweitern und in eine schicke Flasche mit schwarzem Etikett zu stecken. Der Hochstädter Rosé ist so süffig – den trinkt auch der 84jährige Senior-Chef der Kelterei Höhl.
www.hoehl-hochstadt.de
www.pomp-hoehl.de
Buchtipps:
„Apfelwein 2.0“ von Ingrid Schick und Angelika Zinzow, Umschau Buchverlag
„Grüne Soße. Die besten Rezepte“ von Ingrid Schick, Cocon Verlag
„Das neue Frankfurter Kochbuch: Die schönsten Koch- & Backrezepte aus der Metropole am Main“ von Evert Kornmayer, Verlag Kornmayer
„Was Frankfurt isst: Über 250 neue Gerichte aus Mainhattan“ von Christoph und Evert Kornmayer, Verlag Kornmayer
„Frankfurter Spezialitäten. Von A wie Apfelwein bis Z wie Zeppelinwurst“ von Andrea Rost, B3 Verlag
- Megerle, Markus (Author)